Medikinet und Alkohol (Tipps notwendig)

Hallo zusammen.

Kurz zu mir. Ich bin 37 Jahre alt und männlich. ADHS wurde bei mir im Kindesalter diagnostiziert. Ich habe als Kind Retalin und als Jugendlicher Medikenet bekommen. Die Medikamente haben mir geholfen das zu erreichen wo ich jetzt stehe. es half mir die Schule zu beenden, eine Ausbildung zu machen.

Nach der Ausbildung wurde ich depressiv und hatte auch einen Klinikaufenthalt.

Medikenet wurde mit ca. 21 abgesetzt (nach der Ausbildung). In mitten meiner 20er verfiel ich der Partyszene. 3 Jahre Amphetamine am Stück + MDMA und alles was sonst noch so konsumiert wird.

Nachdem ich beinahe meine beste Freundin verloren habe, habe ich einen Cut gemacht und mit allem aufgehört. Nur nicht mit Alkohol. Mein Alkoholkonsum war nicht täglich. Auf Wochenenden bezogen, dann aber viel.

Ich habe es geschafft zwischen meinem 28ten und 32ten Lebensjahr zu studieren und habe eine entsprechende Führungsposition bekommen.

Mittlerweile habe ich Haus, Frau und Kind. In den letzten Jahren habe ich zunehmend mehr Depressionen entwickelt. Zumindest dachte ich das. Ich hatte mein ADHS nicht mehr auf dem Schirm. Es stellte sich allerdings heraus dass die meisten meiner Probleme auf ADHS zurück zu führen sind.

Entschuldigt die lange Einführung. Aber ich denke das war wichtig. Nun zu meinem Problem. Mein Alkoholkonsum ist immer weiter zurück gegangen. Ich nehme seit nun 2 Jahren Escitalopram (0-10-10) und seit einem halben Jahr medikinet retard (20-10-0). Mir ist in letzter Zeit aufgefallen dass ich anfange regelmäßiger zu trinken (nicht viel, aber regelmäßig). Auch wenn meine Frau in der Woche unterwegs ist, dann trinke ich ne Flasche Bier zwischendurch.

Ich weiß nicht ob das auf das medikinet zurück zu führen ist, oder auf meine generelle Sucht Affinität.

Das medikinet tut mir wirklich gut. Ich habe endlich wieder Ruhe im Kopf und kann konzentriert arbeiten.

Ich bin in Therapie (gerade Sommerpause). Aber ich wollte fragen ob es Leute gibt, die ähnliches beobachtet haben oder Tips haben wir ich damit umgehen soll.

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Hast du mal versucht auf Ritalin zu wechseln, es könnte sein, das dein Alkproblem mit der fehlenden oder abgesenken Impulskontrolle zu tun haben könnte. Du hast diese Probleme nach dem Wirkende der Medikation oder?

Ich hab da bei Medikinet andere Geister die schon Jahre kein Thema mehr waren gegen die ich plötzlich kämpfte

Das ist ein guter Hinweise. Und gut zu wissen das ich nicht alleine bin. Geister trifft es ziemlich gut. Das Bedürfnis ist nachmittags Richtung Abend.

Ich habe kommende Woche den nächsten Termin beim Psychiater. Werde es mal ansprechen. Die letzte Aussage war, wir bleiben erst mal bei 30. Er meinte wir können noch so bis 60 hoch gehen.

Vielleicht bleibt die Wirkung dann die komplette wach Phase und das Bedürfnis bleibt aus. Werde aber Retalin auch mal ansprechen. Gibt es das auch für erwachsene?

Ich denke Kathy meint Ritalin LA (LongActive) das ist retardiert, ähnlich wie Medikinet Adult/Retard wirkt also länger als unretardiertes Ritalin, das du vermutlich als Kind bekommen hast. Ritalin LA ist für Erwachsene Zugelassen. Unretardiertes ist leider für Erwachsene recht schwer zu bekommen.

Respekt dafür, dass du damals den Absprung geschafft und dein Leben in bessere Bahnen gelenkt hast :adxs_friends:

Wenn der Gedanke an ein Bierchen erst am späteren Nachmittag / gegen Abend aufkommt, könnte es damit zusammenhängen, dass der Wirkspiegel so stark abgesunken ist, sodass im Neurotransmitter-Haushalt wieder eine Dysbalance entsteht (Rebound-Effekt).

Das Hirn ist quasi unterstimuliert, muss diesen „Craving“ Zustand ausgleichen und geht dann auf Dopamin-Jagd.

Das kann sich durch vermehrtes Essen, Nikotin-, Alkohol-Gebrauch, oder Ähnliches bemerkbar machen.

Wenn es Rebound-bedingt ist, kommen noch andere Faktoren dazu, die das verschlimmbessern könnten.

Eine Umstellung auf Ritalin LA / Adult wäre eine Möglichkeit.
Wirkt allerdings auch nicht wirklich länger als Medikinet Adult und wirkt zudem sanfter.

Symptome erkennen
  • Tritt das Verlangen (Alkohol / andere Substanz / unkontrolliertes Essen) regelmäßig nachmittags oder abends auf?

  • Gibt es gleichzeitig typische Rebound-Symptome?

    • innere Unruhe
    • Gereiztheit
    • Müdigkeit, Konzentrationsabfall
    • Verlangen nach „schnellen Belohnungen“

→ Wenn ja, dann spricht es für eine Rebound-Problematik.


Medikamentöse Optionen (ärztlich abzuklären)

Dosisschema anpassen

  • Zweite Dosis erhöhen (z. B. 20–20–0 statt 20–10–0) → könnte den Rebound allerdings verstärken, da der Wirkabfall nach der letzten Dosis stärker wahrgenommen würde

  • Dritte kleine Dosis ergänzen (z. B. 20–10–10) → möglicherweise die bessere Lösung in deinem Fall

  • Bedarfsmedikation mit unretardiertem MPH am späten Nachmittag / frühen Abend prüfen (z. B. 5 mg) → für Erwachsene nicht zugelassen; Privatrezept / Selbstzahler - die Kosten sind mit ~35-40€ für 100 Tabletten überschaubar.

Wechsel auf länger wirksames Präparat

  • Concerta (bis zu 10-12 h Wirkdauer, OROS-System)

  • Kinecteen (bis zu 10-12h Wirkdauer)

  • Elvanse (bis zu 12-14 h Wirkdauer, gleichmäßigerer Wirkverlauf / langsameres Absinken des Wirkspiegels)

→ Ziel: gleichmäßigere Abdeckung bis in den Abend, weniger Rebound.

Wirkverläufe im Vergleich - MPH und LDX


Psychotherapeutische / Verhaltensorientierte Maßnahmen

Craving-Management

  • „Urge Surfing“ (Verlangen beobachten, ohne nachzugeben, 10–15 min abwarten)

  • Ablenkungsstrategien (Sport, Bewegung, feste Aktivität am späten Nachmittag / Abend)

Strukturierung

  • feste Mahlzeiten am Nachmittag und Snacks zwischendurch, die den Blutzuckerspiegel möglichst konstant halten (Proteine, Ballaststoffe, komplexe Kohlenhydrate) → kann das Wirkempfinden verbessern und Rebound-Effekte abmildern

  • klare Tagesstruktur bis in den Abend

Trigger-Tagebuch

  • dokumentieren: Uhrzeit, Situation, Intensität des Verlangens

  • Muster erkennen → gezielt gegensteuern

Okay gut zu wissen. Vielleicht ist es wirklich rebound bedingt. Ich werde dies beim nächsten Mal ansprechen.

Vielleicht gibt es eine Möglichkeit. Anderes Medikament, oder andere Dosierung?

Ich merke halt sehr sehr deutlich daß das medikinet das macht was es soll und ich fühle mich definitiv besser als vorher. Auch meinen Mitarbeitern gegenüber.

Ich kann auch nach der Arbeit viel besser auf meine Tochter eingehen. Das nimmt allerdings Richtung späten Nachmittag spät ab und ich ziehe mich in den Keller zurück und sitze am PC und baue 3D Modelle, oder kümmer mich um meinen Rasen.

Es fühlt sich einfach verrückt an manchmal.

Joa, das klingt klassisch nach Rebound-Effekt am Ende der therapeutischen Wirkdauer.

Wenn du es dem Arzt anhand von Zeitfenstern möglichst genau beschreibst, stimmt er vielleicht zu.

Das könnte dann durch eine 3. Kapsel Medikinet Adult (20-10-10), eine Bedarfsdosis mit nicht-retardiertem / kurzwirksamen MPH, einer länger wirksamen Formulierung (Kinecteen / Concerta), oder eben durch Wechsel auf Lisdexamfetamin lösbar sein.

Irgendwann im späteren Tagesverlauf wäre natürlich immer Ende im Gelände, aber so würde man zumindest eine längere Tagesabdeckung erreichen.

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Klingt für mich auch so, das Abends noch ne Dosis fehlt . Wie bei Kaffee , auf Bier und Appetiet hat sich der Hype unter gut abgedeckter Medikationen bis in den Abend extrem reduziert.

Ohne Medikation/ im Rebound ist der Hype schnell wieder höher.

Ich habe 3x Medikinet Adult am Tag genommen oder 2x und unretardiertes und nehme jetzt 2x am Tag Concerta.

Ich glaube du brauchst dir nicht all zu viel Sorgen zu mach wenn du die Medikation noch etwas anpasst.

Super. Vielen lieben Dank euch.

Ich werde das entsprechend dem Arzt so sagen. Ich hoffe das es mit einer Anpassung regulieren kann. Denn selbst meine Frau findet die Wirkung und meine verhaltensänderung sehr angenehm.

Zumal ich endlich abends auf der Couch mal ruhig liegen bleiben kann und nicht ständig aufspringen :rofl:

Ich möchte Sneedles Beitrag unterstützen. Zwei Kapseln wirken oft nicht lange genug in den Abend, auch nicht wenn du die Dosis erhöhst. Ich nehme eine Kapsel morgens, eine Kapsel mittags und noch eine kleine Menge unretardiertes Methylphenidat am frühen Abend. Das fängt den Rebound etwas ab und verlängert die Wirkung.

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Du wirst grundsätzlich weder mit Ritalin und noch wahrscheinlicher mit Medikinet nicht mit einer Dosis auskommen, ich kenne keinen denn lt. Hersteller ist das so bei Medikinet und auch bei Ritalin.

Ich hab mit 2 Gaben Ritalin 13/14 std Tag abdecken können mit 1 Dosis Medikinet so 4,5 bis 5 std und da ist dann bei mir noch zu viel Tag dagewesen.

Ärzte schlucken es nicht und nehmen es teils relaxed erklären im Vorfeld nicht und man muß slles ständig ansprechen bze. wenns nicht passt direkt auf der Matte stehen damit rs dann geändert wird.
.Ich hab öfters da gestanden und hab gesagt" ich brauche jetzt eine Lösung, das kann so nicht bleiben" damit den Tag eine andere Lösung angeboten wurde…

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Ritalin LA Zulassung Kinder und Erwachsene 2 Kapseln n mehr als Adult, ist das gleiche wie Ritalin Adult unterscheidet sich nur in der Zulassung Adult ist nur für Erwachsene zugelassrn und beides ist retardiert

Ja das sehe ich auch so. Ich meine ich bin Recht zufrieden mit dem Psychiater. Er wurde mir auch von meiner Psychologin empfohlen (da wohl “Experte" für ADHS Patienten).

Aber hinweisen muss ich auf jeden Fall darauf. Da die ärtze das, wie gesagt, in der Regel nicht selber nehmen. Das war mit der Grund, weswegen ich das Forum hier gesucht habe, um mit anderen Betroffenen in den Austausch zu kommen.

Ich werde hier auf jeden Fall noch Mal Feedback geben was daraus wird.

Habe kein großes Problem damit mir mein lecker Bierchen zu gönnen. Meine Frau sieht es halt anders und ich habe Angst in alte Muster zu rutschen…

Auf die Ehefrau hören ist (nicht nur) hier eine richtige Entscheidung.

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Nach Rücksprache mit meinem Psychiater werde ich die Dosierung jetzt ein wenig anpassen.

Meine Frau hat mir ebenfalls bestätigt, das meine zersteutheit Vergesslichkeit und meine Unruhe nachmittags stark zugenommen hat.

Das “Bierchen” werde ich nun erst mal versuchen weg zu lassen und schaue was die Dosierungsanpassung mit sich bringt.

Ich werde dann in 1-2 Wochen noch Mal Feedback geben. Also falls überhaupt gewünscht.

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Du solletest das auf jeden Fall mit deinem Arzt besprechen. Alkohol reagiert zusammen mit Medikinet/Ritalin so, dass es einen Stoff bildet, der genauso wirkt. Deshalb kein Alkohol zusammen damit, weil es dann überdosierrn kann. Aber in deinem Fall klingt es so, als ob du abends die Reste, die noch im Körper sind mit Alkohol nochmal aktivierst. Also bräuchtest du wohl eine anders über den Tag aufgeteilte Dosierung.