Mein ADHS Diagnose mit Ende 40

Hallo zusammen,

nachdem meine Therapeutin mir empfohlen hat, eine ADHS Diagnose durchzuführen zu lassen, war ich froh eine Facharztpraxis für Psychiatrie und Psychotherapie in der nähe gefunden zu haben, die laut Webseite u.a. auf ADHS bei Erwachsenen spezialisiert ist.

Nach 2 ca. einstündigen Terminen, in denen wir diverse Fragebogen zusammen durchgegangen sind, teilte mir die Fachärztin mit, dass das Ergebnis nicht eindeutig sei. Ich sei genau auf der Grenze zwischen ADHS und nicht ADHS. Auf meine Frage, was ich mit dem Ergebnis jetzt anfangen soll, schlug sie vor, eine Zeitlang täglich Elvanse 30mg einzunehmen und zu schauen, ob sich meine Symptome verbessern.

Ich weiß, dass die Diagnose von ADHS nicht trivial ist, und die Ausprägungen sehr individuell sind. Dennoch bin ich etwas enttäuscht. Ich fand die Durchführung nicht sehr professionell, im Prinzip sind wir nur die Fragebögen durchgegangen.

Allerdings hat sich seit der Einnahme von Elvanse einiges verändert. Ich fühle teilweise euphorisch und kann mich jetzt wesentlich besser und länger auf meine Tätigkeiten konzentrieren. Ich muss mich auch nicht mehr so sehr zu für mich eintönige Aktivitäten, wie z.B. Geschirrspülmaschine einräumen, Staubsauger reinigen, etc. überwinden.

Dennoch stellt sich für mich die Frage, ob das jetzt für ein Vorliegen von ADS spricht?

Wie wirkt sich denn die Einahme von Elvanse bei Menschen, ohne ADHS aus? Kann man auf Grund der Wirkung von Elvanse weitere Schlüsse für eine Diagnose ziehen?

Wie sind Eure Erfahrungen?

Liebe Grüße

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Ist nicht so leicht zu sagen. Als bei mir Elvanse das erste mal richtig gewirkt hat (das war bei 40mg) hatte ich das erste mal seit langem einen ganzen Arbeitstag wirklich konzentriert arbeiten können. Vorher hatte ich meinen Job wirklich gehasst ( hatte damals auch noch Depressionen) und an dem Tag war das besser und ich hab zum ersten mal wieder gespürt das ich gut bin in dem was ich dort tue. Mein Selbstwertgefühl kam also wieder zurück.
Nach der Arbeit war ich dann auch etwas euphorisch ( was eher schlecht ist, da es eher auf Überdosierung hinweist). Aber erwartungsgemäß war die „euphorie“ nur an den ersten 1-2 Tagen. dann hatte sich der Körper ein wenig an das neue Medikament und die Dosis gewöhnt.

Das mit den Fragebögen und Gesprächen halte ich persönlich schon für OK. Es muss nicht immer ein computer Test sein. Zumal die auch nicht so Aussagekräftig sind da wenn wir dabei in den Hyperfokus kommen wir auch nicht unbedingt typische erwartete Ergebnisse für ADHSler abliefern.

Wie fühlt sich dein Kopf denn mit und ohne ELvanse an. Versuch mal in dich reinzuhören wie ruhig /unruhig deine Gedanken mit und ohne Medikament sind. spürst du da einen Unterschied?

Wenn du ADHS hast sollte durch Elvanse dein Kopf „ruhiger“ werden. Jemandem der es nicht hat wird eher unruhiger und hibbelig. Das ist die Paradoxe Wirkung bei uns.
Wenn 10 Leute gemeinsam Speed nehmen auf einer Party, tanzen 9 neurotypische und drehen auf, und der eine unerkannte ADHSler sitzt evtl ruhig auf der Couch und geniest die Ruhe in ihm drin :wink:

LG Hagbard

Edit: lies mal die Metapher mit den Türen, und schau ob du dich darin wiedererkennst… Die Metapher mit den Türen - oder exekutive Dyskunktion mal gut erklärt

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Hallo @Hagbard,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Deine Beschreibung der Wirkung von Elvanse stimmt ganz gut mit meiner Erfahrung überein.

Wie fühlt sich dein Kopf denn mit und ohne ELvanse an. Versuch mal in dich reinzuhören wie ruhig /unruhig deine Gedanken mit und ohne Medikament sind. spürst du da einen Unterschied?

Ich bin der Meinung, dass meine Gedanken ruhiger sind mit dem Medikament. Bzw. es sind weniger (negative) Gedanken, weniger Grübeln.

Ich werde Elvanse jetzt erst einmal eine Zeitlang nehmen und schauen, wie es mir damit auf längerer Zeit geht.

lies mal die Metapher mit den Türen, und schau ob du dich darin wiedererkennst… Die Metapher mit den Türen - oder exekutive Dyskunktion mal gut erklärt

Danke für den die Metapher. Die exekutive Dyskunktion , die ich sehr gut kenne, ist dort gut beschrieben.

Für mich persönlich ist das Öffnen einer Tür nicht nur abhängig von der objektiven Aktivität, sondern auch von meiner subjektiven Vorstellung der Tür. Was ich damit meine ist: Wie schwer sich eine Tür öffnen lässt, kann ich auch durch meine Gedanken und Vorstellungen über die Tür beeinflussen. Es ist allerdings in der Praxis nicht immer so einfach.

Um bei der Metapher der Tür zu bleiben, mir hilft es auch manchmal nicht die Anzahl der Türen zu verkleinern sondern die Anzahl der Türen zu vergrößern, die jedoch einfacher zu öffnen sind. Also Vorhaben in kleinere, konkrete Aktivitäten, die nicht viel Zeit benötigen, aufzuteilen.

Liebe Grüße

Max

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