Die Metapher mit den Türen - oder exekutive Dyskunktion mal gut erklärt

Hier einmal ein Text (nicht von mir) der original in english auf Reddit gepostet wurde und später von einem anderen Reddit user ins deutsche übersetzt wurde.
Teilen und weitergeben wurde explizit erlaubt/erwünscht.

Da ist eine Sache, die getan werden muss. Sie beinhaltet zwei Schritte:

  • Die Entscheidung wie etwas getan werden muss

  • Die tatsächliche Ausführung der Sache

Diese zwei Schritte sind wie unterschiedliche Räume, die durch eine Tür voneinander getrennt sind. Für viele Leute ist dort nicht einmal eine Tür, sondern nur ein Durchgang. Die Entscheidung etwas zu tun und es dann tatsächlich auszuführen, ist wie vom einen Raum in den anderen zu gehen.

Das Problem ist die Tür: Sie ist immer geschlossen. Manchmal sogar abgeschlossen. Manchmal ist der Türgriff auf wundersame Weise verschwunden. Diese Tür ist riesig, schwer und klemmt. Ich möchte wirklich in den anderen Raum gehen, zuerst muss ich jedoch diese Tür öffnen. Und das braucht eine Menge Anstrengung.

Eine Tür ab und zu ist machbar, aber denk mal daran, wie viele Türen du in deinem Leben schon geöffnet hast. Wie viele Türen hast du alleine heute schon geöffnet?

Aus dem Bett aufstehen? Öffne die Tür. Sich anziehen? Öffne die Tür. Frühstück vorbereiten? Öffne die Tür. Zähne putzen? Öffne die Tür.

Manchmal ist es einfacher in dem einen Raum zu bleiben, den Schlafanzug anzulassen und sich abgrundtief dafür zu schämen.

Du denkst, dass jeder seine Tür genauso fest aufdrücken muss wie du und wenn du dein Türlimit erreicht hast, fühlst du dich faul oder schwach. Jeder ist schon viele Räume weiter als du und es scheint ihnen keinen Aufwand zu machen. Jedoch weißt du nicht, dass sie die Türen nicht einmal bemerken, wenn sie überhaupt vorhanden sind.

Es kann jedoch ein Notfall eintreffen, ein Feuer zum Beispiel. Daraus entsteht Panik – kämpfen oder fliehen – und für einen kurzen Moment hast du die Kraft die Tür mit roher Gewalt aufzustoßen.

Dieses Feuer ist eine Deadline für die Schule/Arbeit, die erreicht werden muss. Dieses Feuer ist ein unangekündigter Besuch von jemandem und die plötzliche Notwendigkeit zu putzen und aufzuräumen. Dieses Feuer ist jemand, der dich um Hilfe bittet.

Das Feuer ist das Stresshormon Cortisol, das den Mangel an Dopamin in deinem Hirn überwindet und durch schiere Panik diese Aufgaben zu bewältigen, ist ein Weg wie viele Menschen durch ihr Leben kommen.

Manchmal bist du in einem Raum voller geschlossener Türen, du weißt mit Sicherheit, dass sie geöffnet werden müssen, jedoch klemmen sie alle. Dies sind die Aufgaben die bewältigt werden müssen.

Dann – plötzlich und aus dem Nichts – taucht ein wunderschöner, glänzender Flur voller Licht auf und hinter ihm liegt ein riesiger offener Raum völlig ohne Türen. Jetzt kannst du dich plötzlich frei bewegen, kannst rennen, dich austoben und absolut NICHTS kann dich stoppen. Das Problem ist, sobald du diesen Raum betrittst, verschwindet der Flur hinter dir uns es ist schwierig ihn wieder zu verlassen.

Du musst auf die Toilette? Keine Zeit dafür. Du brauchst etwas zu essen? Keine Zeit dafür. Du musst schlafen gehen? KEINE ZEIT DAFÜR, HÖR AUF MIR AUF DIE NERVEN ZU GEHEN; KANNST DU NICHT SEHEN; DASS ICH ENDLICH MAL SPASS HABE?

Dieser weite, offene Raum ist Hyperfixierung. Ein plötzliches, willkürliches und kurzes Interesse, das dein Hirn mit Glückshormonen überschüttet. Aber es ist, was es ist: kurz. Irgendwann gehen die Lichter in dem Raum aus, Hindernisse tauchen auf, Wände werden schief, die Decke stürzt ein. Mittlerweile ist es kein Ort mehr, an dem du Zeit verbringen möchtest, in welchem du nicht einmal mehr verweilen kannst. Du verlässt den Raum abgeschlagen und hoffst, dass du irgendwann wieder zurückkehren kannst. Dieser Tag wird wahrscheinlich nie kommen.

Was sind nun diese Türen? Sie sind Rezeptoren im Frontallappen deines Hirns. Damit sie arbeiten können, brauchen sie Glückshormone, zum Beispiel Dopamin. Mit ADHS/ADS gibt es entweder nicht genug Dopamin oder die Rezeptoren wissen nicht, was sie damit anfangen sollen.

Daher suchst du Dopamin überall wo eine Möglichkeit dafür besteht.

Schokolade? Auf jeden Fall! Nahrungsmittel, bei denen du weißt, dass sie schlecht für dich sind? Je mehr umso besser! Eine neue, gute Serie? In einer Reihe durchsuchten! Rauchen, Alkohol, Drogen? Direkt in die Vene damit! Wie ein Irrer durch den Straßenverkehr rasen um etwas zu fühlen? Sicher, es kann ja nichts schief gehen!

Alles oder Nichts!

Meistens jedoch, sitzt du in einem Raum aus dem du um jeden Preis verschwinden möchtest. Wieder einmal ist da aber diese verdammte Tür aus Blei, ohne Klinke und sie ist ja auch sowieso abgeschlossen. Es kann sein, dass du gegenüber jemandem erwähnst, wie schwierig es ist, diese Tür zu öffnen und derjenige antwortet: „Ja, das kenne ich, man muss ein klein wenig ziehen!“

Nun, um einem das Leben leichter zu machen, muss man die Menge an Türen möglichst gering halten.

Geschirr in die Spüle stellen und dann in die Spülmaschine = 2 Türen. Geschirr direkt in die Spülmaschine stellen = 1 Tür.

Werde herumstehendes Zeug los. Mach alles zugänglich. Minimiere die Anzahl der Schritte, die benötigt werden um eine Aufgabe zu erfüllen. Platziere Wäschekörbe und Ständer dort, wo Kleidungsberge auftauchen. Wenn es möglich ist, kauf dir einen Saugroboter. Verwende Benachrichtigungen und Apps um deine Aufmerksamkeit zu leiten. Anstatt frisches Gemüse zu kaufen, das Vorbereitungen wie Schneiden benötigt, kauf gefrorenes und vorgeschnittenes, das lange hält und schnell gekocht ist. Die Liste ist unendlich.

Das Leben ohne Medikamente leichter zu machen ist möglich, die Anzahl der Türen zu reduzieren ist erreichbar. Bedenke jedoch, dass es immer Türen geben wird, die schwer zu öffnen sind.

Hier ist es wo Medikamente ansetzen. Sie sind keine magische Lösung, die alles ins Lot bringt, aber ein wichtiges Instrument von vielen. Alles was sie tun ist es, die Türen zu ölen, manchmal aufzubrechen und sie vielleicht sogar vollkommen aus den Angeln zu reißen. Sie sind jedoch kein Mjölnir von Thor, die dir göttliche Kraft verleihen, sondern bringen dich auf den gleichen Stand mit allen anderen, einen Ort an dem dich die Türen nicht mehr weiter zurück halten.


Hier eine Übersetzung des Posts von u/Ukkoloinen da ich die Ausführung sehr treffend fand.

Teilen und Verbreiten ist ausdrücklich erwünscht, Fehler gerne ansprechen.

Link zum Original: https://www.reddit.com/r/ADHD/comments/psh6qy/i\_managed\_to\_explain\_executive\_dysfunction\_to\_a/

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Finde den Text super!

Nur der von mir zitierte Abschnitt führt in der Praxis bei mir nicht zum Ziel.
Einsortieren in Spülmaschine ist eine Tür die erstmal massiver und widerspenstiger ist als die zwei kleineren Türen (dann wenn es wirklich gemacht werden muss ist die Spülmaschinentür harmlos und klein).
Meine Wäschekörbe quellen über und blockieren (reale) Türen…

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Ist wie geschrieben nicht von mir… Für mich ist gerade der Text mit den Türen so die beste Beschreibung wie sich die exekutive Dysfunktion bei ADHSlern darstellt. Normalerweise ist ja oft das Feedback von NTs : aber das habe ich auch… Ist manchmal schwer etc.

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Toller Text! Danke fürs Teilen :pray:

Ist Prokrastination das gleiche wie Exekutive Dysfunktion oder ein Teil davon?

Das Aufschieben und nicht anpacken können trotz wollen ist mMn neben innerer Unruhe, Konzentrationsproblemen und emotionaler Unausgeglichenheit für mich tatsächlich das Schlimmste an ADHS. Mich belastet das wirklich sehr!

Ich finde das Bild mit den Türen super. Am liebsten hätte ich Türstopper, die die Tpren immer offen halten. Medis helfen, aber ganz einfach ist es trotzdem nicht. Ob es allen so geht? :thinking:

Ich bewundere Menschen, die einfach machen (können), anpacken ohne Probleme. Ich wäre gern auch so.

Einfaches Beispiel: ich kann mich nicht überwinden die Bedienungssanleitung unseres Super Backofens zu lesen. Er kann soviel mehr als ich je erfahren werde :confused:

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Ausfschieberitis ist zumindest ein Teil der exekutiven Dysfunktion. Ich weiß was ich tun muss, ich weiß wie es geht, Ich habe mich entschieden es zu tun, aber das Gehirn läßt einen trotzdem oft nicht (wenn keine direkte Belohnung damit verbunden ist).
Bei mir ist das Thema mit der „Aufschieberitis“ bzw. Exekutive Dysfunktion definitiv auch das größte Problem das ich durch ADHS habe.

Mit den Medis geht es mir auch besser, aber die alleine geben einem nur die Möglichkeiten. durch die Türen gehen muss man immer noch selber. Und ja, ist immer noch nicht „leicht“ die richtige Tür zu wählen und konsequent durch zu gehen. Aber es fällt mir jetzt deutlich leichter.

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@Hagbard Danke das Du das mit uns teilst, beim lesen kamen mir die Tränen, ich konnte mich selten so gut mit einem Text so gut identifizieren wie mit diesem.
Erkenne mich selbst, mein ganzes Leben, den täglichen beschissen Kampf mit irgendwelchen Türen, wie oft sitze ich nur noch gefangen in einem Raum, lebe wie ein Sträfling in seiner Zelle, meine eigene Wohnung ist mir allzuoft zu einem Kerker geworden, eine dunkle Kammer, so oft fühle ich mich oft, als gäbe es kein Entrinnen von dort drinnen, meinem eigenen „Knast“, doch ist es wirklich „mein eigener Knast“, oder vielmehr ein mir auferlegter Knast?.
Heute habe ich oft nur noch Angst vor jeder neuen Tür, kann garnicht beschreiben wieviel Kraft es mich kostet all diese Türen zu öffnen, wie tief meine Angst sitzt was mich vielleicht hinter der nächsten Türe erwarten könnte, deshalb sitze ich allzuoft nur noch wie gelähmt in meiner dunklen Kammer und starre auf diese Türen und fühle mich gefangen, von mir selbst?, oder eben doch nur davon, weil ich „anders“ bin, nicht sein „darf " wie ich bin?.
Heute konnte ich mich endlich wieder aufraffen zwei Türen zu öffnen, bei einer musste ich wieder einmal darum kämpfen das eine Entscheidung die ich für mich getroffen habe akzeptiert und respektiert wird, musste mal wieder hinstehen und sagen: „Nein DAS will ich NICHT!, ich werde es so und so machen, und ich werde über dieses Thema nicht mehr diskutieren, bitte lass mich jetzt endlich in Ruhe damit ich mich auf meine weiteren Schritte konzentrieren kann!, es ist mein Leben, meine Entscheidung, kümmere Du Dich doch einfach nur um Dich und lasse mich in Frieden!“. Solche Gespräche haben dazu geführt das ich nicht mehr gerne telefoniere, immer erst mal denke"Oh Gott hoffentlich ist es nicht schon wieder XY soundso“.
Wieviel Kraft mich solche Gespräche im Leben schon gekostet haben kann ich garnicht aufzählen, dennoch habe ich es heute wieder mal geschafft.
Die zweite Tür war um eine Information in einer wichtigen Angelegenheit zu bekommen, und siehe da, endlich wurde ich richtig verstanden, weiss jetzt was zu tun ist und komme einen Schritt weiter.
Ja Menschen wie wir sollten sich wirklich auf ein Minimum beschränken, je weniger Türen, desto besser für einen, dass hätte ich schon viel früher in meinem Leben begreifen sollen.
Deshalb bin ich jetzt drauf und dran langsam aber sicher eine Tür nach der anderen in Angriff zu nehmen, eine Türe öffnen, dann verschnaufen, nächste Türe öffnen, dann verschnaufen, und immer so weiter. Zwischendurch auch mal Pausen einlegen, sei es nur um mal auf den Balkon zu gehen, mit dem Rad eine Runde zu drehen und Sonne zu tanken. :sun_with_face:
Aber ein Kampf und ein Krampf wird es wohl trotzdem für immer bleiben. (Sorry Hagbard wollte hier wieder zum ursprünglichen Text zurück kürzen).

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So ging es mir auch. War schon sehr bewegend einen Text zu lesen der die eigene Situation und den Kampf der in einem tagtäglich vorgeht so gut beschreibt. Habe mich selten so verstanden gefühlt…

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Ja es ist schon verrückt, gestern konnte ich mich noch dazu aufraffen 2 Türen relativ spontan zu öffnen, heute sitze ich wieder da, weiss es gibt so vieles das ich machen muss, habe heute aber wieder keine Kraft, bin Hundemüde und doch irgendwie aufgekratzt, spüre heute muss ich erstmal wieder verschnaufen, wenn da nur nicht das schlechte Gewissen wäre das mich plagt, dass es nicht zulässt das ich verschnaufe, weil ich ja genau weiss das ich mir das eigentlich nicht leisten darf, der unterschwellige Druck ist eben immer da, lässt einen nicht los, lässt es nicht zu das ich mich entspanne, ein Teufelskreis der nie zu enden scheint, den ich anscheinend nie wirklich durchbrechen kann.
Aber es nützt ja alles nichts, muss jetzt probieren meine Gedanken auf was positives zu lenken, nehme mal ein bis zwei Baldrian Pillen und hoffe das ich mich dann halt später am Tag doch noch mal dazu durchringen kann wenigstens noch etwas von dem was ich machen muss zu erledigen.
Denn ich weiss tief in mir drin, dass ich dringend eine Wohnort Veränderung brauche, muss umziehen und mich wieder ganz neu orientieren, hoffe auch das ich dort gute psychologische Hilfe finde, da ich es erneut mit Methylphenidat und Anti-Depressiva probieren möchte um aus meinen Depressionen raus zu finden, denn dort wo ich zur Zeit noch wohne geht es mir schon viel zu lange garnicht gut.
Nur leider zieht sich das ganze in die Länge, was an mir selber liegt, ich eben kaum meinen depressiven A**** hoch krieg. Aber genug über mich gelabert, ich hoffe es geht Dir gut mein lieber @Hagbard , bist hoffentlich nicht von Depressionen geplagt?. :heart:

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Sorry. Ich krame einen 1 jahr alten Text raus.
Und der macht mich total nervös.
Er sagt mir das ich was ändern kann, auch ohne medikamente.

Ich zieh mir gleich ne 5meter lange amphetamin-line wenn es so weitergeht.

Der text ist super.
Er schildert die Schranken.
Und schon wieder könnte ich heulen.

Jeden tag andere emotionen.
Erst Euphorie
Nächster Tag heulen
Nächster Tag agressiv
Nächster Tag Euphorie
Ohne Medis? Heulen.
Türen. Überall Türen.
Du blöde Tür was willst Du eigentlich von mir?
Sie sagt: Du bist müde…deine augen schließen sich.
Ich will aber noch nicht schlafen.
Na dann mach was anderes.
Geht nicht. Das hat mich jetzt total Müde gemacht.
Deine Frau braucht Hilfe bei der Gartenarbeit
Ich bin aber jetzt zu fertig.
Warum hast du nicht vorhin schon geholfen?
Weil ich 19 Stunden lang nichts gegessen habe.
Ich verliere den Faden.
Warum schreib ich das hier eigentlich?
Ach ja der Text war cool.

Außer Türen weiß ich nichts mehr.
Du wolltes helfen.
Wollte ich das?
Ja, aber du hattest was anderes vor.
Ja was denn?

Keine Ahnung.
Ich frag mal wie ich meiner frau helfen kann.
Und wehe die Tür geht nicht auf.

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Hoffe, das ist auch nur ne Metapher :flushed: ???

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5meter wär ein bischen viel.
Da bräuchte ich hilfe. Das ganze Forum müsste mitziehen :joy:
Spaß. Das absetzen meiner medis macht mich fertig.
Das andere hat jetzt tatsächlich das wiedergespiegelt was gerade bei mir im kopf ab geht.

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Dazu gibt’s doch sicher auch ein YouTube Video, wäre das vielleicht eine Idee?

Um in der Analogie zu bleiben:

Einige Türen gehen leichter auf, aber das sind B oder C Probleme.
Übersprungshandlung. Lieber etwas Gartenarbeit als den wichtigen Arzttermin.

Ich bin gerade so erschöpft, weil ich mit Gewalt und im Hyperfocus die Türen eigetreten habe. Das aus Zorn und Selbstversachtung.
Das Resultat ist Ausgebrannt sein.
Depression.
Weil, ich auf dem Weg über die Schwelle stolpere und in allen Räumen mal ein bisschen bin.

Ich muss mir merken, kleine Schritte, das wichtigste zuerst und die Türenzahl minimieren.
Aber auch: sind das Türen, wo ich durch muss?

Und sich nicht mit anderen vergleichen!

Schöner Text!

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Ein sehr treffender Text

Das sich nicht mit anderen vergleichen ist wichtig, aber auch mit am schwersten, finde ich.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich dann halbwegs geschafft habe, mich nicht mit anderen zu vergleichen, wurde ich von anderen mit der „Norm“ verglichen.
Hat lange gedauert, bis ich damit umgehen konnte, zumal meine Akzeptanz für die Situation nicht da war.
Jetzt geht’s einigermaßen, aber anstrengend finde ich immer, das man sich und seine Situation erklären muss, soll, will.

Das Beispiel mit den Türen finde ich auch sehr passend.

Manchmal kriege ich eine Türe sogar auf und die steht dann auf. Eigentlich müsste ich reingehen, aber, Moment mal, da hinten ist ja noch eine Tür und da hinter noch eine, da guck ich jetzt mal nach, das ist spannend,
Wenn der Raum mich mehr interessiert, als der erste Raum, gehe ich erst da hinein, oder auch nicht, oder nur ein bisschen, oder nur in eine Ecke…
Und dann stehen mehrere Türen offen, das bereitet Stress, ich will die erste Tür wieder zumachen, was mir nicht gelingt, da das, was in dem Raum auf mich wartet verhindert, das sie zugeht.
Und dann auf einmal, weil ich so genervt davon bist, das ich die Tür nicht zubekommen, geh ich den Raum, beseitige das, was die Türschließung behindert und schmeiße die Tür hinter mir zu, endlich!
Endlich, der Zug war ganz schön unangenehm.
Klar gibt es Türen, durch die ich leichter hindurchgehen kann.

Das habe ich auch unbewusst oder bewusst schon vor meiner ADHS Diagnose gemacht. Kein Schritt umsonst, wenn ich in den Keller gehe, nehme ich Sachen mit, die nach unten müssen, wenn ich wieder nach oben komme, nehme ich schon mal einen Korb Wäsche mit.
Während der Kaffee durchläuft, fange ich an, die Spülmaschine auszuräumen.
Sachen der Kinder werden auf die Treppe nach oben gelegt, so werden sie mitgenommen usw.
Und das mit dem TK Gemüse mache ich auch.

Und das alles in meinem Tempo, denn ich habe festgestellt, dass, wenn ich mich zu etwas zwinge, es doppelt so lange dauert, extrem auslaugend ist, Aggressionen weckt, weil ich viele Flüchtigkeitsfehler mache und wenn ich es einmal mache, dann bitte auch perfekt.
Dysfunktionaler Perfektionismus raubt einen die Kraft
Und ich stoße mich mehr oder tue mir weh, oder verletze mich unabsichtlich, weil die Konzentration nicht da ist.

Danke fürs teilen! :smiling_face_with_three_hearts:

Auch wieder eine gute Erkenntnis!!

Vor allem diese Aggression bei langweiligen Dingen sind sehr belastend.
Das kannst du keinem Neurotyp verklickern.

„Ist doch schnell durchgesaugt, schau mal!“

Nee, für mich nicht.

Zu der Analogie fällt mir noch ein, dass einige Türen offen stehen, -scheinbar, aber eine Glaswand im Rahmen ist. Du siehst ja, was gemacht werden muss, kannst jeden mühelos da durchnavigieren, nur bei dir zündet zwar die Impulszündkerze, aber das Kraftstoffgemisch entflammt nicht.

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immer wieder diese Verallgemeinerungen.

ja, dann mach es doch selber!

Mein Mann ist auch so ein Spezi.
Der sagt dann Sachen wie:

Das kann doch nicht so schwer sein.
Wo ist denn jetzt das Problem?
usw.
Manchmal meine ich, er macht das extra. Denn immer wieder muss ich ihm erzählen, was der Grund ist :face_with_monocle: warum ich das jetzt nicht machen kann usw.

Badezimmer putzen ich für mich die Hölle, hatte es mir aber einmal für den nächsten Tag vorgenommen. Ich konnte mich nicht auffraffen, irgendwann bin ich dann ins Badezimmer und bin in Tränen ausgebrochen, weil ich überfordert war.
Da habe ich spätestens verstanden, das nicht so ticke, wie andere.

Das ist auch ein guter Vergleich oder wenn man versucht ein Feuerzeug anzumachen. Der Funke ist da, aber danach kommt nichts. Ist ja ähnlich :blush:

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Das erinnert mich an den stätigen Wunsch wieder single zu sein, um niemandem mehr Rechenschaft ablegen zu müssen.

Ich kenne diese Phasen und es tut mir leid wenn jemand anderes so eine hat.

Dieses Gefühl nicht normal zu funktionieren ist „manchmal“ echter Horror.
Man besucht vielleicht jemand und dieser erklärt wie sehr er sich für seine Wohnung schämt und man fängt an zu suchen wo es denn jetzt unordentlich ist.
Oder ähnliche Dinge die für andere als stressig erscheinen, bei einem selbst ein traum der superlative wäre.

Auf dieser Suche nach Gleichgesinnten, wenn man sie dann mal gefunden hat, führt oft zu noch mehr Einsamkeit in seinem Leben, weil man diese Personen zwar kennen gelernt hat, aber sie kein direkter Teil des eigenen lebens sind.

You are not alone ist der Haltegurt der mir zusätzliche Stärke verleiht.

Ich bin immernoch Gemüse im Kopf und hoffe das es so rüberkam wie ich es ausdrücken wollte.
Auch so ein ADS Problem?

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Wenn ich vor so einer Aufgabe stehe, Frage ich mich oft, ob ich nicht etwas wichtigeres vergessen habe und habe Angst das ich danach andere Dinge nicht mehr schaffe was zu Deinem zweiten beschriebenen dann irgendwie passt…

…warum bin ich nur so kaputt im Kopf in Form von verkorkst.
Langsam glaube ich das es wirklich alles einfach viel zu viel war(der ständige Wandel in der Vergangenheit)
Ich weiß schon gar nicht mehr richtig was richtig für mich ist. Fühl mich gerade Emotionsmäßig stark isoliert.
Ich hoffe das es nur ein vorübergehender Zustand ist.
Hast Du das eine, dann beginnt das nächste.
Was ist das nur?
:sob:

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So ist es, Mikesch.
Unser Leben ist eine ewige Baustelle.
Das macht mich auch so platt.
Kennst du das, wenn ich ein wichtiges Ding beginne, z.B. Arzttermin, dann verzweigt sich die Aufgabe weiter in viele andere (Termine).
Also ist beim durchschreiten einer Tür ein Raum mit weiteren Türen.
Und alle sind gleich gross, (Priorisieren)
Auch deshalb ist es für uns so kompliziert.
Ich sause dann blindlings durch viele Türen, bis mir die Puste ausgeht, und ich mich verirrt habe.

Du hast auch ADS (ADXS - I)?

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Natürlich kenne ich das.
Bin seit Geburt krank. Und wenn ich heute zum Arzt gehe, dann enden die Rennereien einfach nicht. Es ging schon zwei Mal so weit, das ich keine Ärzte mehr besuchte, obwohl ich sollte.
Aber du bekommst ein MRT ,das Die dann auch nicht richtig erklärt wird und man eine Therapie empfohlen wird. Bei der wiederum Kontrollen bei Orthopäden und Neurologen Nötig sind.
Also brauchen sie noch ein MRT von der Wirbelsäule.
Lässt sich nicht alles erklären gibt es noch Schlaflabore, oder wenigsten 24Std Tests.
Usw usw.
Nach solchen Zeiten vergehen schonmal gerne 1-1,5Jahre und am Ende wurde aber nicht das Kontrolliert worum es ursprünglich ging.
Muss nicht so sein, aber die Erfahrungen habe ich schon gemacht.

Ja habe starkes ADS