Hallo ihr Lieben,
seit Kurzem habe ich eine Diagnose und bekomme nun auch Medikamente. Auf diesem Weg fühle ich mich etwas alleine, da ich keinen kenne, der sich etwas auskennt und das viele Rumgooglen macht es auch nicht besser; ist ja alles auch sehr individuell. Daher wollte ich hier einfach mal ein wenig berichten und würde mich über jegliche Art von Input freuen
Zuerst bekam ich Medikinet Adult 10mg und sollte das 2x pro Tag nehmen (10-10). Mein Arzt sagte mir, das sollte man mit dem Essen nehmen, da es appetithemmend wirkt. Na ja, hab ich mir da gedacht, dann hab ich halt nicht so den Appetit. Da ich eigentlich nicht frühstücke, hab ich die appetithemmende Wirkung in Kauf genommen, dazu noch eine Dose Energy und – ihr könnt es euch schon denken: war nicht so gut
Abgesehen von den starken Nebenwirkungen (Herzrasen, Migräne) habe ich nicht wirklich etwas gespürt, was mich zusätzlich noch sehr frustrierte. Nach ein paar Tagen habe ich dann realisiert, dass ich jeden Tag immer zu derselben Zeit plötzlich unfassbar depressiv werde und schloss das auf den Rebound Effekt. Super, dadurch wusste ich dann wenigstens, wann es wieder Zeit war, etwas zu essen und das hat mich dann weitaus mehr gestresst als es sollte.
Ich bin Studentin, in einem der letzten Semester, von daher ist mein Tagesablauf sehr unregelmäßig. Abgesehen davon, dass ich ohnehin kein Frühsücksmensch bin, kann ich auch nicht morgens was essen und dann nach 3 Stunden gleich die nächste Mahlzeit zu mir nehmen, nur um dann nach weiteren 3 Stunden, wo ich eventuell auch noch eine Vorlesung habe, unfassbar depressiv verstimmt zu sein.
Mir war daher super schnell klar: Das Medikament ist nix für mich. Daher war ich nach exakt einer Woche wieder beim Arzt und der war überhaupt nicht so erfreut, mich so schnell wieder zu sehen.
Der betonte erst mal nochmals, dass er nicht will, dass ich gar nichts mehr esse, daher sollte man Medikinet eben mit dem Essen nehmen. Als ich ihm sagte, dass ich las, dass es ohne eine Mahlzeit gar nicht erst wirkt, war er erst mal still und sagte dann, dass es aber nunmal keine Alternativen gäbe. Ich sprach dann einfach mal Elvanse an, weils das meistgenannte Medikament ist, das ich hier finden konnte… Aber auskennen tu ich mich rein gar nicht. Nach einer Zeit an seinem Computer gab er mir dann auch recht, dass Medikinet und Ritalin Adult beide nur mit dem Essen wirken, Elvanse allerdings nicht zur Einstellung genutzt wird. Er hat es mir letztendlich trotzdem verschrieben – und zwar mit 20mg. Er will mich absolut nicht überdosieren und ich bekam die Anweisung, nicht vor 3 Wochen wiederzukommen und auch nicht selbst zu erhöhen. Na gut
Das ganze ist nun etwas mehr als eine Woche her und ganz vorab: mir geht es mit Elvanse so viel besser als mit Medikinet. Allein dass man nur eine Kapsel pro Tag nimmt, ist schon eine riesige Erleichterung für mich.
Die ersten paar Tage fühlten sich auch viel wirkungsvoller an. Ich hab ein paar mehr Dinge hinbekommen. Jeden Abend merkte ich dann, wie stark unkonzentriert, dann gereizt und ich dann sehr müde werde, aber das immer nur für 30-60 Minuten. Völlig ok. War für mich auch irgendwie eine Art Beweis, dass ich mir die positive Wirkung über den Tag nicht nur eingebildet habe.
Leider ist sowohl die Wirkung als auch der Rebound inzwischen wieder komplett verschwunden. Und dass ich erst in 2 Wochen zum Arzt darf, um mir Elvanse mit 30mg abzuholen, fühlt sich aktuell sehr frustrierend an. Meine Vorlesungen warten da leider nicht auf mich und ich hatte gehofft, dass mir eine medikamentöse Einstellung etwas unter die Arme greifen würde, was zunächst auch der Fall gewesen ist… Jetzt beschäftige ich mich doch lieber mit Nähen als mit Hausaufgaben… Oder bin ich zu ungeduldig? Muss das wirklich so?
Ich wills mir leider auch nicht mit dem Arzt verscherzen. Ich bin froh, dass ich überhaupt so schnell einen fand! Er sagte mir nur direkt, dass wenn Elvanse auch nicht funktioniert, dann sind diese Medikamente nix für mich und ich soll Antidepressiva nehmen Etwas, das ich eigentlich auf gar keinen Fall will! Zusätzlich habe ich aber auch nicht das Gefühl, dass er sich so richtig top auskennen würde, daher will ich, sofern ich Widerworte gebe, wenigstens genau wissen, was ich da sage. „Ich hab das bei Google gelesen“ hört wohl kein Arzt gerne…
So, das war meine Erfahrung bis jetzt. Wie gesagt würde ich mich über jede Art von Austausch sehr freuen! Ich hab aber auch noch ein paar allgemeinere Fragen:
- wie lange dauert das Einstellen? Ich habe gelesen, dass Koffein während der Zeit ein No-Go ist und halte mich da strikt dran; seit Elvanse habe ich auch kein Herzrasen mehr. Heißt das, ich darf wieder Energy Drinks trinken?
- generell; wie ist das eigentlich mit den Stimulanzien? Viele nehmen die ja auch nur nach Bedarf, richtig? Ab wann ist das möglich? Mein Arzt fragte mich, wieso ich Medikinet denn morgens nehme, wenn ich mich morgens nicht konzentrieren muss. Na, weil er mir das so aufgetragen hat – aber wie individuell kann ich die Einnahme denn gestalten, um trotzdem gut eingestellt zu werden?
- Wie sieht das mit Alkohol aus? Trinkt ihr gar keinen mehr oder lasst ihr an Tagen, an denen ihr etwas trinken wollt, das Medikament weg? Ist es okay, nachdem die Wirkung nachgelassen hat, etwas zu trinken oder wie viele Stunden sollten dazwischen liegen?