Ich sorge sehr oft für Missverständnisse bei meinen Mitmenschen.
Wenn ich nett und höflich sein will, wird es oft als frech und/ oder unhöflich aufgenommen.
Beispiel:
Bei uns im Büro war der Hausmeister am irgendwas Reparieren. Ich bin extrem aus meinem Büro zu ihm gegangen, um zu fragen, ob er Kaffee will. Seine Reaktion:“ wie sprichst du denn mit mir, wie erlaubst du dir so mit mir zu reden?“.
Ich war voll baff und total eingeschüchtert, habe mich umgedreht und bin wie ein beleidigtes Kind in mein Zimmer gegangen.
Ein Mal im Zug sprach ich ganz normal mit einer ehemaligen Kollegin über Gott und die Welt, es war eigentlich ein lockeres Gespräch. Dann fragte ich sie, ob sie bald Urlaub hat und was sie vorhat. Ihre Reaktion ganz plötzlich: „was geht dich das an, warum fragst du überhaupt?“. Gut bei ihr denke ich , die war nicht wirklich Schuss echt und vielleicht habe ich was getriggert, trotzdem hat es mich sehr verunsichert und ich frage niemanden mehr nach seinen Urlaubsplänen.
Oft passiert mir auch bei Männern, dass ich sie anstarre, weil mir etwas interessantes oder schräges bei der Bekleidung, Frisur etc. aufgefallen ist. Dann denken sie, ich würde sie anmachen und fangen an zu flirten.
Da ich auch sehr neugierig, locker und offen mit Männern spreche, denken auch die meisten, ich würde sie anbaggern. Wenn ich dann beim Flirten nicht mitmache und ihnen ein Korb gebe, sind die voll überrascht.
Passieren euch auch solche Missverständnisse? Besonders wenn Nettigkeiten als unhöflich empfunden werden?
Sorry, aber das mit dem Hausmeister und Kaffee fand ich irgendwie lustig. Musste gerade total lachen
Ich bin zwar kein diagnotizierter Adsler, dafür ein hochsensibler Mensch und das mit den Missverständnissen passiert mir auch oft, vor allem wie du sagst, wenn es um Nettigkeiten oder Gutmütigkeit geht.
Vorgestern war ich auch etwas verblüfft. Ich habe bei ebay Kleinanzeigen eine 120 Liter Mülltonne zum Verschenken ( kostet neu 45 Euro ) gegeben, da ich sie bei mir im Schrebergarten nicht mehr benötigte. Haben sich natürlich gleich etliche Leute gemeldet und mit dem Ersten hab ich einen Abholtermin vereinbart.
Ich stand schon draussen mit der Tonne aufm Strassenrand, damit er mich sieht und ich ihm beim Beladen helfen kann. Seine erste Frage war: „Die Tonne gehört aber niemand anders oder ?“
Ich erwiderte mit einem Schmunzeln: " Sonst würde ich sie ja nicht verschenken, sondern verkaufen."
Generell find ich, dass man mit dem Helfersyndrom in der heutigen Gesellschaft nicht weit kommt. Das ist meine Erfahrung in den letzten 30 Jahren.
So ging es mir auch.
Ich bin mir bei solchen Sachen nie sicher, ob das nicht einfach normal ist und uns da nicht die Rejection Sensitivity einen Streich spielt und uns die Reaktion des Gegenübers verstärkt wahrnehmen lässt? Vielleicht ist der Hausmeister einfach ein Grantl?
DAS geht mir allerdings auch so…
Wir hatte uns ja mal im Forum darüber ausgetauscht, dass wir ADHSssinen uns gerne mal aus den klassischen Rollendefinitionen rausbewegen.
Ich meine, wie kann es sein, dass man z.B. einfaches Rumblödeln schon als Flirt empfindet? Übrigens reagieren Männer aus dem ADHS-Spektrum (also mutmaßlich) anders - ihre Partnerinnnen allerdings nicht. Zumindest ist das für mich die Erklärung für den einen oder anderen Kontaktabbruch befreundeter Paare… Ich finde das sehr schade. Aber auch hier die Frage, ob das nicht normal ist - nicht umsonst suchen sich Frauen gerne schwule Männer als beste Freunde. Ich habe da allerdings mal in einem Gay Forum gelesen, dass letztere das als ziemliche emotionale Ausbeutung empfinden können.
Is also alles kompliziert.
vielleicht kannst du ja mal im Nachhinein den ein oder anderen fragen was da los war. Manchmal klärt es sich und es kann auch sein dass es gar nicht an dir lag. Aber so hast du vielleicht ein Chance zu erfassen woran es in solchen Situationen liegt.
Ich frage so was immer ab wenn es möglich ist, einfach um zu wissen ob es an mir lag oder nicht oder ob ich mich ggf. wirklich entschuldigen muss.
Mir passiert es immer mal wieder das ich was rauspolter was nicht so angemessen war , wo ich selbst, das als locker, harmlos oder lustig fand.
@allmighty
Das kenne ich auch. Das Gegenüber ist beleidigt/ gekrängt nach dem ich nett sein wollte. Ich frage mich ob mein ADS Kopf wirklich so verquer ist, dass ich nett nicht von unhöflich unterscheiden kann :?: :?
Eine ehemalige Kollegin meinte ein par mal zu mir „Du haust aber auch Dinger raus“. Dabei war sie die mit der großen Klappe… Ich war mir dessen nie bewusst.
Und dann die Sache mit den Männer :roll:
Ich rede, Mann denkt ich flirte.
Ich alber rum, Mann denkt ich bagger ihn an.
Ich finde Mann nett (oberflächlich/ freundschaftlich), Mann hält mich für sehr verliebt.
Reden neurotypische Frauen denn nicht mit denen, oder wie kommen die immer auf sowas :?: :lol:
Oder liegt es daran dass ich keinen Smalltalk kann und mich lieber richtig unterhalte?
Geht es AD(H)S Männern auch so mit (neurotypischen) Frauen?
Ja, Missverständnisse passieren mir sehr häufig, leider. Und in letzter Zeit auch häufiger, dass mein Gegenüber mich so richtig „anpampt“, obwohl ich das gar nicht böse gemeint hab.
Ich versuche, derzeit leider noch erfolglos, herauszufinden, woran das liegt und frage mich, ob das früher auch schon so schlimm war.
Das mit den Männern ist bei mir tatsächlich auch so. Das ging dann auch mal soweit, dass man mein Angebot dankend abgelehnt hat, weil Mann „glücklich verheiratet“ ist, ich mir aber keines Angebots bewusst war, edit: im Gegenteil, gar nicht mein Typ, aber nen netter Kumpel.
Diese Vermutung habe ich schon länger.
Ich füge mal ein H ein und sage: offen, eindeutig und direkt (oder zweideutig, aber das ist auch irgendwie direkt).
(oha, ich habe schon lange nicht mehr geflirtet, merke ich gerade!)
Die Frage ist gut, @Khan , ich glaube du bringst mich auf die Spur.
Wenn ich flirten will bin ich zurückhaltender, alber nicht rum, bin ernsthafter. Unterhalten tue ich mich dann überlegter.
Dass ist dann warscheinlich insgesammt ziemlich gegensätzlich zum Verhalten neurotypischer Frauen, oder? :shock: :? :oops:
Ist irgendwie als würden der Mann und ich verschiedene Sprachen sprechen ohne es zu wissen… :idea:
… dem füge ich hinzu:
Gar nicht. Geht nicht wegen schlagartigem Hirnschwund. Beschränkt sich auf Heizen und dümmliches Grinsen - letzteres aber auch nur, wenns richtig gut läuft…
Hihi, so ne richtig schlüssige Aussage ist da jetzt nicht draus zu gewinnen, oder?
Nun ja , diese Sache mit den Männern ???
Kann ja auch sein das es an den Männern liegt , die jedes nette Gespräche oder überhaupt Gespräch auf mehr deuten oder so oder so drauf aus waren??
Ich habe in solchen Situation eher das Gefühl das es an dem Suchmodus der Männer liegt, nicht an mir. Hab schon mal extra versucht das Gespräch langweilig zu machen und nicht meine besten Seiten zu erzählen , aber das half auch nicht :lol: Hätte da bestimmt auch noch furzen und rülpsen können und er hätte sich immer noch ne chance erhofft. :lol:
und flirten kann ich glaube ich gar nicht ??? :lol:
Wenn ich Alkohol getrunken habe, kann ich flirten wie eine Weltmeisterin.
Bin ich nüchtern, bin super nervös, zurückhaltend, vermeide Augenkontakt und kann kaum was sagen.
Gerade noch nicht gut Bekannte fragen auch oft nochmal nach, wenn ich was (aus meiner Sicht) Nettes sage.
Das liegt nicht primär, wie ich eine Weile dachte, an unverständlicher Aussprache. Eher scheint es, dass viele Zweifel haben, dass man so etwas wirklich sagt und auch noch unironisch meint. Meine Theorie ist, dass wir durch die ewige Andersartigkeit an guten Empathie-Tagen eben auch außergewöhnlich Nettes sagen und tun (können) und viele damit gar nicht rechnen, weil sie so etwas so selten hören.
Vielleicht erntet der reparierende Hausmeister viel häufiger motzende Kritik als Kaffeeangebote und fand „Affe“ wahrscheinlicher als „Kaffee“?
Das würde seine seltsame Reaktion erklären. Bei harten Fällen behelfe ich mir inzwischen gestisch. Da könnte man beides auch gut unterscheiden.
Hm, das würde eine Menge erklären… ich bin nämlich, glaube ich, ganz gut darin, eine freundliche Situation genau nicht als Flirt zu deuten - selbst wenn ich, wie ich gelegentlich später erfahre, hätte sollen. Andererseits sind diejenigen, von denen ich das erfahre, andere Männer, die halt eine Situation eher doch als Flirt sehen, ob’s stimmt oder nicht, also wer weiß, wer da im Einzelfall mehr recht hatte.
Für mich ist eine freundliche Blödelei eben genau das und nichts anderes, und ein tiefes Gespräch ebenso. Wenn es schon einen Rahmen gibt, um eine Situation zu deuten, muss ich doch nicht noch nach einem anderen suchen. Umgekehrt ist es mir natürlich auch schon passiert, dass eine freundliche Blödelei als Anmache oder (öfter) persönliche Kritik verstanden wurde.
Wenn mich eine Unbekannte wie von @allmighty might beschrieben anstarrt, ohne dass es einen Rahmen dafür gibt (z.B. dass sie mich kennt, aber nicht einordnen kann, oder dass mein Hosenlatz offen ist), dann kann ich vielleicht auch mal auf falsche Gedanken kommen. Aber vorher prüfe ich auf jeden Fall erstmal den Hosenlatz, und dann ist der Moment seltsamerweise auch meist verflogen.
Gut zu wissen, dass die Unterschiede zwischen Männern und Frauen doch nicht so groß sind, wie alle immer sagen. Also, zwischen AD(H)S-Männern und AD(H)S-Frauen. Also, manchen.
Kennt Ihr das, dieses Warten auf den Richtigen Moment bei gleichzeitiger Hyper-Sensibilität dafür, warum ein Moment gerade nicht richtig ist?
Finde ich auch!
Vielleicht sollten wir einen separten Thread eröffnen.
Wobei ich das Thema Flirten mit ADxS äußerst interessanten finde.
Ich kann es nämlich auch nicht. Man(n) muss sich schon vor mir auf die Knie werfen oder mit roten Rosen vor der Türe stehen, bis ich etwas merke.
Das hat in der Vergangenheit, als ich mit Freundinnen unterwegs war, schon dreimal zu verbalen Aggressionen gegen mich geführt, weil sich die Typen von mir ignoriert fühlten und damit wohl nicht umgehen konnten. Da war der Alkohol wohl das geringere Problem.
Möglicherweise hat dieses Nicht-Merken ja auch etwas damit zu tun, dass man es unbewusst für völlig abwegig hält, dass jemand anderes Interesse an so einem Selbstwert-Wrack wie einem selbst hat - und die Signale deshalb erst dann ankommen, wenn sie einfach nicht mehr ignoriert werden können.
Andere Erklärungen für Probleme in diesem Bereich liefern möglicherweise die klassischen Dauerthemen Nähe und Distanz, Smalltalkunfähigkeit und Egozentrismus.
