ich habe heute zum ersten Mal Medikinet adult genommen und seitdem grüble ich sehr viel. Eine der Hauptfragen, die bleibt: bekommen wir ADHS‘ler dank der Medikamente einen authentischen Eindruck vom Denken und Handeln neurotypischer Personen? Also z.B. einen Gedanken nach dem anderen denken; einfach aufstehen, wenn ich was tun möchte; Gedanken, die sich dazwischen schieben im Hinterkopf behalten und in 5 min ‚bearbeiten‘ … ist davon auszugehen, dass das alles Dinge sind, die bei neurotypischen Personen immer so sind oder ist das die optimierte Version bzw. ‚im Tunnel‘ Version? (Ja ich weiß, dass Menschen alle anders sind und jede*r ein wenig anders denkt und handelt). Dieser ‚krass, so ist das also immer für dich?!?‘ Moment hat mich heute echt umgehauen und mich würde interessieren, ob hier Leute sind, die sich intensiv mit nicht-ADHS‘lern über das eigene Empfinden ausgetauscht haben und berichten können.
Danke schonmal
Hi, willkommen und viel Glück im Forum.
Meine Meinung: Nein. Aber auch neurotypische sind nicht eine homogene Masse. Psychisch Kranke denken anders, daher ähnliche oder sogar gleichwirkende Symtome wie Neurodiverse. Und auch die „gesunden“ sind so unterschiedlich wie die ADHS Betroffenen in ihrem Spektrum.
Ich denke auch nicht, dass die Medis uns „neurotypisch denken“ lassen. Es ist besser, aber immer noch „anders“.
Ähnlich wie mit Hörgeräten. Mein Sohn hat eine angeborene Hörschädigung. Mit Hörgeräten kann er besser hören. Aber er wird trotzdem nie „normal“ hören.
Nein. So viel Energie haben wie sehr viele Nicht-ADHS-ler, ein solches Pensum schaffen werde ich nie, auch nicht mit Medikamenten. Auch Ordnung halten wie diese werde ich nie können. Da helfen die Medis mir ein gutes Stück, aber ich werde nicht neurotypisch.
Aber was Ausgeglichenheit betrifft, Zuhören können, nicht aus der Haut fahren, emotional den Überblick behalten, da habe ich den Eindruck, ich bin, wenn das Medikament gut wirkt, den (vermuteten) ADHS-ler/innen und den Nicht-ADHS-ler/innen in meiner Umgebung stark überlegen.
D. h. leistungsmäßig macht MPH mich besser, aber lange nicht so gut wie Normalos, emotional wundere ich mich nach 20 Jahren Einnahme noch immer, was das für eine Wundersubstanz ist.
Danke für die Antworten und die herzliche Aufnahme
Ich bin ehrlich gesagt etwas schockiert. Ich bin davon ausgegangen, dass wir mit Medikamenten während der Wirkzeit (waren bei mir gestern etwa 3 1/2h) noch strukturierter und gedanklich sortierter sind als neurotypische und nicht, dass wir selbst dann nicht an deren Normaltzstand rankommen. Ich war als Spätdiagnostizierte mit jede Menge Kompensationsstrategien um bloß nicht aufzufallen so überwältigt von diesem ‚oha, so kann das sein?!!‘ Gefühl! Obwohl ich nur 10mg genommen habe und mir schon gesagt wurde, dass das vermutlich nicht reicht. Natürlich war ich wahnsinnig aufgeregt, neugierig und Placebo (a la ‚jetzt bin ich aber mal gespannt, ob ich es dank Medikamente schaffe, ne Stunde hier zu sitzen und die Aufgabe fertig zu machen‘) spielen sicher auch ne große Rolle. Da bin ich aber mal gespannt, was mich noch auf meiner Reise erwartet und ob meine pms in zwei Wochen alles wieder vernichtet
Ích möchte vom Spielverderber-Spielfeldrand vorsichtig das Wort „Honeymoon“ reinrufen… Muss nicht sein, kann aber sein, dass da ein bisschen Wolke 7 reinspielt. Im Wissen darum ist vielleicht die Landung sanfter. Aber Du schreibst es ja schon selbst. Es ist eine Reise. Gutes Gelingen in jedem Fall.
Weiß nicht, wie Du es liest. Unabhängig von der Lesart: Ich freu mich, wenn Du Dich freust. Wünsche aber selbstredend niemandem ein Hinfallen, sondern meinte das im Sinne von „in any case“/jedenfalls. Willkommen im Wortspielkreis, jedenfalls. Drüben gibt es auch ein Bällebad.
Ich habe mich aber gerade ohnehin nochmal eingeloggt, um mich nochmal zu erklären, damit es sich nicht liest wie zynisches Rumgeunke der alten Tante:
Nach meiner eigenen leidigen Erfahrung ist eben selbst mit einem guten klaren Gefühl nicht immer auch zielgerichtetes Abarbeiten der Baustellen verbunden. Das spricht nicht gegen das gute Gefühl und das Recht, sich gut zu fühlen.
Aber eine Steuererklärung bleibt langweilig. Ein langer Text mit Fußnoten bleibt komplex. Bügelwäsche bleibt Bügelwäsche.
Konzentration und Projektplanung bleiben vielleicht trotzdem Fähigkeiten, die erlernt werden müssen.
Die Verwunderung, warum denn nicht alle Neurotypischen jeden Tag sieben Bäume ausreißen, obwohl sie kein Dopamindefizit haben… naja. Assoziiere ich mittlerweile eher mit Honeymoon. Kann aber an mir liegen und an meinen weiteren Defiziten.
Hi, ich noch mal. Ohne Medis hatte ich Stärken und auch Superleistungen gebracht. Bei der Routinen und der sozialen Einordnung war ich auf der Arbeit nur gut, solange meine hochfunktionale Depression meine Impulsivität dämpfte. Ergo, ich wurde als Springer verheizt.
Im Haushalt ein Messie, Sozial ein Loser.
Mit Medis fallen mir die Routinen leichter, weil ich nicht ständig den Faden verliere. Aber ich bin definitiv nicht normal. Aber der Paketbote kommt seltener und mein Konto sieht besser aus. Und ich bin in der Lage meine Therapien durchzustehen. Was früher aufgrund der niedrigen Frustrationstoleranz unmöglich gewesen wäre. Sorry. Bei manchen klappt es besser. Aber man kann sich auch Erleichterungen durch Akzeptanz schaffen. Z. B. Der Adhs-freundliche Haushalt. Bei den meisten wird es besser. Manchmal braucht man nur Tipps, wie es für uns besser funktioniert.
Ich habe es nicht meckerig empfunden und musste selbst ein bisschen über mich schmunzeln, weil ich schlimmer bin als meine Kinder an Weihnachten begeisterungsfähig halt.
Ich fand das dran bleiben gestern auch nicht spannend. Aber ich hab’s halt einfach gemacht. Und das ist schon echt ne riesen Erleichterung! Paralyse und Prokrastination sind bei mir leider ein riesen Thema. Dh wenn ich blöde, langweilige Aufgaben weiterhin relativ neutral als blöd und langweilig bewerte, sie aber trotzdem einfach erledige statt mich ewig auf dem Sofa durch Instagram und Handyspiele zu klicken, während die innere Unruhe mich wahnsinnig macht, wär das gigantisch!
Freu dich doch einfach dass du dich mit den Medikamenten besser fühlst und gehe es weiter positiv an. Wenn dann irgendwas doch nicht so toll ist wie im Moment gedacht, kannst Du immernoch gucken.
Ein Vergleich ist sowieso schwer. Es gibt Situationen, in den ich gedanklich auch hin und her springe, nichts fertig mache, alles gleichzeitig versuche… Aber das ist bei mir Tagesform, und mit etwas Willen kann ich das sofort ändern, wenn ich eben wirklich will. Das ist der Unterschied zu meinem ADS-Sohn. Der kann das nicht steuer wie er möchte und die Medikamente helfen ihm, dass es in seinem Kopf nicht so chaotisch ist. Das heißt aber nicht, dass alles aufgeräumt ist, oder er mit Freude jede noch so blöde Hausaufgabe erledigt.
Ich frage manchmal meinen Mann (kein ADS): was denkst du gerade? Er: Nichts!
Ich frag mich dann immer: Wie kann man NICHTS denken???.. soviel zu den Unterschieden innerhalb der sogenannten Neurotypischen Menschen
Bist du denn NT? Denkst du tatsächlich auch mal nichts? Also wirklich nichts? Fände die Antwort sehr interessant (bei Männern wundert mich die Antwort „nichts“ dagegen nicht…sry)
Bei allen vermeintlich Neurotypischen in deiner Umgebung sind auch die dabei, die von ihrer ADHS noch nichts wissen. Oder die es wissen, aber nicht verraten.