MPH / Elvanse: Unruhe als Wirkung, weil Dosis zu niedrig ist?

Moin,
ich habe eine etwas komplizierte Frage:
Kann es sein, dass man bei niedrigen Dosierungen von Medikamenten wie Methylphenidat oder Elvanse erst einmal unruhig und nervös wird und die gewünschte Wirkung erst bei einer höheren Dosis auftritt - also, dass man diese erste „Dosierungs-Schwelle“ überschreiten muss?

Ich habe eine ADS-Diagnose und werde von Methylphenidat und Elvanse sehr unruhig und nervös. Es ist fast so, als würde dann die Hyperaktivität, die ich sonst nicht habe, bei mir ausbrechen.
Deshalb ging ich bisher immer davon aus, dass das Medikament generell nichts für mich ist oder die Dosis zu hoch für mich sei.
Aber nun kam mir der Gedanke, dass es vielleicht gerade anders herum ist, also dass ich nie in den Dosisbereich gekommen bin, an dem dann die gewünschte Wirkung auftritt.

Bei mir ist das nun schon ein Prozess über viele Jahre, dass ich es mit einer ADS-Medikation versuche. War auch schon bei mehreren Psychiatern in Behandlung, aber eine richtige Lösung für meine Probleme beim strukturierten Arbeiten wurden nie gefunden. Habe mehrmals mit Methylphenidat angefangen, aber mir wurde immer wieder klar, dass das mir gar nicht bringt, weil ich davon so aufgedreht und nervös werde - was genau das Gegenteil von dem ist, was ich eigentlich wollen würde.

Vor einigen Monaten bekam ich dann mal Elvanse verschrieben. Hier habe ich gemerkt, dass es bei einer Kapsel (30 mg) mit der inneren Unruhe und Bewegungsdrang ziemlich extrem bei mir wird. Wenn ich Sport oder eine große Fahrradtour mache, dann ist die Wirkung positiv, weil ich gar nicht mehr aufhören kann, mich zu bewegen. Bei körperlicher Arbeit wäre das vielleicht auch hilfreich, dass ich dann länger konzentriert arbeiten kann.
Aber ich arbeite am Computer und ein großes Problem bei mir ist, Papierkram wiederzufinden und meine Aufgaben zu strukturieren. Dabei hilft mir diese aufputschende Wirkung mit dem Bewegungsdrang nicht.

Ich habe die letzten Monate extrem niedrige Dosen von Elvanse ausprobiert, also nehme dann immer nur etwa ein Sechstel einer Kapsel (5 mg). Da habe ich es schon mal erlebt, dass ich überraschend gut bei der Computerarbeit konzentrieren konnte. Ich habe es mal erlebt, dass es sich so anfühlte, als würde die Uhr stehen bleiben, weil ich jede Sekunde ganz gezielt handeln konnte, ohne mich irgendwie abzulenken. Das war eine ganz besondere Erfahrung für mich. Ich habe es aber nicht geschafft, diesen Zustand erneut herbeizuführen. Sobald ich nur ein klein wenig zu viel Elvanse nehme, spüre ich wieder zu viel innere Unruhe.

Jetzt denke ich gerade darüber nach, ob die erwünschte Wirkung des Elvanse vielleicht erst jenseits der 30 mg auftritt und es dann eben ganz anders wirkt, als ich es bisher erlebt habe.

Dazu habe ich einen sicherlich ungewöhnlichen Vergleich:
Als ich jünger war, habe ich häufig Alkohol getrunken und dabei gemerkt, dass ich bei einer leichten Betrunkenheit erst einmal unruhig und nervös wurde. Wenn ich dann aber mehr getrunken habe, dann hatte ich oft das Gefühl, dass ich völlig strukturiert und innerlich aufgeräumt war. Man könnte fast sagen, dass Alkohol wie ein Medikament für mich war, mit dem ich klarer Denken und Handeln konnte.
Mittlerweile trinke ich aber nur noch selten Alkohol, weil ich am Folgetag immer einen Kater mit starker depressiver Verstimmung hatte und es ja allgemein auch nicht gut für die Gesundheit ist. Bin auch aus dem Alter raus, das ich ständig auf Parties gehe. Vermutlich hat der hohe Alkoholkonsum damals eine Depression bei mir ausgelöst.

Aus dieser Erfahrung könnte man aber vielleicht ableiten, dass es auch bei anderen Substanzen so sein könnte, dass ich erst über diesen Punkt herüber kommen muss, an dem ich so unruhig und unausgeglichen bin.

Ich hatte vor vielen Jahren (als ich noch öfters Alkohol trank) schon mal diesen Gedanken, dass man von der Erfahrung mit Alkohol ableiten könnte wie Medikamente auf mich wirken. Aber als ich das bei einem Psychiater angesprochen habe, verpasste er mir die Diagnose „Alkoholabhängigkeit“ und ging gar nicht auf meinen Gedanken ein.

Diesen möglichen Versuch, dass ich mal teste, wie ein höhere Wirkung von Elvanse auf mich wirkt, werde ich beim nächsten Psychiatertermin ansprechen. Einfach alleine auf eigene Faust mache ich das nicht, weil 30 mg schon so stark wirken, dass ich die Angst hätte, dass es bei einer noch höheren Dosis gefährlich werden könnte.

Ich würde mich aber über Einschätzungen freuen.

2 „Gefällt mir“

Hallo,
mir gehts ähnlich, bei 30 mg Ritalin adult bin ich zu euphorisch, wenn ich den Inhalt teile, was ja leider nie exakt 15 mg sind, da ja auch retardiert und unretardierte Kapseln drinnen sind, dann habe ich die meist die richtige Wirkung. Da ich auch auf eine lange Drogenkarriere zurückschaue, bin ich auch so ehrlich zu mir und klassifiziere die leicht euphorische Wirkung, ( dazu kommt dann auch die Rauchlust, wie bei Alkohol damals, ich rauche nie, außer bei Alkohol und Drogen früher eben), also ich entscheide mich für die richtige Wirkung, wenn ich keine Wirkung spüre, bzw. ganz subtil. Und das merke ich, wie ich Aussenreize, wie Stress, Negativität usw. die von anderen Menschen ausgehen, nicht so spüre, bin auch sehr feinfühlig, wie die meisten ADSler. Aber ich bin auch nicht abgestumpft ( bei zu viel Elvanse ) oder zu euphorisch, ( bei zu viel Ritalin), ich bin einfach sehr achtsam und besonnen bei der richtigen Dosis. Es ist für mich eine Krücke, und ich bin dabei es auch nur noch in schwierigen Situationen zu nehmen, aber ich merke auch, das es vlt. auch eine lebenslange Medikation sein kann. Für mich ist wichtig, das ich es wirklich als Krücke benutze aber eben auch mal an Tagen auslasse, was meist klappt, oft gehts mir da sogar besser, weil ich das Leben wieder in all seiner Überreizung positiv wahrnehmen kann und intensiver spüre. ( Und ich bin kreativ, Songs schreiben, usw. funktioniert nicht auf MPH, ich brauch mein ADHS Gehirn dafür, eben Reizaufnahme und Abrufung im Gehirn, Buchtipp: Rick Rubin, Kreativ, die Kunst zu sein, da gehts auch um den Vorteil der Reizüberflutung bei manchen Menschen)

Langer Text, kurz gefasst, ich nehme auch lieber weniger und lege dann nochmal ne halbe Stunde später ein wenig nach, ist auch gut um den Rebound abzumildern. Microdosisierung ist auch mein Weg! Guter Film zu diesem Thema, Microdosierung, Alkohol und Drogen und meiner Meinung auch zu MPH ist diese Komödie:
Der Rausch – Wikipedia.
Medikamente wirken bei allen Menschen anders, gerade dieses. Hör auf deine innere Stimme oder Bauchgefühl, was dir gut tut und richte dich nicht nach anderen oder was Ärzte sagen. Leider gibt es noch keine 1mg - 5mg Ritalin adult Pillen, das wäre besser, gerade weil es die kleinen 1 mg Dosen sind, die den Unterschied ausmachen. Bei Bier ist ja auch oft das 3. Bier dann der Changer am Abend :slight_smile: obwohl es „nur“ 4 % auf 0,5 Liter sind, die man mehr trinkt.

Hört sich eher wie eine überdosierung an
Vllt mal nach eine spiegelmedikament fragen :slight_smile:

Hi Nordic, hast du evtl. neue Erkenntnisse? Stehe momentan vor einem ähnlichen Problem…

geht mir genauso, Mind_Matter

Vielleicht kommt hier ja noch was von @Nordic :slight_smile:

Hi @Mind_Matter und @superchill

@Nordic war zuletzt am 4. Mai hier und hat einen neuen Beitrag verfasst. Vielleicht hilft Euch der weiter:

Endlich! Nach 11 Jahren ADS-Behandlung hilft jetzt Elvanse (bei Verzicht auf Kaffee) - ADHS - medizinisch, neurologisch, therapeutisch* / Medikamentöse Behandlung von ADHS* - ADHS-Forum von ADxS.org

ach toll, danke.

Klingt nach genau dem, was man sich erhofft. Blöd nur: ich trinke garkein Koffein und kann es daher nicht weglassen lach