MPH Non-Responder? Gründe? Alternative Elvanse?

Hallo SpätDiagnostizierter,

da ich grad selbst noch in der Eindosierung mit MPH bin und daher nur begrenzt eigenen Erfahrung (und zwar inzwischen viel angelessenes Wissen habe, aber absolut kein Experte bin :innocent:) möchte ich zu vielem was du angesprochen hast nichts sagen. Sondern nur zum Thema Schilddrüse und meiner eigenen Erfahrung aktuell.

Hintergrund, warum ich mich damit aktuell beschäftige: Ich bin seit > 15 Jahren mit Hashimoto-Thyreoiditis diagnostiziert, also eine Autoimmunreaktion gegen die Schilddrüse, welche zu Zerstörung des Gewebes führt und damit zu einer zu geringen eigenen Hormonproduktion. Resultiert unbehandelt in einer Unterfunktion. Ich nehme seit vielen Jahren L-Thyroxin. Komme damit gut zurecht und bin quasi symptomfrei bei fT4, fT3 im oberen Normwertbereich. (Achtung TSH eignet sich, obwohl oft anders behauptet, als Screeningwert, aber nicht zur Überprüfung der Einstellung unter Therapie. Da gibt es stapelweise sehr gute Studien zu, leider kommen die nicht wirklich in der breiten Patientenversorgung an).

Ein Herausforderung ist, dass sich Symptome sowohl der Schilddrüsenunter- als auch der -überfunktion (bzw. der Unter- bzw. Überdosierung bei Behandlung mit L-Thyroxin und ggf. Thybon) mit ADHS Symptomen und den Symptomen bei Unter- oder Überdosierung von Stimulanzien überlappen. Also die Zuordnung ist dadurch erschwert.

Der andere Aspekt ist, ob sich der Hormonbedarf ändert: Ich habe viel recherchiert, um herauszufinden, wie der Bedarf an Schilddrüsenhormonen sich durch die Einnahme von Stimlanzien (egal ob MPH oder Amphetamine) verändert. Es gibt hier im Forum ein paar wenige Beiträge, aber über Richtung der Bedarfsänderung und ob die Personen tatsächlich ihr Schilddrüsenhormondosis angepasst haben steht fast nichts da. Bei Schilddrüsen-Gesunden ist es egal, da passt das Organ ja seine Produktion dem Bedarf an.

Ich bin mit MPH niedrig gestartet, konnte anfangs (nachträglich) eine Wirkung in Richtung Ruhe im Kopf und körperliches Entspanntheitsgefühl feststellen. Das war aber sehr subtil und ich kann mir gut vorstellen, dass man mit wenig Körpergefühl für sich selbst, das auch auch gar nicht mitbekommt. Habe langsam hochdosiert mit dem Ziel Wirkung auf meine ADHS-Kernsymptomatik zubekommen. Auf Ernährung und ausreichend Glucose fürs Hirn etc. habe ich geachtet.
Recht am Anfang habe ich nach Wirkende im Rebound extreme Müdigkeit bekommen. Bei höheren Dosierungen trat das auf einmal während der Wirkzeit auf - wirklich mit Schlafbedürfnis, Augen kaum offenhalten können. Zusätzlich keine Belastbarkeit, extreme Konzentrationsprobleme (stärker als vor MPH Beginn). Hat etwas gedauert bis ich wieder auf die Schilddrüsenhormone gekommen bin: Das können alles Symptome der Schilddrüsenunterfunktion sein. Leider hatte ich keine Möglichkeit kurzfristig Blutwerte zu überprüfen. Habe stattdessen meine L-Thyroxin-Dosis erhöht, die MPH Dosis erstmal konstant gehalten statt weiter im Plan hochzudosieren. Bei L-Thyroxin braucht es ja bis wieder stabiles Level da ist 6 Wochen. Aber bereits nach wenigen Tagen habe ich gemerkt, dass die Wirkung Stück für Stück kommt.

Meine Schlussfolgerung für mich (Achtung ist meine persönliche Einzelfallbeschreibung):

  • L-Thyroxin Dosiserhöhung war notwendig (lasse nach 8 Wochen dann Blutwerte kontrollieren), die Symptome kamen von zu wenig Schilddrüsenhormon nicht von zu viel MPH
  • Das Gehirn braucht T4 (Viele klassische Schilddrüsenunterfunktionssymptome sind fehlende Wirkung im Gehirn)
  • Wenn durch Stimulanzieneinnahme die Dopaminwirkung verbessert wird, braucht das Gehirn mehr T4 als vorher.
  • Bei Schilddrüsen-Gesunden kein Problem, das Organ reagiert auf den Mehrbedarf. Wenn es das Organ nicht (mehr) kann (durch Autoimmunprozess, zu klein, Hemmertherapie, …) und das Gehirn zu wenig T4 hat, kann trotz grundsätzlich bessere Dopaminlage im synaptischen Spalt durch Stimulanzien die Wirkung nicht (voll) eintreten - trotz ausreichender Dopaminwirkung am Rezeptor, Glucoseversorgun, …
    Ich kann mir grundstätzlich vorstellen, dass eine ausbleibende Wirkung oder paradoxe Nebenwirkungen unter Stimulanzien auch dann eintritt, bei bisher nicht symptomatisch gewordener Schilddrüsenerkrankung. Wenn die Schilddrüse vorher vielleicht zwar knapp, aber noch ausreichend produziert hat, den Mehrbedarf aber nicht mehr schafft, kann ggf. auch durch Beginn einer Stimulanzieneinnahme bei ADHS sich eine Problem mit der Schilddrüse erst manifestieren. Dann ist aber nicht das Stimulanz das Problem, sondern die Schilddrüse.
  • Ich erkläre mir das fehlende Einsetzen der Wirkung auf meine ADHS-Kernsymptomatik bei niedrigeren Dosierungen sowie dann die später auftretenden Nebenwirkungen (Müdigkeit, Konzentrationsproblem, mangelnde körperliche Belastbarkeit, …) inzwischen mit zu wenig T4.

Ich wiederhole nochmal: Bezieht sich auf mich bzw sind meine Gedanken und Erklärungen (vor dem Hintergrund meines persönlichen Wissensstands).

Aber ich möchte alle ermuntern, der/die bei sich ähnliches vermutet, zumindest mal die Schilddrüsenwerte im Blut überprüfen zu lassen, um nicht evtl. Sachen den Stimulanzien zuzuordnen, die nicht daher rühren.
Ich hoffe diese Art der „Werbung“ ist erlaubt: In Sachen Schilddrüse empfehle ich unbedingt dieses Selbsthilfeforum sammt gesammelten Wissen und Erfahrungen: Autoimmune Schilddrüsenerkrankungen Und für seriöse Infos (es gibt leider inzwischen zu viel Nonsens und Quatsch im Web und als Buch) zu Symptomen, Behandlung, … http://www.hashimotothyreoiditis.de/ und die Bücher von Leveke Brakebusch/Armin Heufelder

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