bei mir wurde vor ca. 7 Wochen ADHS diagnostiziert und ich nehme nun Medikinet Adult, was alles in allem bereits sehr hilfreich war. Wenn ich nun Medikinet nehme, kommt es allerdings dosisabhängig zu einer recht ausgeprägten „Müdigkeit“. Es fühlt sich nicht an als müsste ich einschlafen, stört die Konzentration nicht, soweit ich das beurteilen kann und ist im allgemeinen recht angenehm(!), was mir das ganze nochmal etwas suspekt macht.
Ich hatte diesen Effekt bereits bei einer einmaligen Einnahme vor der Diagnose, habe davon auch meinem Psychiater berichtet, also, dass ich mich etwas sediert fühle, ähnlich wie als ich einmal im Krankenhaus Valium i.v. bekommen habe, lediglich ohne die negativen Nebenwirkungen des Benzos. Der Psychiater hat dann gesagt, dass dies sehr ungewöhnlich sei und hatte dafür keine Erklärung. Eigentlich steht es ja in der Packungsbeilage aber eben keine Interepretationsstütze.
Nun stellt sich mir die Frage: Könnte dies auf eine Fehlerhafte Dosierung hinweisen? Oder ist das wahrscheinlich eher ein Ausbleiben der inneren Unruhe und des durchaus teils intensiven Stress, den mein Gehirn mir bei Langeweile etc. gönnt? Handelt es sich eher um die „Honeymoon“ phase aufgrund von Dosisänderung? Ich würde mich über Berichte ähnlicher Erfahrungen freuen.
Hintergrund: Ich habe erstmal auf 30, 20 mg eindosiert, da ich anfangs, insbesondere in Kombination mit Koffein, schnell Kopfschmerzen und Herzklopfen bekommen habe. Da habe ich allerdings auch nicht wirklich verstanden, dass die Kopfschmerzen im Zusammenhang mit Koffein auftraten.
Da ich einen gewissen Wirkungsverlust wahrgenommen habe in Sachen Konzentrationsfähigkeit und innerer Unruhe, habe ich nun versucht die Morgendosis auf 40 mg zu erhöhen (was auch den 20mg unretardiert, die ich vor der Diagnose einmal genommen habe, entspricht), was durchaus auch die Wirksamkeit verbessert habe, bis ich wieder angefangen habe mir über hiergenanntes Sorgen zu machen
Ich habe keine Probleme beim Schlafen, wache i.d.R. kurz vor meinem Wecker auf (also schlafe ich wohl lang genug) und habe einen sehr geregelten Tagesablauf, da ich sonst ins Gras beiße. Nach dem Aufstehen, also vor der Einnahme des MPH fühle ich mich aber nicht derart Müde - meist bin ich auch einfach sehr früh schon gestresst.
Natürlich frage ich nicht nach medizinischen Ratschlägen, da es mich ja auch nicht stört, sondern nach persönlicher Erfahrung mit diesem positiven „Müdigkeitsgefühl“. Die meisten Beiträge die ich hier gefunden habe, bezogen sich auf störende Müdigkeit.
Mit welcher Dosis gestartet? (gleich mit 40mg Medikinet Adult wegen der einmaligen Probe mit 20mg nicht-retardiert vor der Diagnose?)
Seit wann nimmst du diese Dosis schon ein?
Falls auch mit weniger als 40mg Medikinet Adult eindosiert wurde, wie lange und wie wirkt es da?
Wie lange wirkt die erste Dosis morgens und ab wann geht der Rebound los?
Wie fühlt sich die erste Dosis in den ersten 1-3h nach der Einnahme (Freisetzung der 50% schnell auflösenden Kügelchen in der Kapsel) und dann in den weiteren 2-4h (Freisetzung der 50% retardierten Kügelchen in der Kapsel) an?
Wann wird die zweite Dosis eingenommen, um die Wirkdauer zu verlängern und in welcher Stärke?
Wird es nach Einnahme der zweiten Dosis besser oder schlechter?
Wird zu jeder Einnahme Medikinet Adult eine Kleinigkeit gegessen, um die Retardierung zu gewährleisten?
Vielen Dank, dass du dir hierzu Zeit nimmst.
Zu deinen Fragen:
Mit welcher Dosis gestartet? (gleich mit 40mg Medikinet Adult wegen der einmaligen Probe mit 20mg nicht-retardiert vor der Diagnose?)
Ich habe mit 10mg morgens gestartet und da war zwar deutlich eine Wirkungen zu spüren aber eher in eingeschränktem Maße. Danach in 10mg/Woche die Morgendosis auf 30mg gesteigert - bei 40mg eben Kopfschmerzen etc. in der damaligen situation. Dann das gleiche mit der Mittagsdosis bis 20 mg.
Seit wann nimmst du diese Dosis schon ein?
Der Effekt bestand auch bei der 30mg Dosierung ca. die ersten 7 Tage. Diese Dosis (30, 20) habe ich dann also 2 Wochen weiter genommen, wobei wir dann mit den aktuellen 7 Wochen ankommen. Nun habe ich aus den oben erläuterten Gründen die Morgendosis wieder auf 40 mg gesteigert - einen Tag bisher.
Falls auch mit weniger als 40mg Medikinet Adult eindosiert wurde, wie lange und wie wirkt es da?
bei 10 mg war die Wirkung nur ca. 3 Stunden und dann eine Stunde schwach sonst oberhalb von 20 mg 4 stunden sehr gut, dann 2 mittelmäßig und dann nicht mehr.
Wie lange wirkt die erste Dosis morgens und ab wann geht der Rebound los?
Entsprechend wirkt die erste Dosis von 7:30-8:00 bis 12-14 Uhr, ich nehme dann die zweite um 11:30-12:00 und ab 15 Uhr ist die Wirkung schwach und 16-17 Uhr tritt der rebound ein, ist aber nur leicht ausgeprägt.
Wie fühlt sich die erste Dosis in den ersten 1-3h nach der Einnahme (Freisetzung der 50% schnell auflösenden Kügelchen in der Kapsel) und dann in den weiteren 2-4h (Freisetzung der 50% retardierten Kügelchen in der Kapsel) an?
Bei 30 mg: besserer Fokus, bessere Daueraufmerksamkeit, leicht hilfreich bei der emotionalen regulation, leichte Reduktion der inneren Unruhe(?). Wenn ich genug gefrühstückt habe, unterscheidet sich die Wirkung zwischen den Zeitpunkten kaum. Manchmal gab es „Lücken“ in der Wirkung über den Tag. Nur in kurzen Phasen Müdigkeit, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme mit Tee (3-5g, über den Tag verteilt). Der Tee fördert die Aufmerksamkeit zwar nicht aber dafür die Motivation.
Bei 40 mg: besserer Fokus, bessere Daueraufmerksamkeit (beides in etwa vergleichbar mit 30mg), mittel hilfreich bei der emotionalen regulation, starke Reduktion der inneren Unruhe (?)/durchgängige Müdigkeit, leichte Verbesserung der motivation, bei leichter Verringerung des aktivitätsdrangs (in diesem Fall eher sekundär gemeint wegen Langeweile etc.).
Wann wird die zweite Dosis eingenommen, um die Wirkdauer zu verlängern und in welcher Stärke?
Oben erläutert
Wird es nach Einnahme der zweiten Dosis besser oder schlechter?
In aller Regel besser, wenn ich von Sorgen etc. absehe. Heute (nach 40mg Morgendosis) ging es mir eindeutig wieder besser (emotional) nach der Mittagsdosis (hier auch 20mg, ich soll die Dosen ja einzeln erhöhen laut Arzt). Müdigkeit kommt hier auch wieder stärker hervor.
Wird zu jeder Einnahme Medikinet Adult eine Kleinigkeit gegessen, um die Retardierung zu gewährleisten?
Ich esse morgens Haferflocken mit Joghurt damit die Retardierung funktioniert und ich denke, dass mir das mittlerweile gut gelingt, auch wenn ich in der ersten Woche ausersehen ein paar mal zu wenig gegessen habe. Mittags nehme ich das Medikinet natürlich nach dem Essen.
Bei weiterer suche tief in den Kommentarspalten bin ich noch auf folgendes gestoßen
Vielleicht empfinde ich in hoher Dosierung die dopaminergen Effekte stärker und diese bewirken die Beruhigung/Müdigkeit?
Das wird zwar häufig anders angegeben aber nach 7 Wochen muss rein logisch ja auch schon eine gewisse Toleranzbildung stattgefunden haben - entsprechend ein ähnlicher Effekt bei 40mg jetzt wie bei 30mg am Anfang. Ich möchte diese nur natürlich auch nicht künstlich antreiben.
Mir geht es ähnlich, aber bereits bei einer wesentlich geringeren Dosis: nämlich schon bei 10mg. Deswegen bin ich einfach bei der Anfangsdosis von 5mg, die ich jetzt bereits seit fast drei Monaten einnehme, geblieben. Ich hab noch 5mg unretadiert, die ich bei Bedarf zusätzlich halbiert einnehmen kann, damit ich gar nicht erst so sediert bin.
Ich reagiere im allgemeinen anscheinend des öfteren „anders“ auf Medikamente. Ich vertrage zum Beispiel kein Pantopracol und merke selbst bei hoher Dosis nichts außer Nebenwirkungen, Promethazin waren bei mir 25 Tropfen zur Entspannung während andere bei 5 bereits einschlafen. Dafür waren 20mg Paroxetin und 10mg Medikinet adult zu viel
Bei mir hält diese Entspannung immernoch an, ist aber tagesabhängig. Ich erfreue mich immernoch daran, dass ich mal „anwesend“ bin und Ruhe in mir einkehrt.
Hi,
danke für deinen Erfahrungsbericht.
Über geringe Dosen konnte ich mich bisher selten freuen
Ich muss aber sagen, dass ich den leicht sedierenden Effekt häufig gut gebrauchen kann, ich würde mich eigentlich freuen, wenn er halbwegs bestehen bliebe, da dies auch an den Effekt bzgl. der emotionalen Regulation gekoppelt scheint (in der bisherigen recht kurzen Beobachtungszeit). Es stört mich nicht, nur möchte ich das auch nicht als reguläre Medikamentenwirkung fehlinterpretieren, wenn es das nicht ist.
Die „andere“ Reaktion auf Medikamente kommt mir auch bekannt vor . NSAIDs kann ich fast garnicht verwenden und muskarinische Acetylcholinantagonisten haben bei mir auch nur wenig bewirkt.
Nun wie präsent und fokussiert ich jetzt tatsächlich bin ist natürlich auch von vielen Faktoren wie dem Interesse am geschehen etc. abhängig aber da tut sich auch nicht viel zwischen den 30 und 40 mg.
Aber das war durchaus sehr interessant und auch etwas hilfreich
Ich frag mich, ob die erste Dosis etwas hoch ist, wenn es in der zweiten Hälfte des Wirkverlaufs eher müde macht.
Der Tee hat wahrscheinlich Koffein bzw. Teein drin und könnte auch noch einen draufsetzen, wenn sich das gegenseitig pusht?
Ich schreibe hier soviel, aber finde dann meine alten Fäden nicht gleich auf anhieb zurück.
Die sind hier überall verteilt mit Erklärungen und Grafiken.
Kannst vielleicht hier mal reinschauen, ob das deutlich genug ist. Hab aber auch noch andere hier irgendwo. Ich sollte meine Lesezeichen mal ein bisschen ausmisten / aufräumen
Hm vielleicht habe ich mich hier etwas unverständlich ausgedrückt. Die Einnahme von 40 mg macht mich sofort bei Wirkungseintritt müde und die Wirkung war sehr stabil über die ersten 4 Stunden. Es ist aber nicht so, als ob ich erschöpft wäre, wie, wenn die Medikamente abklingen.
Als ich auf 30mg morgens aufdosiert habe, war das auch erstmal ~3 Wochen so der Fall (und eben vor der regelmäßigen Einnahme aber das zählt ja nicht.)
Häufig war ich etwas „müde“, bis ca. 2 Stunden vor dem Rebound, diese zwei Stunden dann nicht mehr und danach eher erschöpft/antriebsschwach und zerstreut als müde.
Ja, es handelt sich um „echten“ Tee, sprich inklusive Koffein und Theanin (Die Koffeinwechselwirkungen waren aber am Anfang mit Kaffee. Habe nach Koffeinpause beim anfänglichem Eindosieren mal wieder Tee ausprobiert, da dies ja etwas „sanfter“ wirkt durch das zusätzlich enthaltene Theanin). Damit ist es möglich die Wirkung der 30mg Dosis auf ein ähnliches Niveau bzgl. Impulskontrolle, Reizfilterung, emotionaler Regulation und eben auch Müdigkeit zu erhöhen (was meine Konzentrationsfähigkeit sekundär verbessert). Die Müdigkeit ist aber nicht an Koffeinkonsum oder Entzug gebunden, soweit ich das beurteilen kann.
Aber Beruhigung durch eine Überdosis kommt mir irgendwie sonderbar vor. Als ich Anfangs Probleme mit der Koffeinwechselwirkung hatte, war das eher mit Unruhe, sowohl körperlich als auch geistig, und Kopfschmerzen verbunden.
Leider konnte ich nur hochgradig wiedersprüchliche Informationen hierzu finden und die Interpretation von Wirkung und Nebenwirkung der Autoren war auch höchst unterschiedlich. Dabei wurden in einigen Studien sogar eine erhöhte Impulskontrolle als negative Nebenwirkung zum eigentlichen Ziel der akademischen Leistungssteigerung genannt. Das ist mir höchst befremdlich.
Da ich meine spezifische Situation hier auch nur einmal wiedergespiegelt sehe - niemand außer KiraNadine berichtete dies als Wirkung bei optimaler Dosis - (außer vielleicht als Unterdosis? das kommt mir auch seltsam vor, konnte ich jetzt aber nicht überprüfen) werde ich wohl erstmal weiter experimentieren.
Dennoch vielen Dank, dass du dir hier Zeit für genommen hast.
Was genau meinst Du denn mit dieser „Müdigkeit“? Ist es eher Entspannung oder fallen Dir die Augen zu? Hindert sie Dich bei irgendetwas?
Wenn sie sofort mit Wirkung eintritt und Du sie als angenehm empfindest könnte es vielleicht wirklich einfach nur die Wirkung im Sinne von Entspannung/ Ruhe sein.
Ich kenne eine so eine Müdigkeit, die angenehm ist und möglicherweise so ähnlich ist wie das was Du beschreibst beim Abklingen der Wirkung (wahrscheinlich ist das ein positiver Rebound )
Es geht mehr in Richtung Entspannung. Einschlafen oder „wegdösen“, dass die Aufmerksamkeit hierdurch abdriftet ist nicht der Fall. Ich bin durchaus etwas in mich gekehrter, antworte potenziell langsamer als bei geringerer Dosierung aber vergleichbar schnell wie ohne Methylphenidat.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es ein ausbleiben des inneren Drucks die Ursache für diese Wahrnehmung ist, da ich im allgemeinen Fall ohne die Wirkung von Stimulanzien kaum ohne signifikante Stressentwicklung durch den Tag komme und mir dies durchaus sehr neu ist, ebenso wie die Idee, dass dies „normal“ ist
Allerdings weiß ich ja auch, dass MPH potenziell euphorisierend wirkt bzw. Drogenwirkung entfalten kann und mach(t)e mir hier Sorgen wegen einer Misinterpretation einer potenziellen Nebenwirkung als gewünschten Effekt. Ich wollte mich also nicht auf den Anhaltspunkt „angenehm“ als Hinweis auf richtige Dosierung verlassen.