Liebes Forum,
ich nehme seit nun guten drei Wochen Medikinet adult (erste Woche 5/0/0; zweite Woche 10/0/0; ab dritter Woche 20/0/0) und ich habe mit einigen Nebenwirkungen zu kämpfen, die es mich teilweise sogar gefühlt unkonzentrierter und fahriger machen:
In der ersten Woche (Dosierung: 5/0/0) habe ich das Gefühl gehabt, dass mir das Medikinet gut hilft. Vor allem ist mir aufgefallen, dass ich Dinge (wie Lernen, aufräumen, einkaufen, Essen kochen etc.) einfach gemacht habe und die psychische Blockade weg war. Außerdem wurde die Tagträumerei etwas weniger und die Gedanken rasten nicht mehr so sehr. Die einzige Nebenwirkung war ein leichtes „Ziehen“ und Schwindelgefühl im Kopf. Zu der Zeit habe ich gedacht, dass es eventuell Nachwirkungen einer Mittelohrentzündung sein könnten, die ich mir im Dezember eingefangen habe.
In der zweiten Woche ging es genau so weiter, nur dass sich die Nebenwirkungen etwas intensiviert haben und vor allem immer zum Mittag/Nachmittag hin (3-4 Stunden nach Einnahme) stärker geworden sind. Ich habe dann einen leichten Druck auf dem Kopf gehabt (statt dem Ziehen), so als wenn man mit dem Zug durch einen Tunnel fährt oder sich mit dem Flugzeug im Sinkflug befindet, nur dass der Druck dann eben stundelang blieb (ungefähr bis abends).
Dann bin ich ab der dritten auf 20mg hoch (Dosierung 20/0/0), was ich auch so in Zukunft halten sollte (nach Absprachen mit meiner Psychiaterin). Das war das vorletzte Wochenende. Die ersten zwei/drei Stunden nach der Einnahme habe ich mich gut und produktiv gefühlt, habe gut für meine Uni Klausuren lernen können und habe teilweise sogar Spaß dabei gehabt. Dann ab der vierten Stunde (wieder im Nachmittag, schlafe am Wochenende mich gerne aus) kamen die Nebenwirkungen wieder und haben mich wie ein Baseballschläger ins Gesicht getroffen. Ich habe nicht nur den Druck auf dem Kopf gehabt, sondern nun auch Druck auf meinen Augen (ich konnte meine Augen nicht entspannen, sie waren die ganze Zeit auf „scharf“ gestellt, Tagträumerei war unmöglich). Ich habe mich dann gedanklich super abgeschlagen gefühlt und habe Dinge beim Lernen gelesen, die da so gar nicht da standen (habe beispielsweise auf den Vorlesungsfolien die Wörter „objektiv“ mit „subjektiv“ verwechselt und falsch abgeschrieben und mir falsch gemerkt). Am vorletzten Sonntag mutierte der Druck auf den Augen zu leichten Schmerzen, die auch von dort aus in den Kopf gezogen sind. Selbst wenn ich dann mein Zimmer abgedunkelt habe und mich für 20min ins Bett gelegt habe, um meine Augen zu entspannen, hat sich das nicht gebessert.
Ich habe auch immer wieder mal Durchfall gehabt. Da weiß ich aber nicht, ob es mit dem Medikinet zusammenhängt oder ob es an meiner eher eintönigen Ernährung liegt (Durchfall ist aber häufiger und stärker gewesen, seit Einnahme des Medikinets).
Ich habe dann entschieden (angesichts zweier Klausuren letzte Woche) die Dosierung wieder auf 10mg herunterzufahren und die Nebenwirkungen waren wieder weniger. Seit diesem Samstag nehme ich wieder 20mg und die Nebenwirkungen sind wieder stärker (v.a. auf den Augen).
Ich habe in drei Tagen einen Termin mit meiner Psychiaterin und werde das auf jeden Fall ansprechen. Denn obwohl das Medikinet motivierter macht, helfen mir die Nebenwirkungen bei der Konzentration natürlich gar nicht. Und sich jeden Nachmittag angeschlagen oder krank zu fühlen ist ja auch doof. Habt ihr Tipps, ob ich nach einem Wechsel der Medikation fragen sollte und wenn ja, mit welchen Medikamenten habt ihr da bessere Erfahrungen gemacht? Das war jetzt meine erste Erfahrung mit Medikamenten gegen mein ADHS, deswegen fehlen mir da die Erfahrungswerte.
Vielen lieben Dank schonmal!
Hier noch Infos zu meinem mir und meiner ADHS und ihrer Ausprägung:
Ich bin jetzt 23 und studiere. Erste Anzeichen für mein ADHS waren:
- Habe als Neugeborenes wohl durchgehend geschrien (High-Need-Baby) und war ein Albtraum für meine Eltern (soll wohl mit ADHS zusammenhängen)
- war als Kleinkind eher der Typ „Hans Guck-in-die-Luft“ hatte vor allem Schwierigkeiten mich visuell-motorisch geschickt zu bewegen und wurde vor meiner Schulzeit eine Zeit lang zur Ergotherapie geschickt
- In der Grundschule bin ich irgendwie mitgeschwommen, hatte von den Noten her nie Probleme. In jedem Zeugnis stand unter „Sozialverhalten“ aber, dass ich mich nie am Unterricht beteiligen würde und dass ich mit den Gedanken immer woanders wäre und viel träumen würde. Es wurde außerdem jedes Mal sehr energisch darauf hingewiesen, dass ich doch bitte meine Sportsachen für den Sportunterricht nicht ständig vergessen sollte.
- habe immer auf dem Gymnasium immer auf den letzten Drücker gelernt und habe auch öfters schlechte Noten eingefahren. Habe immer wieder vergessen, Elternbriefe oder sowas abzugeben. Habe nur mit den selben drei Freunden abgehangen und war sonst was neue sozial Kontakte betrifft extrem unsicher und zurückhaltend. War im Untericht immer abwesend, habe im Kopf lieber „Musik gehört“ oder an andere Dinge gedacht
- Uni: Meine Selbstorganisation ist ein einziges Chaos. Kein Plan, warum ich es soweit geschafft habe, hatte aber erste Anzeichen von Burn-Out und Depressionen. Vorlesungen schienen die größte Zeitverschwendung zu sein, weil ich eh nicht aufpassen konnte und gedanklich abwesend war. Habe teilweise veregssen zu essen und auf meine Bedürfnissen keine Beachtung geschenkt, weil „keine Zeit“
- Letztes Jahr im Sommer, nachdem ich mich überwunden habe zum Arzt zu gehen, dann die Diagnose: „Aufmerksamkeitsstörung mit Beginn im Kindesalter: überwiegend unaufmerksamer Typ“ und eine „leichte depressive Episode“
Gehe seit Januar für mein ADHS zur Psychiaterin.