Hallo in die Runde, ich bin ganz neu hier.
Ich habe schon einige gute und wichtige Infos im Forum gefunden. Aber trotzdem blieben mir bisher noch ein paar Fragen unbeantwortet.
Kurz zu mir:
Ich habe vor zweieinhalb Jahren die ADHS – Diagnose im Alter von 35 Jahren bekommen. Kurz vor der Geburt meines dritten Kindes. Der Kleine ist jetzt zwei Jahre alt und ich habe Anfang des Jahres endlich einen tollen ADHS – Therapeuten gefunden. Schon lange habe ich mit dem Gedanken gespielt, einmal Medikamente auszuprobieren, um zu sehen, ob es mir hilft, im Alltag besser klarzukommen. Ich bin eigentlich Lehrerin, habe mein Referendariat abgeschlossen, aber dann Kinder bekommen und seither nicht mehr in meinem Beruf gearbeitet. Zum Großteil hat das auch mit meinem ADHS-Hirn zu tun, da ich mir nicht recht zutraue, in meinen Beruf zurückzukehren und gleichzeitig Familie, Haushalt etc. unter einen Hut zu bekommen. Daher meine Hoffnung, dass die Medikamente mir helfen könnten, mich besser zu konzentrieren, am Ball zu bleiben usw…
Mein Therapeut hat mich dabei unterstützt, ich solle es ruhig mal ausprobieren.
Allerdings habe ich bei uns in der Nähe leider keinen Psychiater gefunden, von dem ich herausfinden konnte, ober sich wirklich mit ADHS auskennt. Habe dann einen Termin bei einem Psychiater bekommen, der mir gar nicht groß zuhörte und sofort Atomoxetin verschrieb, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch stillte (wonach er gar nicht fragte). Es wurde auch kein Puls oder Blutdruck untersucht, auch nicht über andere ADHS-Medikamente informiert. Zum Glück kenne ich mich mit der ADHS-Thematik sehr gut aus, habe in den letzten Jahren extrem viel dazu gelesen & gehört, auch viel amerikanische Literatur, Podcasts, Webinare, die in vielem etwas weiter sind als wir hier in D (leider). Ich bin also kein ADHS-Neuling. Aber auf dem Gebiet der Medikation kenne ich mich einfach nicht so gut aus, zumal ich bisher selbst ja noch nichts bekommen/genommen habe. Daher hatte ich wirklich mehr mehr von ihm erwartet hinsichtlich der Beratung.
Ich fühlte ziemlich vor den Kopf gestoßen, als ich nach Hause kam. Ich hatte mit anderen Medikamenten zu Beginn einer ADHS – Medikation gerechnet und überhaupt nicht mit Atomoxetin. Auf mehrere E-Mails und Anfragen meinerseits an den Psychiater kam keine Antwort und den Folgetermin nach 8 Wochen sagte ich dann schließlich ab.
Jetzt meldete sich der Psychiater dann überraschend doch wieder, entschuldigte sich und erklärte, Atomoxetin sei grundsätzlich das Mittel erster Wahl bei ADHS-Medikation. Abgestillt habe ich mittlerweile auch, das geht jetzt also. Ich bekam ein neues Rezept und vor zwei Tagen habe ich jetzt mit der Medikation angefangen und konnte schon in der ersten Nacht kaum schlafen, hatte permanent Schweißausbrüche, dazu im Laufe des Vormittags gestern und heute nach der Einnahme (40 mg) Übelkeit und Schwindel, trockenen Mund.
Ich selbst habe generell so viel Negatives über Atomoxetin gelesen und vor allem, dass es eigentlich gerade NICHT das Mittel erster Wahl ist, sondern eigentlich erst an dritter Stelle oder so kommt. Ich frage mich, warum er es mir verschreibt? Und wenn es so lange braucht, bis der Spiegel aufgebaut ist/das Medikament wirkt und dann auch wieder so lange, bis man gegebenenfalls wieder davon runterkommt, wieso sollte man damit beginnen, bevor man etwas anderes probiert? Ich weiß, es ist kein Betäubungsmittel, daher wohl oft eher das von Psychiatern lieber verschriebene Medikament. Ich will dem Arzt zwar schon vertrauen (trotz des unguten Starts), habe aber einfach kein gutes Bauchgefühl bei der ganzen Sache.
Zumal ich drei Kinder zwischen 2 und 7 Jahren zu Hause habe. Da kann ich mir keine wochenlangen Ausfälle durch eventuelle heftige Nebenwirkungen bei Atomoxetin leisten, ohne dass gleichzeitig die ADHS-Symptomatik besser wird, weil es evtl. erst mal 6 oder 8 Wochen dauert, bis sich da Besserungen zeigen. Hmm.
So. Das war lang.
Jetzt TLDR bzw. meine konkreten Fragen:
-
Was sind eure Erfahrungen mit Psychiatern, wie gut sollten sie sich persönlich mit ADHS auskennen? Sollte ich mir vllt lieber einen anderen suchen (wenn das so leicht wäre😅)?
-
Hat jemand (Erwachsene!) hier als allererstes auch Atomoxetin verschrieben bekommen? Warum/warum nicht?
-
Wie sind eure Erfahrungen mit Atomoxetin und kann es sein, dass Nebenwirkungen schon so schnell auftreten? Wie gut und falls ja, ab wann hat das Medikament bei euch gegen die ADHS-Symptomatik gewirkt?
-
Wieviel Zeit sollte ich dem Ganzen geben? Wie lange sollte ich das Medikament ausprobieren, wieviele Nebenwirkungen sind aushaltbar oder normal, wann werden sie evtl. weniger?
Vielen lieben Dank schon mal vorab!
Sonnige Grüße von squirrelbrain