ich wollte mal meine Geschichte teilen, weil ich gerade viele Gedanken habe und nicht weiß, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat.
Bei mir hat alles mit einer Angststörung angefangen. Vor ein paar Jahren bin ich zum Psychiater gegangen, weil ich den Verdacht hatte, dass ich ADHS haben könnte. Damals wurde gesagt, es sei nicht der Fall. Später habe ich dann aber die Diagnose Angststörung bekommen und wurde mit Escitalopram behandelt, das nehme ich bis heute.
Im Laufe der Zeit habe ich mich aber immer wieder gefragt, ob ADHS nicht doch eine Rolle spielt. Dieses Jahr habe ich schließlich doch eine ADHS-Diagnose bekommen, und mir wurde nahegelegt, eine Behandlung mit Ritalin zu beginnen.
Ich bin gerade noch in der Einstellungsphase (aktuell 50 mg retardiert). Einerseits spüre ich Unterschiede (Fokus, weniger Druck), andererseits habe ich große Bedenken:
Habe ich mich durch meine ständige Auseinandersetzung mit dem Thema vielleicht selbst „in die Diagnose hineingedacht“?
Was, wenn es doch eine Fehldiagnose ist?
Ich merke auch, dass ich morgens Lust habe, die Tablette zu nehmen – und frage mich, ob das schon ein Zeichen für Abhängigkeit ist.
Mir ist bewusst, dass man in der Anfangszeit viel testet und vergleicht, aber die Angst bleibt, dass ich irgendwann süchtig werde oder das Medikament „falsch“ einsetze.
Hat jemand von euch ähnliche Gedanken oder Erfahrungen gemacht?
Wie seid ihr mit der Sorge vor Fehldiagnose oder Abhängigkeit umgegangen?
Irgendwie kommen mir diese Gedankengänge sehr bekannt vor, das ständige Hinterfragen und sich selbst nicht trauen, dem eigenen Urteil, den Urteilen von Ärzten…
Letztendlich kann ich aber jetzt rückblickend sagen, das Methylphenidat schonmal eindeutige Verbesserungen aufgezeigt hat. Nun habe ich nochmal den Wirkstoff gewechselt, um zu sehen, ob noch mehr positive Effekte möglich sind, und weniger Auf und Ab, sprich Nebenwirkungen.
Abhängigkeit/Suchtgefahr bei Neurodivergenz ist ja scheinbar ohnehin erhöht. Aber wenn man es eben wirklich als Hilfsmittel begreift, bzw als Krücke beim gebrochenen Bein, oder Brille bei starker Netzhautverkrümmung landet man ja schnell bei der Einsicht, dass Konditionen berechtigterweise nach Unterstützungs- und Hilfsmitteln verlangen.
Fehldiagnosen gab es bei mir in der Vergangenheit en masse, wie mir langsam klar wird. Das ganze Bild hat früher keiner der “Expert:innen” gesehen. Auch das macht es da nochmal schwerer mit dem Vertrauen.
Du schreibst, daß du 50 mg Ritalin nimmst, aber nicht auf einmal oder?
Wie ist denn die Eindosierung gelaufen?
Wieso zweifelst du an der Diagnose?
Es ist doch sicherlich ei eine Testung erfolgt oder?
Hast du hier mal die Selbsttests gemacht?
Also zweifel verstehe ich nicht und es ist ja n7cht nur die Angststörung sonder du hast ja bestimmt auch sonst ohne Medikamente genug Adhs Symptome gehabt oder?
Das Alter hast du nicht hingeschrieben aber mal 3 wichtige Fakten:
Du bist ne Frau sonst wäre es garantiert schon mal eher alleine bei Ärzten aufgefackert
Du wirst zumindest lange ein Großteil kompensieren können sonst wärst du früher auffällig geworden bezüglich Adhs
Je nach Arzt wächst sich Adhs aus oder es können nur Männer haben/ du hast ne abgeschlossene Ausbildung/Studium deshalb kommt keiner auf Adhs
eine Welt der Vorurteile von Männern in den Frauen weder ernst unoch groß bewertet wurde. Deshalb ist ja auch noch immer sehr wenig bei Ärzten bekannt, daß Frauenpsychen sowie auch Symptome für Herzinfakt und Schlaganfall völlig andere und wesentlich diverser als bei Männern sind und werden auch daher oft nicht oder zu spät entdeckt und bis dahin nicht ernst genommen
seitdem ich meine richtigen Medikamente gefunden habe, freue ich mich auch immer auf die Einnahme. Das ist auch kein Rausch oder High oder so, sondern es stabilisiert einfach vieles und lässt den Tag sozusagen bewusster erleben und gestalten. In dem Sinne würde ich das wie oben schon mehr als Hilfsmittel betrachten, die etwas fehlendes ausgleichen, genau wie Brillen, Prothesen oder Hörgeräte.
Psychische Abhängigkeit wäre es dann, wenn du in einen Teufelskreis aus Anspannung und Entladung gerätst, in eine Dopamin-Achterbahn sozusagen. Die Spannung staut sich auf und irgendwann kommt der Punkt, wo du es nicht mehr erträgst und mit einer Substanz oder nicht stoffgebundenen Handlung gegensteuerst. Mit der Zeit würdest du immer häufiger und mehr gegensteuern müssen, weil sich die Wirkung abnutzt (Toleranzentwicklung). Und du hättest das Gefühl, dass du deine innere Anspannung ohne diese Substanz oder Handlung nicht ertragen kannst, dass du es unbedingt brauchst.
Die Wirkstoffe der Medikamente haben soweit ich weiß eher kein psychologisches Wirkprofil, das zur Abhängigkeit verleitet. Also du hast kein Rauschgefühl oder Hochgefühl, wo man immer wieder den Drang hat, nochmal zu nehmen oder nochmal das Knöpfchen zu drücken für den nächsten Dopaminkick. Ich finde das ganz schlimm bei Zucker, da bin ich empfänglich für. Die Medis sollen dagegen stabilisieren. Solang das bei dir so ist und du nicht den Eindruck hast, in irgendeinen Kreisel zu geraten, würde ich mir da wirklich keine Sorgen wegen Abhängigkeit machen. Dass man sich ein bisschen auf die Wirkung einstellt und das eigene Leben danach ausrichtet, das wird wohl bei jeden funktionierenden Medikament so sein.
Ich finde das schon mal wieder schräg in unserer Gesellschaft. Einerseits diffuse Ängste vor den Medis, weil ist ja irgendwas mit Amphetamin, andererseits haben wir ein Mittel fast alle im Küchenschrank, das psychische Abhängigkeit fördern kann: Zucker.
Zum Thema Dopamin und psychische Abhängigkeit ist vielleicht auch das Bild der „Dopamin-Wippe“ hilfreich. Der verlinkte Beitrag ist aus dem Foren-Adventskalender 2024, also nicht wundern, wenn du mitten in einem ADHS-Krimi landest. Ich will dir keine Angst machen mit dem Thema, aber es hilft vielleicht gegen die diffusen Ängste, wenn es sich klarer eingrenzen lässt.
ich möchte mit einem Irrtum aufräumen - ADHS-Medikamente sind okay für ADHS-ler, aber falls man doch nicht ADHS hat, dann sind die ADHS-Medikamente sehr gefährlich.
Das stimmt nicht. Doch, die Medikamente können Nebenwirkungen haben, das Risiko ist aber nicht höher, falls man keine ADHS hat. Sondern dann ist eben die Wirkung nicht gut und damit logischerweise der Nutzen im Verhältnis zum Risiko nicht mehr positiv.
Es gibt auch keine nennenswerte Abhängigkeitsgefahr, weder mit ADHS noch ohne. Lust, das Medikament zu nehmen - ja sicher, wenn man weiß es geht einem damit besser, freut man sich darauf. Geht mir nach über 20 Jahren immer noch so und ist nicht verboten.
Genau so ist es bei mir nicht, aber ich habe änliche sorgen…was wenn die Verdachts Diagnose einfach Quatsch ist. Ich denke ich würde kein Medikament nehmen wollen (a der Erkrankung macht da Probleme) aber durch ADHS in der Familie weiß ich das Die Medikamente Medikamente sind …. Klar wenn du sie konsomierst wie tick tacks words zum Thema aber du hast dafür ja offensichtlich ein gutes bewusst sein.
Darf ich Fragen wie es dann doch zur Diagnose kam?
Beim Stöbern in Adsx.org bin ich auf deine Frage gestoßen. Wenn bei dir die Diagnose aufgrund eines ausführlichen ADHS-tests gemacht wurde, dann denke ich, kannst du davon ausgehen, dass es richtig ist.
Ich nehme mich da mal als Beispiel. Vor gut drei Jahren habe ich mich wegen Suizidgedanken in Behandlung begeben. Die Psychiaterin diagnostizierte Angststörung und Depression. Als sie beiläufig den Begriff ADHS verwendete in einem Gespräch mit mir, hat es geklingelt in meinem Kopf.
Ich habe dann auf einem ausführlichen adhs-test bestanden und dann die Diagnose bekommen. Jetzt hat alles ein klares Bild bekommen. Jede Menge von Schuldgefühlen sind mir vom Herzen gefallen.
Meine Probleme die vor drei Jahren sehr deutlich wurden (ständiges Chaos und Versagen), hatten sich im Laufe vieler Jahre aufgrund meines unentdeckten und unbehandelten ADHS aufgebaut. Das Antidepressivum habe ich abgesetzt und nehme zurzeit ADHS Medikamente. Sie machen mir und meinem Umfeld das Leben mit mir einfacher. Suchtgefahr sehe ich keine; die hatte ich eher vorher.
Wenn dich noch etwas interessiert melde dich gerne.