Nur Neues kickt - wie kann man das nutzen?

Ja, du hast Recht.
Es gibt wahrscheinlich viele verschiedene (Teil-)Lösungen. Widerspruche bewusst fühlen/ Anteile validieren usw., das ist wahrscheinlich ein möglicher Schritt Richtung „Aufgaben angehen, auch wenn sie noch so unschmackhaft sind“.
Oft reicht dieser (erste) Schritt ja sicher. Manchmal hat man den aber schon so durchgekaut, oder die anderen Anteile haben so dermaßen keine Lust, dass es was anderes braucht.
Mir kommt vor das Thema hatten wir schon oft hier im Forum. Es ist einfach eines der Themen, wo man immer wieder ansteht und nicht voran kommt. Somit eh gut, es immer wieder aufleben zu lassen, vllt kommt ja Neues dabei raus.

Geht’s dir denn darum, Bekanntes wieder schmackhaft zu machen, auch ohne den Reiz eines shiny new toys? Ein happily ever after für die Zeit mit dem matten alten Spielzeug, quasi.
Oder geht’s auch um das Motivieren für Unliebsames an sich?

Hab jedenfalls noch zwei Quellen für dich.
Falls du dich reinlesen willst, so hab ich das sonst noch (Achtung, ist gleich n PDF von nem Buchkapitel). Es ist ein wenig trocken, aber immerhin kurz und anschaulich über: Nettonutzen, eigene Erwartungen an die Aufgabe, Phasen der Veränderung (motivierende Gesprächsführung (auf die spielte ich vorher an) oder EPOS. Halt nicht unbedingt Sachen die man alleine schafft.

Falls du dich reinhören willst, so gibt’s diese Podcastfolge von „Betreutes Fühlen“. Die beiden machen das nicht zu trocken, sondern lustig und es wirkt trotz der Länge kurzweilig. Man kann die Inhalte jedenfalls gut nehmen.
Notes dieser Folge sind sonst auch auf dieser Seite aufgelistet und erklärt. Da gibt’s echt viele Ideen. Manche fad, manche vielleicht einen Versuch wert.

Vllt ist was für dich dabei.
Oft klingen manche Ideen ja eher blöd und man muss sich dann dafür nochmal überwinden und sie ausprobieren. Das kann sich aber manchmal überraschend lohnen.

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Die Unterscheidung hat mir - im Nachfrösteln meiner Kälte-Erfahrung - gerade auch nochmal weitergeholfen. Danke!

Wenn sich bei solchem inneren Ausdiskutieren über 10 Seiten am Ende immer dieselben - ohnehin schon übergewichtig dominanten und siegessicheren - Inneren Anteile durchsetzen, entstehen doch auch keine neuen Erfahrungen? Vielleicht können wir dem „nur Neues kickt“ so beikommen.

Ohne Disziplin für Routine und Gewohntes reißen wird uns immer wieder in den immer wieder selben Situationen das mit dem Hintern ein, was wir vorher aufgebaut haben. Wir stehen immer wieder vor denselben Hürden.

Aber wird das nicht auch irgendwann laaaangweilig? Soll das über 40 Jahre so weitergehen? Weil: ADHS und Novelty Seeking?

Ist das 37. shiny new toy wirklich noch neu oder nicht alter Wein in oberflächlich neu polierten Schläuchen?

Wenn hingegen mal ein ungewohnter Innerer Anteil den Sieg davonträgt, entwickelt es sich vielleicht in ungewohnten Bahnen weiter. Es gibt neue Erfahrungen (z.B.: kalt, aber lässt sich überleben. Interessant, wie es sich die nächsten Stunden anfühlt. Jedenfalls neu. Und „jetzt ist nicht immer“. Beim nächsten Mal kann wieder ein anderer Innerer Anteil den Joker kriegen und sich durchsetzen).

Vielleicht lässt sich das ausbauen. Vielleicht ist meine Körperkerntemperatur aber auch nur immer noch zu niedrig für neue Gedanken.

Welchen Versuch meinst du denn?
Den Versuch des Unterdrückens der eigenen Eigenschaften oder den der Wiederherstellung?

Bekannt ist, dass Menschen mit dem Alter immer mehr ihrer genetischen Grundlage entsprechen. Das interpretiere ich so, dass die erlernten Verhaltensfesseln immer mehr abgeworfen werden.
Es besteht also Hoffnung.

Dafür, dass es diese Verhaltensfesseln sein könnten, die AD(H)S verursachen bzw dessen Symptome auslösen, spricht wissenschaftlich betrachtet sehr wenig.
Ich kenne jedenfalls keine Fakten, die sich damit decken würden…
Da AD(H)S überwiegend genetisch bedingt ist, müsste im Alter ja auch immer mehr AD(H)S durchkommen. Doch gottseidank lässt im Alter einigen nach, auf natürlichem Weg, was in der Jugend (on top of the genes) zu Huddel führt. Hypermotorik ist da nur eines von vielen Beispielen.

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@Elementary Sehr cool, dass du es probiert hast! Meines Erachtens ist der wichtigste Punkt, sich erst mit etwas unangenehmen zu konfrontieren und dann zu sehen, was in einem hochkommt, bei dir beispielweise der innere Antreiber, die Rebellen und der Sibirien-Empath. Der nächste Schritt wäre sich zu fragen, woher diese Anteile kommen und warum sie inneren Widerstand erzeugen.
Es gibt ganze normale Empfindungen, die auch unangenehm sein können (beispielsweise ist Kälte ja wirklich eine Bedrohung für den Körper, wäre ja doof, wenn man freudestrahlend erfrieren würde), aber dann gibt es eben weiteren psychischen Ballast, den man sich zusätzlich aufhalst (unbewusst). Also beispielsweise dein innerer Antreiber, der dir sagt, dass du Wim Hof und den Rest nicht hinbekommst, wenn du das mit dem kalten Duschen nicht schaffst. Wim Hof und der Rest haben ja an sich nichts mit dem kalten Duschen zu tun & selbst, wenn du es nicht schaffst, wäre das nicht schlimm. Wobei dus ja geschafft hast :+1:

@AWOL:

Danke danke, ja, bin permanent am Weiterentwickeln :joy: Klar, gerne einhaken, ich kann da ja nur lernen.

Genau der Meinung bin ich auch. Also ich denke, dass der Botenstoffwechsel bei ADHS wirklich gestört ist, also es gibt ja die 2 Extreme: Unaufmerksamkeit und Hyperfokus, irgendwie scheinen die Graustufen dazwischen weniger zu existieren als bei Nicht-ADHSlern. Meine Methoden, die ich beschreibe, zielen darauf ab, in den Hyperfokus zu kommen, wenn es notwendig ist. Dazu, habe ich bei mir festgestellt, ist es halt unter anderem wichtig innere Widerstände abzubauen und sich intrinsisch zu motivieren. Damit werden sicher nicht alle Symptome beseitigt, aber zumindest ist man handlungsfähig oder sogar ein bisschen mehr als das.
Auf das Pünktlichkommen bezogen: Hätte dich die Therapeutin fertig gemacht, dass du „immer“ (Generalisierung) zu spät kommst, hättest du das vielleicht internalisiert und dir die Schuld dafür gegeben, dann wärst du nicht auf die Idee gekommen die fixen Abfahrtszeiten der Straßenbahn zu nutzen. Auch möglich, dass der Anteil vielleicht überhaupt keine Lust mehr gehabt hätte, zur Therapeutin zu gehen, weil man ja sowieso „immer“ zu spät kommt und dafür Anschiss bekommt. Also, was ich sagen möchte: sowas wirkt sich auf das Selbstwertgefühl & die Motivation aus und somit auf die ADHS.

Da bin ich ganz bei dir. Manchmal hilfts auch, wenn man ordentlich auf die Schnauze fliegt - nicht immer natürlich. Aber ich möchte mir das Auf-die-Schnauze-fliegen schön reden, weil es doch immer aufzeigt, dass etwas nicht funktioniert, besser als etwas Nichtfunktionelles aufrechtzuerhalten.

Genau so :+1: Noch ein kleiner Zusatz: Ich finde es wichtig, dass man ungefähr weiß, was man möchte, um eine ungefähre Richtung zu haben. Also die Frage ist dann beispielsweise: Warum dusche ich kalt? Wenn man keine Vorteile darauf zieht und es abgrundtief hasst, dann gibts keinen Grund dafür, wenn das Ziel jedoch ist seinen Kreislauf anzuregen oder das Loslassen zu üben, ist es wiederum nützlich.

Ich denke, ist der innere Dialog im Konflikt, fällt es noch einmal schwerer.
Ich vermute, du weißt bereits, wie du dir Aufgaben schmackhaft machst. Schnapp dir Zettel und Stift und schreibe dir auf, was an der Aufgabe relevant, neu, spannend und herausfordernd ist, außerdem, wo du selbst kreativ und selbstständig tätig sein kannst, um etwas Cooles zu schaffen. Wenn du dich dennoch nicht dransetzt, kann es auch einfach daran liegen, dass du gerade zu wenig Energie hast (gut gegessen, geschlafen, getrunken, ausreichend bewegt?); oder, dass die Aufgabe einfach zu groß ist. In dem Fall, frage ich mich, was das Kleinste ist, was ich noch bereit bin zu tun (beispielsweise beim kalten Duschen mit dem Fuß anfangen).
Novelty Seeking kann man austricksen, habe ich für mich festgestellt. Ich verändere einfach eine kleine Sache an der Aufgabe und so wird die Sache wieder interessanter für mich. Beispielsweise beim Sport, wenn ich keine Lust auf Kniebeuge habe, mache ich die langsamer oder Ausfallschritte oder Hockstrecksprünge. Trainiert den gleichen Muskel, aber ich breche das Training nicht ab - Beharrlichkeit, nicht Perfektion, führt zum Ziel.

Der Versuch etwas zu tun bzw. sich dazu zu bringen, wenn man unterdrückte innere Anteile hat bzw. ist das auch die Ursache von Selbstwertproblemen. Würde man topmotiviert sein für eine Aufgabe und sich denken, dass man gut genug dafür ist, würde das eher zum Hyperfokus führen, statt zu Unaufmerksamkeit.

Sehr interessant. Ich habe bisher eher gedacht, dass man mit dem Alter weiser (im besten Fall) wird und man seine Persönlichkeit quasi erweitert, aber ja, im Alter muss man sich vielleicht weniger beweisen (haben mir jedenfalls die alten Männer im Ferienjob gesagt).

Da frage ich mich, woran das liegt, entweder allgemein an der abnehmenden Funktionalität des ganzen Stoffwechsels, vllt. an dem Abwerfen der Verhaltensfesseln oder weil man einfach weniger Stress hat. Vermutlich spielt alles mit rein - zusätzlich zu Faktoren, die ich nicht aufgezählt habe, die es aber bestimmt noch gibt.
Also zusammengefasst will ich damit sagen, die Psyche spielt einen massiven Einfluss darauf, wie ADHS oder entsprechende Veranlagung sich zeigt (obviously, da erzähle ich nichts Neues). Dass Verhaltensfessel Verursacher sind, hat die Wissenschaft dann wohl entweder falsifiziert oder es gibt noch keine Studien, die genau das untersuchen, wie sich eine „Motivationsdusche, welche die Selbstwertprobleme wegspült“ nach Epigen auf ADHS-Symptome auswirkt.
Was aber, denke ich, bewiesen ist, ist, dass ein Organismus alles macht, um Schmerz zu vermeiden. So auch bei Prokrastination: Man findet die Sache, die man macht leicht-schwer unangenehm, dann sieht man eine Ablenkung und beschäftigt sich sofort mit ihr, statt mir der unangenehmeren Aufgabe. Wenn man dann noch Selbstzweifel hat bei der unangenehmen Aufgabe, dass man sie evtl. nicht schafft, ist der Schmerz umso größer und man vermeidet sie noch mehr, obwohl man weiß, dass sie wichtig ist. Nicht die Ursache von ADHS, aber spielt in der Ausprägung der Symptome eine Rolle. Sind jedenfalls meine Gedanken dazu.

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Alarm! Er ist zurück, @Epigen : @Hartmut - bekannt aus frustrierten Teeküchen-Gesprächen bundesweit, wie auch aus diesem Beitrag: https://adhs-forum.adxs.org/t/adhs-der-schwere-weg-zur-erleuchtung/8597/141?u=elementary.

Und er singt ein Medley seiner Greatest Hits: „Wenn es so einfach wäre, dann hätte ich es doch schon längst hinbekommen“. „Ich bin müde, ich bin in die Jahre gekommen. Ich habe zu lange gekämpft, um in die Selbstoptimierungsschule zu gehen.“ „Ein Mann wie Bieber, der hat das sicher auch schon alles versucht in seinem Unternehmen. Der könnte sich krisenfester machen, wenn er das Absicherungskonzept mit ein paar Rüschen skalieren könnte. Und er würde das so gerne intrinsisch wollen können und nicht zu langweilig finden.“ Refrain „Kommt Ihr erstmal in mein Alter!“

Er klingt wie ein Verschnitt aus Howard Carpendale und Flippers. (Like, wer sie noch kennt. Oder Hartmut.)

Tut bitte was. Erzählt ihm was. Lenkt ihn ab, bitte. Ich mach ihm derweil die kalte Dusche an (klar: empathisch die Füße voraus) und stell ihn dann drunter. Das wird ihn schon auf den Pfad der Tugend zurückbringen!

Ich schwöre, ich habe den nicht zur Party eingeladen. Hier bei mir laufen ja schon seit Tagen Dopamin-Detox-Wellness-Wochen an. Der muss durch die Hintertür geschlichen sein (so isser, so is sein Tempo). Vielleicht regnet es draußen und er ist ohnehin schon nass und durchgefroren. Ich muss das wohl checken vor dem Badezimmer-Boot Camp. Aber wehe, wenn nicht, @Hartmut! Dann zieh Dich warm an. (Hinterher.)

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PS: Es scheint, dass ich vor zwei Wochen mit ihm verabredet war - und er ist eben jetzt gekommen: zu spät. Platten oder so.

Außerdem hätte er das kürzlich in der Therapie so besprochen: Selbstmanagement-Therapien? - Blog ADHS-Spektrum

Tatsache, hat ihm wohl ein Pierro Rossi-Fan ins Therapie-Hausaufgabenheft geschrieben:

„Nur heißt das alles aber nicht, dass diese Fernziele in einer Therapie 1:1 operativ angesteuert werden sollen. Zumal dieser Ansatz bei ADHS-Patienten oftmals eh nicht wirkt. Wiederholt schon stellte ich fest, dass sich bei Ansprechen auf eine ADHS-Therapie auch die Exekutivfunktionen verbesserten. Und war „automatisch“. Und ohne Zeitmanagement-Übungen. Man muss sich auch immer vor Augen halten, dass nicht für alle, aber doch für viele ADHS-Betroffene das Problem nicht darin besteht, dass sie etwas nicht können (oder nicht wollen) oder nicht wüssten, wie sie etwas anpacken sollen. Das eigentliche Problem liegt vielmehr darin, dass sie in stimulationsarmen Situationen einen ADHS-typischen „Initial-Stupor“ zeigen, also blockiert sind, den Start-Knopf zu drücken.“

Jetzt auch noch Anti-Neoliberalala. Ich habe auch keine Lust mehr auf @Hartmut. Aber one team, one love. Ich gebe ihm eben nicht die Kapitänsbinde.

Achja, der gute Hartmut :joy:
Bitte ihn herein, lade ihn zur Party ein, höre zu, was er dir zu sagen hat; nehme wahr, was du dabei spürst. Wenn du merkst, dass sich in dir Widerstand aufbaut gegen Hartmut, dann schaue einmal, ob du ihm verzeihen kannst und ihn annehmen kannst, wie er ist. Vielleicht bietest du ihm auch einmal eine warme Dusche (oder wechselwarm) an, weil er eben gerade gefroren hat und vereinbarst mit ihm, dass er das mit dem kalten Wasser aber irgendwann einmal ausprobiert. Schon alleine, weil es ihn abhärtet vor der Kälte da draußen.

:+1:

Ich versuche es. Wirklich.

OK. Das scheint zu funktionieren. Bin mal gespannt, ob er danach wenigstens das Bad putzt.

Sonst schicke ich ihn zu Dir rum.

Wenn nicht, putze mit ihm gemeinsam das Bad, unterstütze ihn.
Und berichte, ob dir morgen (oder wann auch immer) das kalte Duschen einfacher fällt.
Und nein, ich habe meinen persönlichen Hartmut, deiner gehört dir :smiley:

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So, nach all den Hartmuts die sich irgendwo zwischen lustig und zynisch bewegen, komm ich nun wieder an, als Gargamel, der allzeit beliebte Party Pooper, wheee!

Lieber Epigen, deine Beschreibung klingt in meinem Thun’schen Ohr immer noch danach, als sei ADxS angelernt - ich hoffe du meinst das nicht so und sagst mir, dass ich da grad zu viel hineininterpretiere. ADxS ist zum einen genetisch und zum andern kann es, angelehnt am Diathese-Stress-Modell, verstärkt werden durch Umweltstressoren. Darunter vllt noch n paar adverse childhood experiences. Ja gut, weißt du eh.
Wills dennoch betonen, ich hoffe du verzeihst.
Den Blick zu sehr darauf zu lenken, was doch eigentlich nur erlernt sei und man durch inneren Dialog wieder geradebiegen könnte verzerrt das Ausmaß der Handlungsfähigkeit von Menschen mit ADxS, da es dann schnell danach klingt, als müsse man nur genug reflektieren, sich anstrengen den innere Anteilen die Hand geben und schon verschwindet das Prokrastinieren.

Ich weiß schon was du meinst, aber hätte mich die Therapeutin wegen dem Zuspätkommen fertig gemacht, wäre sie einfach ne schlechte Therapeutin gewesen. :disguised_face:
Mein Selbst-Schimpfen übers Zuspätkommen hab ich schon Jahrzehnte zuvor als inneren Monolog perfektioniert. Man probiert im Laufe der Jahre einiges aus: mehr schimpfen, weniger schimpfen, mehr Zeitmanagement, anderes Zeitmanagement, aufregen über das nicht Einberechnenkönnen externer Zufallsfaktoren (Straßenbahn zu früh!), selbst Belügen, dass man es mit dem Rad doch irgendwie schafft, denn wenn der Zufall es will, ist die Ampel öfter grün. Auf die fixen Abfahrtzeiten kam ich schon vorher mal. Auch mit denen war ich dann manchmal zu spät, weil es an anderen Ecken hakte.
Ich wollte mit dem Beispiel nur sagen, dass es nicht immer ne Abwehr oder was Tieferes ist, sondern auch einfach jedes mal neu gewürfelte Umstände und die riesige Portion ADxS nicht zu nivellieren ist durch inneren Monolog und Co.
Also ja, der Einfluss der Umwelt auf die Psyche macht was aus, aber das erhöhte Grundsurren bleibt. Dass unser allostatic Load schneller mal überfüllt wird.
Nicht außer acht lassen, sonst vergleicht man sich zu schnell mit NTs.

ok, we can agree again. Irgendwie klang es davor n Ticken anders. Hm.

Das auf die Schnauze fliegen stieß dem Party Pooper in mir nun auch wieder auf (vllt sollte ich meine Usernamen ändern), aber ich hab mich schnell beruhigt - es ist ja im auch nur ne direktere Formulierung meines gern gebrachten „Es schmerzt noch nicht genug“-Ansatzes (dafür, dass Menschen widrige Umstände nicht ändern wollen, solange sie noch nicht schlimm genug sind). Somit, jep, da simma uns doch wieder einig.

Und ich find, man sollte sogar nicht nur ungefähr wissen was man will, sondern sich aufm Weg spätestens immer klarer werden und es genau definieren. Aber gut, ich preache zum choir.

Yes. Bin schwer dafür mit dem kleinsten Schritt anzufangen, dann geht‘s meistens irgendwie von allein weiter. Nicht immer, aber tendenziell.
Ich müsste das selbst mal wieder üben, bei unliebsamen Sachen einfach den ersten kleinen Schritt zu machen und damit zu rechnen, dass ich dann doch wieder dran hängen bleibe und es weiter bearbeite. Die Schwierigkeiten beim Taskswitching für sich nutzen, austricksen (klappt wahrscheinlich nicht immer).
Bonuspunkt, wenn man sich die Aufgabe vorher klein zerlegt. Aber das machst du ja bereits mit Notes, @Bieber, wie ich gesehen hab. Auch wenn es durchs Aufdröseln auch wieder kippen kann in etwas Lästiges. Ich schätz es ist wirklich hit or miss und tagesformabhängig. Wenn es grad irgendwie geht (also n Funke Motivation da ist) und es in den Zeitplan passt, nutzen und sich dran setzen und hoffen, dass man dran bleibt.

Was Genetik und Verhaltensfesseln angeht @UlBre, ja. Wobei sich traits und Weltbilder ebenso festigen könne. Wenn man meint Handlung xy immer so machen zu müssen, weil man überzeugt ist, dass es immer schon so war und darum nicht anders geht, dann… kann diese Verhaltensfessel schwieriger abzuschütteln sein - sie bestätigt und verstärkt sich ja laufend selbst. Vieles Verhalten hat seinen (Mit-)Ursprung oder Verstärker (reinforcement) in Biases und beliefs und diese sind schwer abzuschütteln, denk ich. Die Bubble in denen man sich mit den Jahren bewegt wird ja nicht unbedingt größer und ähnelt bei manchen dann gern mal nem echo chamber.
(wow, bin ein guter party pooper)
Ich schätz davon ausgehend, würde ich, neben dem von Epigen aufgezählten inneren Monolog, ganz konkret auf die inneren Überzeugungen gucken. Wo man sich damit eher im Weg ist.
Denn ja, der Mensch macht viel aus vermeintlichem Selbstschutz und weil einiges automatisiert wird, auch wenn es noch so schädigend ist.

Genau wie ich nun automatisiert den ganzen Abend Ohrwürmer von den Flippers habe und ich mich frage, wovor mich das schützt. Vor nix. Ist halt n Selbstläufer.

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Ja. Und mal ganz ohne Witz: Vielleicht ist es die Sehnsucht nach „immer wieder neu“, die uns den Arsch rettet und als Motor des Stehauf-Figürchens wertgeschätzt werden sollte (und nicht bekämpft). Denn sonst würden wir nicht auf die 1351. Weise doch wieder versuchen, pünktlich zu kommen. Dieses Mal doch… nach Zusammenfegen aller Psychoedukation, der Coaching-Stunden über „Rüstzeit“ beim Aufbruch und Wegzeitberechnen, des Perfektionierens der Schleichwege, der charmantesten Ausrede der Welt, …

Wir würden vielleicht gar keinen Termin mehr ausmachen. Denn ist ja alles schon versucht.

Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern, nochmal neu, und nicht auf dem Fahrrad strampelnd laut losheulen vor Verzweiflung… Das klappt vielleicht nur aufgrund der Lust auf Neues. Und wer weiß, beim nächsten Mal ist vielleicht die für jetzt und immer entscheidende Idee dabei…

:musical_note:Die rote Sonne von Barbados :notes: … nur deshalb scheint sie für die Flippers, Hartmut und mich manchmal immer noch. Manchmal auch nicht.

[Wer sich nun fragt, was das mit der Sonne wieder soll und warum die sehr alten Menschen von Delfinen reden: „Die rote Sonne von Barbados“ ist die 1986 erfolgte erste Singleauskopplung aus dem 15. Album Nur wer die Sehnsucht kennt der Schlagersänger-Gruppe „Die Flippers“. Nein, man muss sie nicht kennen. Die Sehnsucht schon, die Flippers nicht. Dem Vorwurf fehlender Bildung setzt sich eher aus, wer es doch tut. Unsere Eltern haben uns nicht vor Dieter Thomas Heck beschützt. So hieß der Mann, der vor Victor Worms die so genannte „Hitparade“ moderiert hat. Wir können auch nichts dafür.]

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Die Skinner-Box, aus der jede/r ADHSler*in als Vorzeigenormalo herauskommt, wird gewiss niemals erfunden werden. Egal ob ne kalte Dusche mit Flippers-Sound eingebaut ist oder Markus Lanz das innere Team auf Knopfdruck moderiert, das wird nix. Und das mit dem Hyperfokus ist auch so eine Sache. Der verhält sich wie ne launische Diva, man kann 1.000 Mal den roten Teppich ausrollen und vielleicht setzt sie nur einmal den kleinen linken Zeh drauf. Und wenn man mal drin steckt und sich ihm hingibt, mag das ein Gewinn für die Sache sein, mit der man sich gerade beschäftigt. Für alle anderen Dinge, Situationen und Bedürfnisse die zeitgleich stattfinden ist´s ein Verlust und abgerechnet wird am Ende.

Martin Winkler (und einige andere) hält eher den Flow für erstrebenswert. Ich sag mal: Eine innere Ruhe und Zufriedenheit, aus der Handlungen entstehen, die im Einklang mit dem Umfeld zu Prozessen führen, die mich bestärken und mir Energie geben, statt mich ihrer zu berauben. Hach, wie schön! Wie man das erreicht? Keine Ahnung! Im Pädagogikunterricht habe ich gelernt: ES GIBT KEINE REZEPTE. Man muss also immer von den individuellen Voraussetzungen ausgehen und die individuellen Fähigkeiten einschätzen.

Ziele sollten so gewählt werden, dass sie erreichbar sind (unter Berücksichtigung der individuellen Faktoren). Das ist das didaktische Prinzip der Erfolgssicherung. Außerdem sollte berücksichtigt werden, was motiviert (es sollte spannend sein, gute Erkenntnisse bringen, Spaß machen…) - Prinzip der Interessantheit. Auch sollten die Ziele und Ablaufschritte verstanden werden - Prinzip der angemessenen Sprache. Ach ja, sie sollten auch Sinn machen. - Prinzip der Sinnhaftigkeit. Mehr didaktische Prinzipien fallen mir gerade nicht ein. Ach doch: Wird das ganze so aufgebaut, dass man das Ziel alleine erreichen kann - Prinzip der Selbststätigkeit oder macht es jemand vor - Prinzip der Nachahmung?

Dann habe ich noch was über Methodik gelernt: Man kann alle „Zutaten“ die zur Erreichung des Zieles nötig sind, zusammensuchen, bereit legen, einen Ablaufplan entwerfen und dann loslegen - Elementhaft-Synthetisches Verfahren. Oder man hat das „Endprodukt“ schon beispielhaft fertig, zerlegt es in seine Einzelteile, macht einen Ablaufplan und legt dann los - Vom-Ganzen-ausgehendes-analytisches-Verfahren. Darüber hinaus kann/muss man noch über den Einsatz von Verstärkern nachdenken. Soziale Verstärker wie Lob und Anerkennung oder materielle Verstärker stehen zur Auswahl. Handlungsverstärker kommen erst später zum Einsatz.

Das Problem an der Geschichte ist, man lernt all die schönen Dinge um sie bei beim entsprechenden Klientel einzusetzen. Aber nun bin ich selber mein Klientel und nun begibt man sich auf die beschwerliche Suche, jemanden zu finden, der all die schönen Dinge mit einem veranstaltet. Nadel im Heuhaufen! Der Heuhaufen ist zwar ziemlich klein, die Nadel aber auch. Und dazu oft auch noch verdammt teuer bis unerschwinglich. Und sie soll all die schönen Dinge kompetent beherrschen, auf mich und meine Bedürfnisse zuschneiden können und obendrein muss ich mich bei ihr wohl- und gut aufgehoben fühlen. Das ist elementar.

Mir stellt sich dazu die Frage: Gibt es Alternativen zu Wartelisten oder teuren Coachingstunden? Vielleicht auch erstmal zur Überbrückung? Selbsthilfegruppe wäre eine Möglichkeit. Ist aber auch nicht für jeden greifbar. Ich sehe hier im Forum schon ein großes Potential an Erfahrung und Fachwissen. Wäre es möglich eine Art Helferbörse einzurichten? Nicht für schwerwiegende Fälle, die therapeutisch begleitet werden müssten. Aber wenn man z.B. Unterstützung für die Ordnung auf dem Schreibtisch benötigt, oder so. In Form von Buddy-Doubling? Und wenn ja, bräuchte es dafür Strukturen und Regeln? Wie könnte so eine Börse aussehen? Wäre das eine Möglichkeit vom Denken und Diskutieren ins Tun zu kommen? Was meint ihr?

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:astonished: wo bin ich hier nur gelandet?

:pray: Danke. Ich bin tief berührt.

  • ihr nehmt euch Zeit für ausführliche Antworten
  • ihr beantwortet Fragen, die ich gar nicht gestellt habe, die aber viel näher an meinem Problem liegen (ADHS-typische Interpolation oder Resignation, weil ihr wisst dass die „Heilung“ nicht in den Methoden liegt?)
  • ihr erzählt aus vielen Jahren Erfahrung
  • euer Humor und Schreibstil ist köstlich (ich dachte erst jetzt bricht hier voll der Streit aus, …)
  • ihr teilt Links, die für mich neu sind und ganze Welten öffnen

Mit jeder neue Erkenntnis (z.B. bei mir die, dass mich Neues viel stärker motiviert) hoffe ich ja den Stein der Weisen gefunden zu haben, den Schlüssel um jetzt endlich durchzustarten, wenn ich mir nur jede Aufgabe neu und interessant mache. Und da habt ihr mich ganz schön desillusioniert.

Ich hatte eigentlich wirklich solche Hilfen wie folgendes erwartet.

So klar war es mir noch nicht, auch wenn es ja eigentlich ganz logisch ist. Doch irgendwie baue ich mir gerne eine Methoden-Hürde auf. „Erstmal die perfekte Methode ausarbeiten bevor ich anfange.“

Spannend fand ich auch folgenden Satz:

Ich halte, wie schon erwähnt, viel vom inneren Dialog. Und da ich es, - wie wahrscheinlich die meisten ADS-ler, auch mit Trauma zu tun habe, hilft diese schon sehr. Doch irgendwie hatte ich gedacht, dass ich den inneren Dialog immer noch nicht richtig mache, denn die wirkliche Lösung stellt sich damit ja auch nicht ein. Zu erkennen, dass die ADS Problematiken so gar nicht gelöst werden können und es nicht an meinem Wollen oder Einsatz liegt, entspannt schon mal.

Zum Thema „Entspannt schon mal“ auch vielen Dank für den Link.

Ich war letzte Woche kurz davor einen ADS Coach zu buchen, am besten einen der mir so richtig in den A… treten kann.
Und dann musste ich gestern Abend weinen als ich las:
"Die besten Behandlungserfolge in der Therapie von erwachsenen ADHS-Patienten hatte ich dann, wenn die Betroffenen in der Behandlung es beispielsweise lernten, ohne Schuldgefühle verspätet zur Konsultation zu erscheinen. Oder wenn sie es im Verlauf der Therapie auszuhalten lernten, nichts zu tun. Oder wenn sie es schafften, zu trödeln und trotzdem ohne Selbsthass bei sich zu bleiben und ihre Selbstachtung wahren konnten.

„Ich darf ausrasten!“, „Ich darf verschlafen!“, „Ich darf dazwischenreden!“ oder „Ich darf Nägel kauen!“: Diese und noch viel mehr „positive“ Affirmationen bilden meines Erachtens wichtige Mosaiksteine einer erfolgreichen ADHS-Therapie. "
Selbstakzeptanz! Ich habe die Erfahrung gemacht, ich arbeite eh nicht, wenn Anteile in mir bockig sind. Warum sich dann nicht das schlechte Gewissen und die Selbstzweifel sparen? :woozy_face:

Zu dem Thema Flow vs. Hyperfokus mache ich mal einen neuen Thread auf.

Denn statt „Ach wie schön“ kam bei bei mir der der Impuls „Kotz :face_vomiting:“.

Liebe Grüße

Bieber

PS: wer ist Hartmut? Hat jeder einen?

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Das fragen wir uns alle sicher oft.

Das ist Hartmut: https://adhs-forum.adxs.org/t/adhs-der-schwere-weg-zur-erleuchtung/8597/141?u=elementary

Hartmut reagiert auf resche Selbstoptimierungstipps der frischen Foren-Jugend mit einem reflexartig müden „Das habe ich doch alles schon versucht. Komm Du erstmal in mein Alter. Dann merkst Du schon, dass das alles nichts bringt.“ Und das zieht manchmal alle mit runter. Im Inneren Team und manchmal sogar im Außen. Deshalb sind solche Impulse jetzt in diesen Persönlichkeitsanteil ausgegliedert. Dann kann man den mal an die Luft schicken, voller Mitgefühl.

Wenn Du keinen Hartmut im Team hast, leihe ich Dir gern meinen im Wege der Kinderlandverschickung.

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Ja, das folgende da berührt wirklich.

So wie in diesem thread dreht es sich oft bei uns und wir/einige Kommentierende kommen dann gern auf radikale Selbstakzeptanz, mit viel Wohlwollen und Validieren sich selbst ggü, wenn schon nicht gleich Selbstliebe.
Das gehört denk ich zu den schwierigsten Übungen.

@Bieber, wie läuft es bei dir damit, mit dem kleinsten Schritt anzufangen?
Task initiation, den Stein erstmal ins Rollen zu bringen, ist oft mein größter Gegner.

„Danke“ @Elementary (Lotusblume hab ich dich genannt!), du hast dem Gargamel in mir ne Schlager-Spirale beschert. Whyyyy.

Rache für Kettcar!

Äpfel und Birnen!

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Benzin und Kartoffelchips!

Das kann ich gut verstehen, ich habe auch schlucken müssen. Ich arbeite seit Jahren am inneren Selbstgespräch, aber das ging noch ein paar (auch Denk-)Schritte weiter. Und hab mir vorgenommen, mit mir und meinen Kindern noch liebevoller und nachsichtiger umzugehen.

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Hi Zusammen,

tolle Beiträge! Danke.
Mir geht es schon beim Wäsche aufräumen so.

Also ich probiers mal anders :mechanical_arm: neu :singer:t3:

Lg Suse