Nur Neues kickt - wie kann man das nutzen?

Die Skinner-Box, aus der jede/r ADHSler*in als Vorzeigenormalo herauskommt, wird gewiss niemals erfunden werden. Egal ob ne kalte Dusche mit Flippers-Sound eingebaut ist oder Markus Lanz das innere Team auf Knopfdruck moderiert, das wird nix. Und das mit dem Hyperfokus ist auch so eine Sache. Der verhält sich wie ne launische Diva, man kann 1.000 Mal den roten Teppich ausrollen und vielleicht setzt sie nur einmal den kleinen linken Zeh drauf. Und wenn man mal drin steckt und sich ihm hingibt, mag das ein Gewinn für die Sache sein, mit der man sich gerade beschäftigt. Für alle anderen Dinge, Situationen und Bedürfnisse die zeitgleich stattfinden ist´s ein Verlust und abgerechnet wird am Ende.

Martin Winkler (und einige andere) hält eher den Flow für erstrebenswert. Ich sag mal: Eine innere Ruhe und Zufriedenheit, aus der Handlungen entstehen, die im Einklang mit dem Umfeld zu Prozessen führen, die mich bestärken und mir Energie geben, statt mich ihrer zu berauben. Hach, wie schön! Wie man das erreicht? Keine Ahnung! Im Pädagogikunterricht habe ich gelernt: ES GIBT KEINE REZEPTE. Man muss also immer von den individuellen Voraussetzungen ausgehen und die individuellen Fähigkeiten einschätzen.

Ziele sollten so gewählt werden, dass sie erreichbar sind (unter Berücksichtigung der individuellen Faktoren). Das ist das didaktische Prinzip der Erfolgssicherung. Außerdem sollte berücksichtigt werden, was motiviert (es sollte spannend sein, gute Erkenntnisse bringen, Spaß machen…) - Prinzip der Interessantheit. Auch sollten die Ziele und Ablaufschritte verstanden werden - Prinzip der angemessenen Sprache. Ach ja, sie sollten auch Sinn machen. - Prinzip der Sinnhaftigkeit. Mehr didaktische Prinzipien fallen mir gerade nicht ein. Ach doch: Wird das ganze so aufgebaut, dass man das Ziel alleine erreichen kann - Prinzip der Selbststätigkeit oder macht es jemand vor - Prinzip der Nachahmung?

Dann habe ich noch was über Methodik gelernt: Man kann alle „Zutaten“ die zur Erreichung des Zieles nötig sind, zusammensuchen, bereit legen, einen Ablaufplan entwerfen und dann loslegen - Elementhaft-Synthetisches Verfahren. Oder man hat das „Endprodukt“ schon beispielhaft fertig, zerlegt es in seine Einzelteile, macht einen Ablaufplan und legt dann los - Vom-Ganzen-ausgehendes-analytisches-Verfahren. Darüber hinaus kann/muss man noch über den Einsatz von Verstärkern nachdenken. Soziale Verstärker wie Lob und Anerkennung oder materielle Verstärker stehen zur Auswahl. Handlungsverstärker kommen erst später zum Einsatz.

Das Problem an der Geschichte ist, man lernt all die schönen Dinge um sie bei beim entsprechenden Klientel einzusetzen. Aber nun bin ich selber mein Klientel und nun begibt man sich auf die beschwerliche Suche, jemanden zu finden, der all die schönen Dinge mit einem veranstaltet. Nadel im Heuhaufen! Der Heuhaufen ist zwar ziemlich klein, die Nadel aber auch. Und dazu oft auch noch verdammt teuer bis unerschwinglich. Und sie soll all die schönen Dinge kompetent beherrschen, auf mich und meine Bedürfnisse zuschneiden können und obendrein muss ich mich bei ihr wohl- und gut aufgehoben fühlen. Das ist elementar.

Mir stellt sich dazu die Frage: Gibt es Alternativen zu Wartelisten oder teuren Coachingstunden? Vielleicht auch erstmal zur Überbrückung? Selbsthilfegruppe wäre eine Möglichkeit. Ist aber auch nicht für jeden greifbar. Ich sehe hier im Forum schon ein großes Potential an Erfahrung und Fachwissen. Wäre es möglich eine Art Helferbörse einzurichten? Nicht für schwerwiegende Fälle, die therapeutisch begleitet werden müssten. Aber wenn man z.B. Unterstützung für die Ordnung auf dem Schreibtisch benötigt, oder so. In Form von Buddy-Doubling? Und wenn ja, bräuchte es dafür Strukturen und Regeln? Wie könnte so eine Börse aussehen? Wäre das eine Möglichkeit vom Denken und Diskutieren ins Tun zu kommen? Was meint ihr?

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