Ich würde das nicht so pauschal sehen. Zum Einen berichtete er ja nur über eigene Erfahrungen aus dem Klinikalltag, wie du ja schon angemerkt hast, und er hat ja auch angemerkt, dass niedrigere Dosen schon auch Sinn machen würden, weswegen er ja auch sein Unverständnis darüber zum Ausdruck brachte, dass die 20mg Kapseln nur für Kinder und Jugendliche zugelassen sind. (Übrigens hat er erwähnt, dass u.a. die 20mg wohl ab Herbst auch für Erwachsene zugelassen werden).
Und was das Thema Überdosierung angeht: Da hat er die Erfahrung gemacht, dass die Symptome einer scheinbaren Überdosierung oft andere Ursachen haben, wie z.B. unentdeckte Traumata, eine Angsstörung, dissozative Störungen etc. Und durch die engmaschige Begleitung und vielfältige Therapiemöglichkeiten, kann das entsprechend bearbeitet werden. Für mich sind das eben auch die Vorteile einer stationären Eindosierung. Er hat ja auch sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass dies im ambulanten Rahmen viel zu wenig brücksichtigt wird und dass die Kapazitäten und die fachlichen Kompetenzen für so ein Vorgehen einfach viel zu begrenzt sind.
Bemerkenswert fand ich auch die Aussage, dass die Psychostimulanzien nicht die eierlgende Wollmichlsau sind, die man einnimmt und auf einmal wird alles gut, sondern, dass man auch sein Umfeld berücksichtigen muss und dort ggfs für Veränderungen sorgen kann, um die Wirkung der Medikation zu unterstützen, was natürlich oft einfacher gesagt als getan ist. Er hat sich, mit der (langwierigen) Optimierung seines Arbeitsumfeldes, ja exemplarisch dargestellt. Und er probiert aus und lernt dazu, wie z.B. beim Einsatz von Psychostimulanzien bei ASS und Borderline, womit er ja auch gegen gängige Fachmeinungen geht. Dass eine Fachklinik ohne ADHS-Schwerpunkt einen medikamentösen Anteil von 20% Elvanse hat und entsprechend weniger Antidepressiva verschreibt, ist ja auch mal ne Ansage.
Zu @ZappelPhilipp: Hast schon recht, auf deine Anfrage hätte er noch dezidierter eingehen können. Ich glaube, da hat sich dann auch sein eigenes ADHS gemeldet und nach 3 Stunden war er wohl am Limit. Ich kenne es von ihm auch so, dass er sonst nach spätestens 2 Stunden Schluß macht, mit der Begründung, dass seine Kapazitäten erschöpft sind, zumal das für ihn ja auch Veranstaltungen sind, die nach Feierabend stattfinden. Zum Einen weil er nicht mehr kann und andererseits, weil die Zuhörer am Limit sind. Soweit ich das beobachtet habe, hat sich deren Zahl zum Ende hin ja auch von 90 auf ca. 30 reduziert. Und die Rückmeldungen, die er bekommt reichen von: viel zu viel bis nicht genug. Ein Drahtseilakt.
Also, das ist nur meine persönliche Wahrnehmung ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit und keine Kritik an andere Wahrnehmungen.
Beste Grüße