Nein nein, du sollst da nicht rechtlich gegen vorgehen, war nur mein erster Reflex weil diese Vorgehensweise ja schon auch etwas über das Unternehmen bzw diese Abteilung aussagt…
Schade, das sie, für mich gefühlt, aus dir eher eine Art Sündenbock machen wollen, aber nicht gewillt sind, auf deine Skills oder Verbesserungen einzugehen…
störst du da eventuell auch eine Art von Bequemlichkeit der Anderen…
Vielleicht habe ich das falsch verstanden…
Ich habe meine Vorgesetzte und eine Kollegin mehrfach gebeten, dass wir meine Rolle und Aufgaben definieren.
Ich habe nächste Woche ein Gespräch mit meiner Chefin und bin maximal überfordert. Von mir wird erwartet, dass ich:
von meinen Diagnosen und den damit verbundenen Problemen berichte
benenne, was konkret ich kann / wie ich im Team eingesetzt werden kann
mich bereit erkläre, im Team Aufklärung zu dem Thema zu leisten.
zu 1.: Ich denke, meine hauptsächlichen Probleme liegen nicht an mir. An mir liegt es lediglich, dass ich so emotional auf die Probleme reagiere. Und ich habe meine Diagnosen nicht genug verarbeitet, um das Standing zu haben, mich in so einem Arbeitsverhältnis so nackig zu machen.
zu 2.: Ich bin nicht genug darin, damit zu hausieren, wo ich gut bin. Ich weiß nicht, wie ich das hinbekommen soll, mich selbstbewusst positiv darzustellen. Zumal ich halt weiß, dass Alles durch diese Krankheit-Brille betrachtet wird ab jetzt.
zu 3.: Das kann ich einfach nicht. Auch fachlich nicht. Und es ist eine Situation, die ich nicht möchte. Ich werde vorschlagen, dass wir eine Person von außen holen, die etwas darüber im Allgemeinen erzählt.
Mich würde auch interessieren, ob es andere Personen gibt hier im Forum, die so ein aufgezwungenes Outing erlebt haben und wie sie damit umgegangen sind.
Ich glaube sogar, ich mache ihnen regelrecht Angst. Ich habe in den letzten Wochen gelernt, dass die Art wie ADHSler Probleme angehen, vielen Menschen Angst macht. Viele Menschen können nicht so weit und so viel auf einmal sehen. Eine Freundin hat mir erklärt, dass die Leute nur sehen, dass sie, wenn sie sich im ersten Schritt verändern, es auch in weiteren Schritten tun müssen, die sie aber noch gar nicht sehen können und dass das Angst macht. Bisher habe ich immer nur meine eigene Angst gesehen, wenn ich so viele Dinge sehe und wahrnehme, aber keine Unterstützung habe, das mit Zielen und Feedback einzuordnen.
Ich war neulich auf einer Veranstaltung zum Thema nicht-sichtbare Einschränkungen (und auch dazugehörige Diskriminierung). U.a. hat Prof. Mathilde Niehaus einen Vortrag gehalten, den ich gut fand.
Es ging auch um die Frage des Outings. Sie hat das recht differenziert behandelt und meinte, es sei immer eine individuelle Entscheidung und von diversen Dingen abhängig. Leider auch davon, ob man eher Unterstützung oder Diskriminierung von KollegInnen und Vorgesetzten erwartet.
Ein Punkt der mir in Erinnerung geblieben ist, ist dass sie meinte, die Diagnose ist nicht das entscheidende und müsste man auch nicht mitteilen. Es sollte eher um die konkreten Einschränkungen/Herausforderungen gehen. Sie hat auch von der Webseite „Sag ich’s oder sag ich’s nicht“ erzählt (über Google/Suchfunktion zu finden).
Auf jeden Fall, finde ich es sollte überhaupt nicht deine Aufgabe sein, deine KollegInnen über die Krankheit im allgemeinen aufzuklären oder sonstiges. Auch sonst bist du da doch eigentlich nicht in der ‚Bringschuld‘. Das klingt wirklich unangenehm und ich hoffe, die Situation wird irgendwie besser und du erhältst „einfach nur Unterstützung“. Sollen die anderen doch „einfach mal machen“
Das habe ich genauso erlebt:
In dem einen Termin bin ich davon ausgegangen, dass ich Unterstützung erhalte. Deshalb habe ich es erzählt und so war es auch.
In dem anderen Team habe ich es bewusst nicht erzählt, weil ich befürchtet habe, dass man mich beim jetzigen Stand nur komisch abstempelt und nicht mehr als Person ernst nimmt. Und so erlebe ich es jetzt auch.
Ja, das habe ich ja auch gemacht. Ich habe klar meine Bedürfnisse und Probleme geäußert, ohne die Diagnose zu nennen. Aber man war davon überfordert. Und ist man erleichtert, weil man anscheinend meint, dass es ja eh nur Symptome von mir waren.
Das ist ein guter Hinweis!
Ich hoffe auch, dass ich irgendwie diese Dynamik ändern kann. Weiß gar nicht, wieviel ich darauf Einfluss habe und es macht mich wütend, dass ich gezwungen werde, mich darum zu kümmern, dass es in eine andere Richtung geht.
Gute Frage, welche ich mit einem klassischen „kommt drauf an“ beantworte
Meinem direkten Vorgesetzten (Teamleiter) gegenüber habe ich mich in einem Einzelgespräch geoutet. Erstens weil wir auch privat befreundet sind und ein Vertrauensverhältnis haben. Und zweitens, weil meine Flüchtigkeitsfehler immer wieder ein Thema waren und das einer der Gründe war, wieso ich überhaupt drauf gekommen bin, dass ich ADHS haben könnte.
Hab ihm aber auch gesagt, dass er es bitte nicht in der Firma rumerzählen soll. Den Psycho-Stempel hat man leider schnell - das musste auch schon ein ehemaliger Kollege erfahren, der offen mit seinen psychischen Problemen umgegangen ist. Zum HR soll das Thema definitiv nicht durchdringen.
Ansonsten weiss noch eine andere Kollegin davon - sie hat ziemlich sicher auch ADHS. Und auch sonst sehe ich so den einen oder anderen Verdachtsfall in der Firma, unter anderem unsere völlig verpeilte Abteilungsleiterin. Ihr gegenüber würde ich mich übrigens auch outen, hab aber noch nicht den richtigen Moment gefunden.
Eher outen können sich auch Leute, die in irgend einer Form einen Kündigungsschutz geniessen. Das ist bei mir nicht der Fall.
TL;DR kommt auf das Verhältnis zu den Vorgesetzten sowie die Anstellungsbedigungen drauf an.