Outing gegenüber Vorgesetzten?! Vor- und Nachteile? Ja oder nein?

Nein nein, du sollst da nicht rechtlich gegen vorgehen, war nur mein erster Reflex :see_no_evil: weil diese Vorgehensweise ja schon auch etwas über das Unternehmen bzw diese Abteilung aussagt…

Schade, das sie, für mich gefühlt, aus dir eher eine Art Sündenbock machen wollen, aber nicht gewillt sind, auf deine Skills oder Verbesserungen einzugehen…

:adxs_gruebel: störst du da eventuell auch eine Art von Bequemlichkeit der Anderen…

Vielleicht habe ich das falsch verstanden…
Ich habe meine Vorgesetzte und eine Kollegin mehrfach gebeten, dass wir meine Rolle und Aufgaben definieren.

Ich habe mich an zwei Gleichstellungsbeauftragte im Unternehmen gewandt, die aber meinten, dass sie nicht zuständig dafür sind. Ich hatte das hier beschrieben:
https://adhs-forum.adxs.org/t/tagebuch-von-autumnly/21652/13?u=autumnly

Ich habe nächste Woche ein Gespräch mit meiner Chefin und bin maximal überfordert. Von mir wird erwartet, dass ich:

  1. von meinen Diagnosen und den damit verbundenen Problemen berichte
  2. benenne, was konkret ich kann / wie ich im Team eingesetzt werden kann
  3. mich bereit erkläre, im Team Aufklärung zu dem Thema zu leisten.

zu 1.: Ich denke, meine hauptsächlichen Probleme liegen nicht an mir. An mir liegt es lediglich, dass ich so emotional auf die Probleme reagiere. Und ich habe meine Diagnosen nicht genug verarbeitet, um das Standing zu haben, mich in so einem Arbeitsverhältnis so nackig zu machen.
zu 2.: Ich bin nicht genug darin, damit zu hausieren, wo ich gut bin. Ich weiß nicht, wie ich das hinbekommen soll, mich selbstbewusst positiv darzustellen. Zumal ich halt weiß, dass Alles durch diese Krankheit-Brille betrachtet wird ab jetzt.
zu 3.: Das kann ich einfach nicht. Auch fachlich nicht. Und es ist eine Situation, die ich nicht möchte. Ich werde vorschlagen, dass wir eine Person von außen holen, die etwas darüber im Allgemeinen erzählt.

Mich würde auch interessieren, ob es andere Personen gibt hier im Forum, die so ein aufgezwungenes Outing erlebt haben und wie sie damit umgegangen sind.

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Ich glaube sogar, ich mache ihnen regelrecht Angst. Ich habe in den letzten Wochen gelernt, dass die Art wie ADHSler Probleme angehen, vielen Menschen Angst macht. Viele Menschen können nicht so weit und so viel auf einmal sehen. Eine Freundin hat mir erklärt, dass die Leute nur sehen, dass sie, wenn sie sich im ersten Schritt verändern, es auch in weiteren Schritten tun müssen, die sie aber noch gar nicht sehen können und dass das Angst macht. Bisher habe ich immer nur meine eigene Angst gesehen, wenn ich so viele Dinge sehe und wahrnehme, aber keine Unterstützung habe, das mit Zielen und Feedback einzuordnen.

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Ich war neulich auf einer Veranstaltung zum Thema nicht-sichtbare Einschränkungen (und auch dazugehörige Diskriminierung). U.a. hat Prof. Mathilde Niehaus einen Vortrag gehalten, den ich gut fand.
Es ging auch um die Frage des Outings. Sie hat das recht differenziert behandelt und meinte, es sei immer eine individuelle Entscheidung und von diversen Dingen abhängig. Leider auch davon, ob man eher Unterstützung oder Diskriminierung von KollegInnen und Vorgesetzten erwartet.
Ein Punkt der mir in Erinnerung geblieben ist, ist dass sie meinte, die Diagnose ist nicht das entscheidende und müsste man auch nicht mitteilen. Es sollte eher um die konkreten Einschränkungen/Herausforderungen gehen. Sie hat auch von der Webseite „Sag ich’s oder sag ich’s nicht“ erzählt (über Google/Suchfunktion zu finden).

Auf jeden Fall, finde ich es sollte überhaupt nicht deine Aufgabe sein, deine KollegInnen über die Krankheit im allgemeinen aufzuklären oder sonstiges. Auch sonst bist du da doch eigentlich nicht in der ‚Bringschuld‘. Das klingt wirklich unangenehm und ich hoffe, die Situation wird irgendwie besser und du erhältst „einfach nur Unterstützung“. Sollen die anderen doch „einfach mal machen“ :wink:

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Das habe ich genauso erlebt:
In dem einen Termin bin ich davon ausgegangen, dass ich Unterstützung erhalte. Deshalb habe ich es erzählt und so war es auch.
In dem anderen Team habe ich es bewusst nicht erzählt, weil ich befürchtet habe, dass man mich beim jetzigen Stand nur komisch abstempelt und nicht mehr als Person ernst nimmt. Und so erlebe ich es jetzt auch.

Ja, das habe ich ja auch gemacht. Ich habe klar meine Bedürfnisse und Probleme geäußert, ohne die Diagnose zu nennen. Aber man war davon überfordert. Und ist man erleichtert, weil man anscheinend meint, dass es ja eh nur Symptome von mir waren.

Das ist ein guter Hinweis!

Ich hoffe auch, dass ich irgendwie diese Dynamik ändern kann. Weiß gar nicht, wieviel ich darauf Einfluss habe und es macht mich wütend, dass ich gezwungen werde, mich darum zu kümmern, dass es in eine andere Richtung geht.

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Die Seite ist ja mal super gut! Vielleicht etwas für die Link-Liste in diesem Forum?

https://sag-ichs.de/gut-zu-wissen/sag-ichs-oder-sag-ichs-nicht

Damit die Seite nicht sofort wieder untergeht :four_leaf_clover:

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Wie könnte man denn was in die Link-Liste packen oder wer?

Ich habe es mal in diesen Thread gestellt:

Wenn jemand einen anderen Platz besser findet, kann er gerne Bescheid geben.

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Gute Frage, welche ich mit einem klassischen „kommt drauf an“ beantworte :rofl:

Meinem direkten Vorgesetzten (Teamleiter) gegenüber habe ich mich in einem Einzelgespräch geoutet. Erstens weil wir auch privat befreundet sind und ein Vertrauensverhältnis haben. Und zweitens, weil meine Flüchtigkeitsfehler immer wieder ein Thema waren und das einer der Gründe war, wieso ich überhaupt drauf gekommen bin, dass ich ADHS haben könnte.
Hab ihm aber auch gesagt, dass er es bitte nicht in der Firma rumerzählen soll. Den Psycho-Stempel hat man leider schnell - das musste auch schon ein ehemaliger Kollege erfahren, der offen mit seinen psychischen Problemen umgegangen ist. Zum HR soll das Thema definitiv nicht durchdringen.

Ansonsten weiss noch eine andere Kollegin davon - sie hat ziemlich sicher auch ADHS. Und auch sonst sehe ich so den einen oder anderen Verdachtsfall in der Firma, unter anderem unsere völlig verpeilte Abteilungsleiterin. Ihr gegenüber würde ich mich übrigens auch outen, hab aber noch nicht den richtigen Moment gefunden.

Eher outen können sich auch Leute, die in irgend einer Form einen Kündigungsschutz geniessen. Das ist bei mir nicht der Fall.

TL;DR kommt auf das Verhältnis zu den Vorgesetzten sowie die Anstellungsbedigungen drauf an.

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Also meine aktuellen Auftraggeber (es ist seit zwei Jahren nur die eine Firma (im Ausland) für die ich als freelancer arbeite, mehr würd ich ja sowieso nicht schaffen) sind in der Sache einfach grandios, ich hoff nur dass sie es in Zukunft dem Mitarbeiter sagen wenn ihnen wieder einer wie ich unterkommt. Ich arbeite remote muss ich sagen, macht es nicht einfacher. Ich bein erst diesen Sommer draufgekommen bin dass es bei mir ADHS sein wird und die Diagnose noch ein paar Wochen braucht bis sie fertig ist, aber meine Arbeitsleistung ging schon vor einem Jahr in den Keller: 30 Wochen sind anstrengend und für mich aktuell nur mit Anstrengung zu erreichen. 30 im Monat meine ich, nicht in der Woche. Als ich meinen Auftraggebern erzählt habe dass ich mich deswegen auf ADHS testen lasse waren sie super nett, dass mit mir was nicht ganz passt war ihnen schon im ersten Jahr klar, meine Aufgaben haben sie damals schon angepasst ohne mich überhaupt viel zu fragen. Druck machen sie keinen auf mich und sie freuen sich wenn ich endlich die 30/Woche schaffe. Wir haben auch ein Kollegin die einen autistischen Sohn hat. Sowie arbeitet die Firma hauptsächlich für Universitätsverwaltungen, da ist man den Wahnsinn gewohnt :smiley:
Outet euch, bei 5% der Bevölkerung (oder sicher 10-20% in meiner IT Branche) muss sich JEDE Firma mit dem Thema auseinandersetzen und entweder unterstützt man euch oder ihr sucht euch eine Firma die schon verstanden hat dass es gesunde Mitarbeiter braucht. Wusste ja schon der Siemens.

Superspannendes Thema. Ich habe in einer Schule gearbeitet und wir hatten viele adhs Kinder und ich wollte gerne mal mit einer unserer Sonderpädagogen sprechen, ob ich mich vielleicht um eine Diagnostik bei mir selbst bemühen sollte. Also fragtebich die Chefin:
Ich: Wer ist hier Experte für adhs. Ich habe ein paar Fragen.
Sie: Ich. Schieß los. Um wen geht’s.
Ich: äääh… Ich frage mich, ob ich selber adhs haben könnte.
Sie: Naja, davon gehe ich aus, oder nicht?
Ich: …
Sie: Wusstest du das etwa noch nicht?
:joy:

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Meine Erfahrung hierzu:

Ich würde es von der Person abhängig machen und von dem Sinn dahinter. Was erhofft man sich?

Ich persönlich habe mich nur bei einem sehr engen, vertrauten Kollegen geoutet, weil er zwangsläufig durch meine ADHS-Fehler mitleiden musste und wir sehr eng zusammen arbeiten. Daher war der Sinn hier für mich, die Zusammenarbeit zu verbessern indem er mich besser versteht.

Insgesamt wäre ich aber sehr vorsichtig mit „labeln“ und würde meinem Vorgesetzen eher nur die Symptome von ADHS mit denen ich in der Arbeit Probleme habe beschreiben um hier eine Verbesserung bewirken zu können.

Und ganz wichtig: Hör auf dein Bauchgefühl! :heart:

LG cracky

Grundsätzlich muss ich dir recht geben - viel mehr Leute müssten sich outen. Aber es ist halt etwas wie mit dem Thema „über seinen Lohn reden“ - alle finden, man sollte es mehr tun aber niemand will damit anfangen.

Bei uns (und ich denke in vielen Firmen) laufen eben auch Leute rum, bei denen ich das Gefühl hab, die würden nicht so toll reagieren. Vielleicht tue ich denen auch völlig unrecht, wer weiss? Und ich bin auch nicht die Person, die einfach mal im Morgen-Meeting sagt: „hey Leute, ich hab dann übrigens ADHS“. Einen neuen Job finden ist mit 45 ebenfalls nicht nur einfach. Jaja, Ausreden kann ich :joy:

Ich habe mich vor 2 Tagen auf Empfehlung meines Therapeuten geöffnet… und weil ich so impulsiv bin und manche Dinge einfach unüberlegt rausplatzen :sweat_smile:

Ich habe ein sicheres Arbeitsverhältnis und arbeite seit mehreren Jahren dort, sodass ich „eigentlich“ keine schlimmen Konsequenzen fürchten muss. Mein Hirn hat sich aber wieder die schlimmsten Szenarien vorgestellt. Bin nur vor einem Jahr intern gewechselt, also habe trotzdem „neue“ Kollegen.

Ich habe auch immer Angst davor einen Stempel aufgedrückt zu bekommen und stigmatisiert zu werden. Aber nur weil die jetzt wissen, dass ich ADHS habe, arbeite ich ja nicht anders als vor diesem Wissen. Theoretisch gesehen sollten die mir also keinen neuen Stempel aufdrücken. Weil die wissen ja wie ich bin. So oder so.

Vielmehr würde ich einen Stempel als „unhöflich“ bekommen, wenn ich in Meetings nicht richtig zuhöre oder nebenbei wieder was anderes mache. Oder einen Stempel als „chaotisch“, wenn ich wieder total durcheinander bin. Jeder Mensch hat in gewisser Weise diesen Stempel. Unabhängig von der Diagnose. Jeder Mensch hat ein anderes Bild von dir. Es existieren also hunderte Bilder von dir, weil jeder anders denkt. Das hat mir sehr geholfen.

Ich hab es also meiner Teamleiterin erzählt und die Reaktion war extrem gut. Sie hat es sehr geschätzt, dass ich immer so offen ist und mir nochmal deutlich gemacht, wie glücklich sie ist, dass ich jetzt in ihrem Team bin. Das war ein SO schönes Gefühl. Das tat richtig gut.

Ich sollte das ursprünglich ansprechen, damit ich mich im Büro vllt umsetzen kann. Da ich an der Tür sitze, die eine Glasscheibe hat, drehe ich mich halt ständig um, wenn jemand rein kommt oder auch nur daran vorbei läuft. Ich kann das nicht kontrollieren und das zieht mich ja auch raus. Aber ich bin viel zu viel People-Pleaser, als das ich jemand bitte, mit mir den Platz zu tauschen. Ich will ja nicht bevorzugt werden und ich will auch nicht, dass jemand anderes seinen tollen Platz aufgeben muss, um dann an der Tür zu sitzen. :sweat_smile:

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Bei mir ist es so, dass ich an einer Förderschule arbeite.
Ich gehe sehr offen mit meiner Vermutung um. Sicherlich ist das auch dem Oversharing zuzuordnen.
Einige Kolleginnen sind aber auch dankbar für mein Infodumping das Thema betreffend, weil es ihnen bei der Arbeit hilft oder sie bei sich selbst plötzlich Parallelen feststellen. Ich glaube sowieso, dass der Spruch „Keiner ist umsonst hier.“ bei uns mehr Wahrheit beinhaltet als das die Kollegen so vermuten. Wir haben bestimmt eine hohe Dichte neurodivergenter Lehrkräfte.

Meine direkte Kollegin, also die Lehrerin der Klasse in der ich arbeite, weiß schon lange Bescheid, dass ich wohl ADHS haben könnte. Außerdem haben wir beide unsere autistischen Züge. Wir gelten als sehr strukturiertes Klassenteam.
Gegenüber der stellvertretenden Schulleitung bin ich auch sehr offen.
Sie ist bei uns an der Schule die Diagnostikerin. Ihr gegenüber habe ich mich geöffnet, als ich meinen ersten Verdacht hatte. Ich hatte sie eigentlich nach einem Fragebogen gefragt um bei mir selber mal kreuzeln zu können, aber da hat sie mir schon direkt ihre Einschätzung gegeben, dass sie das bei mir sieht. Seit dem schmunzeln wir öfter mal über meine „Verpeiltheit“.
Wenn wir mal Zwischenmenschliche Probleme hatten konnten wir das bisher ganz gut lösen, wenn wir das mit ADHS-typischen Symptomen erklärten.
In Zukunft kommt da vielleicht noch ein bisschen mehr in Richtung ASS dazu. Sie weiß, dass meine Tochter stark in diese Richtung tendiert und wir uns um eine Diagnostik bemühen. Daher wäre es auch keine Überraschung für sie, wenn da bei mir noch mehr als nur ADHS wäre.

Bei uns im Arbeitsumfeld ist es auf jeden Fall total ok, sich zu outen. Hier gehen sowieso alle davon aus, dass jeder Mensch irgendwas besonderes/individuelles mit sich rum trägt. Ob Diagnose oder nicht. Aber dann eine Diagnose zu haben macht es leichter in der Kommunikation, weil man weiß worüber man spricht.
Sicher gibt es auch hier Vorurteile oder veraltete Vorstellungen, aber das grundlegende Bewusstsein und Verständnis ist vorhanden.

Was ich später mal mit der Diagnose anfange, so ich sie denn bekomme, weiß ich nicht. Ich würde wahrscheinlich damit argumentieren, wenn ich in ein „chaotischeres“ Klassentram wechseln müsste. Ich brauche ganz klar Struktur und Verlässlichkeit. Ich weiß, dass es Kollegen gibt, die eher frei arbeiten und aus dem Bauch heraus entscheiden was gemacht wird. Das wäre für mich eine absolute Katastrophe. Krisenmanagement kann ich, aber nicht täglich und auf Dauer.

Es tut mur Leid was du erlebst. Ich hatte im Sommer ein Burnout und dann kurz später die Diagnose ausgeprägte ADHS bekommen. Wir haben gemeinsam mit meinem Arzt den Direktor und meine direkt Vorgesetzte informiert. Er meinte er fände es wichtig, dass ich das Team darüber informiere. Habe ich getan.

Ich warte seit über 1 Jahr auf ein Pflichtenheft. Nun hab ich das zum 5. Mal angesprochen und erklärt dass ich das aufgrund meiner ADHS brauche. Habe ihm einen ganzen Text geschrieben mit Erklärung, angelehnt an das Buch « Erfolgreich im Beruf mit ADHS » von Lachenmeier.

Hier ein Ausschnitt von meinem Text:

Wer bin ich und wie funktioniere ich?

Es geht mir nicht darum, einen Freipass für alle ungewöhnlichen Verhaltensweisen im Zusammenhang mit ADHS zu fordern. Vielmehr soll durch das Erkennen und Verstehen typischer Abläufe gangbare Wege gefunden werden, damit mein ganzes Potenzial bei X AG nutzbar wird. ADHS ist individuell unterschiedlich und ich möchte mich auf meine spezifischen Stärken und Herausforderungen konzentrieren und eine gegenseitige kreative Anpassung vornehmen. Durch die Diagnose habe ich sehr viel Zeit damit verbracht, auf meine Person einzugehen und weiss, was ich brauche, um erfolgreich arbeiten zu können, sodass ich gesund und zufrieden bleibe.

Überkompensation durch Unsicherheit

Ich habe festgestellt, dass bei mir eine grosse Unsicherheit entstanden ist, die sich leider verstärkt hat, seit ich bei der X AG arbeite. Diese Unsicherheit führt zu quälenden Selbstzweifel und einer verzerrten Wahrnehmung meines eigenen Wertes. Ich zweifle zunehmend an meinen Fähigkeiten und mein Vertrauen in meine eigene Leistungsfähigkeit nimmt ab. Die Unsicherheit resultiert vor allem daraus, dass ich nicht genau weiss, welche Rolle ich bei der X AG einnehme:

Ich bin unsicher, welche Aufgaben wirklich zu meinem Verantwortungsbereich gehören, ob mir Aufgaben zu Unrecht übertragen werden und ob ich mich dagegen wehren darf. Dadurch habe ich zunehmend Schwierigkeiten, mich abzugrenzen, Nein zu sagen und mich durchzusetzen oder zu verteidigen. Die genauen Inhalte und Grenzen meiner Aufgaben verschwimmen mit der Zeit immer mehr. Aus Unsicherheit übernehme ich dann zu viel Verantwortung, was mich überfordert und unter Stress setzt.

Bei chronischem Stress neige ich zur Überkompensation: Ich versuche, alles perfekt zu erledigen, um Entscheidungen darüber zu vermeiden, was wichtig ist und was nicht. Diese Perfektion erfordert jedoch enormen Energieaufwand, was auf Kosten meiner Zeit und Energie für mein Privatleben geht – insbesondere für Beziehungen und Hobbys.

Meine Vorschläge für die Arbeitsgestaltung

Eine klar definierte Rolle

reduziert Impulsivität, reduziert Ablenkbarkeit, reduziert Stress und Unsicherheit


Eine klar definierte Rolle würde meine Unsicherheiten reduzieren und mir helfen, mich auf meine Kernaufgaben zu konzentrieren. Dadurch könnte ich meine Arbeitslast besser steuern und mich sicherer in Bezug auf meine eigenen Aufgaben fühlen. Das würde verhindern, dass ich fremde Aufgaben übernehme, meinen Stress reduzieren und meine Position sowie Gelassenheit stärken.

Ein Pflichtenheft, inkl. Verantwortungsbereiche

reduziert Unsicherheit, unterstützt Selbstorganisation, verhindert Überlastung und Missverständnisse


Eine meiner Stärken liegt darin, mich besonders gut an klaren Strukturen und Leitlinien zu orientieren, sofern ich sie als sinnvoll empfinde und mit ihnen übereinstimme. In solchen Kontexten kann ich sehr effizient und langfristig leistungsfähig arbeiten, da ich mich durch die klare Ausrichtung voll auf meine Aufgaben konzentrieren kann, ohne Energie für unnötige Entscheidungen oder Umwege aufzuwenden. Ein Pflichtenheft würde mir klare Orientierung bieten und helfen, Erwartungen in einem nachvollziehbaren Rahmen zu setzen, der mir Struktur gibt.

Schwerpunktbereiche

reduziert Ablenkbarkeit, steigert Aufmerksamkeit, steigert die Motivation und die Konzentration


Ich bin ein sehr leidenschaftlicher und emotionaler Mensch und tue das, was ich tue, mir grosser Überzeugung. In Bereichen, in denen ich mit gut auskenne, erkenne ich viel schneller Zusammenhänge und kann somit treffende Entscheidungen fällen. Ich blühe auf, wenn ich die Freiheit habe, Aufgaben kreativ anzugehen und Entscheidungen selbst treffen zu können. Das steigert meine Motivation und hilft mir, den Fokus zu behalten. Ich arbeite ausserdem besonders gut, wenn ich mich Aufgaben widmen kann, die mich interessieren. Andere Aufgaben, die mich weniger interessieren, monoton oder wenig motivierend sind, können mich schnell ablenken. Wird mein Aufgabenbereich so definiert, dass ich zwischen kreativen und analytischen Aufgaben abwechseln kann, wird meine Aufmerksamkeit gesteigert.

Mithilfe meiner Hard-Skills und Soft-Skills, sowie meinen Interessen, habe ich Aufgaben definiert, die ich ab Januar (wieder) übernehmen möchte.

So und jetzt seine Antwort drauf:

« Dein Text hat mich sehr beunruhigt, ich weiss nicht was ich denken soll, kannst du denn arbeiten? Ich gebe dir kein Pflichtenheft, sonst wirst du dich nur auf diese Aufgaben beschränken und das geht hier nicht! »

Ich weiss auch nicht mehr weiter und würde mich gerne erkundigen, ob ich ihn wegen Verletzung der Fürsorgepflicht verklagen kann.

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Hallo @Autumnly wie ist esdir ergangen ?

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Von Arbeitsrecht habe ich absolut keine Ahnung und auch nicht von Betrieben, die so funktionieren wie deiner. Was ich aber glaube zu wissen ist, dass dein Chef nicht „cheffen“ kann.

Du hast sehr ausführlich dargelegt was du brauchst und warum.
Er will aber die eierlegende Wollmilchsau, Mitarbeitende, die alles machen ohne zu fragen, Leute, die den Laden am Laufen halten, ohne auf Selbstschutz zu achten.
Er will dir kein Pflichtenheft geben, weil er sich sonst damit auseinander setzen müsste, was überhaupt in wessen Aufgabenbereich fällt. Das weiß er wahrscheinlich selber nicht.
Für ihn ist es viel leichter, einfach alles so zu lassen wie es ist.
Was ihn beunruhigt ist nicht deine Gesundheit, sondern, dass du auch mal „Nein“ sagen könntest zu seinem Chaos. Dann entstehen nämlich Probleme, um die sich andere Leute kümmern müsste , die das aber nicht können, selbst wenn es vielleicht sogar ihr Aufgabenbereich wäre. Und dann wird es zu seinem Problem.

Er scheint auch wenig Kompetenz in Sachen psychische Gesundheit und Mitarbeiterführung zu haben. Vielleicht hat er auch einfach deinen langen Text nicht verstanden. Braucht es vielleicht gaaaanz einfach.
Unklare Aufgabenverteilung → erhöhtes Stresslevel durch zu viele Aufgaben → krank.
Klare Aufgabenverteilung → effektives Arbeiten → langfristig leistungsfähiger Mitarbeiter

Ehrlicherweise müsstest du wohl sagen, dass du unter diesen Umständen nicht arbeiten kannst.
Ist die Frage, wie gerne du in diesem Unternehmen arbeitest und/oder welche Alternativen du hast.
Auch, wie ersetzbar du bist spielt eine Rolle. Personalvermittlungen freuen sich vielleicht über Leute wie dich…

Ich persönlich würde wohl eher eine neue Arbeitsstelle suchen, als zu klagen. Das liegt aber zu 100 Prozent daran, dass ich mich nicht mit Recht auskenne. Kann auch sein, dass du damit richtig liegst und was erreichen könntest.

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Typisches Mantra eines (guten) Cheffe ist (selbst, wenn er das nicht ausspricht, sondern nur denkt):

„Erzähl mir nix von Problemen, erzähl mir was von Lösungen!“

Angewandt auf diesen Fall:
Entwirf doch einfach mal das Pflichtenheft. Es ist viel leichter, etwas zu verbessern als was vom leeren Blatt aus zu erstellen.
Erst recht, wenn das auf Wunsch eines anderen passieren soll, der das für seine Bedürfnisse benötigt.
Gäbe wahrscheinlich einige Bonuspunkte in der Kategorie „Will nicht nur, sondern macht auch was“.

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