aufgrund diverser Situationen … neige ich dazu meinen Vorgesetzten in vertraulichen Gesprächen von meinem ADHS mitzuteilen, da ich dann, zumindest ist das mein aktuelles Gefühl, einigen Druck von mir nehmen könnte, ich aber andererseits keinen anderen Druck aufbauen lassen möchte, aber vielleicht erscheinen dann meine Arbeitsergebnisse in einem noch besserem Licht …?!
Was meint ihr bitte dazu?
Habt Ihr Euch geoutet?
Wie habt Ihr das gemacht?
Wo seht ihr grundsätzliche Vor- und Nachteile?
Reichen die Vorgesetzte oder ist es zumindest nicht nachteilig, wenn andere (Schwerbehindertenvertretung, Personalabteilung, Personalrat …) auch davon wissen? Falls ja, in welchen Situationen sozusagen?
Dankeschön.
LG
PS: Ich möchte halt nicht den Stempel „Psycho“ aufgedrückt bekommen, wobei ich das Gefühl allerdings bei meinen Vorgesetzten nicht habe!
„ Erfolge in der Arbeitswelt können durch ADHS-typische Fehler und Gefahren vereitelt werden. Hierzu hat Lachenmeier eine Reihe von Beispielen und Tipps parat. Er warnt zum Beispiel davor, sich in einer neuen Arbeitsstelle gleich als ADHSler zu „outen“. Übermäßige Offenheit und Ehrlichkeit könnten im Effekt selbstsabotierend sein. Hilfreich sei es, mit Kollegen über Stärken, Schwächen und Defizite zu sprechen – die Diagnose ADHS müsse dabei nicht genannt werden. Auch im Smalltalk mit Bekannten oder Kollegen könne zu viel Offenheit und Ehrlichkeit gefährlich werden – ADHSler müssten lernen, dass im Smalltalk Themen mit weitergehender Bedeutung für einen der Anwesenden ausgeschlossen sind.“
So sehe ich das auch! Ich würde mich nicht outen - und das obwohl ich selbst im klinischen Bereich arbeite.
Besser man beschreibt die eigenen Stärken und Schwächen oder umschreibt die Dinge.
Die meisten Menschen kennen sich mit ADHS nicht aus und dann ist man schnell in einer Schublade, die einem mehr Nachteile bringt.
Den „Psycho“ Stempel hast du dann schnell.
Ich wüsste nicht, welche Vorteile das bringen soll. Warum nicht eher die eigene Art der Wahrnehmung beschreiben?
Ich habe mich geoutet, dass ich ein Problem mit praktischen Prüfungen habe - und Situationen die das bei mir triggern. Das ich ein motorisch manchmal ungeschickt bin. Und das ich impulsiv bin.
Manchmal sage ich auch, das ich einfach rechtshirndominant bin.
Ich habe viele Kollegen, die haben sich auch ADHS. Ob diagnostiziert weiß man nicht. Aber man merkt es ja einfach.
Den Ansatz mit den Stärken und Schwächen finde ich ebenfalls klüger.
Schwerbehindertenvertretung macht ggf. Noch Sinn, damit sie dich entsprechend stützen und schützen können, sofern denn etwas vorfällt!
Mir persönlich fällt in dem Zusammenhang Offenheit leider immer wieder auf, dass ich soziale Grenzen kaum kenne bzw. Wahre. Vielleicht mangelt es mir einfach an sozialer Erfahrung, aber ich bin wie ein offenes Buch und rede leider auch viel zu häufig über Menschen, die mir oft sehr vieles anvertrauen. Da weiß ich oft nicht wo die Grenzen sind und verstehe dann manchmal nicht, wieso man mir das sagt, aber andere davon nichts wissen sollen.
Oft frage ich inzwischen strategisch, ob das unter uns bleiben soll. Dann bleibt es das auch! Anders verstehe ich die Grenze nicht.
Menschen sind für mich seltsam und Schwierig zu verstehen. Wie habt ihr solche Grenzen gelernt und wie wahrt ihr sie? Ich merke immer erst, dass es wieder einer drüber war, wenn’s schon passiert ist.
Manchmal distanzieren sich Menschen (auch Kollegen), ohne dass ich verstehe wieso.
Ich kann dein Bedürfnis den Vorgesetzten das sagen zu wollen also gut verstehen. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass das nicht immer klug ist.
Ich habe Anfang letzten Jahres, als meine Diagnose fix war, meinen Vorgesetzten und die Personalchefin ins Boot geholt.
Einfach weil auf einmal viele Arzttermine anstanden.
War das beste was ich machen konnte.
Habe beiden erklärt was los ist, stärken und schwächen aufgezeigt und was das für mich persönlich bedeutet.
Ebenso habe ich Dinge aufgelistet die nicht mehr ohne weiteres möglich sind (bspw spontan mit Medikamenten ins Ausland) oder die mir schwer fallen.
Dann habe ich noch einiges erzählt wie ich am besten arbeite.
Heißt in meinem Fall, Zuhause in Ruhe, ohne störendes Großraumbüro…
Das hatte zur Folge dass mein Chef mir Unterstützung zugesichert hat.
Aktuell kämpfe ich darum, dass ich das mit dem Homeoffice vertraglich verankert bekomme.
Bisher hieß es immer nur „bis auf weiteres“.
Jedoch war ich zu dem Zeitpunkt bereits einige Zeit im Unternehmen und hatte aufgrund von Corona auch einige Zeit von Zuhause gearbeitet.
Heißt, ich konnte auf die Erfolge von dort verweisen.
Würde es, je nach Verhältnis zum Vorgesetzten, jederzeit wieder so machen.
Hallo @ZappelPhilipp,
ich habe es auch so gemacht und bereue es nicht. Und es ist auch wahr, es kommt auf das Vertrauensverhältnis an. Ich bin meiner Kollegin/Chefin sehr dankbar für ihre Offenheit mir gegenüber und auch für ihre Bereitschaft, sich auf die Zeit der Einmedikamentierung einzulassen. Homeoffice und freie Arbeitszeiten sind in meinem Bereich leider nicht möglich.
Bei nem Arbeitgeber mit mehr als 10 Vollzeitmitarbeitern (das dem Kündigungsschutzgesetz unterfällt) ist man mit einem Outing wesentlich sicherer als in 'nem kleinen Laden.
Und umgekehrt kann ein keiner Laden viel mehr Verständnis haben - aber nur, wenn’s individuell passt mit dat Cheffe. Sonst kann’s ganz schön nach hinten losgehen.
Das Ganze will auf jeden Fall sehr gut überlegt sein.
Persönlich würde ich mich nicht als ADHS-Betroffener zu erkennen geben, sondern mitteilen dass ich bestimmte Besonderheiten (je nach dem Müdigkeit, Gereiztheit, Verbissenheit etc. etc.) habe, die wiederum durch vorhandene medizinische Besonderheiten bedingt sind, vielleicht noch was von Stoffwechsel, Tagesrhythmus, Schilddrüse, Schlaf, Blutdruck, Nebenwirkungen von Medikamenten die einem der Arzt verordnet, Allergie, Kriegsverletzung, Bla bla bla schwurbeln. Also irgendwas zu reden ohne was zu sagen ohne eine Einordnung zu ermöglichen.