Passen wir uns (mit ADHS-Medikamenten) der Welt an? Oder sollen wir die Welt verbessern? Und können wir Medikamente immer nehmen?

Die Frage ist dann früher oder später wahrscheinlich, wie lange werden diese positiven Gefühle die man jetzt momentan vielleicht durch seine Medikamente derzeit erlebt auf Dauer anhalten?, und bleibt dieser Zustand von nun an für immer für einen erhalten?, oder wechselt sowas nicht andauernd immer wieder im Laufe des eigenen Lebens, zum Beispiel auch je älter man wird?.

Oder man von nun an den Rest seines Lebens immer wieder an seiner Medikation herum schrauben müsste, weil eben nichts im Leben auf Dauer ist?.

Denn ein bestimmter Vorgang bleibt bekanntlich nie für immer statisch, denn das Leben ist ja bekanntlich ein Fluss, heisst das tägliche Leben bedeutet ständige Veränderung.

Nichts bleibt für immer gerade so wie es momentan vielleicht gerade ist, sondern verändert sich ständig, je nach dem in welchem Entwicklungsstand man gerade ist, oder auch nicht.

Und das ist meiner persönlichen Meinung nach ein Problem dem man sich immer wieder aufs neue stellen muss.

Medikamente können einem in einem gewissen Lebensabschnitt helfen, dass habe ich selbst erlebt, aber auf Dauer muss man sich mit sich selbst beschäftigen, da Medikamente zwar im Moment durchaus helfen können, was aber nicht bedeutet das dass nun für immer so bleibt wie es gerade ist.

Auf die Länge gesehen muss man sich, so glaube ich persönlich, vor allem fragen, wer bin ich, und was will ich selbst in meinem Leben eigentlich für mich selbst erreichen?.

Will ich angepasst sein um Probleme mit meinen Mitmenschen zu vermeiden?, welche Frage durchaus zum Teil berechtigt ist, oder will ich aber vor allem so akzeptiert werden wie ich „eigentlich“ in Wirklichkeit bin?.

Was beinhaltet das ich nicht immer mit allem was mich ausmacht nur auf Freude überall stossen werde, sondern je nach dem sogar auf Gegenwehr stossen werde, oder mich wegen meiner Eigenheiten sogar bei anderen unbeliebt machen könnte, was meiner persönlichen Meinung nach aber „normal“ ist, denn niemand ist einfach immer nur überall beliebt, dass war noch nie so, und wird auch in Zukunft nie so sein.

Sich anzupassen ist bis zu einem gewissen Grad schön und gut, aber sobald man damit anfängt sich zum Wohle anderer selbst zu verleugnen, dann wird es schwierig, weil man sich dann vielleicht um jeden Preis bei anderen beliebt machen möchte, sich selbst bei dem ganzen aber eben immer mehr und mehr zum Wohle anderer verleugnet, und am Ende irgendwann vielleicht nur noch ein sogenannter People Pleaser ist, weil man sich selbst schon lange aus den Augen verloren hat.

Die Aufgabe besteht also darin ein „Mittelmass“ für sich selbst zwischen all diesen Erwartungen die täglich an uns gestellt werden für sich zu finden, und da kann man eigentlich meistens wie immer nur seinem eigenen Herzen folgen. :heart:

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P.s. wir können schon weiterhin probieren unsere menschlichen Probleme mit Medikamenten zu lösen, wir könnten aber auch einfach probieren in unserem täglichen Miteinander im Leben so viel wie möglich menschliche Akzeptanz miteinander zu üben, und diese wäre sogar kostenlos, da Akzeptanz eine reine Herzenssache ist. :heart:

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Mir geht es überhaupt nicht um Akzeptanz bei Anderen, wenn ich meine Medikamente einnehme. Der Gedanke ist mir bisher noch gar nicht untergekommen.

Ich freue mich einfach, dass meine Watte im Kopf weg ist, dass ich einen Gedanken zuende denken kann, dass ich mein Leben und das meiner Familie irgendwie sortiert bekomme und vor allem, dass mein Hirn keinen Dopaminausgleich mehr bei ungesunden Verhaltensweisen sucht, etc.

Das hat nichts mit Angepasstheit oder Akzeptanz in der Gesellschaft zu tun sondern mit ganz eigenem Leidensdruck.

Natürlich gehört zu einer umfangreichen Behandlung auch Verhaltenstherapie. Aber dass das Hirn von ADHSlern anders funktioniert, wird die auch nicht beheben können.

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Probleme mit Medikamenten lösen wird nicht funktionieren. Das Medikament versetzt einen aber möglicherweise in die Lage, die Kapazitäten im Kopf „frei“ zu bekommen, um zum Beispiel eine Verhaltenstherapie oder irgendwelche Strategien und Tipps aus einen Coaching umzusetzen. Eben auch, weil du weniger „andere Dinge“ für Dopamin tun willst.

Die Dosis wird vermutlich immer mal wieder angepasst werden müssen, wie bei vielen anderen Medikamenten auch. Vielleicht braucht man es auch später gar nicht mehr, weil man z.B. mehr Sport in den Alltag integriert und einige Tipps für einen besseren Alltag umsetzen könnte.

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Meine Tochter ist wunderbar ohne Medikamente ausgekommen. Sie war fröhlich, phantasievoll, konnte schöne Sachen machen, kam in der Familie und im Draußenkindergarten super zurecht.

Ich erwartete eine unproblematische Grundschulzeit. Und es kam die totale Katastrophe. Mein armes Kind war nach 2 Monaten Schule am Boden zerstört, total überfordert und überzeugt davon, dass sie nichts kann.

Mit welcher Herzenstaktik hätte ich diesem Kind helfen sollen? Zuhause unterrichten? Privatschulen ausprobieren? Direkt Förderschule?

Ich hielt meine Tochter für normal intelligent. Ich wusste, was sie kann, wenn sie Spaß an etwas hat. Ich sah, wie der Kopf durcheinander geriet beim 10er Übergang. Ich sah, dass sie ihre sozialen Stärken auf einem Schulhof mit 300 Kindern nicht einsetzen kann. Ich sah die Finger verkrampfen beim Schreiben. Nach eigenen Aussagen hörte sie in der Schule nur Blablabla und hielt es da nicht länger als 1 Stunde aus.

Mein Herz verzweifelte. Deine Idee, dass man die Auswirkungen von ADHS durch mehr Eigenakzeptanz und Herzensgüte angehen sollte, hätte bei meiner Tochter zu immer größerer Schulverweigerung geführt und ihr den Weg in die Förderschule ohne Schulabschluss dafür mit Depressionen gebracht. Davon bin ich überzeugt.

Sie geht jetzt in die 3. Klasse. In den 2 Jahren habe ich viel gelernt über ADHS, über mich, meinen Mann, meine Söhne… Meine Tochter nimmt jeden Schultagmorgen eine winzige Dosis Attentin. Mit dieser Droge kann sie im Unterricht mitmachen, kann Rechtschreibung lernen, überblickt den Zahlenraum bis 100, kann verstehen, was sie liest. Ihre Lehrerin erkennt seitdem wir mit Medikamenten angefangen haben, dass sie weder dumm noch unausgeschlafen noch bockig ist sondern ein schlaues, fröhliches Mädchen und behütet mit viel Herz und sinnvoll eingesetztem Nachteilsausgleich, dass sie nicht wieder in die Schleife „Ich kann das sowieso nicht“ gerät.
Nachmittags ohne Mediwirkung verzweifelt sie oft wieder an Zwischenrechenschritten, am Schreiben. Das 1x1, dass man Zuhause lernen soll, verankert sich nicht in den nachmittäglichen Wolken und auch das Lesetraining hinkt.

Aber sie geht fröhlich zur Schule und spielt dort in den Pausen mit den anderen Mädchen.

Du magst sagen, ja in gewissen Lebenssituationen, wie der Schule… Aber Schule dauert mindestens 10 Jahre und diese Jahre sind extrem wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung. Und wer weiß, vielleicht fühlt sie sich zu einem Beruf hingezogen, den sie auch nur mit Medikamenten schafft? Sollte sie dann lieber etwas wählen, dass auch ohne Medis leistbar ist für sie? Und akzeptieren, dass sie es halt eigentlich nicht kann?

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@Tüdelmama

Mich berührt es, was du schreibst…
Ich habe zwar auch ohne Diagnose ein gutes Abitur geschafft, aber die negativen Erfahrungen haben mich so zerfressen, dass ich bald schon keinen Sinn mehr gesehen hatte.

Ich will mein jetziges Leben, mein Wissen über mich und die Welt unter keinen Umständen missen, aber es wäre definitiv einfacher, schöner und weniger schmerzhaft gewesen, wenn man mein Leid damals erkannt hätte.

Ich wünsche deiner kleinen weiter alles gute! Ich bin stolz auf sie und auch auf deine Art, wie du ihr zur Seite stehst! :pleading_face::heart:

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Dafür nehme ich am aller wenigsten die Medikamente, weil die bei diesen Prozessen eh nicht helfen.
Ein Ja zu sich selbst können einem die Medikamente nicht geben. Die Konfrontation mit sich selbst können einem die Medikamente nicht nehme.

Meine Persönlichkeit und meine Werte und wie ich gesehen werden möchte stehen unabhängig zu den Medikamenten.

Aber die Medikamente helfen mir dabei diese Dinge in meinem Verständnis etwas besser leben zu können.

Es tut mir gut mich nicht mehr so anstrengen zu müssen nicht immer dazwischen zu reden . Nicht weil man es von mir erwartet , sondern weil ich die Gespräche selber so angenehmer finde.

Meine Mitmenschen haben meine Zerstreutheit und Zuspätkommen immer mit ausgeglichen. Aber auch auf Kosten ihrer Energie und mein Stress schlug auf die mit über . Ich bin froh dass solche Dinge nun nicht mehr so im extremen sind , weil es mir auch damit schlecht ging.

Doch vor allem nehme ich ja auch die Medikamente ganz für mich allein, selbst wenn ich ohne große „Anforderung“ ganz allein für mich zu Hause bin.

Ja es ist auch ein wenig sich mit Medikamenten anzupassen , die Menschen mögen mich gar auch ohne .
Doch wenn ich mich ohne große Nebenwirkungen etwas mehr anpassen kann, dann tue ich es gerne. Es bleibt eh noch genug ADHS über zum „aushalten“

Doch sollte eines Tages der Preis durch Medikamente zu hoch werden . Dann hast du recht , dann muss man schauen wie weit man mir wieder mehr zugesteht und es als nicht extra versteht .

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Das ist super spannend! Für mich ist ADHS ein permanenter Kampf gegen die innere Unzufriedenheit. Ich frage mich ständig, welche Umweltbedingungen herrschen müssten, damit es nicht immer zu viel und zu wenig, zu langweilig und zu anstrengend ist.

Deine Tochter hat ja bewiesen, dass es möglich ist. Hat sie bis zur Schule gar keine Symptome gezeigt? Oder hat es euch sehr viel Energie gekostet, sie auf diesem Zufriedenheitslevel zu halten?

Ist es häufig so, dass die Unzufriedenheit bei ADHSlern erst in der Schule kommt? Ich habe absolut keine Idee, wie man das Schulthema für ADHSler/ ASSler lösen könnte, aber es klingt schon sehr brutal, was Schule für viele bedeutet.

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Die Frage ist zwar nicht an mich gerichtet, aber meine Tochter war quasi ab Geburt unzufrieden. Ich glaube aber gerne, dass die allergrössten Einschränkungen und Auswirkungen erst im Schulalter losgehen. In der Kita gibt es ja noch eine völlig andere Toleranz gegenüber ADHS typischen Symptomen. Das bedeutet nicht, dass wir diese jetzt, zu Hause oder in der Kita, nicht bemerken. Vor der Schule habe ich aber schon richtig Angst.

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Also mir hatten damals ein paar Tage Grundschule schon gereicht und ich wollte lieber wieder zurück in den Kindergarten :sweat_smile:

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Hehe, das toppt dann wohl nur ein Zitat von mir, was meine Eltern immer und immer wieder anbringen :smiling_face:

Ich, an meinem 2. Tag im Kindergarten :" was soll ich hier? Ich war doch gestern schon hier…" :rofl:

Bei mir ist die ADHS-Unzufriedenheit wohl einfach direkt ein Thema gewesen

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Das ist bei meiner Tochter genauso. Sie bekommt jetzt schon sonderpädagogische Unterstützung - einen Vorschulbegleiter sozusagen. Das könnte den Schuleintritt erleichtern. Vielleicht wird sie bis dahin auch schon medikamentös eingestellt sein, wenn es ihr nicht hilft…

Aber zurück zum Thema -

Also, das würde ich zumindest in Frage stellen. Beim Fahrradfahren bemerkt man auch eher den Gegenwind als den Rückenwind. Du weißt ja nicht, wie du als neurotypischer Mensch wärest. Es bilden sich dadurch ganz andere Gehirnstrukturen aus, die einen Bereiche werden weniger genutzt, andere dafür mehr. Zumindest das vernetzte, kreative Denken halte ich für einen positiven Nebeneffekt von ADHS. Es ist vielleicht nicht besser als strukturiert nach Schema F zu denken, aber es ist hilfreich, jemanden im Team zu haben, der über den Tellerrand schaut. Klar, können das auch manche andere Menschen ohne ADHS - DU könntest es aber vielleicht nicht ohne dein ADHS. Ich weiß nicht, wie viel meiner Art zu denken ADHS geschuldet ist, ich würde es aber nicht hergeben, um kein ADHS mehr zu haben… Es ist viel zu spannend in meinem Kopf.

Und zumindest für mich haben sowohl ADHSler als auch ASSler offenbar sehr positive Eigenschaften, weil ich mich mit vielen einfach super verstehe - klar, gleich und gleich geht sich gern, aber es sind doch oft auch so interessante Menschen. Ich bin mit sicher, dass es mir auch bei dir so gehen würde, Allmighty :blush:

Und gaaaanz zurück zum Thema: Ich habe auch noch nicht bemerkt, dass positive Eigenschaften durch Medikamente verloren gehen. Im Gegenteil - ich traue mich immer mehr, aus mir raus zu kommen, weil meine Emotionen mich nicht mehr umhauen und ich meine Gedanken besser in Worte fassen kann.

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Liebe @Tüdelmama das was Du über Deine Tochter und deren Erfolg in der Schule schreibst, dass alles klingt ja wirklich wunderbar.

Wenn auch vielleicht für andere Eltern die sowas hier lesen eventuell fast schon zu schön um wahr sein zu können, nämlich weil ihr Kind vielleicht nicht so gut auf ihre Medikamente anspricht wie das bei Deine Tochter momentan der Fall zu sein scheint.

Eine Problematik von der man auch hier im Forum immer wieder liest.

Deine Tochter ist jetzt in der 3.Klasse und es geht ihr gut, was wirklich sehr erfreulich ist, aber wie wird es ihr in der 5. oder 6. Klasse gehen?, wenn sie dann in der Pubertät ist?, dass kannst Du jetzt noch nicht wissen, und man kann nur hoffen, dass es ihr dann immer noch so gut geht, und das wünsche ich Deiner Tochter auch von ganzem Herzen.

Aber wie gesagt, Menschen verändern sich, und es gibt im Leben immer unvorhersehbare Veränderungen, bei Kindern sieht man das meist wenn sie dann in die Pubertät rein kommen.

Und bei Mädchen dann das Einsetzen der Menstruation anfängt, und das könnte dann eventuell so einiges im Leben Deiner Tochter anfangen durcheinander zu Wirbeln was bis jetzt gerade zur Zeit noch gut zu laufen scheint.

Und wenn Deine Tochter eventuell später in ihrem Leben ihre Medikamente vielleicht mal nicht mehr nehmen „könnte“, oder vielleicht nicht mehr nehmen „wollte“, was wäre dann, hättet ihr dafür dann einen existierenden Rettungsplan in der Notfall Schublade?.

Und wie gehst Du dann z.B. damit um wenn Deine Tochter dann vielleicht in einem Job gelandet ist den sie, nach Deinen eigenen Angaben, nur dank ihrer Medikamente überhaupt schaffen könnte, wenn sie ihre Medikamente dann vielleicht nicht mehr nehmen „kann“, oder nicht mehr nehmen „will“, und dann unter ihrer Berufswahl ohne Medikamente zusammen bricht, weil sie die Anforderungen ohne Medikamente dann vielleicht nicht mehr erfüllen kann?.

Naja das alles wird sich dann vermutlich zeigen wenn es soweit ist.

Ich persönlich habe jedenfalls bis heute noch nie von einem einzigen Menschen gelesen wo überprüfbar seit frühster Kindheit bis ins gesetzte Alter von vielleicht 40 bis 50 Jahren, jeden Tag ununterbrochen ADHS Medikamente eingenommen hat und darüber Rückschluss geben kann das es ihm während dieser ganzen Zeit immer nur Super mit seinen Medikamenten gegangen sei.

Ob es so einen Menschen überhaupt gibt, dass würde mich persönlich wirklich mal stark interressieren.

Wie auch immer, für Deine Tochter freut es mich auf jeden Fall wenn es ihr mit ihren Medikamenten in der Schule derzeit so gut geht.

Ich persönlich denke halt das es auch für ADHS Kinder denen ihre Medikamente nicht gut helfen auch möglich sein sollte gut durch ihre Schulzeit kommen zu dürfen.

Und dazu wäre wohl wahrscheinlich ein Umdenken und Umgestalten der Schulen nötig, so das die Schule auch für Kinder ohne Medikamente erträglicher wird.
:heart:

Liebe Abrissbirne,

muss ich deinen Beitrag verstehen?

Tüdelmama schreibt, dass es ihrer Tochter jetzt mit Medikamenten in der Schule besser geht also ohne. Was sie später macht oder nicht macht ist doch gar nicht Thema?

Die Schulen müssen umgestaltet werden, damit sie für Kinder auch ohne Medikamente erträglich werden??

Also ich habe einen wunderbaren Arbeitsplatz (meine eigene Ein-Mann-Firma), die liebste Ehefrau und ein sehr gutes Fahrrad, trotzdem nehme ich ADHS-Medikamente und arbeite damit besser, gehe besser mit meiner Frau um und fahre sicherer Fahrrad. Ob ich mit 90 immer noch Medikamente nehme? Ich vermute ja, aber ich muss mir diese Gedanken doch jetzt nicht machen.

Mein Sohn hat übrigens schon im Kindergartenalter Medikamente gekriegt. Aber nicht weil der Kindergarten schlecht gewesen wäre!

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Lieber @Falschparker das Dein Leben mit Medikamenten so eine Erfolgsgeschichte ist freut mich wirklich von ganzem Herzen überaus für Dich.

Nur lesen wir alle hier im Forum ja immer wieder von vielen Menschen bei denen nicht alles immer nur Butter im Leben ist.

Und wir lesen auch immer wieder von Menschen die nicht nur immer glücklich mit ihrer Medikation sind.

Von Menschen die noch nicht mal eine Diagnose bekommen, oder wo es sehr schwer ist überhaupt jemals eine zu bekommen, weil derzeit z.B. überall ein Mangel an Fachkräften vorzuliegen scheint.

Oder von solchen die zwar eine Diagnose bekommen haben, aber es Probleme mit der Medikamenten Einstellung gibt, die immer wieder hin und her probieren müssen, es aber irgendwie nie richtig gut klappen will.

Und wie soll man dann diesen Leuten bei denen ihre Medikamente nicht gut wirken beistehen können, als immer wieder nur sagen zu können „dann probiere es einfach weiter, irgendwann wird es auch bei Dir vielleicht irgendwann mal klappen“, was nicht unbedingt ermutigend ist für jemand wo vielleicht eh schon auf dem Zahnfleisch geht, oder?.

Jedenfalls freue ich mich für jeden hier wo anscheinend glücklich mit seinen Medikamenten ist, aber leider gibt es auch Menschen die anscheinend nicht so viel Glück mit ihren Medikamenten haben.

Und diese Menschen brauchen doch erst Recht unser Hilfe und Unterstützung, brauchen unser Verständnis und vielleicht Tipps für sie wie sie sich auch ohne Medikamente selbst helfen können, oder eben auch in der Gesellschaft akzeptiert werden, so wie sie sind, damit sie nicht ohne Medikamente total verzweifeln müssen, oder etwa nicht?.

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Ich habe jetzt mal einige Beiträge abgetrennt, weil sie mit der ursprünglichen Fragestellung - (mögliche) positive Aspekte der ADHS, die durch Medikamente unterdrückt werden - nichts mehr zu tun haben.

Liebe @Abrissbirne, hast du einen Vorschlag für die Überschrift, ich habe einen etwas langen und sperrigen Threadtitel aufgeschrieben?

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Lieber @Falschparker der Titel ist okay. :heart:

Ich finde das doch immer wieder erschreckend, daß hier Menschen vom Funktionieren oder kompatibel sein müssen sprechen.

Ich bin mit 47 diagnostiziert worden, ich hatte jetzt 15 Jahre schwerste Depressionen, habe so viel Kraft verloren nur um vorwärts zu kommen. Ein paar Wochen alles super und dann monatelang im Dunkeln, dadurch sehr unausgeglichen, in der Noten und Gedächtnislotterie, je nachdem wie der Tag denn gnädig oder bösartig war, dazu so impulsiv, daß ich damit dann doch sehr viele Menschen mehr als nur in die Flucht geschlagen habe, bin oft verzweifelt, weil ich sehr schlau bin, dies aber nie wenn ich mußte punktgenau oder zielgerichtet im richtigen Moment einsetzen konnte. Das war so verletzend, verstörend, schlimm hat so viele reale Nachteile gebracht, diese Impulsivität hat sehr viele Geschlossene Kontakte und aufgebaute Brücken dann immer gleich zerstört.

Das Leben machte weder Spaß noch konnte ich etwas wirklich genießen, war Stress waren sogar alle positiven Erlebnisse dauerhaft per Emotionen vergessen, die nicht wiederzuholen waren und noch ganz vieles mehr.

Seit Ende März habe ich mit den Medikamenten begonnen und WOW irgendwie war alles anders - alles angenehmer, dieser dauergestresste panische Zustand war weg - Irgendwas war komisch, kam mir so irreal vor, denn es war zu schön um wahr zu sein und immer die Sorge der alte Mist kommt gleich wieder bis ich begriff: Das sollen die Medikamente so machen, das soll/ wird bleiben ich konnte zuhören, mußte keinem ständig agressiv ins Wort fallen, ihn totquatschen und lästig sein. Die Minderwertigkeitskomplexe und diese ständigen Zweifel ob alles richtig ist, wenn ich Grenzen setze das dies richtig ist oder ich absolut unverschämt und übergriffig bin und mir das nicht zusteht, was mich dann wochenlang verfolgte. Ich habe mir viel mehr einreden lassen daß alles nicht richtig ist.
Ich war ein „geistiger Fußgänger“ der sich von der Denk- und Handlungsgeschwindigkeit gegenüber den anderen hat nie ebenbürtig sondern stark benachteiligt gefühlt, weil ich nicht so schnell fehlerfrei aggumentieren oder Kontra geben konnte was Hand und Fuß hatte. Ich habe 2 Noten in den Klausuren besser geschrieben bei weniger Einsatz und konnte endlich abrufen und zeigen was wirklich in mir ist , daß ich diese Aufgaben erledigen kann, ich ertrage seit der Medikamente laute Orte, Menschenmassen ohne das es mir das Gehirn zerlegt, ich plötzlich nicht mehr denken kann, nicht weiß woher ich gerade komme, wohin ich wollte, es mir geistig und körperlich so schlecht geht, daß ich aus der Situation raus muß (meist früher Tavor genommen) weil vor den Medikamenten nichts mehr ging, ich konnte mich ohne Medikamente trotz viel Sport kaum freuen, dieses Gefühl erinnern oder für ein paar Stunden behalten.
Nach der ersten Woche Medikamenten (trotz Nebenwirkungen und nicht gut eingestellt) verschwanden die schweren Depressionen schlagartig, klar ist man nicht immer happy gewesen und es gab auch mal depressive Phasen für ein paar Stunden, aber 15 Jahre schwere Depressionen, die meine Therapeutin und menen Psychiater verzweifeln ließen, weil nichts, wirklich nichts wirkte bzw. länger half.
Der Austausch mit normalen Menschen ist so so soooooo viel leichter, angenehmer und EINFACHER geworden, daß das ein Seegen ist, wir reden nicht mehr ständig aneinander vorbei, ich kann endlich wieder Hobbies wie dem Modellbau, dem Malen oder dem Lesen nachgehen, einfach mal eine Stunde im Sessel sitzen und die Zeit mit meinem Tier bei Musik genießen.

Die fehlende Impulskontrolle beim Einkaufen, beim Hamstern, das zwanghafte Shoppen ist weg, Die Unordnung und das Chaos lichtet sich und räumt sich von alleine auf, die ständige Dauermüdigkeit und Dauererschöpfung sind weg, ich kann und will wieder etwas unternehmen, bin unterwegs, erlebe etwas. Ich bin teils bewußt alleine, weil ich das jetzt genießen kann, vor den Medikamenten fühlte ich mich ständig unendlich einsam und verlassen, auch wenn ich unte 10 Freunden und Bekannten oder bei der Familie saß, diese Einsamkeit ist weg.

Ich könnte noch so viele Sachen mehr anführen die alle weg sind @AbrissBirne wo zum Teufel sollte ich da für andere Medikamente nehmen? Die Medikamente sind ein Seegen, auch wenn ich am Anfang schon ein wenig gefustet war, denn ich dachte super Diagnose, jetzt gibt es eine Pille wie ein Schmerzmittel und alles ist gut - gut dem ist nicht so, man muß eniges probieren, auch wenn dann nicht immer alles super war und Sachen nervten war es für mich besser als zuvor. Es war nie eine Optiom die Medikamente abzusetzen, eher zu suchen und dann der Zufall am Freitag und mit nem kleinen Mü vom zweiten Medikament und es war schlagartig super, alle starken Nebenwirkungen weg und ich fühle mich so normal wie schon lange nicht mehr.
An den anderen Dingen die noch nicht zu 100% sind wie ich das möchte, für richtig halte kann ich aber arbeiten, auch mit der Therapeutin und der Ergotherapeutin dann wird man das hinbekommen und im Nachhinein erklärt das auch warum ich damals unter Apettitzügler so leistungsfähig und zufrieden war, denn es sind Medamfitamine.

Ich habe aber auch in angeschlossener Gruppe schon mitbekommen, daß viele nicht zufrieden sind, warum auch immer die Dosis der Medis die wirken nicht erhöhen wollen und dann auch nur bedingt belastbar sind und es dann nur sind, wenn nichts passiert alles ruhig um sie bleibt oder auch meinen, daß sie mit den Medikamenten nur im Job funktionieren müssen, nicht merken, daß die Symptome dann vermutlich schlimmer werden, denn es knirscht in den Partnerschaften etc was die Medikamente aber im Beruflichem Umfeld verhindern bzw. abmildern.

Mir persönlich tut der Austausch sehr gut, denn man fühlt sich verstanden, bekommt dadurch auch anderes mit, was mir für meine zukünftigen Entscheidungen helfen wird, ihnen tut es auch gut und so kann auch jeder seinen Weg finden, seinen Blick für sich sich entwickeln und das mit dem Funktionieren glaube ich so aus allen Berichten ob hier oder im Realen so zu deuten, daß die für dich richtige Dosis ggf. auch das richtge Medikament nicht gefunden hast, denn dann fällt es plötzlich wie schuppen von den Augen ohne irgendeinen Anstoß von Außen sonst aus dir heraus für dich und dein Lebensgefühl.

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Die positiven Gefühle durch die Medikation, kommen ja nicht unbedingt nur vom Medikament. Ich finde, dass die positiven Erfahrungen im Vergleich zu den rückwärtig problematischen Erfahrungen durchs ADHS eigentlich der Grund sind, warum sich wieder vieles „gut anfühlt“. Ich habe mich als Mensch, zusammen mit meinen Werten und Eigenschaften nicht wirklich verändert. War alles vorher schon da. Aber wie hier viele schon erwähnt haben, entstehen durch die Medikation wieder mehr Kapazitäten und auch die Gehirnstrukturen verändern sich mit der Zeit. Neue Synapsen dürfen sich bilden, alte werden aufgelöst. Blickwinkel und Sichtweisen bekommen mehr Spielraum. Vielleicht darf sich das Weltbild verändern. Es ist die Sicherheit die sich gut anfühlt. Zu wissen wo man sich befindet. Vor allem emotional. Wieder mehr zu verstehen, wie man andere Menschen und deren Verhalten lesen und verstehen darf.

Die Ordnung ist der Grundstein auf dem die Schönheit des Lebens stehen darf.

Denn ihr steht nichts nach. Selbst die Dunkelheit untersteht der Ordnung. Man muss sie nur erkennen und verstehen. Dann ist sie immer noch dunkel und unangenehm, aber man weiß wo man dran ist, wo man hin möchte, und wo nicht.

Ich durfte die Erfahrung machen, dass durch persönliche Veränderungen und Weiterentwicklung der eigenen Person, in regelmäßigen Abständen Pausen (ohne Medis), sowie Medikamentenwechsel nötig und wichtig waren.

Auch mit MPH habe ich Tage, an denen sich alte brüchige Strukturen zeigen und das sonst eig. medikamentös stabilisierte Konstrukt ins Wanken bringen. An manchen Tagen stelle ich mir auch die Frage, ob ich die Medikamente noch vertrage oder nicht. Ob es an der Zeit ist mal zu Pausieren. Und wieder an manchen, ist alles einwandfrei.

Das Ganze bestätigt aber vor allem eines: Die Regeln des Lebens ändern sich durch die Medis nicht. Alles ist doch immer noch so wie vorher. Nur die Sichtweise auf die Dinge und der Umgang damit sind anders geworden. Und dadurch auch die Erfahrungen und damit verknüpfte „Heilung“ für zukünftige Situationen. Man muss lernen, die Funktion und Wirkung der Medis im Alltag richtig einzusetzen. Dann kann man denke ich, sehr viel an sich arbeiten und voran kommen. Wer aber all seine Sorgen und sein Leid in die Hände seiner Tabletten legt, der wird früher oder später erfahren müssen, was es heißt, auf den falschen Grund gebaut zu haben. Und da das Leben im voranschreitenden Alter immer höhere Anfordungen stellt, wird es später umso bitterer, wenn man die Jahre nichts von sich und seinen Schwächen wissen wollte, sondern immer nur bei anderen gesucht hat.

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Na ja, ich hätte es in meinem Kopf lieber ruhig gehabt als spannend. Mein ADHS macht meine Persönlichkeit nicht aus, eher die Prägungen und Erfahrungen in meinem Leben in Zusammenhang mit der Genetik. Alleine die Kreativität und „über den Tellerrand schauen“ kann man als Coping Mechanismen sehen. Dazu kann man damit die Außenwelt gelegentlich nerven und sich selber damit mehr schaden als nutzen.
Was ASSler und manche andere Adhsler angeht, ohne jemanden zu nah zu treten, aber ich komme mit diesen Menschen selten klar, finde sie meistens extrem anstrengend und nervig.

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