Passen wir uns (mit ADHS-Medikamenten) der Welt an? Oder sollen wir die Welt verbessern? Und können wir Medikamente immer nehmen?

Es geht nicht darum, liebe AbrissBirne, anderen weniger zur Last zu fallen, sondern mit den Problemen die ADHS mit sich bringt so umzugehen, dass andere nicht für die eigenen Probleme verantwortlich gemacht werden. Sobald man aber Toleranz einfordert und als selbstverständlich ansieht, wird man schnell erkennen, dass man mit dieser Sichtweise schnell in den Misserfolg geraten wird.

Soll heißen: Nicht die Toleranz der anderen ist die Lösung, sondern man selbst. Man tut besser daran, an sich zu arbeiten anstatt an anderen.

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Vielen :heart: Dank für alle Antworten hier in diesem Thema, ich verstehe ja grundsätzlich auch alle wo hier ihre Situation, oder die mit ihren Kindern geschildert haben.

Es ging mir hier ja auch nie darum das irgend jemand sich rechtfertigen muss, warum er/sie oder seine Medikamente nimmt.

Und als Mutter von zwei Kindern habe ich natürlich für jede andere Mutter hier Verständnis, denn ich weiss ja selbst wie anstrengend das Mutter sein mitunter sein kann.

Auch wenn ich dahingehend grosses Glück mit meinen beiden Kindern hatte was die Anforderungen des Schulstoffs anbetraf.

Meine Kinder fühlten sich in der Schule sehr oft gelangweilt weil sie überhaupt keine Mühe mit dem Schulstoff hatten, nur die Hausaufgaben waren insofern eine Qual für sie, weil sie nicht einsahen warum sie etwas zuhause noch mal „durchkauen“ sollten, was sie ja längst begriffen hatten.

Sie mussten auch nicht für Prüfungen „pauken“ weil sie das meiste bereits im Unterricht begriffen hatten.

Aber eine Hochbegabung bringt halt dann andere Probleme für Kinder mit sich, z.B. das sie beneidet werden, und aufgrund dessen dann natürlich leider oft das Opfer von Mobbing in der Klasse werden.

Und mit diesem Thema war ich als Mutter dann natürlich auch konfrontiert, was alles andere als einfach war, vor allem wenn man das Mobbing zu spät erkennt, und das eigene Kind dann bereits in der Klasse durch die Hölle ging.

Auch Gespräche mit Lehrkräften und der Schulleitung kenne ich, und diese Gespräche waren leider sehr oft frustrierend, denn viel gebracht hatten solche Gespräche oft leider nichts, ausser weiteren Frust.

Wie auch immer, ich verstehe jede Position, jede Meinung, von jedem wo hier Beiträge geschrieben hat.

Ich selbst brauche hin und wieder Meinungen von anderen, damit ich wieder neuen Input bekomme.

Von daher, noch mal Danke an alle wo hier etwas geschrieben haben, denn nun kann ich in aller Ruhe noch mal über verschiedene Dinge nachdenken.

Ich wünsche euch allen einen schönen Start ins Wochenende. :heart:

P.s. und selbstverständlich verstehe ich das sich jeder Mensch bis zu einem gewissen Grad anpassen muss, und natürlich verstehe ich das man nicht nur an anderen Forderungen stellen darf, sondern auch selbst einen Beitrag für die Allgemeinheit leisten muss.
Das alles ist mir bewusst und empfinde ich auch als richtig.
Dennoch muss man aufpassen das man nicht in einen Modus abrutscht wo man Quasi nur noch für andere lebt.
Ein gewisses Mass an Egoismus ist eben auch wichtig, denn wer sich selbst nicht ehrt kann auch niemand anderen ehren.
Bei aller Liebe die man für andere empfindet, und damit meine ich die z.B. die eigenen Liebsten, muss man auch immer noch Zeit für sich selbst finden.

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P.s. „eigentlich“ wollte ich mich heute mal beim psychiatrischen Notdienst in meinem Kanton melden, weil ich mich frage ob es vielleicht nicht doch irgend eine Möglichkeit gäbe, dass ich vielleicht wieder einen Versuch mit Medikamenten starten könnte.

Doch leider habe ich die Zeit heute dermassen verplempert, dass ich diesen Anruf auf Montag verschoben habe. :pensive:

Von daher, falls mich am Montag jemand daran erinnern möchte, oder nachfragen möchte, ob ich mich dort gemeldet habe, kein Problem, ich gebe mir jedenfalls Mühe das ich es nicht „vergesse“, oder noch weiter vor mir „her schiebe“. :heart:

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Was mir gerade noch einfällt, ist eine Frage die meine persönliche Gesundheit betrifft, nämlich ob es in meinem persönlichen Fall, mit einer Veranlagung für erblich bedingten Bluthochdruck, eventuell eine gute Lösung sein könnte, dass ich mir wieder Venlafaxin (AD) verschreiben lassen würde?.

Welches laut meiner damaligen Psychiaterin besonders bei Adhs’lern eine gute Wirkung zeigen würde, da dieses Medikament auch auf die Hormonausschüttung wirken würde, ähnlich wie dies bei ADHS Medikamenten der Fall sein würde, allerdings mit der Wirkung das es zu hohen Blutdruck sogar eher senkt, statt erhöht.

Ein Vorteil für mich bestünde dann eventuell darin das dieses Medikament bei ADHS gut wirkt, allerdings ohne die Gefahr das mein Blutdruck dadurch erhöht werden würde. :thinking:

Der andere positive Effekt wäre eventuell das dadurch meine Antriebskraft wieder gesteigert würde, was wirklich dringend nötig für mich wäre.

Wie auch immer, ich muss da auf jeden Fall, am besten am Montag, mal nachfragen ob ich da hoffentlich bald mal Hilfe bekommen könnte.
:heart:

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Wäre Atomoxetin auch eine Option? Hat mir in der Kindheit sehr gut geholfen! Soll angeblich auch nicht auf den Blutdruck gehen.

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Hallo @SafariTheDragon Danke für den Tipp, leider habe ich keine Ahnung, aber ich könnte ja dann mal fragen falls ich einen Termin bekomme. :heart:

Hallo,

Ich würde dir persönlich und menschlich auf jeden Fall zustimmen! Aber leider sehen das die wenigsten so und wer möchte schon ständig mit den kollegen anecken oder im Beruf selbst immer wieder Überfordert und Reizüberflutet sein und immer wieder über seine eigenen Grenzen hinweg gehen da man ja im Job auch irgendwie funktionieren muss. Da geben einem die Medikamente auf jedenfall eine gute Basis das es funktioniert.

Liebe Grüße
Peggy

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Was ich interessant finde an dem Bild von „Fensterrentnern“: Das Sitzen am Fenster zeigt ja, dass noch Interesse an der Welt draußen besteht. Sonst würde man nicht rausgucken. Vielleicht interpretiere ich da zu viel rein.

Vielleicht ist das Forum für viele von uns aber auch so ein Fenster zu Welt, wenn wir gerade mehr Kontakt - aus ganz verschiedenen Gründen - nicht schaffen.

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Ich finde das Thema wahnsinnig spannend!
Ich habe erst vor kurzem mit der Medikamenteneinstellung begonnen. Die Psychiaterin hatte mich nach dem zweiten Termin gefragt, ob ich mir eine medikamentöse Behandlung vorstellen könnte, da das die erste Wahl bei den Behandlungsmöglichkeiten sei. Bis zu unserem dritten und abschließenden Termin gingen mir u.a. auch solche Gedanken durch den Kopf… ein bisschen kam so ein Revoluzzer durch, der sich in mir bei dem Gedanken, Medikamente zu nehmen, immer wieder aufgebäumt hatte und schrie „Warum soll ich mich anpassen?! Ich soll konform gemacht, angepasst werden! Ich soll „funktionieren“! NICHT MIT MIR!!! Die blöde Welt ist doch das Problem, nicht ich!“ :adxs_wut:
Schlussendlich habe ich mich doch entschieden, es zu versuchen… weil ich in erster Linie mir helfen möchte. Mir geht es leider nicht ganz so gut mit der Art, wie ich bin. Vor allem mein impulsives Verhalten setzt mir, und natürlich meiner Umwelt, immer wieder arg zu. Das ist nicht schön. Ich war vor ein paar Jahren bei einer Coach, weil ich nicht mehr mit mir weiter wusste. Ich wusste nur eines: ich wollte nichts anderes als endlich Frieden und Ruhe! Einfach nur noch Frieden und Ruhe…
Ja, unsere Gesellschaft ist in manchen Dingen hart. Auch uns gegenüber. Aber ich denke, wir sind vor allem uns selbst gegenüber sehr hart und unbarmherzig.
Und dass eine gewissen Anpassung erforderlich ist, um überhaupt eine funktionierende Gesellschaft zu haben, wurde hier ja bereits sehr schön dargelegt. Aber natürlich darf das nicht in totaler Verbiegung enden, das hast du genau richtig erkannt.
Ich mache gerade die ersten, sehr zarten, Erfahrungen bei der Medikamentierung, die zeigen, dass ich mein wahres Ich wahrscheinlich so noch nie leben konnte, aufgrund der ADHS-Symptome. Ich entdecke, wie Wesenszüge, ganz vorsichtig und noch gut versteckt bzw. vergraben, anfangen durchzuschimmern, die ich von mir so gar nicht kenne. Ein ganz warmer, weicher, liebender Mensch kommt da gaaaanz zögerlich zum Vorschein, welchen ich noch nie so gesehen habe. Ganz anders, als der rabiate, und oftmals ziemlich harte, Mensch, der ich so bin…

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Eine sehr schöne Entdeckung, es geht mir ähnlich. :slight_smile:

Abgesehen von allem (empfundenen) Anpassungsdruck, haben mir die Medikamente etwas ganz anderes ermöglicht: mein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Vorher bin ich durch den Tag, durch die Woche, durch den Monat geflattert wie ein Schmetterling von Blüte zu Blüte - klingt entspannt, war es aber leider nicht. Denn auch der Schmetterling hat letzten Endes ein Ziel, ich aber nicht.
Ich hatte viele Ziele, schnell gefunden, schnell vergessen. Was kümmert mich mein Plan von gestern, was der von vor zwei Stunden?
Jetzt kann ich mich entwickeln.

Wie viel davon anders gewesen wäre, hätte ich früher von meinem ADHS gewusst, kann ich nicht sagen. Aber für mich ist das der größte Gewinn von allem: mein Leben stößt mir nicht mehr nur zu, ich kann es steuern.

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Ich denke, wenn man die Medikamente auch für sich alleine zu Hause , selbst im Urlaub ohne große Anforderung einnehmen möchte gerät die Frage es nur wegen der Anpassung zu tun in den Hintergrund.

Grade zu Hause bin ich oft dankbar , weil da spüre ich die blockierten executiven Funktion direkt. Unterwegs in der Gesellschaft oft erst hinterher, weil mich die Überreizung oder der Dopaminkick im Chaos überreizt.

Gestern war ich im Wirkloch zum Einkaufen unterwegs und merkte wie wirklich jedes Geräusch mich mal wieder „attackierte“ bis dann Gottseidank der Filter irgendwann einsetzte. :pray:

Ich denke ob mit Medis oder mit ohne Medis , beides hat seine Vor- und Nachteile.

Wir haben mit den meisten Medikamenten für ADHS ja sogar das Glück, dass es keine Spieglmedikamente sind und somit ein Rahmen für eine individuelle Einnahmeform gegeben ist. :pray:

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Ich möchte euch allen lieben Menschen hier gerne freudig mitteilen das ich meine Ankündigung wahr gemacht habe und mir heute ärztliche Hilfe gesucht habe, alles lief sehr gut, und ab Morgen kann ich mit Venlafaxin anfangen. :heart:

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@AbrissBirne

Das freut mich! Ich drück dir die Daumen für die Eindosierung! :+1::+1:
Denk dran: es wird etwas dauern bis du was positives merkst, also durchhalten und uns gerne auf dem laufenden halten :grin: wir sind hier und so schnell sind wir auch nicht weg

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Ich danke Dir Liebe @KiraNadine :people_hugging: , ich fange jetzt Morgen mal mit 75mg täglich an, nach 2 Wochen dann die doppelte Menge, heisst 150mg täglich.

Und dann habe ich auch bereits wieder den nächsten Termin, wo wir besprechen wie es weiter geht.

Da ich das Venlafaxin ja bereits kenne, glaube ich eigentlich das es mir auch diesmal wieder gut hilft.

Was eine erneute Einahme von Methylphenidat angeht, muss dies aber vorerst noch warten, womit ich im Moment aber überhaupt kein Problem damit habe.

Hauptsache mit meiner Antriebskraft geht es dann endlich bald mal wieder richtig aufwärts, genauso erhoffe ich mir von meinem erhöhten Alkohol Konsum endlich wegzukommen, weshalb ich dann in Zukunft auch an einer entsprechenden Sucht Beratung, die in regelmässigen Abständen stattfindet, so schnell wie möglich regelmässig teil nehmen werde.

Heute habe ich mich sicher und gut aufgehoben gefühlt, und bin einfach unglaublich dankbar das es solche Einrichtungen wie diesen psychiatrischen Notdienst gibt, wo ich heute schnell und unkompliziert Hilfe gefunden habe.

Und dafür schicke ich jetzt erst mal ein grosses Dankeschön von tiefstem Herzen zum Universum.
:pray::heart:

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Hallo Zusammen,

in unserer neusten Podcastfolge diskutieren wir das Thema ebenfalls.
Wer mal reinhören möchte kann das hier gerne tun:
Neuste Folge u.a. zum Thema gesellschaftlicher Umgang mit mentaler Gesundheit und Medikamenteneinnahme

Feedback gerne erwünscht. :slight_smile:

Viele Grüße
Kim

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Du sprichst mir soooooo aus der Seele und gerade bei deinen letzten Sätzen hab ich Gänsehaut und Tränen in den Augen.
Mir geht’s da ganz genauso.
An der Gesellschaft können wir nicht viel ändern… Aber wir können an uns arbeiten und sanfter zu uns sein. Und warum nicht auch mit medikamentöser Unterstützung?!
So kommen viele liebende Seelen zum Vorschein, die dann wiederum die Fähigkeit haben, die Welt etwas besser zu machen… :two_hearts:

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