Passen wir uns (mit ADHS-Medikamenten) der Welt an? Oder sollen wir die Welt verbessern? Und können wir Medikamente immer nehmen?

Mit anderen Jobs sieht es hier ziemlich Mau aus, es wird überall Personal abgebaut und wo jemand geht, werden die Stellen nicht nachbesetzt
Mit meiner KrankenGeschichte hätte ich auch ziemlich schlechte Chancen bei einer internen Bewerbung (da werden alle Erkrankungen der letzten drei Jahre abgefragt)

Aber noch habe ich ja meinen Job und auch einen einigermaßen guten Stand in meinem direkten Umfeld, kann außerdem viel Home-Office machen und mir meine Zeit einigermaßen gut einteilen.

Wäre ich aber heute noch mal jung, würde ich sicher einiges anders machen, aber für den Moment ist es okay so, wie es ist

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Liebe @AbrissBirne , danke für deine Antwort.

Es hörte sich in deinen anderen Postings für mich halt so an als ob mit dem richtigen Mindset und der passenden Umgebung in der alle auch noch Verständnis haben ADHS dann auch kein Problem mehr ist und Medikation dann überflüssig.
Vielleicht treffen deine Gedanken einfach auch all unser Wunden Punkte von……“wenn du dich nur anstrengen würdest!“
Danke auf jeden Fall für deine weitere Erklärung, dann fühlt sich dass schon wieder ganz anders an :innocent:

Es tut mir leid , dass du es aus gesundheitlichen Gründen abwägen musst ob du überhaupt noch mal Medikamente testen kannst .

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Das war nur als Gedankenanstoß, abwägen und überlegen was jeder möchte, woe hoch der Leidensdruck nach Veränderung ist muß jeder für sich selbst abwägen, beraten und entscheiden

Man kann nur Möglichkeiten, mögliche Wege aufzählen die es gibt.

Aber man kann und muß nicht überall möglich und vielleicht dran schreiben, das wirkt doch dann sehr unsicher und als würde man am Glücksrad drehen ob es diesen Weg, diese Art der Möglichkeit gibt.

Das selbe halt auch wenn man Therapien oder Behandlungskonzepte nennt die es gibt, ggf. probiert hat.
Nacharbeiten - Überlegen - abwägen muß jeder für sich selbst, alles andere ist übergriffig und unangemessen @Silberlocke

Es kann bis auf Eltern für ihre Kinder und Betreuer für ihre Klienten niemand für andere entscheiden, abwägen oder auch nur sich beraten lassen aus meiner Sicht

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Alles gut @Kathy, sollte bloß ein kleiner Einblick sein, in Bezug auf „vertrauensvoll muß“ ist ja nur meine persönliche Vergangenheit. Nach außen liest sich eben vieles gut & einfach, was sich in der Realität dann aber von seiner hässlichen Seite zeigt.

Sehr gut auf den Punkt gebracht!

Die Symptome von ADS, wenn man nicht extrem betroffen ist, sind bei Kleinstkindern und Kindergartenkindern normales Verhalten.

Die ganzen kleinen Persönlichkeiten lassen sich nur für spannende Dinge begeistern und machen nur Sachen, die sie begeistern. Sie lassen sich alle hervorragend ablenken, sind emotional und impulsiv.

Bei einer 4jährigen, die auf dem Weg vom Abendbrottisch zum Bad vergisst, dass sie Zähne putzen sollte, weil sie in einer Fantasiegeschichte verloren gegangen ist, ist süß. Das gleiche Problem jeden Abend bei einer 8jährigen ist nicht normal.

Rückblickend weiß ich, dass der Draußenkindergarten genau das richtige war, weil Draußen mit 25 Kindern besser ist als drinnen mit 100 Kindern. Trotzdem haben mir die Erzieherinnen Auffälligkeiten mitgeteilt, die ich jetzt mit der Diagnose ADHS zuordnen kann, die mich aber zu der Zeit nicht alarmierten.

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Ich weiß nicht woher du das nimmst, dass es für meine Tochter wunderbar läuft. Das tut es nicht. Unter anderem, weil die Medikamente nur gerade so die Schulzeit abdecken, die Schule unfassbar viel Lernleistung außerhalb der Schulzeit verlangt, weil sie kein Hobby pflegen kann, weil sie mit Altersgenossen nicht zurecht kommt, öfter verloren geht und sich verloren fühlt.

ADHS-Medikamente sind ein Hilfsmittel. Wie Brillen und Rollstühle, Rollatoren, Insulin, Herzmedikamente. Sie alle lösen das Problem nicht, sie heilen nicht. Sie verbessern nur die Lebensqualität und schon, dass man auf sie angewiesen ist, ist doof. Dazu ist es anstrengend, sie zu nutzen und sie haben Nebenwirkungen.

Jeder muss seinen Weg finden, mit seinem Portfolio an Möglichkeiten zurecht zu kommen. Und Eltern haben die Verantwortung, entsprechende Entscheidungen für ihre Kinder zu treffen. Schon deine Erläuterungen, @Abrissbirne dass es notwendig ist, ohne auszukommen, empfinde ich als Angriff auf mich.

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Farf och fragen, warum die Medis nur die Schulzeit andecken, so wie du schreibst gibt es ja auch im Privatleben Probleme und bei uns Erwachsenen wird da ja auch diese Zeit abgedeckt.

Liegt das am Arzt und seiner Haltung, liegt es an den Richtlinien?

Denn wenn ein Kind keine Freunde hat und alleine ist prägt das a) sehr b) ist auch der Grundstock für die Zukunft und Freundschaften sehr schwer, denn dann muß man vieles essenzielles ja erst später viel aufwendiger lernen

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Dann ist das vielleicht nicht der richtige Arzt für Euch auf Dauer…

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Weil auch Attentin ihren Appetit zügelt und das Kind nur aus Haut und Knochen besteht und wachsen muss.

Weil das Kind mit Mühe einsieht, dass es mit den Medis besser in der Schule ist aber keinerlei Wert für ihre Nachmittage und das Wochenende, Ferien erkennen kann und daher kategorisch ablehnt dann Medis zu nehmen.

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Das ist doch gut, wenn sie das selbst entscheidet und entscheiden darf.

Das ist ja nicht selbstverständlich, daß ein Kind das selbst entscheiden darf.

Wenn du das Gewicht so vetonst, nimmt sie die Mmedis schon lange?
Und hat sich das mit dem Hunger/ Appetit nicht halbwegs wieder eingependelt?

Das mit dem Appetit unter Ritalin kenne ich im Moment auch in Kombi mit ein wenig Medikinet

Bei nur Medikinet war in der Wirkdauer gar kein Hunger/ Appetit abr als die hauptwirkung weg war Heißhunger etc da ging das Gewicht eher rauf :see_no_evil:

@Tüdelmama Nein ich wollte Dich nicht angreifen, ich wüsste nicht wieso, anscheinend haben wir uns gegenseitig aber irgendwie missverstanden, und das wundert mich ehrlich gesagt überhaupt nicht, da wir ja beide von ADHS betroffen sind.

Und wie man ja auch hier im Forum gelegentlich immer mal wieder sieht, sind ziemlich viele von uns Adhs’lern hier nicht immer fähig dazu Texte immer vollständig zu lesen, noch den Inhalt des gelesen immer richtig zu verstehen, geschweige denn sich wörtlich immer richtig ausdrücken zu können, oder dazu neigen etwas aus dem gelesen heraus zu lesen was der Absender aber garnicht gemeint hatte, was dann Wunder was, alles in allem gesehen, und wirklich nicht weiter erstaunlich ist, und mich selbst ja genauso wie andere betrifft, dann manchmal in einem totalem Missverständnis Chaos endet. :pensive:

@Kathy Gott sei dank leide ich heute nicht mehr so stark unter meiner Impulsivität, was vermutlich einerseits meinem inzwischen höheren Alter von gegen die 60 zugehend geschuldet ist, und andererseits dem Umstand das heute vieles in meinem Leben etwas anderst als früher ist, und auch im allgemeinen bedeutend ruhiger geworden ist, z.B. habe ich mich komplett von meiner dysfunktionalen Herkunftsfamilie gelöst, bin von einem Energie Vampir geschieden, meine Kinder sind erwachsen, und beruflichen Druck habe ich auch nicht mehr.

Meine Diagnose hat damals mit knapp 50 ergeben, dass ich der hyperaktive und impulsive ADHS Typ bin, und einen Burnout, oder schwere Erschöpfungs Depression, habe ich auch hinter mir, weshalb ich längere Zeit zu einer Therapeutin ging, und neben Methylphenidat damals auch noch ein Antidepressia verschrieben bekam.

Mit Ergotherapie habe ich keine Erfahrung gemacht, hätte meine Psychiaterin das für mich als hilfreich empfunden hätte sie mir das sicher empfohlen, hat sie aber nicht.
Auch meine Psychologin wo auf ADHS spezialisiert ist hatte mir keine Ergotherapie empfohlen, wir haben damals in unseren Sitzungen vor allem sehr viel geredet, heisst ich habe von meinem steinigen Lebensweg erzählt, und habe mir dort Quasi vieles eigentlich zum ersten mal in meinem Leben dann von der Seele geredet, was mir wirklich sehr gut getan hatte.
Eines meiner Kinder hatte früher mal Ergotherapie, doch leider hatte die nicht wirklich viel gebracht, aber vielleicht auch nur weil die Person irgendwie nicht sonderlich sympathisch war, was natürlich auch eine Rolle spielt, denn ist die Chemie zwischen zwei Menschen von Anfang an schlecht, dann fühlt man sich dort halt einfach die ganze Zeit nicht wohl. :heart:

Und allgemein gesprochen fühle ich mich jetzt irgendwie überfordert, dass was ich eigentlich meinte noch mal erklären zu können.
Von daher ist es wahrscheinlich das beste wenn wir das Thema einfach schliessen, denn ich möchte hier keine Emotionen aufwühlen, so was ist mir zuwieder, von daher wünsche ich allen einen schönen Abend und eine gute Nacht. :heart:

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Vor allem bei der Tatsache, dass es für einen ADHSler eine der größten Stolpersteine ist, sich immerzu auf das Verständnis und die Güte anderer zu verlassen. Da fallen ja schon Leute ohne ADHS mächtig oft auf die Schnauze und werden regelmäßig enttäuscht oder erleben häufig Ablehnung. Ich finde, man tut tatsächlich gut daran sich anzupassen. Selbstverständlich bedeutet das nicht, seine eigenen Werte und Prinzipien zu vernachlässigen, sondern vielmehr zu lernen, mit dem vermeintlichen Unsinn anderer klarzukommen und ordnungsgemäß umzugehen. Darauf zu bauen, durch Verständnis und Toleranz von anderen ein leichteres Leben zu haben (mit oder ohne Medis - ist eine allg. Sache) ist absolut surreal.

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Da fällt mir Darwins Survival of the Fittest ein:

Nicht der Stärkste überlebt, sondern der Anpassungsfähigste in der Evolution.
Wer durch seine Art ausgegrenzt wird, muss auf weniger Ressourcen zurückgreifen, hat weniger Unterstützung in Krisen, sprich, es im Leben schwer.
Das wir in unserer Art zu sein, überlebt haben scheint dem zu widersprechen. Doch wir sind ein Experiment der Natur, passten gut zu dem damaligen Leben, und dass wir nicht die Mehrheit sind, spricht dafür.
Ich glaube, die wenigen prominenten ADXSler haben sich auch angepasst, indem sie ihre Nische gefunden haben. Entschuldigt gleich den Vergleich: so wie ein Kleinwüchsiger im Zirkus damals, der im Leben sonst keine Chance hatte.
Gut integrierte Menschen sind gesünder, lebensfroher, haben mehr Erfolg, ein besserer Leben eben.
Was nützt mir meine Fantasie, die ich im stillen Kämmerlein auslebe? Meine spontane Art, wenn niemand mitzieht?
Ich bin dermassen Traumatisiert duch mein Leben, dass mir nur noch der Rückzug ins private bleibt, denn meine Soziale Phobie hat ja einen realen Hintergrund: Ausgrenzung. Es ist passiert und wird wieder passieren. Denn ich falle überall auf.
Ich würde Kuhfladen essen, wenn sie mir helfen würden, um nicht zu einem verbitterten Fensterrentner zu mutieren. Elontril hilft mir, wenigstens einigermassen meinen privaten Haushalt zu wuppen, zusätzlich Arbeit? No Way, dafür habe ich keine Ressourcen. Nichtmal dafür, meinen Hobbys nachzugehen.

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Ich denke da oft, die jüngeren haben es doch da heute eigentlich leichter als meine Altersgruppe (Ü50)
Sie haben viel mehr Möglichkeiten, viel mehr Informationen zur Verfügung und zumindest meine Kinder hätten immer die Möglichkeit, wenn denn mal alles schief läuft, wieder zu Hause unter zu kriechen
Sicher, deren Zukunft scheint nicht so gesichert wie unsere damals aber erstens glaube ich, dass das auch schon damals eine Illusion war und wir mangels Informationen in einer Blase gelebt haben, die viel stärker vom Elternhaus geprägt war als heute und zweitens sind die Job Aussichten durch den allseits bekannten Fachkräftemangel hier in Deutschland zumindest wesentlich besser als zu meiner Zeit.

Das lässt in meinen Augen wesentlich mehr Spielraum für Experimente und ich finde es fast ein bisschen traurig, dass meine Kinder bei ihrem Start ins Berufsleben jetzt die finanziellen Möglichkeiten als wichtigstes Kriterium sehen und nicht einfach ihren Interessen folgen

Ich würde heute Richtung Musik/Schauspielerei gehen und ganz sicher nicht in ein Beamtenverhältnis.
Vielleicht als fallback noch was handwerkliches lernen, aber ganz sicher nicht in Richtung Bürojob gehen
Lieber meiner Leidenschaft folgen, ausprobieren, Reisen
da ist die Chance, wesentlich größer, das für sich passende Umfeld zu finden und sich dann nicht so sehr verbiegen zu müssen, um in ein statisches Umfeld zu passen

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Jetzt muss ich doch noch mal ein paar Gedanken hier lassen, und nur um das ganz deutlich zu sagen, es geht mir hier dabei einzig und allein um meine eigenen Gedanken, es muss sich also niemand persönlich von meinen Gedanken angesprochen fühlen, ich rede in diesem Sinne mit mir selbst, führe ein Selbstgespräch, probiere meine eigenen Gedanken etwas zu sortieren.

Jedenfalls habe ich es bis hierher so verstanden, dass es also einigen Leuten irgendwie doch um Anpassung geht, heisst manche sehr viel dafür tun würden wenn sie nur endlich sozusagen vollwertig in der Gesellschaft, Beziehungen, Familie, Arbeitsplatz usw., funktionieren würden, ganz egal was sie dafür tun müssten, Hauptsache sie fallen anderen weniger zur Last.

Bei mir persönlich ist es heutzutage eigentlich genau anders herum, ich habe über 50 Jahre probiert mich überall anzupassen, war das was man eine klassische Ja Sagerin nennt.

Oder wenn ich nicht Ja gesagt habe, dann habe ich zumindest immer sämtliche Situationen versucht zu „vermeiden“, bloss das es keinen Streit gibt, bloss das keine schlechte Stimmung entsteht, dass ich immer möglichst immer still und genügsam in einer Ecke sitze und fast unsichtbar bin, oder mir von Leuten den grössten Bullshit anhöre aber dann währenddessen bloss nicht explodiere sonder dabei sogar noch lächle, oder immer alles schön runter schlucke, egal wie verletzend etwas mir gegenüber war, oder was auch immer sonst nicht in Ordnung mir gegenüber war, ich habe versucht ruhig und angepasst zu bleiben.

Heisst ich war voll und ganz darauf fokussiert bloss nirgends irgendwie „negativ aufzufallen“, und das seit ich klein war, bis zu meinem Burnout.

Arbeit von anderen übernehmen?, kein Problem ich habe mich stets freiwillig gemeldet, auch dann wenn ich wusste „du kriegst dafür nichts retour, wenn überhaupt vielleicht einen fiesen Kommentar“.

Anderer Leute Sorgen und Gejammer anhören?, kein Problem dafür bin ich doch da.

Aber jemand der mir hilft wenn ich Hilfe brauche?, Fehlanzeige „du bist ja so taff, du schaffst das schon“ und mir bei diesen Worten höchstens noch dümmlich grinsend auf die Schulter geklopft.

Und jetzt heute, bin ich persönlich froh darüber endlich sowas wie eine Fenster Rentnerin zu sein, allein zu sein, mir nicht mehr Tag ein Tag aus irgendwelches Geschwafel von Leuten anhören zu müssen die immer nur sich selbst für die besten und schlausten halten.

Keine Besserwisserei mehr die man von jemand ertragen muss, keine Arroganz mehr die man ertragen muss weil sich jemand anderes für schlauer hält.

Kein „kannst du dieses für mich machen“ kein „kannst du jenes für mich machen“ oder „warum hast du das oder jenes nicht gemacht?“, oder „jetzt mach mal dieses oder jenes, andere machen das ja auch“.

Und Bli Bla Blupp was weiss ich nicht was sonst noch alles, die Liste von Beispielen ist zu gross um da alles bis ins Detail überhaupt aufzählen zu können.

Ich persönlich bin heute jedenfalls froh das ich niemand mehr in meinem Leben mit irgendwas „bedienen“ muss, was vor allem dann immer diese Personen glücklich gemacht hatte, mich aber nicht.

Ich habe genug davon mich an einen anderen anpassen zu müssen, z.B. in einer Paar Beziehung, nur damit der andere dann glücklich ist.

Denn meine Aufgabe im Leben ist es nicht andere glücklich zu machen, weil jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

Deshalb bin ich inzwischen zu einer Nein Sagerin mutiert, zum ersten mal in meinem gesamten Leben tue ich heute vermutlich etwas mal nur für mich, selbst dann wenn ich den ganzen Tag nichts tue.

Und das tut mir irgendwie gut, selbst dann wenn ich mich dann gelegentlich wieder ärgere weil ich dieses oder jenes wieder mal nicht erledigt habe.

Aber immerhin muss dann nur ich mit mir selbst klar kommen und ich muss mich nicht ständig vor anderen für irgend einen Pippifax rechtfertigen.

Von daher geniesse ich mein Fenster Rentnerinnen Leben auf eine gewisse Art sogar irgendwie.

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@AbrissBirne
Ich für meinen Teil habe schon vorher verstanden, um was es dir ging. Und ich freue mich, dass du einen Weg gefunden hast, mit dir und deiner Störung umzugehen und dass es dir damit gut geht.

Aber dein Wunsch und dein Maßstab kann nicht für alle gelten. Und zu sagen, dass einige alles tun würden, um sich anzupassen, egal was es kostet, ist auch sehr unfair. Denn das hat hier niemand geschrieben und ich glaube auch nicht, dass das jemand so fühlt.

Es gibt verschiedene Wege, mit ADHS umzugehen. Ich für meinen Teil habe mir endlich, nach vielen Jahren, einen Job ausgesucht, der meinen Talenten entspricht und meine Schwächen vernachlässigt. Ich hatte aber luxouriöserweise auch die Möglichkeit dazu. Weil ich das Studium dazu schon vorher abgeschlossen habe (über das „Wie“ rede ich hier lieber nicht…)

Ich persönlich liebe den Umgang mit Menschen und ich mag es nicht, ihnen ständig ins Wort zu fallen, ihre Fragen zu beantworten, bevor sie zuende gestellt sind oder ihnen über den Mund zu fahren, weil ich meine Impulskontrolle nicht im Griff habe.

Ich mag es auch nicht nach 6 Stunden Arbeit wie leer zu Hause zu sitzen und nichts mehr machen zu können, weil mein Kopf vor lauter reizen nur noch Watte ist.

Ich mag es auch nicht, alles bis sonstwann aufzuschieben und mich ständig in Schwierigkeiten zu bringen.

Und das sind nur wenige Beispiele von Dingen, die mir zu schaffen machen.

Klar kann man jetzt sagen, dass die Welt sich auch anpassen muss und ich es auch niemandem Recht machen muss. Der Witz ist aber, wenn man ein sozialer Mensch ist, dann lebt das soziale Miteinander davon, dass alle ein Stück weit aufeinander zugehen.

Das hat mit people pleasing, ja-sagen oder anpassen um jeden Preis nichts zu tun.

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Hallo @AbrissBirne

Ich verstehe deine Gedanken total. Vom“people pleasen“ wegzukommen kann ein Befreiungsschlag sein.

Ich denke, was viele hier mit „anpassen“ meinen ist nicht, andere glücklich zu machen, sondern durch die (medikamentös) reduzierten Symptome sich selbst - und auch andere - nicht unnötigerweise unglücklich zu machen.

Wenn mein Sohn durch die Medis mit anderen Kindern spielen kann, statt nach wenigen Minuten auszurasten weil er z.B. beim Fangenspielen gefangen wurde - dann sind die Medis ja nicht da, um die anderen glücklich zu machen, oder? Sondern um IHN glücklich zu machen (Freundschaften schliessen) und allenfalls die anderen weniger unglücklich zu machen (sie werden nicht von ihm angeschrien oder sogar geschlagen).

Es geht also nicht darum, ihn ruhig zu stellen, um die anderen glücklich zu machen, sondern darum, ihm die Möglichkeit zu geben, glückliche Beziehungen/Freundschaften zu führen, Erfolgserlebnisse in der Schule zu haben etc. etc. Was hoffentlich für ihn schlussendlich zu einem glücklicheren Leben führt, als er es ohne Medis hätte.

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@AbrissBirne

Ich weiß nicht wie ich das formulieren soll. Ich werde es versuchen und falls es hart klingt tut es mir leid! :dotted_line_face:

Dass deine Vorgeschichte die eines People Pleasers ist, ist „offensichtlich“. Du gehst mit deiner Befreiung jetzt ins andere Extrem; Mittelfinger an die Welt.
Ich verstehe das! Darum gehts mir auch gar nicht.

Ich war auch immer damit beschäftigt nicht aufzufallen bis zu dem Punkt, an dem ich das gefühl hatte ich wäre unsichtbar. Als säße ich in einem Glaskasten und könnte das Leben der anderen Sehen aber nirgendwo daran teilhaben.

Es gibt einen großen Spielraum zwischen „People pleaser“ und „Fensterrentner“ den wir hier vor allem meinen. Wenn wir uns integrieren, heißt es nicht, wir woölen andere glücklich machen, sondern uns. Wir wollen nicht ausgegrenzt werden und uns tag ein Tag aus fertig machen, weil wir nirgendwo reinpassen.
People pleaser geben sich selbst auf, das andere Extrem sind die, die hegliche Anpassung aufgeben. Häufig rutscht man vom einen ins andere.
Gesund ist der Mittelweg: Für andere und für dich selbst dasein. Sich nicht für andere aufgeben, aber auch keine Beziehungen aufgeben.

Die Bücher von Stephanie Stahl setzen sich auch unter anderem mit dieses Stilen auseinander und ich glaube, es könnte nicht nur dir sondern auch den anderen hier anwesenden helfen :hugs:

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