Personen aus dem Umfeld keine Wahrnehmung für Offensichtliches, den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen

Mein Sohn bekam vor sechs Jahren die Diagnose ADS und da da Aufmerksamkeitsdefizit-Schwäche stand, dachte ich, er hätte eben so ein bisschen so was wie ADHS, weil ich dachte, da müsse sind „Syndrom“ stehen… bin in dem Glauben auch in die ADHS Mutter Kind Kur… in der Elterngruppe haben die anderen von den bestehenden Diagnosen erzählt und ich immer nur von dem „beinahe“ :roll:

Dann kam nach einem Jahr die Erkenntnis, dass etwas mit seiner visuellen Wahrnehmung nicht stimmt… damit dachte ich dann, es ist doch kein Wunder, wenn er dann nichts lernen kann und dann ist es kein ADS.

Als ich im SPZ vom Termin zur Testung der visuellen Wahrnehmung erzählte, wurden wir verabschiedet.

Zwei Jahre später waren die Schulprobleme und das Chaos zu Hause noch deutlicher, da beantragten wir eine Schulassistenz. In dem Zusammenhang kam die Diagnose ADHS! Völlig überraschend für mich!

Die Assistenz wurde bewilligt und nur weil man erst nicht wusste, wie lange sie Wartezeit sein würde, bis eine frei wird, habe ich dann schnell die Medikation organisiert, der Arzt machte selbstverständlich vier Monate nach der Diagnostik im Gesundheitsamt nochmal seine eigene obendrauf! :roll:

Und erst mit der Medikation kam ich vor zwei Jahren in die Anderswelt und nach und nach dämmerte es mir, das ich ja doch unterschwellig damit auch Probleme habe.

Meine damalige Verhaltenstherapeutin stand völlig auf dem Schlauch… die Psychotherapeutin meines Sohnes in der Fachpraxis für ADHS mehr, es sei nicht nötig, mich zu diagnostizieren, es liefe doch gut… dabei erzählte ich allen von meiner wahnsinnigen unerklärlichen Erschöpfung.

Und dann bekam ich im ersten Anlauf in der Fachpraxis für Erwachsene die Diagnose. Das hat aber meine Psychotherapeutin null interessiert… die hat sowas von keine Ahnung gehabt… aber da waren wir auch am Ende der bewilligten Therapiesitzungen und es war klar, dass das mit ihr überhaupt nichts bringt…

Ich war an dem Punkt auch schon Ü50…

Nun ja, vor diesem Therapeuten, der Psychologe ist, haben mich unterschiedlichste ärztliche Psychotherapeuten/Psychiater und weitere Ärzte mit und ohne Fachrichtungen gesehen. Ich war neuneinhalb Wochen in einer Akutklinik, fünf Wochen in psychosomatischer Reha sowie auch ambulant in Behandlung und bekomme seit meiner Jugend die unterschiedlichsten Tabletten gegen Depression (die alle nicht geholfen haben). Als Diagnose steht da z. B. schwere depressive Episode mit „abhängigen und borderline-artigen Wesenszügen sowie Traumatisierungen in der Kindheit“ (die Traumatisierungen zumindest kann ich nicht bestreiten) …

Aber: ich bin froh wie es jetzt ist, also dass die Diagnose dann doch kam, und wenn auch mein bisheriger Lebenslauf chaotisch war (seit der Diagnose hat sich nichts daran geändert …), hoffe ich jetzt auf die Chance, dass es „anders“ wird.

Es ist erschreckend, welchen Leidensweg hier die meisten hatten, bis sie auf ADHS kamen.

Die Frage ist für mich nicht, warum sind die Leute alle so „dumm“ und googeln nicht ADHS, obwohl sie offensichtlich betroffen sind.

Vielmehr frage ich mich gerade, wie man die Leute auf die Spur bringen könnte, dass sie ADHS haben könnten.

Mein Leben hatte keine riesigen, offensichtlichen Krisen, „nur“ Scheidung und Jobwechsel. Kein Burnout, kein abgebrochenes Studium oder ähnliches.

Ich habe z.B. so ziemlich jedes Buch und jeden Podcast zum Thema gesunde Ernährung, Gewichtsabnahme etc. gelesen bzw. gehört. Auch die eher auf die Psyche eingehende Literatur dazu.
NIE wurde da irgendwo angesprochen, dass es bei ADHS diesen vom Gehirn ausgelösten Heißhunger auf Zucker schon bei Kindern gibt. Ich habe mehrere Bücher/ Ratgeber gelesen, um auf Zucker zu verzichten. Es gelang mir nie wirklich lange - hahaha. Und ich hielt mich für disziplinlos.

Hätte irgendwo gestanden, dass es sowas in Zusammenhang mit ADHS gibt, hätte ich das 100% gegoogelt. Ob ich dazu etwas gefunden hätte, ist ne andere Frage.

Mein Ansatz wäre, dass man diese „kleinen“ Symptome an die richtigen Stellen trägt. Ich höre z.B. einen Podcast zu Ernährung und Kraftsport und ich werde den Autor mal anschreiben und das Thema vorschlagen. Steht auf meiner TO-Do-Liste.
Ich denke, dass sind Dinge, die WIR tun können, um Betroffene auf diesem Weg auf ADHS zu schupsen.

Neben Zuckerentzug fällt mir Nikotinentzug ein. Auch da habe ich noch nie gehört, dass Rauchen die Symptome von ADHS lindert und dass deshalb das Rauchen einzustellen mit ADHS wahrscheinlich noch schwerer ist.


Wie meinst du denn das bei anderen so sicher beurteilen zu können? Vielleicht ist deine Wahrnehmung darüber nicht objektiv genug? Vielleicht interpretierst du stellenweise mehr hinein als eventuell da ist? Vielleicht ist Bewusstsein und/oder Wahrnehmung der Person vorhanden, aber jemand will es nicht angehen? Es gibt da noch so viel mehr möglichkeiten, als nur die von dir geschilderte.

Nicht alles, was in der einen Situation oder einer vorübergehenden Zeitspanne, bei jemand anderem eventuell passende Symptome zeigt, muss deswegen sofort und felsenfest ADHS sein.
Warum interessieren dich bzgl. ADHS andere so sehr? Dein Thread, welche bekannten Personen noch alles ADHS haben, kommt mir auch sehr nach außen gerichtet vor.


Ebenso kann es bei den Personen, denen du aus deiner subjektiven Interpretation mal eben so unterstellst ADHS zu haben, auch andere Gründe für ihre Symptomatik haben. Bei Google findet man das auch, vorausgesetzt man kommt auf die Idee zu googlen. Deswegen gibt es für ADHS auch Diagnoseverfahren und Fachärzte die, auf eigenen Wunsch des Betreffenden, so etwas gründlich, ausführlich und objektiv abklären.

Guten Morgen,
Warum sollten sie diese Wahrnehmung haben - weil wir es ihnen aufgrund ihrer Eigenheiten und unserer Erfahrungen, mit diesem riesengroßen rosa Elefanten im Hinterkopf, zuschreiben?
Gerade die Eigenheiten, die Du beschreibst, kann man auch als Persönlchkeitseigenschaften werten, z.B. als „sanguinisch“ oder „lebhaft“.
Und nein, nicht hinter jedem dieser Menschen steckt die ADHS-Pathologie. Unzählige Ausprägungen, die Du überhaupt nicht auf dem Schirm hast, würden vermutlich bei ganz anderen Menschen auf ein problematisches ADHS hindeuten.

Das Konstrukt ADHS ist m.E. nur dann sinnvoll, wenn es behandlungsbedürftig ist, wie @Hedwig schildert.

Wenn es denn so erscheint, die Betreffenden sich dahingehend äußern oder z.B. in Behandlung wegen einer starken Komorbidität sind, dann könnte man darauf hinweisen - am besten indirekt. Mehr kann man nicht tun. Den Weg von der Information, vielleicht in Form eines beiläufig liegengelassenen Buchs oder der Thematisierung des eigenen ADHS… - zum Wissen oder zur Erkenntnis, den müssen die potentiell Betroffenen selbst gehen. Das Gras wächst nicht schneller wenn man daran zieht und der Mensch ist nicht belehrbar.

Ansonsten ist eine Fremdzuschreibung - egal ob artikuliert oder als Vermutung - einfach nur total übergriffig.

Selbstwahrnehmung ist im übrigen immer subjektiv und meist unbewusst - der bewusste Anteil dürfte nur ein sehr geringer sein und beschränkt sich auf diejenigen Dinge, die in der jeweiligen Situation oder Lebenslage wichtig sind oder aufploppen. Das ist bei Dir, @Overthesky nicht anders. Ich bin mir sicher, Du hast - wie wir wahrscheinlich alle - viele Eigenheiten, die nichts mit Deinem ADHS zu tun haben, die Du diesem aber zuschreibst, was sicherlich viele in Deiner Umgebung nervt. Und??
Dass ADHS „Unsinn“ und „Geldmacherei der Pharmaindustrie“ verunglimpft wurde, ist sicherlich in dem Zusammenhang nicht hilfreich.


Hätte ich auch - habe ich auch… Ich denke, da haben wir hier im Forum - oder generell in den Foren - Überschneidungen.


In ADHS-Kreisen ist das bekannt, sonst nicht.

Ich habe Dutzende Versuche unternommen, um mit dem Rauchen aufzuhören, aber geklappt hat es erst mit der Medikation.

Ich habe mich für disziplinlos und willensschwach gehalten, als ich immer wieder damit anfing, denn es ging mir auch nach Wochen und Monaten immer noch schlecht ohne Nikotin. Ich habe das für hartnäckige Entzugssymptome gehalten und mich dafür angeklagt, dass ich die doch gefälligst auszuhalten hätte wie jeder andere, der mit dem Rauchen aufhört.

Heute kann ich das anders einordnen.

So geht es mir auch. Länger als zwei Wochen am Stück konnte ich es bis vor knapp drei Jahren, nicht ohne aushalten. Allerdings hab ich es dann doch ohne Medikation geschafft - sogar knapp vier Wochen früher als geplant (allerdings eher unfreiwillig wegen schwerer Erkältung und akutem Erstickungsanfall). Es schmeckte mir immer weniger, ich hab nur noch geraucht, um Nikotin zu bekommen, ich hab mich für fast jede Zigarette verurteilt und richtig mies gefühlt. Hinzu kommt die Verschlechterung der Atmung/das Luft bekommen und dass meine Mama COPD hat - das schreckte mich schon sehr ab.
Dass die ADHS-Symptome sich merklich mehrten und noch größere Probleme verursachen als mit Nikotin und dass ich rund 35 Kilo zugenommen hab - damit muss (und will zugunsten der Nikotinabstinenz) ich leben.

Ich bin am Wochenende rückfällig geworden. So jetzt ist es raus :roll_eyes:
Ich konnte aber jetzt ganz anders beobachten wie sich die Zigarette auf mich auswirkt.
Die Symptome sind deutlich extremer geworden während der 2 wochen nicht rauchen. Und mit einer Zigarette habe ich mich sehr viel entspannter gefühlt.

Aber ja disziplinlos und willensschwach haut hin :roll_eyes:

Ich hatte mir überlegt den selbst-Peitschen-thread einzuführen :sweat_smile:

:lol:

Lob Dich doch lieber dafür, dass Du es soooo lange ausgehalten hast! Und der nächste Versuch haut dann hin … :slight_smile:

Hey, Quatsch!
Rückfälle gehören dazu.
Ich habe mich damals ohne Ende mit Sport fertig gemacht und trotzdem fühlte ich mich so - ich würde sagen - depressiv, dass ich damals zum ersten Mal im Leben dachte, ich brauche Psychopharmaka.

Mir half eine App, die mir zeigte, was sich in meinem Körper täglich verbessert und wie viel ich spare. Habe mir dann Sparziele gesetzt in der APP. (Aber nie gekauft.)

Außerdem habe ich erst mal rauchende Freunde und Alkohol, weil ich zum Alkohol gerne geraucht habe, gemieden.
Ich weiß noch genau, dass nach 2 Wochen die schlimmste Phase war. Dann wurde es bei mir besser.

Rauchst Du wieder „voll“?

Mein Arbeitskollege hat mich schon gerüffelt.

Ja ist schon verrückt wie viel Geld noch auf meinem Konto ist :sweat_smile:

Heute noch nicht. Aber zuhause habe ich ein Päckchen Tabak liegen. Weiß nicht ob ich heute Abend davon bleiben kann. :roll_eyes::grin:

Krasti mag Dich trotzdem, @Rocco. Vielleicht ist es auch einfach ein Vor-fall und kein Rückfall. Kein Schaf ist davor sicher.

Um noch mal auf den Ausgangsthread zurückzukommen.

Bei dem ein oder anderem wo ich es denke dass es sein könnte , würde ich es wenn überhaupt erwähnen wenn es sich ergibt , oder jemand schon in Behandlung ist.

Als man bei mir in der Reha die Testung als Ausschlussdiagnostik machte zog sich trotzdem in mir alles zusammen , weil ich so Sorge hatte das es sich bestätigt, was es ja leider tat.
Ich hatte da echt zunächst schwer mit mir zu kämpfen.
So nach dem Motto, nun kommt auch noch schwarz auf weiß was man für ein anstrengendes Kind war.

Bei meinen zwei Brüdern , die psychisch am Kämpfen sind, den habe ich gesagt dass sich das mal anlesen sollen , ob da was für sie passt.

Von „etwas verpeilt“ über „einfach ein Nerd“ über „immer unpünktlich“ bis zu „muss immer eine Extrawurst kriegen“ gibt es -zig weit verbreitete Deutungen, die man sich als Rollenzuschreibungen zu eigen machen kann. Sogar ADHS kann als so eine funktionieren - halt als Witz. Wenn man ansonsten einigermaßen zurecht kommt, sich verständlich ausdrückt und Freunde hat, die einem diese Zuordnungen immer wieder vorspiegeln, kommt man unter Umständen nie drauf, dass dahinter ein Muster steckt.

Hi @Overthesky

Nun haben wir zu deinem Beitrag hier alle nett diskutiert und irgendwie ist von dir dann nichts mehr gekommen , nicht mal ne Antwort auf eine Frage gezielt an dich und zu deinem Thema ?

Da ich Mitte der 90er mit 9 Jahren mit ADHS diagnostiziert wurde (bei Neuhaus damals) und es damals Google noch gar nicht gab, erübrigt sich bei mir die Frage :sunglasses:

…meine Mutter hat aber in dem Kontext eine ziemliche Detektiv-Arbeit hinter sich… ich hatte das „Glück“, dass ich hinsichtlich ADHS nicht nur latent, sondern ziemlich, ziemlich auffällig war… jedenfalls googlen ging Mitte der 90er nicht, heute sind massenhaft Informationen zu ADHS 1 oder 2 Klicks über Google entfernt…

@Overthesky
Wie ist denn überhaupt deine ADHS „Karriere“ Werdegang gewesen. Oder hast du da mal was zu geschrieben ?

Aber dann Respekt an deine Mutter !

Da hatten wir ja Glück, es gab jedenfalls im Jahr 2000, als es meinen größeren Sohn betraf, schon Einiges zu finden im deutschsprachigen Internet, natürlich nicht mit heute vergleichbar, aber auch einen wirklich guten Artikel in „Eltern“.

Die Frage erübrigt sich nicht, du könntest durchaus mehr erzählen. :wink:

Dein Verständnis für die Leute, die den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, ist natürlich gering, offenbar weil deine Mutter so auf Zack war.

Aber das trifft nun mal nicht auf alle Mütter oder Selbstbetroffene zu. Du übersiehst auch, dass die Einschätzung für sich selbst nur zu einem ganz geringen Anteil rational abläuft. Anders gesagt, es gehört für viele unerkannte ADHS-ler zum Selbstbild, die Möglichkeit dieser Diagnose nicht sehen zu wollen.

Ich kann nichts dafür, mit meinen Botenstoffen läuft etwas schief
- das ist für Viele von uns eine wunderbare Entlastung gewesen. Wenn man dazu bereit ist. Für viele Andere stellt es das gesamte Selbstbild in Frage, sie empfinden das als Bedrohung und wehren sich.

Deine Tankstellen-Selina hast du damit offenbar sowas von auf dem falschen Fuß erwischt.

Edit: Hibbelanna hatte ja schon das Gleiche geschrieben! :lol:

@Falschparker du sprichst mir gerade aus der Seele… Ich habe mich jetzt schon länger in Verdacht aber schaffe es noch nicht mich diagnostizieren zu lassen…
Alles an meinem bisherigen Leben schreit mich an:„das ist es- tu es einfach“…denn es ist wirklich ein beruhigender Gedanke, eine Erlösung… Andererseits bedeutet die Diagnose für mich dass mein Leben eine Lüge ist, es macht mich wütend dass meine Eltern -der Pädagoge und die Krankenschwester mit Schwerpunkt auf Psychiatrie -niemals für mich da waren, es nicht erkannt haben oder erkennen wollten… Ich muss dann so vieles eingestehen was ich Jahrzehnte lang verborgen habe…usw…

Bei mir war es auch Jahrelang so das ich eher ein ADHS Gegener war. aber eher im Bezug von falscher und über Diagnostik und dann Medikation.

Also ich war da eher offen für die Anti ADHS Googels.

Hätte ich seit dem BurnOut nicht immer so aus Spaß gesagt Boh so fühlt sich bestimmt ADHS an und nicht auch so manche Tagebuchnotiz gefunden wo ich Ähnliches fand und die Testungen nicht diese Ergebnisse So klar gezeigt hätten …

Ich glaube man darf nicht vergessen dass ja ein Verdacht auch ein Googeln in die Gegenteilige Richtung auslösen kann.

Ich Wunder mich gar , dass die bei mir nicht so war. Finden kann man dazu ja auch genug