Pharmakotherapie und Psychotherapie der ADHS kompakt von Rosenfluh

Interessanter Artikel von rosenfluh aus der Schweiz zum Thema Therapie bei ADHS recht kompakt.

Nach diesem Artikel ist eine Eindosierung mit Retardpräparaten sinnvoller.

Ich, als nicht Fachperson frage mich, warum MPH erste Wahl ist, wenn Amphetamine eine höhere Effektstärke haben?

Ist das einfach nicht angepasst oder Nebenwirkungen, Kosten?

Das Dokument oben ist nicht aus Deutschland.

In Deutschland ist MPH jedoch auch erste Wahl, aus Kostengründen.

Was erste Wahl oder überhaupt erlaubt ist entscheidet in Deutschland der G-BA (gemeinsamer Bundesausschuss).

https://www.g-ba.de/bewertungsverfahren/nutzenbewertung/459/

Hauptaufgabe des G-BA ist es, in Richtlinien die Inhalte der gesundheitlichen Versorgung näher zu bestimmen und zu entscheiden, welche Leistungen von der GKV gezahlt werden.

Gemeinsamer Bundesausschuss.

1 „Gefällt mir“

Ich habe mich mal ganz grob über die angelesen und empfinde es einfach nur als eine Beleidigung was die da Verbrechen… :zipper_mouth_face:

Ist meinem Empfinden nach überwiegend eine Frechheit :frowning:

Eindosierung mit unretardiertem MPH laut diesem Artikel nicht evidenzbasiert - was ist richtig?

Ich finde die Begründung durchaus sinnvoll.
Habe mich aber mit Studien dazu nicht beschäftigt.

Seite 3 des PDF

Behandlungsphase
Wenngleich für die Behandlung von Erwachsenen in der Schweiz nur lang wirksame Stimulanzien zugelassen sind, ist es weiterhin üblich, in der Eindosierungsphase kurz wirksames MPH einzusetzen. Hiervon verspricht man sich eine schnellere Dosisfindung und ein rasches Feedback bezüglich des therapeutischen Effekts, manchmal erfolgt die Verordnung auch im Sinne einer Diagnosis ex juvantibus.
Dieses Vorgehen hat jedoch keine Evidenzgrundlage und ist aus mehreren Gründen fragwürdig. Patienten fällt es häufig schwer, den stimulierenden Effekt der Sti- mulanzien, der in der Regel bei adäquater Dosierung im Zeitverlauf nachlässt, vom erwünschten klinischen Ef- fekt einer verbesserten Steuerungsfähigkeit von Auf- merksamkeit und Verhalten zu trennen (4). Dies trägt zu falschen Therapieerwartungen bei und kann den Blick auf erwünschte therapeutische Effekte sogar verstellen. Dies gilt umso mehr, als der Einsatz von kurz wirksamem MPH eine regelmässige Einnahme alle 3 bis 4 Stunden voraussetzt. Im Alltag ist dies fast unmöglich durch- zuhalten, sodass es zu starken Fluktuationen bei den Plasmakonzentrationen kommt, was mit häufigen Rebound-Symptomen einhergeht. Hierunter versteht man die mit einem Abfall der Blutplasmaspiegel zusam- menfallende, vorübergehende Zunahme von ADHS- Symptomen wie Unruhe, Gereiztheit und Konzentra- tionsstörungen (18). Es ist daher wenig überraschend, dass kurz wirksames MPH gegenüber lang wirksamem MPH therapeutisch unterlegen ist (4). Kurz wirksames MPH hat zudem mehr Potenzial für Missbrauch (19). Internationale Leitlinien (1, 4) empfehlen daher von Be- ginn an den Einsatz lang wirksamer Stimulanzien nach dem Prinzip «start low, go slow» (4). Dabei ist zu beach- ten, dass sich eine stabile Wirkung auf die Kernsympto- matik erst nach 2 bis 3 Wochen einstellt (20). Grund- sätzlich sollten möglichst niedrige Dosierungen ange- strebt werden. Eine optimale Dosis ist gefunden, wenn eine weitere Erhöhung keinen zusätzlichen klinisch rele- vanten Effekt auf die ADHS-Kernsymptomatik bewirkt oder zunehmende Nebenwirkungen eine weitere Dosis- erhöhung begrenzen (1, 4). Diese Empfehlung stützt sich
auf Daten aus Studien mit flexiblen Dosierungen, die na- helegen, dass grosse individuelle Unterschiede hinsicht- lich der optimalen Dosierung bestehen und eine indi- viduelle Titration gegenüber einem festen Eskalations- schema ein deutlich besseres Verhältnis zwischen thera- peutischem Effekt und Nebenwirkungen erzielt (21). Entscheidend für Therapieerfolg und Adhärenz bei Er- wachsenen ist aber die optimale Anpassung der Phar- makotherapie an die alltäglichen Anforderungen der Patienten. Hierfür ist es wichtig, die spezifischen Stresso- ren, denen der Patient ausgesetzt ist, sowie ihr Auftreten im Tagesverlauf genau zu kennen. Zugleich ist eine gute Kenntnis der teilweise sehr unterschiedlichen Pharma- kokinetik der verschiedenen lang wirksamen Stimulan- zien erforderlich (siehe Tabelle). Im Gegensatz zu Kindern, die den höchsten kognitiven und sozialen An- forderungen in der Regel während der vergleichsweise kurzen Zeitspanne des werktäglichen Schulbesuchs gegenüberstehen, sind die Arbeitstage von Erwachse- nen häufig länger, zusätzlich warten nach Feierabend weitere Verpflichtungen. Manche Experten empfehlen daher, möglichst stabile Blutspiegel für den ganzen Tag anzustreben (18). Das ist allerdings mit den zugelasse- nen Dosierungen manchmal nicht zu erreichen und er- fordert selbst beim Einsatz des am längsten wirksamen MPH-Präparats Concerta® eine mehrmals tägliche Ein- nahme. Die kanadischen Leitlinien tragen diesem Um- stand bereits Rechnung und sehen für Erwachsene deutlich höhere Tageshöchstdosierungen bis 108 mg Concerta® vor (4). Andererseits können die funktionellen Einschränkungen durch ADHS in den verschiedenen Lebensbereichen sehr unterschiedlich ausfallen, sodass es für viele Erwachsene sinnvoll ist, die Medikation auf bestimmte Lebensbereiche (z. B. Arbeit oder Studium) zu konzentrieren. Hierfür bieten sich mittellang wirk- same Stimulanzien an, womit eine tägliche Einmalgabe dann ausreichend ist. Für manche Patienten ist eine punktuelle medikamentöse Unterstützung mit kurz wirksamem MPH, trotz der oben beschriebenen Ein- schränkungen, die beste Wahl.
Viele Patienten können mit dem beschriebenen Vorge- hen eine deutliche Reduktion ihrer ADHS-Symptomatik

Egal ob jetzt evidenzbasiert oder nicht. Ich habe genau darüber mit meiner Frau einfach philosophiert und habe es nicht verstanden, da man ja dann bei retardiertem MPH 1. die Dosis erhöhen muss und dann neu lernen muss wie lang genau die Wirkdauer ist.

Ich empfinde eine Eindosierung mit retardiertem MPH tatsächlich als sinnvoller. Ganz ohne Studie, nur nach meinem persönlichen Empfinden.

1 „Gefällt mir“