Ja, klingt erstmal ungewöhnlich. Hat aber was mit den veränderten Lebensbedingungen zu tun.
Also nach meiner ADS-Diagnose habe ich angefangen, mich mit der Bekämpfung der auftretenden Probleme zu beschäftigen. Medikamente wollte ich eigentlich nicht nehmen (mein Arzt hat auch gesagt, das wär mit Kanonen auf Spatzen geschossen, ich bin da nicht so sicher), also hab ich mir Bücher gekauft und mich dazu entschieden, mich jeweils auf die eine anstehende Aufgabe zu konzentrieren und sämtliche „Störungen“ komplett auszublenden. Weil ich mich doch sehr leicht hab ablenken lassen und dann 3 Sachen angefangen, aber nichts wurde fertig - das führte zur Frustration und irgendwann wusste ich auch nicht mehr, wo ich nun mit was angefangen habe und dann hatte ich irgendwann keine Lust mehr und die Arbeit ist liegengeblieben.
Das hat ziemlich lange gedauert, mir das so anzutrainieren, aber inzwischen bin ich mehr oder weniger ein „Meister der Verdrängung“ Solange ich alleine gelebt habe, war das ein erstaunlicher Fortschritt und hat mein Leben sehr erleichtert.
Jetzt lebe ich aber nicht mehr alleine, und das führt zu Problemen. Wenn ich gerade mit irgendwas beschäftigt bin, muss mich meine Familie geradezu anschreien, damit ich überhaupt reagiere. Das Resultat ist dann Hektik (ist für mich der komplette Horror), meine Frau ist sauer und streitet rum, was dazu führt, dass das was ich nun eigentlich für sie machen soll komplett in die Hose geht, was zu noch mehr Stress führt. Und zwar schon einfachste Aufgaben - da landet dann das schmutzige Geschirr im Backofen statt im Geschirrspüler, Ich ordne wegzuräumende Sachen an den unmöglichsten Orten ein, so dass man sie später nie wiederfindet (was dann wieder für Familienkrach sorgt).
Was dazu kommt: Die Sache, mit der ich ursprünglich gerade beschäftigt war, lasse ich dann unterwegs irgendwo einfach liegen und finde die wenn`s dumm läuft dann auch nicht wieder.
Und: Nach Beendigung des Streits ist bei weitem nicht alles wieder „normal“ (wenn man bei mir überhaupt von „normal“ reden kann), sondern das geht mir noch ziemlich lange im Kopf rum. Im Prinzip dürfte ich danach nicht mal Fahrrad fahren (hab schon ein paar mal fast einen Unfall verursacht, weil ich mit dem Kopf noch zu Hause war). Aber ich muss nun mal morgens auf Arbeit.
Also: Gibt das eine Möglichkeit, diese antrainierte totale Fokussierung wieder rückgängig zu machen? Und zwar nicht komplett (die Vorteile möchte ich natürlich gerne behalten, denn der Ausgangzustand war nun auch nicht viel besser).