Ja, die ganzen Infos sind nicht neu. Und ich meinte das nicht böse, aber mit „Ich will…“ ist es am Anfang beim Arzt eher schwer. Diese Aussage „dann schreiben sie sich ihre Rezepte doch selbst“ hat mein Vater vor einigen Jahren bekommen, als er den Besserwisser bei einem neuen Arzt bekommen hat…
Und nun? Was bringt das alles, wenn der Arzt da nicht mitmacht? Einen anderen Arzt zu finden ist eher kompliziert und ob er das dann mitmacht?
Es gibt nicht wenige Ärzte die Stimulanzien sogar blockieren und bevorzugt Strattera verordnen oder nur Medikinet Adult kennen und dann noch meinen, eine einmalige Einnahme am Tag müsse reichen.
Concerta, Kinecteen und Elvanse kennen einige gar nicht. Einzige Alternative für die wäre dann noch Ritalin Adult. Wobei Kinecteen noch recht frisch für Ü18 zugelassen ist. Die meisten sind gar überfordert sich Informationen über die frische Zulassungserweiterung von Elvanse (ohne Adult) für Erwachsene zu finden.
Viele wären froh überhaupt einen Arzt zu finden der eine Eindosierung starten will und du beginnst direkt mit „ich habe gelesen, dass…“ und Forderungen (so kommt es an).
Eigeninitiative ist schön und bei Ärzten gerne gesehen, hilft auch der Compliance. Aber am Ende trägt der Arzt die medikamentöse Verantwortung.
Es wäre verständlich wenn du bei der Einleitung der med. Beh. mit Medikinet adult um eine Alternative bitten würdest, weil es da tatsächlich objektive Gründe gegen dieses Präparat gibt. (Medikinet adult: Nahrungseinnahme schwierig, Schichtarbeit/Bereitschaftsdienst/wirkt kurz, daher Uhr im Auge behalten was bei ADHS eh so eine Sache ist).
Ich war damals dankbar überhaupt direkt mit Diagnosestellung das gelbe Papier mit dem Aufdruck Medikinet Adult bekommen zu haben, nachdem mir jemand gesagt hat, dass er seinen Termin erst in 6 Monaten hatte. Ich wusste von Medikamenten nichts, ich kannte nur Ritalin. Retardierungen waren mir fremd.
Die ersten Wochen mit Medikinet Adult waren super, ich bemerkte auch Nachteile. Dann setzte ich mich damit auseinander. Vom Wirkverlauf, -zeit entschied ich mich für Elvanse und gegen Concerta oder Ritalin Adult. Ich sprach es an und begründete dies. Es war kein Problem.
Später informierte ich mich weiter über Antidepressiva. Suchte da auch etwas aus. Ich sprach mich mit dem Arzt ab und fanden ggf. Alternativen. Das gewählte Antidepressiva war und ist ein Erfolg.
Elvanse ist meine Nummer 1 geblieben.
Aus diversen Gründen erweiterten wir die Medikation am Ende. Für lange Tage (späte Heimfahrten mit dem Auto bspw.) steht mir unretardiertes MPH zur Verfügung. Als Notfallbackup (Elvanse ist phasenweise nicht verfügbar, teilweise pausiere ich auch 1-2 Wochen) steht mir Ritalin Adult zur Verfügung.
@Dante Ich meine es nicht böse, aber selbst Patient und Arzt müssen sich erst kennenlernen. Das sogenannte Patienten-Arzt-Verhältnis baut sich erst mit der Zeit auf. Damit entsteht Vertrauen und Ärzte werden entspannter, wenn die bemerken wie der Patient mitmacht und gehen mit der Zeit mehr auf die Ideen des Patienten ein. Mein Facharzt für ADHS kennt mich und mein familiäres Umfeld schon seit paar Jahrzehnten, auch wenn da eine lange Unterbrechung war. Aber das war ein Vorab-Bonus für die Behandlung. Da war das Verhältnis schon anders. Bekanntschaften (Nachbarn, Kollegen, Freunde) die ich dorthin wegen ihrem ADHS-Verdacht schickten, hatten diesen Bonus nicht und wurden distanzierter behandelt. Mittlerweile ist es auch bei denen lockerer geworden. Der Aufbau dieser Beziehungen braucht seine Zeit. Bedenke, dass nur 15 Minuten pro Patient im Regelfall vorgesehen wird. Die Zeit ist da schnell vorbei.
Wegen meinem ASS (Diagnostik) habe ich leider einen anderen Facharzt aufsuchen müssen. Da habe ich das so erlebt. Wir kannten uns nicht und ich war sehr reserviert, weil mir die Situation fremd war. Erst in einer SHG kam der Tipp, dass ich offen sein soll und darüber reden soll, was mir durch den Kopf geht. Ich wollte die Diagnostik schnell durch haben, weil dieser Facharzt doch recht weit weg ist. Das ist aber nicht die Art des Arztes gewesen. Mittlerweile ist es da auch entspannt. Ich berichtete auch über meine kürzlichen Erfahrungen mit THC und die positiven Erfahrungen auf meine AuDHS-Probleme. Ich hätte ein Privatrezept hierfür bekommen und zusätzlich hätte sich der Arzt die Mühe gemacht einen Antrag bei der Kasse zu stellen. Das wird dann irgendwann gemacht, war nicht meine Priorität.