Psychiater verschreibt keine Medikamente für Erwachsene

Hi zusammen,
habe heute ein paar Psychiater abtelefoniert, frustrierend, wie erwartet.

Eine Praxis sagte mir, sie würden prinzipiell keine ADHS-Medikamente für Erwachsene verschreiben. Ich könne schon einen Termin ausmachen, Medikamente würde ich aber nicht bekommen.

Also ich weiß nicht, ob ich Medikamente brauche, aber das prinzipiell schon vorher auszuschließen erscheint mir doch sehr merkwürdig.

Weiß jemand was über mögliche Gründe, habe leider nicht direkt nachgefragt, jetzt geht mir das die ganze Zeit im Kopf rum?
Danke!

Ich stelle mir grade einen Augenarzt vor, der grundlegend keine Brille verordnet .

Oder einen Chirurgen, der grundlegend keine Krücken verordnet.

Was auch immer der Grund ist warum er keine Medikation verordnet. Sollte die Medikation bei dir eine Option werden hättest du da ein Problem.

Andersherum wenn du da die Diagnose bekommst wärst du ja schon ein Stück weiter und könntest parallel nach einem anderen Arzt suchen.

Vielleicht ist es auch nur Taktik der Praxis um die Leute vorab auszusortieren, die wirklich nur nach einer Medikation suchen. ???

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Ein Psychiater der keine Medikamente verschreibt?
Logische Begründungen gibts da wenige und wir hier können da von außen auch bloß raten.

Die Gründe kann dir letztendlich nur die Praxis nennen. Also am besten nochmal anrufen und nachfragen.

Wozu aber ein Psychiater, wenn es nicht um Medikamente geht?

Falls es um Psychotherapie geht - es gibt Neurologen / Psychiater mit der Zusatzausbildung für Psychotherapie. Die therapieren aber oft nicht, weil die mehr aufs Medizinische ausgelegt und/oder völlig überlaufen sind und keine Kapazitäten für Psychotherapie freihaben. Auch das müsste man also vorab erfragen, falls danach gesucht wird.

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Ich glaube, es gibt immer noch Ärztinnen, die ADHS im Erwachsenenalter nicht als Störung wirklich ernst nehmen. Die sollte man dann auch meiden.

Ein gutes hat die Auskunft ja - es spart Zeit, von Vorneherein Bescheid zu wissen.

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Hi @kernig

Warum sie keine ADHS-Medis verschreiben, wissen sie nur selbst.
Mir würde jetzt nur einfallen, dass sie grundsätzlich kein ADHS bei Erwachsenen behandeln.
Vielleicht haben sie auch einfach keine Lust auf BTM-Rezepte…

Die Vorstellung ist tatsächlich gar nicht so abwegig…
Der Nachfolger meiner Augenärztin verschreibt zwar noch Brillen, macht aber keine Sehtests. Gar keine. Auch nicht, wenn man nach Ausschluss krankhafter Ursachen fürs Schlechtersehen ein Brillenrezept möchte.

Für den Sehtest muss man dann zum Optiker gehen. Der kann die Werte ja aufschreiben und mit dem Zettel geht man dann zurück zum Herrn Doktor, der die Werte aufs Rezept pinselt und mit dem Rezept wieder zurück zum Optiker, um die Brille zu bestellen…

Und Kinder behandelt der Neue generell nicht - was die Vorgängerin aber gemacht hat. Die übrigens die einzige Augenärztin für über 20.000 Menschen hier im Umkreis war.

Nichts ist unmöglich.

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Ich hatte eine ähnliche Erfahrung, aber der Psychiater konnte es - für mich - gut begründen: Er kennt sich mit ADHS nicht gut genug aus (er hatte dafür keine Weiterbildung und kennt nur die „Basics“) und möchte generell keine Betäubungsmittel/Amphetamine verschreiben.

Er bot mir an, falls es sich eher als eine depressive Störung herausstellen sollte, mir mit Antidepressiva helfen zu wollen.

Das habe ich dann abgelehnt, weil ich der Annahme war/bin, dass sich die depressiven Symptome aufgrund des ADHS überhaupt erst gebildet haben. Und meine Diagnostik im Erwachsenenalter hat das bestätigt. (Ich hatte aber in der Kindheit bereits eine gestellte ADHS-Diagnose. )

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Ich würde ihnen im Gegenzug anbieten, dass sie grundsätzlich keine Patienten bekommen.
Das lässt sich auch fördern:

Du berichtest von Erfahrungen mit einem Arzt / Therapeuten, die wir allen Betroffenen gerne ersparen würden.

Wenn du sicher bist, dass das nicht auf einem Missverständnis beruht, hilf bitte anderen Betroffenen, indem du unter dem folgenden Link deine Erfahrungen mit diesem Arzt / Therapeuten einträgst. Das kann anderen Schaden ersparen.
Herzlichen Dank!

Und natürlich freuen wir uns immer über jede Information zu ADHS-kompetenten Ärzten und Therapeuten.

p.s.:
Ärztekammer informieren
Wenn jemand grundsätzlich die Erstlinienbehandlung ausschließt, aber nicht die Behandlung, dokumentiert er damit meines Erachtens einen ärztlichen Behandlungsfehler…

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Ja. Aber die wirklich gefährlichen Ärzt/innen machen es subtiler. Sie stellen eine ADHS-Diagnose und Behandlung in Aussicht, machen aber nie eine, sondern verordnen Antidepressiva und machen immer neue Termine im Vierteljahresrhythmus.

Bis man dann merkt, dass man vergeblich wartet, hat man ein Jahr oder mehr verloren und mutloser als vorher ist man auch noch.

Da ist eine klare Auskunft am Telefon schon praktischer.

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Danke erstmal für die Antworten.

Einerseits ja, besser das gleich zu wissen, dann verschwendet man keine Zeit.

Andererseits gibt es doch Richtlinien für die Behandlung von Krankheiten und da sind doch ein paar Medikamente für ADHS aufgeführt, wenn ich richtig informiert bin.

Und wenn jemand eine Kassenzulassung hat, muss er sich dann nicht an die Richtlinien halten? Er blockiert ja quasi einen Kassensitze und Patienten, die auf Medikamente angewiesen sind, müssen noch länger auf Termine warten.

Was wohl die Ärztekammer sagt zu so einer Augenärztin die keine Sehtests macht… aber ist auch relativ zeitaufwändig, da hat der Optiker vielleicht mehr Zeit.

Jemand anders hat’s schon gesagt aber nochmal ganz deutlich: Frag auch bei Neurologen an. Meiner hier in Österreich listet ADHS nicht mal auf seiner Website auf (wohl aber Depression) war aber absolut problemlos bei ihm Elvanse verschrieben zu bekommen. Vielleicht sehen die Neurologen ADHS aus einem ganz anderen Blickwinkel als die Psych* Kollegen?

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Bitte sei doch so lieb und unterstütze uns im Interesse aller Betroffenen, indem Du unter dem folgenden Link deinen Neurologen einträgst - Danke :slight_smile:

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Hallo, eine Bekannte bekam bei einer Praxis die ADHS Diagnostik anbietet die Auskunft, Diagnose ja, Medikament nein ab 60
Jahre , nachdem Sie ewig auf einen Termin gewartet hatte und verzichtete dann , denn der Arzt sagte, dies schreibt er auch in seine Beurteilung. Begründung:
a) wer es bis dahin “geschafft “ hat mit ADHS sein Leben zu meistern, kommt ja irgendwie klar …… b) die Nebenwirkungen von Elvanse seien zu heftig im Alter …… Somit besser, schon am Telefon solche Infos zu erhalten, meine ich, spart Zeit und Energie, Vg

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Noch besser, solchen groben Unfug zu wissen, bevor man einen Termin vereinbart.
Bitte bitte ebenfalls eintragen - Danke!!!

Hallo Ley 9 und herzlich willkommen,

das heißt, deine Bekannte war über 60, als sie nach einer ADHS-Praxis suchte? Das ist ja unglaubliche Altersdiskriminierung. Hat sie inzwischen eine Arztpraxis gefunden, die ihr geholfen hat? Ich werde im nächsten Jahr auch 60 und habe keineswegs vor, dann mit der Einnahme meines ADHS-Medikamentes aufzuhören.

Der CDU-Politiker Philipp Mißfelder, der 2003 in Frage stellte, dass 85-jährige noch künstliche Hüftgelenke bekommen, relativierte immerhin seine Aussagen später und bat um Entschuldigung. Mißfelder selbst starb 2015 mit 35.

Zumal eine große Anzahl der Menschen, so um die 80 werden. Dann hat die Frau noch 20 Jahre eine bessere Lebensqualität. Das ist unverschämt ihr das zu verweigern. Das wäre genauso, wenn sie mit 60 das erstmal mit Bluthochdruck diagnostiziert worden wäre und man ihr sagen würde, nun ja bisher konnten sie ja auch damit leben. Also wirklich.

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Ja, nicht nur eine bessere Lebensqualität, auch ein längeres Leben. Denn die Wahrscheinlichkeit, einen Unfall zu verursachen, ist ohnehin bei ADHS-lern höher als bei Nichtbetroffenen, und steigt im Alter.

Das ADHS-Medikament kann davor bewahren, vom Fahrrad oder von der Leiter zu stürzen. Auch eine Trennung kann das richtige Medikament abwenden. Es geht eben nicht nur darum, die Schule oder den Beruf besser zu schaffen.

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Ja allein Stress lässt einen früher sterben und den hat man durch ADHS einfach gehäuft :frowning:

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Stress soll wohl schlimmer sein als Rauchen hatte ich gehört… keine Ahnung ob was dran ist, auf jeden Fall sollte man diesen definitiv nicht unterschätzen, langanhaltender Stress geht auf den Kreislauf.

Und den Stress den so manch einer von uns täglich erlebt, haben Nts vielleicht einmal ihm Monat… hatte ich auch mal gehört und auch da weiß ich nicht ob was dran ist, sollte man jeden Falls, denke ich, auch nicht unterschätzen.

Achtsam bleiben. :slightly_smiling_face:

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Zumal man mit 60 unter Umständen noch ein paar Jahre arbeiten darf.

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