Queere Menschen mit ADHS/ADS

Hey Hey

Mich würde interessieren, ob es hier viele andere queere ADHS-ler anwesend sind?

Die Ärztin hat damals bei der Abklärung nach meiner sexuellen Orientierung gefragt - was ich unpassend fand. Daraufhin wollte ich schon wissen, weshalb das wichtig ist, gemäss ihrer Aussage sind schwule Jungen und Männer gegenüber nicht- schwulen Jungen und Männer häufiger von ADHS betroffen.

Lg. Theo

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Hallo @theo_basilea , Hm :thinking: interessant das Du das Thema ansprichst, meine Adhs Spezialistin hatte mich auch mal nach meiner sexuellen Orientierung gefragt.
Ich war dann zuerst mal ein bisschen überrascht und habe gefragt warum sie das interressiert, oder ob das irgendwie wichtig sei.
Weil naja, eigentlich ist sowas ja schon sehr privat und so, obwohl ich ja andererseits eigentlich kein verklemmter Mensch bin oder sowas, sondern ganz im Gegenteil, ich finde es wichtig das man heutzutage offen über Sexualität spricht.
Und deshalb finde ich es z.B. absolut okay wenn man z.B. schon in der Schule absolut offen mit jugendlichen über Sexualität spricht, also heisst die Kinder dort einen Sexualkunde Unterricht haben in dem sie über über alles aufgeklärt werden, ausserdem: extrem wichtig, wie man verhütet und sich vor Geschlechts Krankheiten schützt, nicht das wir sonst soviele Teenie Schwangerschaften wie in den USA haben.
Jedenfalls ist es extrem wichtig das Eltern nicht versuchen diese wichtigen Themen im Schulunterricht zu unterdrücken, wie man es ja anscheinend vermehrt wieder mancherorts sieht, jedenfalls habe ich letzhin etwas darüber gelesen das anscheinend gewisse religiösen Gruppen, diese für sie anscheinend sehr unangenehmen Themen in den Schulen vermehrt versuchen zu unterdrücken, besonders auch dann wenn das Thema Homosexualität aufkommt, oder der Lehrer* sogar Homosexuell sein könnte.
Aber naja, was weiss ich, jedenfalls scheint für manche ja alles was mit Sexualität zu tun hat irgendwie nach wie vor ein grosses Tabuthema zu sein, jedenfalls von wegen aufgeschlossene Welt und so.
Wie auch immer, jedenfalls kann ich mich ehrlich gesagt aber nicht mehr daran erinnern warum meine Psychologin mich das damals gefragt hatte, aber ich vermute einfach deshalb, weil es natürlich ohne Zweifel interessant ist zu erfahren, ob Homosexualität, oder auch andere sexuelle Orientierungen, bei Adhs oder im Autismus Spektrum eventuell häufiger sind als bei Normalos.
Und wenn mich nicht alles täuscht hatte sie damals gesagt das dass der Fall sei, also das Adhs’ler:innen wahrscheinlich eher von der altbackenen Welt abweichen und nicht immer nur in konventionellen Partnerschaften oder Beziehungen leben.

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Es ist vermutlich ziemlich schwierig herauszufinden, ob queere Menschen wirklich öfter ADHS haben und da ein kausaler Zusammenhang besteht.
Ich denke dass sich queere Menschen gezwungermaßen eher mit sich selbst auseinandersetzen, und dadurch auch offener für das Thema ADHS sein könnten, während nicht-queere ADHSler das eher unterdrücken und als Quatsch abtun könnten.

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Kenne nen richtig batzen haufen ADHS-Betroffene, die queer sind.

Und tatsächlich weniger queere Neurotypische.

Ich würde sagen, das liegt aber einfach an meinem Freundeskreis und würde ich eher unter anekdotische Evidenz packen. Richtige Fallstudien gibt es nicht. Soweit ich weiß, lediglich Hinweise.

Könnte mir aber vorstellen, dass die Argumentation von @lld dahingehend durchaus stimmig ist, weil es ebenso auch mein Gefühl ist aus dem Freundeskreis.

Ich bin selbst queer. :wink:

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Bei mir auf dem Lande ist im Bekanntenkreis nix Queer und die Queeren, die ich kenne da hat glaube ich keine/es/er ADHS.

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Als Gay merke ich lediglich, dass ich oft Menschen aus dem neurodivergenten Spektrum begegne. Und meine Antennen sind dafür ziemlich gut.

Meine Frage “Hast du nicht zufällig ADHS?” wurde schon oft mit “Ja” beantwortet oder hat Leute dazu gebracht sich mit dem Thema zu beschäftigen, weil sie selbst Probleme hatten, die Ursache aber nicht kannten.

Eine sexuelle Orientierung war da bisher nicht auffällig. Ich habe hier und da schon meinen Verdacht wenn ich bei jemanden in der Wohnung ankam und ich meinte, ich wäre bei mir zuhause.

Vielleicht werden Menschen aus dem nicht heteronormativen Bereich tendenziell öfters diagnostiziert, aus den von @lld benannten Gründen. Es gibt einfach andere Sichtweisen und eine andere Achtsamkeit.

Ich habe aufgrund meiner sexuellen Orientierung im Leben einiges durchgemacht und das hörte mit dem Haupt-Coming-out nicht auf, das ganze Leben hält kleine Coming-outs vor. Es wird mit der Zeit aber immer einfacher und ich baue mir nach wie vor ein Selbstbewusstsein auf und lerne, wie ich mit nicht so toleranten Zeitgenossen umgehe (ein 2m Hüne zu sein hilft, dass ich ein Softy bin sieht man mir nicht an). Von der ganzen Maskenparade (“living in the closet”) vor dem Haupt-Coming-out bekommt eigentlich jeder seinen Dachschaden (Depression, Ängste, Trauma) fürs Leben mit. Neurodiversität bringt da halt noch zusätzlichen Ballast und Dachschäden mit. Am Ende war ich 3 Jahrzehnte mit einer vielseitigen Identitätssuche beschäftigt, die ich stufenweise abhaken konnte.

Die Verteilung wird gleich sein. Bei Frauen ging man auch lange davon aus, dass sie weniger betroffen sind. Heute weiß man, dass es ein Trugschluss war.

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Oh Ja, was für ein Trugschluss das Frauen „weniger“ von Adhs „betroffen“ sein könnten als Männer, was in Wirklichkeit eigentlich nichts als totaler Bullshit ist, genauso wie die Annahme das Adhs nur im „Kindesalter“ auftreten würde und sich dann nach der Pupertät wieder „auswachsen“ würde.

Interessant finde ich übrigens das es das selbe „glaube ich“ auch mal über Psoriasis hiess, also das Psoriasis sich, wenn man „Glück“ hätte, nach der Pupertät „auswachsen“ würde.

Inzwischen weiss man heutzutage aber anscheinend über Psoriasis, dass diese Erkrankung auch „nach der Pubertät“ noch in jedem Alter anscheinend auftreten kann, obwohl Psoriasis hier natürlich überhaupt gerade nichts mit dem Thema oder einem Vergleich mit Adhs zu tun hat. :sweat_smile::crazy_face:

P.s. Oops irgendwie habe ich jetzt glaube ich gerade Zwei Themen durcheinander gebracht :sweat_smile::crazy_face::woozy_face: , Naja ein eindeutiges Zeichen für mich das ich langsam in mein Bett gehen sollte und nicht mehr weiter im Forum hier mitlesen sollte, geschweige denn irgendwas schreiben. :exploding_head::disguised_face::clown_face:, von daher gute Nacht und lustiges weiter diskutieren. :joy::rofl:

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Gar nicht so weit vom Schuss. Schuppenflechte kommt bei ADHS schon gehäuft vor. Besonders in Kombination mit der rheumatischen Polyarthritis.
Wie auch Diabetes Typ1 etc. Viele Erkrankungen die auf autoimmune Prozesse zurück zu führen sind, kommen mit ADHS gehäufter vor. :wink:

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ich lese öfters von „feinen Antennen“, was ist damit gemeint, so eine Art empathische Verbindung? Ich meine das ich sowas auch recht gut erkennen kann aber bezieh das bei mir auf die Beobachtungsgabe von kleinsten Details die mir auffallen im Verhalten.

In Kassenschlangen oder vor übervollen Regalen mit Dutzenden, gleichen Produkten von verschiedenen Herstellern, Bewegungsabläufe im Gedränge und sowas, da fällt mir das schon auf, wie sich manche Menschen oft „anders verhalten“, man sieht dann quasi die Reizüberflutung/ Überforderung der Person an und wie sie dagegen arbeitet, sich Gedanken macht, sich selbst Stimuliert mit kleinsten motorischen Stereotypie.

Kleidung, Blickverhalten, leichte Tics, einstieg in eine Konversation usw. die Liste ist lang wenn man genau hinschaut und die augenblickliche Situation in der sich die Person befindet mit einbezieht.

Kombiniere dann das gesehene, geh meinen inneren Katalog und dazu Statistiken durch, treffe eine Einschätzung und hege einen Verdacht. Manche sind sehr auffällig, manche ganz Dezent, ich find das richtig spannend und es lenkt mich von meiner Reizüberflutung ab. Ob ich damit natürlich richtig liege, weiß ich nicht, es ist ja meist ein fließender Übergang und Menschen sind wir ja so wieso alle und von dem her in diesem Sinne gleich, manche halt ein wenig anders. :grin:

Ich habe das schon immer so gemacht aber hatte vorher dafür nie Begriffe, Statistiken und Beschreibungen zur Erklärungen wieso eine Person sich so verhält. Erst seitdem ich mich mit meinem eigenen „anders sein“ beschäftige, mich dazu belese, fiel mir das wie Schuppen von den Augen. Man nimmt die Welt halt schon anders war und bemerkt das erst, wenn man darum weiß, dass man’s tut, man kennt es ja gar nicht anders und geht davon aus, dass es alle anderen auch so machen. Ging mir auf jeden Fall so. :grin: :+1:

Edit: da fällt mir noch meine Therapeutin zu ein, die Verhält sich manchmal so „anders“, so verhält sich halt kein „normaler“ Mensch, fall aber dann trotzdem, manchmal, erstmal darauf rein, da sie mich mal wieder herausgefordert hat oder aber es funktioniert gar nicht was sie macht, dass kam auch schon häufig vor. Das waren ein paar echt wilde Stunden am Anfang. Die „schauspielert“ halt viel mit ihren Therapie Techniken oder wie man das nennen soll. :joy:

Hm. Hier bin ich etwas irritiert, über die Verbindung zwischen „queeren Menschen, die sich mehr mit ihrer Identität beschäftigen“ und „Offenheit gegenüber ADHS“.

Oder vielleicht sehe ich den Zusammenhang, worauf Du hindeuten willst nicht. Was meinst Du genau?

Berechtigte Frage

Achtung, das ist alles im Konjunktiv, könnte also, aber muss nicht.

Queere Menschen sind im Schnitt in der Gesellschaft im Schnitt größeren mentalen Belastungen ausgesetzt, was vielleicht zu mehr mentalen Erkrankungen führt, ergo landet man eher beim Psychiater oder beschäftigt sich mit dem Thema und bekommt die (vielleicht sogar manchmal Fehl)Diagnose ADHS.

Außerdem, wenn man schon nicht cisheteronormativ ist, ist man eher empfänglich dafür, dass man vielleicht auch nicht neurotypisch ist.

Das heißt aber nicht dass man als cishetero Mensch nicht weniger offen für Dinge sein kann.

Oder am Ende ist es wirklich so dass queere Menschen eher neurodivers sind.

Wenn man jetzt eine Studie machen würde, und mit einem Fragebogen nach ADHS screent, würden dann queere Menschen leicht anders antworten? Und wenn, dann ist die Frage aus welchen Gründen?

Am Ende finde ich nur dass die Frage vermutlich nicht so einfach sauber und eindeutig zu beantworten ist, ohne dass man ausschließen kann, dass einem externe Faktoren mit reinspielen.

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Ich glaube, die Frage nach der Sexualität bezieht sich in erster Linie darauf, dass gerade ADHS’ler auf ihrer Dopamin-Suche viele sexuelle Kontakte haben. Ich bin auch nach meiner Sexualität gefragt worden, aber damit war nicht die Orientierung gemeint, sondern die Aktivität; Ob ich viele verschiedene Sexualpartner habe, oder einfach viel Sex/Selbstbefriedigung.
Liegt einfach am Dopamin denke ich :thinking:

Das gilt wohl auch für Frauen. Ich bin etwas „kantiger“ als die „typische Frau“ bzw. ist mein ganzes auftreten und auch wie ich aussehe, eher „kantig“ (sagt man hier im Ruhrgebiet so).
Meine damalige Therapeuten meinte, dass genau das ein Grund sein könnte, warum ich mich nicht als typische Frau wahrnehme. Also, dass die Veränderungen im Gehirn bei ADHS Auswirkungen auf die gesamte Art und Weise, wie man ist und wie man sich gibt hat, aber auch auf die Sexualität.
Sie hat den Verdacht auf ADHS direkt auch mit meiner kantigen Art und meiner Sexualität, von der sie davor aber nichts wissen konnte, weil ich mich erst in dem Moment, indem sie mir den Zusammenhang erklärte, bei ihr geoutet hatte.

Aber nicht jeder mit ADHS ist Queer und nicht jeder der Queer ist, hat auch nicht per se ADHS.
Wichtig zu sagen, da manche scheinbar durch Tiktok dazu verleitet werden zu glauben, es gehörte zusammen :clown_face:

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Ich meine damit: Ah, du sprichst die gleiche Sprache wie ich: Schnell, Prequel, Sidestory etc. Was für die meisten keinen Sinn ergibt, verstehe ich da ohne Nachfragen. Zeigte sich besonders während der Reha.

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Ich bin asexuell und falle daher auch irgendwie in die Kategorie „queer“.
Im echten Leben bin ich nicht „out“, im Internet aber schon. Da wurde in asexuellen Foren auch schon über den Zusammenhang asexuell (oder allgemein queer) und Neurodiversität diskutiert. Meist ging es um den Overlap ASS & asexuell, ob es viele ADHSler da gibt wüsse ich weniger.
Ich habe erst mit Ende 30 gemerkt, dass ich asexuell bin (vorher hatte überhaupt kein Wort dafür) und der Aha-Moment war ähnlich wie später nach der ADHS Diagnose. Vieles im Leben gibt plötzlich Sinn. Nachdem man sich vorher lange gefragt hat, was mit einem kaputt ist…

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Dann herzlichen Glückwünsch zur Erkenntnis, das alles i.O. ist mir Dir!

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Ich bin heterosexuell aufgewachsen, darüber das es auch andere Möglichkeiten gibt habe ich früher eigentlich nie nachgedacht, also nein nachgedacht schon, aber ich hätte mich nie getraut mal was anderes auszuprobieren oder so in der Art.
Wenn ich ganz ehrlich bin mache ich das eigentlich erst heutzutage, heisst das nachdenken über solche Themen rund um Sexualität, heisst also erst jetzt wo ich in einem Alter bin wo Sexualität keine grosse Rolle mehr für mich spielt weil ich inzwischen eine Oma bin und auf der Balztanz Bühne von daher zum Glück sowieso abgeschrieben bin.
Aber ganz ehrlich, ich habe sowieso genug davon, wenn ich ganz ehrlich bin eigentlich sogar schon sehr lange, von daher bin ich sogar froh das ich nicht mehr jung bin und diesen ganzen Stress wo mit Sexualität und Beziehungen und dem ganzen Zirkus allem in Zusammenhang steht, dass alles eigentlich endlich entgültig hinter mir habe.
Jedenfalls, heutzutage bin ich extrem froh das ich auf diesen ganzen Zirkus verzichten kann, dieses ganze Balzgehabe, und vor allem der ganze Zwang der damit in meinem ganzen Leben immer zu tun hatte.

Früher habe ich mich auch garnie wirklich getraut überhaupt darüber nachzudenken wie ich sexuell gestrickt sein könnte, oder ob ich überhaupt sexuell aktiv sein möchte, ich habe mich einfach dem gefügt was erwartet wurde, heisst ich bin eine Frau und als Frau muss man irgendwann heiraten und Kinder kriegen, jedenfalls hiess es immer „wenn man „normal“ ist, dann muss man als Frau so leben, etwas anderes ist nicht möglich, andernfalls ist man"abnormal“ oder irgendwie eklig.
Und eine „alte Jungfer“ werden ist ja etwas vom schlimmsten gewesen, darüber wurde extrem die Nase gerümpft, ausser natürlich lesbisch zu sein, dass wurde natürlich als „noch schlimmer“ angesehen.
Viele Leute mit denen ich früher zu tun hatte sagten ja zum Beispiel solche Sachen wie „also schwule Männer finde ich ja schon schlimm, aber lesbische Frauen finde ich noch viel schlimmer“.
Und naja, kein Wunder das man sich dann niemals getraut hatte darüber nachzudenken ob man als Frau eventuell auch eine andere Frau lieben könnte.
Was weiss ich, heutzutage lebe ich, und mein Freund, inzwischen komplett asexuell, und ganz ehrlich, ich vermisse nichts, Sex frei leben, absolut kein Problem für mich, im Gegenteil, ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so frei gefühlt wie heute. :eagle:
Jedenfalls, was ich noch sagen wollte, für Queere Menschen habe ich Verständnis, wäre ich noch mal jung, dann wäre ich heutzutage möglicherweise von Anfang an asexuell.

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Konjunktiv habe ich natürlich berücksichtigt.

Ich hätte jetzt aber nie die Verbindung zwischen being-queer und einer psychischen Störung wie ADHS gemacht, deshalb meine Verwunderung und Rückfrage. Jetzt verstehe ich besser wie Du es meinst.

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Spannender Einblick in eine andere Zeit, Danke dafür.

Für mich gilt, ich bin 42 Jahre alt, ich habe mich ziemlich genau nach der Schule geoutet. Wäre ich heute nochmals vor dem Outing, wäre ich um einiges radikaler und würde das Outing bereits mit 12-13 Jahren durchziehen und mit Gleichgesinnten vernetzen. Von 12-18 Jahren war ich doch gestresst, weil ich nicht heterosexuell und verträumt und kuschelig war.

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