Oh ja, ich fühle da mit Dir. Das sind ja wirklich Anfängerfehler.
Ich poste es mal hier im „Ursprungsthread“, damit der neue noch spielverderberfrei bleibt als junge Pflanze.
Wünsche Euch viel Erfolg für Thread, Projekt und Gründung. Denn tatsächlich hält Euch ja niemand auf, eine Idee umzusetzen und einen Raum zu schaffen, in dem es besser läuft. Das wäre/wird im Fall des Gelingens sicher ein Vorzeigeprojekt.
Ich glaube, viele Probleme der Hochbegabung hören auf, wenn man sich in der Bringschuld sieht, so zu agieren und zu formulieren, dass man verstanden wird und vielleicht sogar geschätzt. Das kommt dann als Verpackungserfordernis noch um etwaig hochbegabte Ideen rum. Jedenfalls dann, wenn ich mir mein Gegenüber - ob Mitarbeiter, Kunde, etc. - auf Dauer nicht nur aus den anderen 2 % rauspicken kann. Nervt sicher massiv, aber aus großer Kraft folgt große Verantwortung. „There is no free lunch“ gilt eben auch für die Hochbegabung.
Und analog dazu: Wenn ADxS oder Asperger wirklich dazu befähigen, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und wenn ich als Externer oder Neuling in den ersten 1, 2 Wochen sehe, wie es viel richtiger laufen würde: Dann gibt es vielleicht auch Gesprächs- und Verhaltenstechniken, wie das verbindlich rübergebracht werden kann? Wenn man sowas noch nicht lernen kann, kann man vielleicht das Coaching dazu erfinden.
Sonst sehen wir was nicht, was die anderen sehen, und werden (m.E. zu Recht) angeguckt wie Klugscheißer-Unternehmensberater-Yuppies der Big 4, die nach dem Abschluss mit ein paar Powerpoints und „Ideen“ die Welt erklären wollen. Am besten auch den Leuten, die schon 30 Jahre im Unternehmen sind und da auch noch bleiben, wenn die nächste Berater-Armada mal wieder alles umbenannt und umstrukturiert hat, dann aber wieder gegangen ist. Gut bezahlt.
Mir hilft in letzter Zeit häufig die Einsicht, dass Ideen alleine fast nichts sind ohne Ausführung und Umsetzung. Und zwar konstant, auch in den Niederungen des Alltags, nicht nur eine Pomodoro-Länge. In Ausführung steckt oft viel Kleinklein, bei dem jeder Häuptling seine/ihre Indianer mitnehmen muss. Sind das dann echt auch noch „unsere“ ADxS-Kernkompetenzen? Und selbst wenn: Was macht ein System denn mit den vielen Indianern, die sich nach ihren Möglichkeiten irgendwie durchschummeln wollen? Freisetzen? Nachher nehmen die sich alle Mistgabeln und stürmen Richtung Berlin.
Ihr habt das ja selbst zum Teil schon beschrieben: Das Produkt mit der 5 Cent Ersparnis begeistert auf den ersten Blick, aber skaliert eben nicht auf der Langstrecke.
Hoffentlich habe ich es falsch verstanden und sehe einfach auch nicht, was Ihr schon seht. Dann lerne ich supergern dazu, wirklich. Nach meinem bisherigen Eindruck brauchen hochbegabte ADxSler aber nur selten gegenseitiges Anfeuern, wie sie mit dem Kopf noch schneller und ungehinderter gegen die Wand rennen.
Es geht nicht um die Qualifikation oder die Arbeitsqualität der Leute.
Es sind manchmal Kleinigkeiten, die man gut abstellen könnte.
Und es geht darum, nicht wegzuschauen, die Spielchen zu unterbinden, das Team zusammenzubringen.
Manchmal liegt es an einer Person.
Wenn wiederholt unnötige systematische Fehler gemacht werden, die hintenraus teuer werden, und diese Fehler dann auch noch großflächig vertuscht werden, dann ist was oberfaul.
Das was ich meine hat nicht viel mit HB zu tun oder schlecht qualifizieren Leuten. Und ich bin jemand, die operativ richtig viel wegschafft.
Momentan grad die Fehler meines Vorgängers.
Das geht trotz HB und ADHS in meinem Fall ganz gut.
Ja, mag sein.
Ich war aber durch mein ADS auch schon selbst verdammt darauf angewiesen, dass Leute „wegschauten“, bis ich alles nach meinen eigenen Zeitgesetzen auf die Reihe gebracht hatte (im Ergebnis manchmal besser als ohne ADxS, aus meiner Sicht).
Oder dass sie wegschauten von einem Fleck und hinschauten auf das große Ganze meines Einsatzes, wo die Rechnung aus meiner Perspektive wieder aufging. Jedenfalls auf lange Sicht.
Oder mir sogar über meine Selbstzweifel hinweg kommuniziert haben „Ich sehe was in Dir, was Du noch nicht siehst“. Ihr wisst selbst, zu welcher Form man dann auflaufen kann.
Unüberbrückbare Differenzen fingen eher dann an, wenn ich ohne diese „Gesamtschau“ an Prozesseinhaltung und kurzfristiger Umsetzung gemessen wurde. Vielleicht reagiere ich deshalb auf das Thema etwas angeschossen. Ist mein Gepäck, zugegeben.
Ich verdanke anderseits meine größten Erfolge in den letzten Jahren dem Umstand, dass ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man so angesehen wird. Und dass ich meistens alles mir Einfallende tue, damit sich von mir niemand mit einem „Ich erkläre Dir mal eben die Welt“-Blick angeschaut fühlt. Nicht selten sind es wohl andere ADxSler, die den Unterschied zu schätzen wissen.
Mir geht es nicht darum, einzelne Personen zu kontrollieren.
Sondern zum Beispiel zu hinterfragen, warum etwas schief läuft und wie man es abstellen kann.
Es geht mir nicht um den Projektmitarbeiter, der grad ne schlechte Phase hat.
Finde ich eine wichtige Unterscheidung und hätte ich bei Deiner Lebenserfahrung auch vermutet.
Vielleicht liegt das Geheimnis vieler Fehlentwicklungen dann „nur noch“ darin, rauszufinden, wo und wann ein Projekt nicht primär „die Summe aller Projektmitarbeiter“ ist.
Jupp @Hedwig daß trifft es sehr gut. Man muss hinterfragen wieso passiert Fehler X denn. Gerne wird gesagt Mitarbeiter Y sei unfähig… Ich bin der Meinung das Prozesse und Anweisungen so aussehen sollten das mögliche Fehler weitestgehend vermieden werden.
Da spreche ich wie viele hier aus eigener Erfahrung. Man vergisst gerne mal was… Ist es aber in der Anweisung sicher niedergeschrieben und sicher gestellt das jeder Mitarbeiter danach arbeitet, so werden Fehler aktiv vermieden. Vorher an Fehlern arbeiten und abstellen die später jemand machen könnte. Verbunden mit sinnigen Vorrichtungen und Lean Arbeitsplätzen kann man eine gleichbleibende Qualität erzeugen.
Made my day!
Cassiopeia
Super. Von Poka Yoke habe ich zum ersten Mal hier im Thread in Deinem Beitrag gelesen. Klang für mich nach einem durchaus humanistischen „Irren ist nun mal menschlich“-Ansatz. Und wer wüsste das besser als wir. Dann braucht es ja nur noch ein „Poka Yoke“ im Prozess des Vorbringens von Verbesserungsmöglichkeiten. Das wäre doch auch ein cooles Ziel, ggf. als „Beifang“ anderer Unternehmungen.
Ich habe schon häufiger so etwas wie Sabotage in Projekten erlebt, bei der verschiedene Personen/ Abteilungen mitmachen. Diese Vorgänge dienen dem Vorteil von einigen, schaden aber immer dem Unternehmen. Um so etwas geht es mir.
Es gibt eine große Gleichgültigkeit bei vielen Personen. Es geht ja nicht unbedingt immer um Gewinnoptimierung, sondern oft genug um das Überleben bzw. die Sicherung von Arbeitsplätzen.
Es ist doch egal, ob man etwas wirklich nicht sieht oder es nicht sehen will. Das Ergebnis ist doch gleich.
Es könnte auch heißen: Wir sehen was, was du nicht sehen willst!
Und warum ändert sich denn so wenig oder? Doch nur, weil sich viel zu viele genau hinter diesem Narrativ verstecken und nichts tun!
Wer, wenn nicht ADHSler können ihre Impulsivität kanalisieren und dafür kämpfen, dass sich etwas ändert?
Letzendlich hat es jede Belegschaft selbst in der Hand, was sie sich gefallen lässt. Wenn nicht so viele zu bequem wären und/oder Angst um ihren Job hätten, könnte sie einiges ändern.
Wir haben eine Führungskraft, die mittels Angst führt, die Mitarbeiter nicht gerade gut behandelt und sich trotzdem seit Jahren hält. Und warum?
Weil keiner der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so viel Mumm in den Knochen hat, mal das Gespräch mit uns oder der Geschäftsführung zu suchen. Wir bekommen das leider nur immer hinten rum von anderen Leuten gesteckt und können daher nichts tun.
Da haben wir es wieder. Wer den Mund nicht aufmacht, darf sich auch nicht beschweren, wenn sich an seiner Situation nichts ändert.
Es geht nicht um die Performance oder Prozesseinhaltung von einzelnen.
Was Du beschreibst, ist alles im grünen Bereich. Fühl Dich da bitte nicht angesprochen.
Ich meine folgendes Beispiel:
Eine Kollegin soll den Griff einer Bratpfanne für die Serienproduktion konstruieren. Sie wird aber nicht fertig, es gibt Zeitdruck, weil Aldi die Pfannen zu einem bestimmten Tag tausendfach braucht. Die Kollegin beichtet ihrer Chefin, dass sie nicht fertig wird. Die Chefin reagiert nicht, bietet keine Hilfe an etc.
Die Abteilungsleiterin der Chefin hat schon zugesichert, dass alles konstruiert ist und das man fristgerecht fertig wird. Sie gibt das Okay an den Einkauf, wissentlich, dass Ihre Abteilung nicht geliefert hat. Der Einkauf legt mit der Bestellung nach (nicht korrigierter/ fertiger - nicht freigegebener ) Zeichnung los, bestellt für den Griff beim Lieferanten ein Werkzeug. Lieferzeit 12 Wochen, man hatte aber im Teammeeting angegeben, dass der Lieferant nur 8 Wochen braucht. Der Einkauf weiß, dass die Konstruktion Schrott ist und dass man den Griff so nicht an die Pfanne schrauben wird. Aber der Einkauf bestellt trotzdem in dem Wissen, dass man das Werkzeug zwar bezahlen muss, aber gleich verschrotten kann. Aber dann ist der Einkauf ja fein raus, weil die Schuld bei der Konstruktion liegt. Und so weiter…
Was ich meine: Da ist keiner ehrlich außer der Konstrukteurin, die etwas langsam ist - aus welchem Grund auch immer.
Ich habe das genauso erlebt.
Es geht um ehrliche offene Kommunikation im Team und darum, sich gemeinsam zu helfen, ein gemeinsames Ziel zu haben und das Ziel zu erreichen.
Und auch darum, dass jeder von seinem ChefIn Unterstützung bekommen sollte, wenn es brennt. Aber wenn andere nur darauf warten, dass man einen Fehler macht, um den dann an die große Glocke zu hängen - dann ist das Arbeiten ein Alptraum.
Sidekick:
Die Diskussionen, die dieses Forum schafft, sind sensationellst…
Ziehe den nie getragenen Hut und verbeuge ich zutiefst vor allen hier…