aka Mad Münder.
Die angebliche Spezialisierung auf ADHS ist das Papier nicht wert. ADHS macht im Programm keine zwei Stunden (wöchentlich!) aus.
Dafür nimmt Sport 80% der Zeit ein. Teilweise hat man irgendwas in der Sporthalle, muss sich dann schnell ins Zimmer begeben um Schwimmsachen anzuziehen, ist 20 Minuten im Schwimmbad um sich dann wieder umzuziehen. direkt danach Nordic Walking, danach Rückensport in der Sporthalle und dann nochmal etwas im Nass. Und dann wiederum Tage wo man nur einen Programmpunkt hat. Hin und wieder gibt es interessante Vorträge zur Arbeitsgesundheit. Den Vortrag zum Thema Ernährung darf man sich sparen, wenn man weiß, dass Zucker böse ist.
Es gibt Vorträge am späten Nachmittag mit Foliem auf dem Tageslichtprojektor über ADHS. Wer da aber schon ein Buch (Lachenmeier) gelesen hat, ist da inhaltlich weiter. Und das am Nachmittag… genau da wo Medis aufhören zu wirken und die Aufmerksamkeitsspanne beim ADHSler am niedrigsten ist. Früher gings nicht, weil das den Plan mit der neurotypischen Mehrheit durcheinander bringen würde (Aussage aus 11/23).
Dann gibt es abends eine unbegleitete ADHS-Arbeitsgruppe, wo entsprechend Inhalte herausgearbeitet werden. Zur „Unterstützung” gibt es einen unstrukturierten, ungepflegten Ordner mit „Informationsmaterial”.
Das war es ADHS-mäßig. Sehr oft erhielt ich im Programm Sachen, die bei ADHS sogar kontraproduktiv sein können. Die Spezialisierung der Therapeuten und Psychiater ist eher Ausnahme als Regel. Sollte man die Person mit den Initialien MJD haben, hat man unironisch den Jackpot gewonnen. Ansonsten kommt selbst in dieser angeblich spezialisierten Reha bei Therapeuten gerne Bullshitbingo.
15 Minuten Gesprächstherapie sind vorgesehen - pro Woche, wenn sie nicht wegen Krankheit oder Urlaub ausfallen. Mehr ist von den Kostenträgern nicht vorgesehen.
Das Essen ist eher grenzwertig und im Speisesaal wird es extrem laut, sodass da viele mit Ohrstöpseln essen. Internet (Wifi) ist stark limitiert, da ist ein zusätzlicher Datentarif für das Smartphone günstiger. Das Haus steht fern ab vom Schuss auf einem steilen Berg. Öffis kann man knicken. Dieser Kleinbus mit 8 Plätzen fährt selten und ist stets voll besetzt. Wer gut zu Fuß unterwegs ist, hat Glück. Auto/Fahrrad dabei zu haben ist nicht verkehrt. Zu Fuß zum nächsten Supermarkt sind es 30 Minuten. Zum Bahnhof 60 Minuten.
Am Ende kommt es auf die persönliche Erwartungshaltung an. Meine wurde nicht enttäuscht, da ich nicht viel erwartete. Am Ende war es der Austausch mit anderen Patienten der mich weiter gebracht hat. Auf ADHS wurde durch das Haus eigentlich keine Rücksicht genommen. Ich hatte öfters das Gefühl, dass es das Haus stört. Medikamente waren auch so ein Ding. Ich nehme sie selbstständig ein und brauche da keinen Aufpasser, dennoch meinen die, die Medikamente “beschlagnahmen” zu müssen. Zumindest zu meiner Zeit gab es dafür keine Grundlage (weder in der Hausordnung noch sonst wo in den Papieren stand was davon). Idealerweise hat man offiziell gar nichts dabei und behält die Sachen inoffiziell diskret bei sich. Das morgentliche Anstellen in die Schlange zur Medikamentenausgabe war eine Katastrophe. Da war dann gerne eine Stunde weg und die Frühstückszeit wieder vorbei.
Stimmen aus meiner lokalen Selbsthilfegruppe:
Für ADHS und ASS gibt es keine Rehabilitation, man kann es nicht „heilen”. Man bekommt da trotz der vermeintlichen Spezialisierung keine Antworten oder Mittel und Wege aufgezeigt um als neurodivergenter Mensch in einer Welt für eine neurotypische Mehrheit zu leben. Man bleibt komplett auf sich allein gestellt. Die Klinik ist am Ende auch nur eine Legebatterie für neurotypische Menschen.
Ich suchte mir nach ein paar Tagen gezielt Rosinen aus dem Programm und wählte das Überflüssige ab. Ja, das darf man! Man darf sogar etwas machen (Yoga, Vorträge etc) wo man nicht eingeteilt ist. Patienten tauschen sich ja aus, wer was wann hat.
Am Ende war es wegen den anderen Patienten doch eine gute Zeit. Aber da kam halt jeder anders klar. Manche gingen leider unter.