Liebe Leute,
ich habe immer wieder Phasen, in denen ich in Bücher und Geschichten hineinkippe und sich quasi alles um diese Geschichte dreht. Ich komme gar nicht aus die Geschichte heraus, Auch wenn ich gerade etwas anderes Wichtiges oder Schönes mache. Diese Geschichte vereinnahmt mich förmlich. Ich kann dann gar nicht abschalten, was sehr unangenehm wird, weil ich nichts anderes tun möchte.
Das liegt vermutlich daran, dass sich ein extrem lebendiges Vorstellungsvermögen habe, ich mit Haut und Haaren Teil dieser Romanwelt werde. Gerade beim dicken Schmökern ist das sehr intensiv, dass ich mich har nicht mehr wohl fühle… egal, was ich lese.
Auch bei Serien kann das passieren.
Kennt ihr das auch?
Mittlerweile lese ich nur noch kürzere Bücher, die einfach gestrickt sind…
Es darf nicht zu dicht/intensiv werden, weil mich das aus der Wirklichkeit zieht.
Interessant ist, dass von meinen drei erwachsenen Kindern nur mein Sohn die gleiche Erfahrung gemacht hat. Es ist nämlich nicht erbaulich…
Dann gibts wieder Zeiten, wo ich ohne Medikamente keine Seite sinnerfassend lesen kann, was bitter ist, weil ich deutsche Literatur und Philosophie unterrichte
Kennt ihr diese Vereinnahmungen durch Storys auch?
Liebe Grüße
Also wenn in einer Geschichte etwas aus meiner Sicht total Ungerechtes passiert, kann es durchaus vorkommen, das ich mir vorstelle, dass ich mich an der Stelle aber ganz anders verhalten hätte. Für kurze Zeit (max. halbe Stunde, je nach Komplexität des Sachverhalts) bin ich in Gedanken dann ein Teil der Story.
Das hält aber nie den ganzen Tag an.
Hi @frieda Ja, kenne ich wenn es gutgeschrieben oder gut gemacht ist, gerate ich gelegentlich in einen Hyperfokus, der mehrere Tage andauern kann.
Allerdings läuft er irgendwie parallel, d.h., obwohl ich mich darin verliere, kannich trotzdem noch andere Sachen machen.
Ja, das kenne ich auch. Sehr gut sogar. Nicht nur bei Romanen oder sonstigen Geschichten. Mich können auch ganze „Universen“ vereinnahmen. Die können dann so ein richtiges „rabbit hole“ sein, wo man nicht so schnell wieder raus kommt.
Ich habe für mich aber irgendwann gemerkt, dass es eine Form der Realitätsflucht ist. Weil ich eigentlich gar nicht hier sein möchte in der Geschichte, der dortigen Welt, ist es so viel schöner und interessanter… aber wäre es tatsächlich so?!
Ich empfinde es daher tatsächlich auch etwas kritisch, wenn das passiert.
ja hier, ich auch…
Nur so lange, bis ich das Buch/Film/Serie beende.
Ebenso
Auf jeden Fall, gerade wenn das real life vielleicht gerade schwierig ist, mag ich persönlich diese Fluchtmöglichkeit, ob in ein Buch, anderes Universum oder wohin auch immer.
Manchmal ergeben sich auch veränderte Sichtweisen, finde ich sehr spannend. Ich habe bereits für real life Probleme sogar Lösungsansätze in anderen Universen gefunden, manchmal hilft es dann, mehrmals um die Ecke zu denken
Manchmal kommen die besten Ideen an ungewöhnlichen Orten und sei es in einer Geschichte…
voll krass wenn ich mir bücher kaufe les ich meist im durchschnitt 30 seiten und dann landet es im schrank. ich würde so gern mal ein roman komplett lesen aber irgendwie bin ich schon bei der perspetkivübernahme auf den ersten seiten raus.
Also, ich kenne das gut
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten, ich bin ja erst kürzlich diagnostiziert worden und erforsche mich gerade neu. Eure Antworten helfen mir dabei.
Da habe ich nun die Fragen, ob die Personen unter euch, die Ähnliches erleben, das mögen oder eventuell ebenfalls als Belastung empfinden. Bei mir ist es ja so, dass ich noch berufstätig bin (Ich bin 57 Jahre alt) und gehe eine kognitiv anspruchsvollen Arbeit nach. Da ist das Lesen von Romanen völlig hinderlich und kontraproduktiv, weil meine Fähigkeiten dadurch eingeschränkt werden und dies meine Funktionalität belastet.
Bin wieder gespannt!
Ich kenne das auch sehr gut.
Meistens mit Büchern, aber nicht so extrem. Da komm ich schon ganz gut wieder in die Realität zurück.
Einmal ist mir das mit einem Text-Adventure passiert. Da bin ich tagelang nicht rausgekommen und habe mich während ich äußerlich funktioniert habe im Kopf in einer anderen Welt befunden und auch ständig getagträumt.
Das war zwischendurch angenehm, weil es eben auch die Flucht vor meinem Real Life war. Andererseits hatte ich auch Angst davor, dass ich einen psychischen Totalausfall bekomme.
Also, ich mochte es einerseits, weil es mir geholfen hat mein damaliges Leben zu verarbeiten aber es hat mich auch belastet, weil ich eben Angst bekommen habe, dass ich es nicht schaffe, da wieder rauszukommen.
Es gibt heute noch Momente, da kommen die Charaktere in meinen Gedanken vor und reden mit mir und helfen mir dabei, wie ich gewissen Situationen überstehen kann.
Mittlerweile aber nur noch ganz selten.
Ich brauche diese „Stimmen“ nicht mehr.
In ganz stark belastenden Situationen kommen sie mal kurz zu Besuch, aber meine Realität kippt nicht mehr.
Das ist grade total krass, weil ich das zum ersten Mal hier benenne.
Danke für diese Offenheit mit dieser Frage und das Vertrauen, dass mir eben geholfen hat, auch offen zu sein.
Ach, wie schön! Dieses Glück hatte ich bis jetzt noch nicht. Bei mir ist es schlicht und ergreifend einfach nur das Eine: Flucht aus der Wirklichkeit.
Magst du das näher erläutern? Ich kann mir unter deiner Aussage gerade nix vorstellen. Wie schränkt es deine Fähigkeiten ein? Weil du mit deinem Kopf immer in der Anderswelt bist?
Ja, genau so und ich träume vor mich hin, bin weniger sozial und verziehe mich in meine Welt.
Als Lehrerin muss ich viel lesen, schriftliche Arbeiten Korrektur lesen oder auch im Unterricht sehr präsent sein. Das geht dann verlangsamt, weil ein Teil meiner kognitiven Fähigkeiten ständig damit beschäftigt ist, mich aus der Anderswelt herauszuholen. Manchmal weiß ich nicht genau, was war wirklich und as nur Lektüre.
Aber als Jugendliche habe ich mich aufgrund meiner schwierigen FamilienSituation mit Liebe in diese Phantasiewelten geflüchtet.
Ein anderes Beispiel war in meinen Zwanzigern, da habe ich mich in einem Reiseführer von DuMont über Griechenland verloren. Da standen viele persönliche Erfahrungsberichte sehr detailreich und anschaulich, Fotos gab es auch viele. Eigentlich wollte ich nach Griechenland reisen. Nach der Lektüre war ich so gebannt, erfüllt und voll mit den Bildern, dass ich nicht mehr dorthin reisen wollte.
Heute , 30 Jahre später, habe ich immer wieder so Momente, in denen ich mir immer noch sicher bin, damals dort gewesen zu sein. Ich war es bis heute nicht und trotzdem sind diese Bilder so präsent…
Das war bis vor kurzem völlig normal für mich, aber mittlerweile beunruhigt mich dies, weil ich merke , wie stark mein Vorstellungsvermögen ist und mich damit immer öfter zweifeln lässt, was habe ich mir nur vorgestellt und was habe tatsächlich gesagt, erfahren, erlebt…
Danke für den tollen Austausch
Mir wäre ein so’n Roman, der mir ständig hinterherläuft, schon zu viel.
Einstweilige Verfügung, ansonsten →
Aber wenn der ne hübsche Geschichte auf Lager hätte
Nee, aber nicht, wenn der eine schöne Erzählstimme hat
Oh ja, ich kenne das gut. Ich habe verrückterweise Urlaubserinnerungen, die sich mit dem Buch mischen, das ich dort gelesen habe. Das ist manchmal sehr unpassend, thematisch, aber vor allem auch das Gefühl des Buches schwebt dann da so vermischt mit dem Rest.
Hmmm, also ist es eigentlich nicht dein Vorstellungsvermögen, welches dich beunruhigt, sondern dass du erkannt hast, dass du bei deinen Erinnerungen nicht immer unterscheiden kannst, ob das „echte“ oder „falsche“ Erinnerungen sind?!
Ja, liebe Apfelblüte, damit hast du natürlich vollkommen recht. Bis zu einem bestimmten Grad betrifft diese Tatsache, dass „Echtes“ und “Eingebildetes” in der Erinnerung miteinander verschmelzen, alle Menschen, aber ich stelle mir die Frage, ob das bei Menschen wie mir noch stärker ist und ob ADHS dazu einen zusätzlichen Beitrag leistet.
Ich erforsche solche Themen einfach gerne…
Ich hab die während meines Studiums so geliebt. Gabs damals schon (oder noch?) online und ich hab da Monate drin versenkt.
Vielleicht ermöglicht der Hyperfokus, dass verschmelzen mit Geschichten. Oder es ist eine Schutzfunktion, da wir dazu neigen, unsere Bedürfnisse (zB nach Ruhe) nicht rechtzeitig wahrnehmen.Es könnte ein Hinweis sein Entspannung zu suchen oder auf unsere Resourcen zu achten.
Welche positiven Aspekte hat denn dein in Geschichten fallen?
Ich würde so gerne mal wieder in ein gutes Buch fallen, seufz!
Habt ihr Lieblingsbücher oder Tipps?
Ganz spontan, Tintenherz von Cornelia Funke, das neue habe ich noch nicht, aber die anderen da bin ich jedes mal drin verschwunden…
ist ne Art realitätsflucht zum Selbstschutz.
dies bedeuted, daß es dir mental schlecht geht. dies folgere ich daraus, da es für dich beunruhigend ist.
ps ich lese gerade UND höre wieder einmal band 1- 20 von c.j. chjerryh „foreigner“.