Sicherung der Diagnose mit Medikation?

Hallo zusammen,

ich habe kürzlich dieses Forum entdeckt und bin so dankbar für die ganzen Infos und die Möglichkeit des Austauschs. Ich habe mich hier bereits durch viele Threads gelesen und es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist :slight_smile:

Nun zu meinem Anliegen: ich bin Mitte 30 und habe die Diagnose ADHS kürzlich von einem Psychiater bestätigt bekommen. Ich habe es vorher schon geahnt und jetzt wo ich die Gewissheit habe, macht so vieles in meinem Leben viel mehr Sinn, es ist als ob sich plötzlich die Puzzleteile zusammenfügen würden.

Mein Psychiater meinte dann, dass man die Diagnose noch verifizieren könnte, indem man Medikation ausprobiert. Das habe ich dann auch getan, bin mir nun allerdings nicht sicher, ob ich wirklich davon profitiert habe oder ob ich ein Non Responder bin. Ich muss dazu sagen, dass Medikation auf Dauer für mich nicht in Frage kommt, da ich mittlerweile (nach einigen Burnouts und mit viel Disziplin erarbeiteter Coping Strategien) ganz gut durchs Leben komme und es nur bei Bedarf nutzen würde. Ich habe jedenfalls Medikinet eingenommen und nach einer Stunde hatte ich für etwa 10 Minuten ein krasses „Wachgefühl“ im Kopf, das dann wieder wegging, danach habe ich mich dann sehr entspannt gefühlt, sowohl körperlich als auch im Kopf. Ich hatte endlich „Ruhe im Kopf“ (habe sonst ständig einschießende Gedanken), das hat sich sehr angenehm angefühlt. Meine Konzentration hat sich aber nicht wirklich gebessert und ich habe weiterhin Multitasking gemacht. Am Abend hatte ich dann einen Rebound mit Kopfschmerzen, Reizbarkeit und starker Unkonzentriertheit und Unruhe.
Nun meine Frage: ist es normal, dass es eher eindimensional wirkt? Oder müsste man es länger nehmen/ mit der Dosis rumprobieren, um weitere Effekte zu spüren? Hat hier noch jemand „nur“ mehr Ruhe dadurch? Im Grunde ist es ja so, dass MPH bei Gesunden eher aufputschend wirkt oder? Wenn man davon ruhiger wird, dann ist es ja eigentlich zusätzlich ein Beweis, dass man ADHS hat? Mein Psychiater meinte, dass der Rebound die Diagnose bestätigt, hat aber noch nichts zu meinen Effekten auf die Medikation gesagt, wir waren bisher nur über Email in Kontakt.

Ich würde mich über entsprechende Erfahrungsberichte freuen! Ich hatte kurzzeitig die Sorge, dass es nun vielleicht die Diagnose widerlegt, weil das Medikament bei mir keinen Riesenerfolg erzielt.

Liebe Grüße

Huhu! Herzlich Willkommen hier :slight_smile:

Nimmst du retardiertes oder unretardiertes Medikinet?

Finde ich eine komische Formulierung. Wer auf Amphetamin die Nacht durchtanzt, wird ja wohl auch sowas wie einen Rebound spüren?

Aber die Ruhe, die du spürst sollte schon ein Hinweis auf ADHS sein.

Die Ruhe würde ich nicht unterschätzen. Kann durchaus die Grundlage bieten, um länger am Schreibtisch sitzen bleiben zu können.
Und dann ist es natürlich immer noch an dir, wohin du deine Aufmerksamkeit lenkst. Ich kann mit Medikinet gern den gazen Tag verdödeln mit Musik machen, obwohl ich eigentlich was wichtiges zu tun habe…

Wobei ich mich gerade erinnere in der Anfangszeit mehr zwischen Aufgaben rotiert zu haben und das hat sich später gelegt. Wie in einem seltsamen Loop aus „Ach ich wollte ja Wäsche abhängen, aber auch den Text fürs Seminar lesen und eigentlich muss ich ja zuerst mein Bett abziehen, aber vorher eine Einkaufsliste schreiben“.

Ich denke hier im Forum findest du gehäuft Menschen, die zu einer dauerhaften Einnahme raten. Am Ende ist ja mehr als nur der Leistungsbereich im Leben von ADHS beeinflusst.
Mein Neurologe hat mir Medikinet allerdings auch zuerst zur Einnahme nach Bedarf verschrieben.
Nach meinen Erfahrungen und von allem, was ich hier im Forum gelesen habe, macht es zumindest Sinn zur richtigen Einstellung über einen gewissen Zeitraum regelmäßig die Medikamente zu nehmen. Einige der Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen sind für den Anfang normal und gehen dann weg.
Um das Medikament dann spezifischer anwenden zu können ist es auf jeden Fall gut zu wissen, wo deine Wohlfühldosis liegt und wie die sich an die Tagesform anpassen lässt.

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Ja, nach meiner Wahrnehmung sogar ein großer Teil.

Im besten Fall kann man die Ruhe dann als Basis nehmen, um weitere Kompetenzen zu lernen.

Ich halte z.B. Konzentration und Fokussierung inzwischen auch für zu erlernende Fähigkeiten, nicht für einen Naturzustand. Mit ständig einschießenden Gedanken - und ohne entsprechenden Anleitung und Übung - lernt man das besonders schwer, mit mehr Ruhe steigen die Chancen. Bisher ist man eben im „Einschießen“ besonders trainiert und muss erstmal umlernen.

Das Wirkungs-/Nebenwirkungsverhältnis verbessert sich meistens noch ein bisschen. Das Gute an den meisten ADHS-Medikamenten ist ja auch, dass es gerade keine Spiegel-Medikamente mit langen Einschleich- und Ausschleichphasen sind.

Wie lange und wann Du darauf zurückgreifst, bleibt Dir daher recht flexibel unter Deiner Kontrolle, wenn Du Dich gut beobachtest. Es kann auch einfach ein zusätzliches Werkzeug im Koffer Deiner Coping-Strategien sein, auf dass Du zurückgreifst, wenn sich die Belastbarkeit der bisherigen Strategien umstände- oder altersbedingt ändern sollte.

Ich erlebe selten Wunderwirkungen mit der Medikation, aber manchmal überrasche ich mich sehr lohnenswert dadurch, dass ich auf meine bestehenden Ressourcen dank der Ruhe besser zugreifen und neue ausprobieren kann.

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Hey, vielen Dank für deine Antwort! :slight_smile:

Ich habe unretardiertes Medikinet genommen (10-5-5), wobei ich bei den 5mg viel weniger gespürt habe. Ich hatte zwar weiterhin mehr innere Ruhe als sonst, aber nicht so stark wie bei den 10mg. Und bei Nachlassen der Morgendosis habe ich zunehmend Unruhe bemerkt, die dann wieder nachließ als die nächste Dosis anfing zu wirken.

Ja, ich fand die Erklärung auch seltsam. Der Rebound alleine bestätigt für mich auch nicht die Diagnose, untermauert sie vielleicht - aber die Ruhe ist für mich schon eindrücklich genug, gerade nach euren Antworten jetzt!

Das hilft mir sehr was du schreibst! Vor allem, dass es auch davon abhängt wohin ich meine Aufmerksamkeit lenke. Ich war halt etwas irritiert, weil ich mich an meine Online Fortbildung gesetzt habe und mich bei den Lerninhalten nicht unbedingt besser konzentrieren konnte als sonst, dafür aber unfassbar relaxed am Schreibtisch saß und es in meinem Kopf so schön still war. Ich wusste gar nicht, dass das geht :smiley: Habe ich jedenfalls nur hin und wieder mal beim Meditieren geschafft.

Das stimmt, es macht sicher Sinn es eine Weile auszuprobieren, um für mich die richtige Dosierung zu finden, allerdings sind die Nebenwirkungen schon beeinträchtigend für meinen normalen Alltag. Mit der Mundtrockenheit, den leichten Kopfschmerzen und dem erhöhten Puls kann ich noch umgehen, aber die Appetitlosigkeit war schon sehr krass bei mir. Ich mache sehr viel Sport (auch ein Muss für mein ADHS!) und muss daher ausreichend und regelmäßig essen, stelle ich mir schwierig vor unter Medikation. Aber vielleicht ist das ja auch etwas, was sich mit der Zeit legt. Zusätzlich habe ich schwierige Wochen hinter mir, in denen es mir gesundheitlich nicht gut ging, da ist es gerade vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt für ein Ausprobieren der Medikation, weil ich gerade erst wieder dabei bin in meine Kraft zu kommen.
Allerdings hast du vollkommen Recht, um meine „Wohlfühldosis“ zu finden, die ich dann irgendwann mal in Form eines Retard nehmen kann, wäre es wohl gut es irgendwann nochmal auszuprobieren. Das hat mir mein Psychiater auch geraten.

Hallo, lieben Dank fürs Antworten! :slight_smile:

Das macht so viel Sinn was du schreibst! Ich habe in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass ich meinen Fokus und meine Konzentration durchaus stärken konnte mit verschiedenen Methoden, ich bin bei weitem nicht mehr so ein Eichhörnchen wie früher. Also kann ich diese Ruhe unter Medikation ja tatsächlich dafür nutzen, um da nochmal mehr rauszuholen, eine interessante Perspektive.

Ich müsste es wohl wirklich weiterhin ausprobieren… aktuell habe ich da etwas Widerstände, aber auch einfach weil die Nebenwirkungen eher unangenehm waren und in Relation dazu mein Leidensdruck wohl einfach nicht hoch genug ist, um dranzubleiben. Es ist jedenfalls sehr hilfreich zu lesen, dass die Ruhe ein adäquater Effekt der Medikation bei ADHS Menschen ist und dass ich die Tabletten so in Zukunft bei Bedarf nutzen kann, wenn es „zu viel“ ist.

Ich danke dir für deine hilfreichen Anregungen! :slight_smile:

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Ich habe das kürzlich in einem Webinar eines früheren Mönchs gelernt: Sich (oder auch anderen) zu sagen „Konzentrier Dich!“ sei so unsinnig wie „Spiel jetzt Geige!“, wenn man beides nicht gelernt habe und übe.

Es gibt dafür eben noch keine hochgerüstete Gedankenautobahn. Neurobiologisch in Bestform sei hingegen das bisherige, ständig geübte Verhalten.

Aber bemüht um die gewünschten Veränderungen hast Du Dich ja auch bisher schon. Teilweise mit gutem Erfolg offenbar, teils noch nicht mit dem gewünschten. Also lohnt es sich, neue Unterstützung auszuprobieren.

Mitte 30 ist ein gutes Alter dafür.

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Ich danke dir, es ist so wertschätzend und empowernd was du schreibst :slight_smile:
Das tut sehr gut, gerade jetzt wo ich noch am Anfang bin zu verstehen was diese Diagnose für mich bedeutet.

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Lieber Zibajoon,

dieses Vorgehen, also Medikamente nur einsetzen um die Diagnose zu überprüfen, halte ich für eine ziemlich verrückte, also eigentlich unsinnige, Idee!

Aber es könnte sein, dass dein Arzt einen raffinierten Hintergedanken hat. Du schreibst, Medikamente kämen für dich dauerhaft nicht in Frage, weil du einigermaßen zurecht kommst, und nun versucht der Arzt dich zu motivieren, es doch einmal auszuprobieren und eventuell Geschmack daran zu finden. Nicht dumm, wenn es so wäre.

Allerdings kann auch ein gegenteiliger Effekt herauskommen - komplette Verunsicherung. Ich glaube, in der Phase steckst du gerade.

Nein, du bist offensichtlich kein Nonresponder. Die Ruhe im Kopf ist doch ein sehr gutes Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass das Medikament wirkt und Potenzial hat bei besserer Dosierung (richtiges Präparat, richtige Dosis und richtiger Abstand), nicht dafür dass du ADHS hast - einen Grund das anzuzweifeln gibt es ohnehin nicht, würde ich mal sagen.

Ich empfehle dir jetzt, mit viel Geduld in den nächsten Wochen (nicht Tagen) mit der Dosis in kleinen Schritten herumzuprobieren und zu gucken ob Medikinet Adult das Richtige für dich ist (frühstückst du gut?) und wann der beste Zeitpunkt für das Nachnehmen wäre. Und dann wenn du die für dich beste Einstellung gefunden hast, kannst du immer noch entscheiden ob du es dauerhaft nimmst oder nicht.

Denn auch wenn du dich dagegen entscheidest, weißt du dann wogegen genau.

Ich nehme MPH seit 2003 und kann rückblickend sagen, dass die Ruhe und Ausgeglichenheit (und dass ich weniger mit meiner Frau streite) das viel wichtigere Argument ist, nicht mehr darauf verzichten zu wollen, als die Verbesserung meiner Arbeitsleistung. Und das ist etwas was man nicht beschreiben, sondern nur selbst erleben kann.

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Die Diagnose sichern durch Ausprobieren der Medikation, das macht man so nicht.
https://www.adhspedia.de/wiki/Diagnostik#Diagnosis_ex_juvantibus
Zum einen gibt es Menschen mit ADHS, die nicht / nicht gut darauf reagieren.
Andererseits gibt es Menschen ohne ADHS, die sich dadurch trotzdem besser konzentrieren können oder andere Benefits daraus ziehen.
Ruhe im Kopf ist eine normale und aus meiner Sicht auch wichtige Reaktion auf Einnahme von MPH. Würdest du das Medikament länger nehmen, könnte sich evtl. deine Wahrnehmung von der Wirkung noch verändern.

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Lieber Falschparker,

vielen Dank für deinen Beitrag! Ich fand es auch verrückt und merkwürdig, habe dies allerdings schon häufiger gehört, vor allem im Erwachsenenbereich. Für mich ist es nach einmaliger Einnahme nun auch schwierig dies als Beweis zu nehmen, auch wenn ich ruhiger geworden bin und diese „Überflutung“ von Gedanken nicht hatte, was für mich sehr angenehm war und ich gar nicht wusste, dass das möglich ist. Da ist mir dann erstmal aufgefallen, was für ein Chaos in meinem Kopf herrscht und das schon mein Leben lang.

Ich gebe dir total Recht, es hat mich eher verunsichert, weil man ja nicht nur die Medikamentenwirkung als Grundlage dafür nehmen kann, ob man ADHS hat oder nicht - das ist mir jetzt zum Glück klar. Allerdings hat er dies auch nicht so formuliert, sondern eher als Verifizierung zusätzlich zur Symptomerfüllung anhand von Anamnese, Fragen, Zeugnissen usw. Zu dem Zeitpunkt als ich es genommen hatte, war ich aber irritiert, weil ich mich die ganze Zeit gefragt habe „ist das jetzt richtig so? Soll das so sein?“ und fast schon Sorge hatte, ich spreche nicht darauf an und habe somit kein ADHS. Schon ziemlich verrückt, da ich mir auch vorher schon sicher war, dass ich es habe und daran gibt es auch nichts zu Rütteln, ich könnte tausende Dinge aufzählen, die das bestätigen und das schon seit meiner Kindheit.

Vielen Dank, dass du das nochmal so klar schreibst, das beruhigt mich dass die Ruhe im Kopf ein gutes Zeichen ist. Das hilft bei meinen Zweifeln :slight_smile:

Ich behalte das mal im Hinterkopf, auch wenn es wohl eher was in den nächsten Wochen wird, wenn ich mich körperlich und auch emotional (gerade viele Ängste und Sorgen) wieder stabilisiert habe und diese Sorgen nicht auf die Medikation übertrage, was mir aktuell durchaus passieren könnte, hinsichtlich Nebenwirkungen usw. Ich frühstücke sehr reichhaltig und ballaststoffreich und esse auch sehr regelmäßig, die Appetitlosigkeit wäre also ein großes Problem für mich. Aber das spielt sich ja vielleicht auch ein, wobei eine längere Einnahme für mich ja eh keine Option ist…wie du siehst, gar nicht so einfach :wink: Am besten wäre es für mich tatsächlich, wenn ich bei Bedarf einfach die Dosis nehmen könnte, von der ich weiß dass ich davon profitiere, aber ja, dafür müsste ich erstmal rumprobieren.

Es freut mich sehr zu lesen, dass du so viel aus MPH ziehst und es so einen positiven, bereichernden Einfluss auf dein Leben hat!
Ich bin gespannt, was mein ADHS Weg für mich bereithält. Ich habe das Gefühl, ich stehe gerade noch ganz am Anfang.

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Hallo, vielen Dank für deinen Beitrag! Die Diagnosesicherung war vorher schon gelaufen, er gab danach bloß an, dass das Ausprobieren von Medikation das Ganze noch untermauern würde. Ich gebe dir Recht, sich völlig auf die Wirkung des Medikaments zu stützen, wäre ein Kunstfehler und erhöht natürlich die Wahrscheinlichkeit von Fehldiagnosen.

Danke für deine Einschätzung bzgl. der Ruhe im Kopf. Ich bin ja schon gespannt, inwiefern ich noch davon profitieren würde, aber brauche da einfach noch etwas Zeit. Zum Glück ist es ja so, dass ich nicht so einen hohen Leidensdruck habe, bzw. eigentlich habe ich durch die Diagnose schon eine Art Entlastung erfahren. Die Medikation könnte ein Zusatz zu meinen Coping Strategien sein.

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Hallo zusammen @theunfedmind @Falschparker @Elementary @AgainstTheStream123 ,

ich melde mich in diesem Thread nochmal und greife das von mir eröffnete Thema auf, da ich aktuell wieder ziemlich verunsichert bin. Ich habe meinem Therapeuten kürzlich berichtet, dass ich die Medikation nicht weiter genommen habe, da ich die Nebenwirkungen als sehr unangenehm empfunden habe und zusätzlich aktuell nicht das Gefühl habe, die Medis wirklich zu brauchen. Dennoch war es eine wichtige Erfahrung für mich, da ich ja tatsächlich davon profitiert habe. Nachdem ich geschildert habe, dass ich davon erhöhten Puls hatte und nicht so gut einschlafen konnte, gab er an dass dies unüblich sei und die Diagnose nicht bestätigen würde. Und das nachdem er mir mitgeteilt hatte, dass ich die Diagnose in jedem Falle habe aufgrund des Rebound Effekts. Wo wir wieder bei dem Punkt wären, dass die Diagnose ja nicht aufgrund der Wirkung von Medikation gestellt werden kann. Außerdem treten Nebenwirkungen doch auch bei Menschen auf, die ADHS einnehmen?!
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin nur noch irritiert und überfordert und weiß nicht was richtig und was falsch ist. Seitdem ich die Gewissheit hatte, dass es tatsächlich ADHS ist, integriere ich das Ganze in mein Leben und meine Identität, der Austausch mit anderen Betroffenen tut mir gut und ich verstehe tagtäglich mehr warum ich so bin wie ich bin. Kurz gesagt: ich weiß, dass ich ADHS habe, daran gibt es nichts zu rütteln. Dieses Hin und Her der Aussagen des Therapeuten machen mich fertig und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Ich habe wirklich schon mit dem Gedanken gespielt, woanders nochmal eine Diagnostik zu machen, zeitgleich finde ich das so bescheuert, aber es verunsichert mich derart, weil ich das Gefühl habe es wird mir nun wieder abgesprochen und das wirkt sich massiv auf meine Stimmung aus.
Vielleicht habt ihr Ideen, Anregungen oder ähnliche Erfahrungen, die ihr teilen könnt.
Vielen Dank und liebe Grüße

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Natürlich treten Nebenwirkungen auch bei Leuten auf, die ADHS haben. Ich z.B. erlebe vor allem mit Elvanse auch einen sehr starken Rebound Effekt. Und ich bekomme von Stimulanzien grundsätzlich trockene Augen und fühle mich manchmal einfach… agitiert. Unterschiedliche Menschen, die ADHS haben, reagieren unterschiedlich auf die unterschiedlichen Medikamente. Die Diagnostik aufgrund der Wirkungen und Nebenwirkungen (auch wenn der Therapeut das nur „unterstützend“ meint) ist meiner Meinung nach unprofessionell, da medizinisch nicht sinnvoll.

Vor allem deine Reaktion auf die Diagnose klingt für mich typisch für ADHS (aber ich bin natürlich kein Spezialist). Dieses überlegen, sich identifizieren, es anzweifeln, usw. Ich bin mit 15 mit ADHS diagnostiziert worden und habe immer damit gehadert. Habe noch einmal mit 23 eine Spezialistin aufgesucht und die Diagnose bestätigen lassen. Ich hadere jetzt immer noch mit der Dignose und denke darüber nach, noch einmal eine neuartige Diagnostik machen zu lassen (siehe ein anderer Thread von mir).

Meine Meinung: Wenn dir die Diagnose noch nicht genug gesichtert ist, suche dir einen anderen Diagnostiker. Falls das für dich schon so passt (so verstehe ich dich), dann versuche, dir einen anderen Therapeuten zu suchen. Es ist völlig verständlich, dass er dich mit diesem hin und her verunsichert.
Hast du denn das Gefühl, dass dir die Therapie überhaupt aktiv hilft und dich weiterbringt?

Noch eine Idee: Ihr habt nur unretardiertes MPH ausprobiert, oder? Ich denke, ein retardiertes MPH könnte helfen. Das ist eigentlich Stand der Dinge. Und das neueste Medikament auf dem Markt wäre Elvanse (Lisdexamfetamin) - das wirkt bei mir z.B. deutlich besser und angenehmer als MPH. Das verschreiben aber viele noch nicht so gerne - aber das kannst du auch bekommen.

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Schließe mich @AgainstTheStream123 voll an.
Der Therapeut bzw. Psychiater bringt mehr Unruhe rein und wirkt nicht hilfreich (im Gegenteil) mit seinen inkonsistenten Urteilen, auch medizinisch klingt’s für mich nach Blödsinn. Die Erfahrung mit „ein Versuch mit einem Medikament und dann sein lassen“ hatte ich auch bei einer Psychiaterin und hab die dann gewechselt. Stehst du jetzt ohne medikamentöse Unterstützung da?
Es gibt nicht umsonst Leitlinien - du verdienst eine entsprechend gute Behandlung. :fist:

Hast du die Liste von @UlBre mit den Adressen? Solltest du dich entscheiden es anderswo zu versuchen.
Alles Liebe dir. :hugs:

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Wenn es sich für dich ohne Medikamente zur Zeit beser anfühlt, ist das auch vollkommen ok!

Ich möchte aber trotzdem meinen Eindruck schildern, dass die Betreuung durch deinen Psychiater besser sein könnte.
Gerade in der Eingewöhnung können Nebenwirkungen verstärkt auftreten, manche vielleicht durch „Anwendungsfehler“. Zum Beispiel muss man erst den richtigen Rythmus, gute Einnahmezeitpunkte und die passende Dosierung finden, in der Kombination mit Koffein kann es außerdem Probleme geben…
Da finde ich die Aussagen des Psychiaters etwas kurzgegriffen, eine ausführlichere „Fehleranalyse“ könnte deutlich aufschlussreicher sein.
Und einige der Nebenwirkungen legen sich nach den ersten Wochen für gewöhnlich.

Außerdem reagieren Menschen eben unterschiedlich auf Medikamente. Dass Medikinet in dieser Form gerade nicht für dich passt, heißt nicht, dass ein anderes Präparat nicht gut funktionieren könnte.
An der Stelle ist die These der Bestätigung durch Medikamente dann wirklich nicht mehr schlüssig.

Mein Neuro hat mir in der ersten Sprechstunde schon Plan B und C offengelegt, falls ich das Medikinet nicht gut vertragen hätte. Also Elvanse oder Strattera als Alternative.
Hätte ich auf Medikinet nicht gut reagiert, hätte er damit aber nicht die Diagnose angezweifelt.
Eine gute Wirkung kann allenfalls nur den Verdacht erhärten, dass es sich tatsächlich um ADHS handelt. Aber andersrum wird kein Schuh draus.

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@AgainstTheStream123 Ich bin nun tatsächlich dabei, mir eine andere Stelle für eine Diagnostik zu suchen. Ich bin mir selbst so sicher, dass es ADHS ist, aber wie du sagst: dieses Hin und Her verunsichert mich und ist für mich auch nicht wirklich professionell. Ich war noch nicht so oft bei ihm, habe aber den Eindruck dass er therapeutisch schon einiges zu bieten hat, weshalb ich in Betracht ziehe das Thema ADHS auszuklammern und die Gespräche für andere Themen, die es genügend gibt, zu nutzen (wobei die ADHS Problematik da eigentlich nicht wirklich auszuklammern ist, da es ja auch auf Denk- und Verhaltensebene eine große Rolle spielt…). Aber das wäre für mich noch vorstellbar.

Ja genau, es war unretardiertes MPH. Ich spiele mit dem Gedanken, Elvanse mal auszuprobieren, denke aber es ist aktuell nicht der richtige Zeitpunkt, da ich es 1. ohnehin nicht so dringend brauche und so gut klarkomme und 2. nicht in der Verfassung bin ein neues Medikament auszuprobieren und eventuelle Nebenwirkungen auszuhalten. Beim Abwägen entscheide ich mich also vorerst dagegen, auch wenn ich es im Hinterkopf behalten werde.

@AWOL Danke für deinen Support! Ich bin nicht auf Medikation angewiesen und würde sie nur nach Bedarf nehmen, werde dann aber in jedem Falle einen anderen Psychiater aufsuchen.
Die Liste mit den Adressen schaue ich mir mal an, danke dir :slight_smile:

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@theunfedmind Vielen Dank für deine Bestärkung und den Zuspruch, das hilft mir sehr in diesem Gefühl der Verunsicherung!

Häh? Sehe ich keinen Grund für, was soll das? Wenn du wie du selbst schreibst sicher bist ADHS zu haben, brauchst du auch keine weitere Diagnostik. Die Zeit und Energie kannst du anders einsetzen.

Grund, eine andere Ärztin zu suchen, hast du allerdings durchaus. Einer der unsinnige Anweisungen gibt, sich widerspricht und seine Patienten verunsichert, tut dir offensichtlich nicht gut.

@Falschparker Ja, genau das ist der Grund weshalb ich mir eine andere professionelle Meinung einholen möchte. Weil widersprüchliche Aussagen erfolgt sind und ich massiv verunsichert bin und ich u.a. das Gefühl habe mir wurde wieder etwas entzogen. Was das emotional für mich bedeutet nach diesem ganzen Auf und Ab, brauche ich wohl nicht detailliert zu erläutern :wink: Ich denke, jeder Mensch sollte das tun was er für sich braucht und was ihm gut tut und für mich ist das ein Gespräch mit einem anderen fachlich kompetenten Menschen, ob nun mit oder ohne Diagnostik. Im medizinischen Bereich holt man sich ja schließlich auch Zweitmeinungen ein.

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