Sohn kann sich auf keine Beschäftigung einlassen

Hallo zusammen, ich bin neu hier und habe gleich eine Frage:

Mein Sohn (8) hat gerade Besuch und ich bekomme im Hintergrund mit, was die Jungs so machen. Kaum beschäftigen sie sich mit etwas, will mein Sohn etwas anderes machen. Er hält vielleicht 10 Minuten durch. Es macht mich gerade wahnsinnig. Auch so ist er ständig auf der Suche nach dem nächsten Kick. Kein Spielzeug ist länger als ein paar Tage interessant, keine Sportart, nichts … Einzig Computerspiele, Hörspiele und zum
Teil auch Bücher beschäftigen ihn länger. Aber gerade Medien jenseits Büchern will ich ja nicht endlos erlauben.

Ich weiß, dass das typisch ist, aber so kann es doch nicht weitergehen. Er ist damit auch nicht gerade der beliebteste Spielpartner, inzwischen ist er recht isoliert, obwohl er eigentlich sehr sozial und empathisch ist. Er kann sich auf nichts einlassen, ihm fehlt der Biss durchzuhalten. Zudem hat er jetzt immer so einen genervten Ton gegenüber anderen Kindern. Rausgehen mag er auch nie, es ist zum Heulen. Irgendwie wird das gefühlt immer schlimmer.

Er bekommt seit November Medikamente, aktuell nimmt er 20mg Ritalin retardiert und am Nachmittag 10 mg unretartdiert für die Hausaufgaben. Dadurch hat sich die Schul- und Hausaufgabensituation deutlich entspannt. Aber bei allem anderen, bin ich echt ratlos. Muss dazusagen, dass er heute auch nicht den besten Tag hat und die Medikamente heute nicht richtig wirken. Aber das Problem besteht sonst auch und ich merke, dass er selbst auch unzufrieden mit seinem Leben ist. Ich will mein glückliches, gut gelauntes Kind zurück!

PS: Kann es sein, dass 10mg unretardiert am Nachmittag zu wenig sind? Er verstoffwechselt anscheinend schnell, die 20mg retardiert halten auch max. 5 Stunden, oft eher 4. Er wiegt knapp 40 kg, da wäre ja noch Spielraum …

PPS: Kann es sein, dass ADS schlimmer wird mit zunehmendem Alter? Vor einem Jahr ging es meinem Sohn psychisch noch viel besser. Oder sind das die Folgen des harten Jahres, dass er hinter sich hat? Braucht er vielleicht einfach nur Zeit sich zu erholen?

Sorry, das waren viele Punkte kreuz und quer, aber ich mache mir solche Sorgen!

Willkommen im Forum @MissMarple80 :hugs:

Ich würde hier einen Ansatzpunkt sehen. Die retardierten wirken 4-5 Stunden, d.h. die unretardierten wirken wohl ca. 2.5 Stunden. Gibt insgesamt 7 „medikamentierte“ Stunden. Da bleiben noch mindestens weitere 7 Wach-Stunden vom Tag übrig.

Unser Sohn (9) bekommt Concerta. Das ist das am längsten wirksame MPH. Ich kann nicht genau sagen wie lang es wirkt, da es sehr sanft ausläuft, aber ich kann sogar am Abend noch feststellen, dass er deutlich entspannter ist als ohne Medis.

Wenn ihr bei Ritalin bleiben wollt, wäre (in Absprache mit dem Arzt) z.B. 2 x täglich Ritalin ret. und allenfalls noch 1x unret. möglich.
Z.B. 20 ret. / 10 ret. / 2.5 oder 5 unret.
Abstand bei euch dann so 4h (Einnahme 30 min vor Wirkende). Die Dosis ist üblicherweise abnehmend, da immer noch ein Rest von der vorherigen Dosis im Blut ist.

Hallo,

ja, das kann sein dass die Nachmittagsdosis zu hoch ist. 10 mg unretardiert ist wie du vielleicht weißt nicht weniger als 20 mg Retardkapsel, weil die Kapsel ja doppelt so lange wirkt.

Daher probier doch 7,5 mg aus, also keine ganze 10-er, sondern eine Dreivierteltablette oder sogar nur eine halbe - und dann vielleicht gut zwei Stunden später noch eine halbe. Viele Ärzte oder Eltern dosieren bei Kindern tendenziell zu viel und zu selten, wenn weniger und öfter besser wäre.

Es kann nämlich sein, wenn du ihm die unretardierte Tablette mittags „für die Hausaufgaben“ gibst, dass sie zweieinhalb Stunden später, wenn der Kumpel zum Spielen kommt, schon gar nicht mehr wirkt.

wen du nicht mehr weiterweißt, mach folgendes:

ritalinpause, stopf ihn mit essen voll, nach 4 wochen steigst du wieder ein mit niedriegster dosis.

grund: iihm geht es schlechter und schlechter, schreibst du.

dann solltest du das ganze mal lassen, weil das bringt ja nix außer gute hausaugaben. hausaufgaben sind aber erst wichtig, wenn es einem kind gut geht.

in zehn jahren kannst du dir mit den super hausaufgaben eh ein ei backen. in zehn jahren wird jedes jahr schlechter psyschozustand bittere auswirkungen haben.

die anforderungen steigen zu schnell für ein adhs kind, es altert zu langsam. also wird adhs tatsächlich immer schlechter im alter, aber das gilt für jeden.

mach ritalin pause. (wenn du möchtest, und du das möchtest, und der arzt das gut findet… aber du bist der chef, es ist dein kind. )

weil dann siehst du wie es ihm ohne ritalin geht.

ich finde das ziemlich logisch und nachvollziehbar.

Vielen Dank für eure Antworten! Wir sehen schon sehr deutlich, dass es ihm mit Ritalin viel besser geht als ohne. Deshalb war ich gestern so verzweifelt und mein Sohn so schlecht drauf, weil wir gemerkt haben, wie schlimm es ohne ist, weil die Wirkung gestern nicht wie üblich eingesetzt hat. Ich hoffe, das war eine Ausnahme.

Komplett aussetzen ist deshalb erst mal keine Lösung für mich. Er war ohne Medikamente schon nahezu depressiv und überhaupt nicht in der Lage am Nachmittag Kinder zu treffen oder Hausaufgaben zu machen, weil er sooo fertig von der Schule war. Das hat sich schon extrem verbessert. Ich habe in meinen letzten Sätzen mit dem Zustand vor ca. 2 Jahren bzw. der Kindergartenzeit verglichen, wo er einfach nur glücklich war. Aber da gab es halt die ganzen zunehmenden schulischen Anforderungen noch nicht.

An der Dosierung zu schrauben ist ein guter Punkt, zu selten zu viel nehme ich mal mit. Das könnte zutreffen. Ich teile die Nachmittagsdosis heute mal auf. Fühle mich beim Umstieg von unret. auf ret. von der Psychiaterin eh schlecht beraten, haben nur eine Höchstmenge gesagt bekommen und das wars.

Wir sind unretardiert mit 15 mg kurz vor Unterrichtsbeginn, 5 mg zwischen 11-12 Uhr (hat er selbstständig genommen, wenn er das Gefühl hatte, die Wirkung lässt nach) und 10 mg am Nachmittag ganz gut gefahren, tun uns aber schwer, das in ret. Ritalin bzw. die Kombi aus ret. und unret. zu übersetzten. Wie würdet ihr das machen?

Nach Concerta frag ich beim nächsten Termin mal. Das klingt, als könnte es für uns ganz gut passen.

Irgendwie hab ich ein schlechtes Gewissen, meinen Sohn den ganzen Tag „unter Drogen“ zu setzten und deshalb vor allem Wert darauf gelegt, Schule und Hausaufgaben gut abzudecken. Aber das ist Quatsch, oder? Der ganze andere Rest ist ja auch wichtig für eine gute Entwicklung.

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Ja :smiling_face:

Es sind keine Drogen sondern Medikamente, die einen bestehenden Mangel ausgleichen.

Wenn er eine Brille bräuchte, würdest du sie ihm auch nicht nur für die Schule und die Hausaufgaben geben, oder?

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Bei und auch ein sehr wichtiger Punkt, weshalb der Nachmittag auch abgedeckt sein muss.

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denk dran:

ein nicht funktionierendes System weiter zu benutzen, owbohl es nicht funktioniert, ist dumm.

wenn du ein system zum funktionieren bringen willst, du weiß aber nicht welcher faktor entscheidend ist, dann musst du anfangen, die faktoren zu verändern, um zu sehen, wie es sich auf die funktion des systems auswirkt.

identifiziere die faktoren des systems.

meine meinung nach sind das:

energie zufuhr
schlaf
emotionaler zustand
dosis
häufigkeit der dosis
qualität und quantität der energiezufuhr
allgemeine grundfitness

mal ausruhen ist sehr sehr sehr wichtig. egal was der patient sagt.-

der patient findet ritalin geil, oder sein stimulanz, weil er sehr gerne funktioniert.

aber manchmal muß man sich ausschlafen. oder zwei wochen urlaub machen.

und:

meine meinung: niedrige dosis funktioniert trotzdem besser als gar keine - aber diese meinung haben nicht sehr viele leute. kann sein, daß es wegen meinem autismus ist, ich bin da speziel, nicht jeder ist so wie ich.

ok. du machst das schon.

cool daß du so auf deinen sohn achtest.

ich war abgestempelt als naja alles mögliche. ich bin immer noch sauer.

es ist egal, was andere leute sagen:

der mensch ist wie eine maschine. du kannst größtenteils voraussagen, was passieren wird, wenn du mit der menschmaschine dieses oder jenes machst.

uns fehlt bloß das wissen, deswegen tappen wir in der finsternis umher.

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Bei Erwachsenen ist es ja auch ab und zu mal so, dass sie mit Medikamenten anfangen, auf einmal Wunder was reißen können, und dann aber irgendwann völlig erschöpft sind, weil das Medikament ein falsches Level dessen vorgaukelt, was man eigentlich im Tank hat. Vielleicht ist es bei deinem Sohn genauso, dass er Schule und Hausaufgaben grad hinbekommt mit dem Ritalin, und dann den Rest der Zeit frei dreht, weil die Ressourcen aufgebraucht sind. Jetzt lassen sich Schule und Hausaufgaben nicht wegzaubern, aber vielleicht könnt ihr gucken, ob ihr drumrum Stellschrauben findet, zum Beispiel nach der Schule erstmal bewusst eine Stunde freidrehen, bevor es mit den Hausaufgaben weitergeht, mindestens einen Tag am Wochenende komplett aufgabenfrei gestalten oder ähnliches?

Könnte das Reizüberflutung sein?

das haben zahllose freunde an mir bemängelt, auch freundinnen. ichhabe oermanent gemotzt und gemeckert, auch über andere Leute, Umstände, wenn ich draußen mit Leuten unterwegs war.

Heute weiß ich:

Ich war permanent gestresst. In Kneipen, diskos oder ähnlichem war ich gestresst und beunruhigt.

Saufen half super, also wurde ich Hobby Alkoholiker.

Danke noch mal für das ganze Feedback! Ich glaube er hatte einen extrem schlechten Tag als ich schrieb und tatsächlich keinerlei Wirkung. Eigentlich klappt es ganz gut inzwischen und ich mache mir über Verhaltensweisen Gedanken, die ich vor 2-3 Monaten noch komplett ignoriert hätte, weil wir viel dringendere Probleme hatten. Er ist plötzlich auch viel weniger krank, in der Vergangenheit hat er alles mitgenommen was im Umlauf war. Ist für mich auch ein Indiz, dass es ihm besser geht, auch wenn immer mal Rückschläge kommen.

Ich habe gestern übrigens die Nachmittagsdosis in zwei Portionen aufgeteilt, das hat ganz gut gepasst und schlafen konnte er auch problemlos. Werden wir mal beibehalten und schauen, wie sich das entwickelt.

Aber eins interessiert mich noch: Können sich eure ADHS Kinder mit Medikamenten ausdauernd beschäftigen? Er kann z. B. mit Begeisterung und Ausdauer Diamond Paintings oder 3D Puzzle machen, nach 2-3 Tagen ist das Interesse komplett weg und es braucht den nächsten Reiz, um ihn vom Rechner fernzuhalten. Das geht dann wieder ein paar Tage, dann ist es komplett uninteressant. Kennt ihr das? Wie geht ihr damit um? Er entspannt sich richtig gut, wenn er was mit den Händen macht und dabei Hörspiel hört. Aber für die Beschäftigung braucht es halt ständig neuen Input, es gibt keinen Dauerbrenner.

Bzgl. Ton: Ich glaube er war in dem Moment wirklich gestresst, hat sich das aber auch ein bisschen angewöhnt. Ich werde mal beobachten und ihn darauf hinweisen, wenn es keine absolute Stresssituation ist.

ja, ist normal. kann er nicht beeinflussen. das was ihm spaß macht, da hat das Gehirn genügend ressourcen. aber er kann nicht entscheiden, was ihm spaß macht.

tja. zucker hilft, saufen, ritalin, angst haben, sich freuen, stress, bewegung, sowas wie hörspiel beschäftigt das gehirn unterschweillig, und es hat was zu tun, und er kann sich ruhig mit was anderem beschäftigen.

deswegen ruhig mit hörpspiel oder musik hausaufgaben machen.

Nein.

Du musst ihn fragen, was IHN dazu bewegt, jetzt so zu Meckern, und zwar neutral, damit er dir das auch dann ehrlich sagt. das Problem dabei ist, daß er es wahrscheinlich sogar gar nciht weiß, weil es für in ein Körperlicher zustand ist.

so wie wenn man Hunger hat. aber da ihm keiner erklärt hat, wie man sich asl adhsler innerlich gestresst fühlt, wird er es kaum erklären können, ich habe es erst mit 30 identifiziert.

für mich war das eine faust im magen, und wie als wollten sich zahnräder in meinem inneren bewegen, aber jemand hat da sand reingekippt, und jetzt kniscrschen undbeben die zahnräder fur gebremster energie, und das hat mich gestresst.

wie als würde ich innerlich vibrieren.

und stress sucht sich den ein oder anderen weg nach draußen.

wenn du jetzt kommst, und sagst „das stimmt aber garnicht“ dann braucht er auch keine diagnose, weil, dann ist er ja genauso wie du, und kommt voll gut ohne ritalin klar.

Irgendwann mal mit ca 10 Jahren hatten wir „alles“ durch. Alles natürlich nicht, aber halt, was so interessieren könnte, dann wurde es noch schwieriger. Dies nicht, jenes nicht, kennt er schon - langweilig.

Ich muss gerade reichlich depressiv an meine Kindheit und Jugend zurück denken und bin etwas verärgert über meine Eltern.
Schon als Kind die Diagnose ADHS und Autismus , aber Eltern wollen keine Medikamente, also geht’s zu Meditation und Heilpraktiker und das Kind wird mit viel Druck und Führung ins Gymnasium gebracht.
Zahllose Strafarbeiten, unzählige Zusammenbrüche, tagelanges im Haus auf und ablaufen vor Stress

Daraus folgten dann 40 furchtbare Jahre mit Dauerstress, Zwangsstörung, Angst, Panik, Mediensucht in schlimmster Form, kann mich kaum an einen Tag ohne Burnout erinnern.

Hab zwar irgendwie trotzdem beruflich was erreicht und eine Ehefrau gefunden , aber bis heute psychisch ein totales Wrack. Hoffentlich geht’s jetzt mal aufwärts.

Aber ja in der Beschreibung erkenne ich mich ganz gut wieder.

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Allerdings ausdauernd beschäftigen konnte ich mich schon sehr gut. Allerdings nur mit Dingen, die mich brennend interessieren wie irgendwas am PC, tv, einer interessanten Frau oder halt irgendwas, was gerade interessant war. Dafür ging dann halt überhaupt nix Anderes. Immer nur ein Thema und das im Höchstmaß der Übertreibung und meistens war das Thema null oder begrenzt förderlich fürs Leben oder die Zukunft

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Das ist sehr viel wert.
Darauf kannst du aufbauen.
Ohne wird es sehr schwer.

Wenn er mit 15 mg unretardiert gut zurecht gekommen ist, dann sind die 20 retardiert evl. auch zu wenig. 20 mg retardiert sind 2x 10 mg - also erst mal 5 mg weniger als er vorher hatte und dann 5 mg mehr als sonst beim „Nachlegen“.

Bei Methylphenidat ist die Wirkungsdauer nicht von der Dosis abhängig. Das hängt alles mit der Retardtechnik zusammen, die in die Kapsel „eingebaut“ ist. Also mehr Ritalin hält nicht länger - da brauchts ein anderes Präparat wie z.B. Concerta oder Kinecteen (das sind die mit den „krummen Zahlen“ 18, 27, 36, 54 mg). Die werden anders freigesetzt und wirken deswegen länger.

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Doch mehr wirkt länger, da der Wirkstoff sich nach 2-3 Stunden halbiert hat. Und dann wieder nach 2-3 Stunden usw. Also hast du bei mehr Wirkstoff auch länger davon. Allerdings auch eine höhere Dosis im Körper , also höhere Wirkung also eventuell überdosiert

Ich muss bei höhere Dosis von Methylphenidat sogar eher nachnehmen, weil ich den Unterschied und die Reboundsymptome stärker spüre. Bei Elvanse ist das anders .

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Ja, 20 mg ret. sind weniger, aber mit 25 mg hat er sich nicht wohlgefühlt. Die 20 mg waren die Dosis, die er am besten fand. Vielleicht probieren wir die Tage noch mal 25 mg. Ich habe das Gefühl, dass Schule unretardiert besser lief. Mein Sohn sagt aber, die Kapseln sind besser. Und er muss das ja letztendlich einschätzen.

Die 7,5 mg + 5 mg scheinen super zu passen am Nachmittag. Mein Sohn war gestern Nachmittag wieder super drauf. Da war ich wohl mit meinem Fokus auf Schul- und Hausaufgabenzeit zu geizig. Vielleicht probieren wir noch mal aus, ob 5+5 auch reicht.

Haben die langwirkenden Medis wie Concerta & Co eigentlich irgendwelche gravierenden Nachteile? Die klingen ja theoretisch viel besser als Ritalin oder Medikinet.