Hey zusammen. Ich erstelle dieses Thema, weil ich etwas verzweifelt und unsicher bin, nicht genau weiß, was ich denken soll und Euer Wissen deshalb anzapfen möchte.
Ich war mehrere Wochen bei einem Psychologen, ich hatte im Vorfeld die Vermutung, ADHS zu haben. Diesen Beitrag möchte ich nicht dazu nutzen, meine Verhaltensweisen und Eigenschaften zu nennen, die meines Erachtens sehr zu ADHS passen, von denen ich hier auch viel lese. Vielmehr möchte ich Euch erzählen, dass der Psychologe ADHS bei mir eher ausschließt, mit der Begründung, ich sei zu sozial kompetent:
Ich sei sehr angenehm in der Gesprächsführung, schaue in die Augen, wenn ich spreche; außerdem sei ich sehr reflektiert; Gespräche mit mir seien nicht wirklich anstrengend und ich sei sehr empathisch. Daneben würde ich selten aus der Haut fahren. Das alles würde für eine sehr gute Impulskontrolle sprechen, die Menschen mit ADHS indes nicht hätten. Bei Menschen mit ADHS sei man nach einem Gespräch erleichtert, wenn sie den Raum verlassen, weil die Kommunikation so anstrengend sei, man erstmal durchatmen müsse. Das sei bei mir überhaupt nicht so.
Ich habe ihm gesagt, dass ich mich einfach sehr gut kontrollieren könne, dass ich mir gut auf die Zunge beißen könne und unterdrücken würde, anderen über den Mund zu fahren, sie zu unterbrechen (das tue ich andauernd, spreche die Sätze von anderen gedanklich weiter, werde unruhig nach dem Motto „komm zum Punkt“, klinke mich dann aus dem Gespräch aus, lächle dabei). Früher habe ich Leute viel unterbrochen, tue es heute noch, wenn ich sehr unter Stress stehe. Aber generell kann ich es gut kontrollieren.
Daraufhin sagte er, das spreche wiederum entschieden gegen ADHS, Menschen mit ADHS seien zu so einer Selbstbeherrschung und Maskierung nicht in der Lage. Ich hätte eher Züge einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und eine soziale Phobie (Bewertungsangst).
Mich hat das sehr unglücklich gemacht, ich hatte mit ADHS eine Erklärung, die so gut passt, auch meine Kindheit leuchtet mir jetzt ein, die sozialen Probleme in der Schule, die ganzen Anrufe von Lehrern und Besuche bei der Schulleitung. Ich bin jetzt so verwirrt und verunsichert. Eigentlich habe ich ADHS für sehr plausibel gehalten, halte es eigentlich immer noch. Jetzt finde ich alles nur noch schwierig.
Was meint ihr, können Menschen mit ADHS gute Konversationen führen, sich objektiv sozial verhalten, andere nicht unterbrechen, bzw. den Drang zu unterbrechen unterbinden?
Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen! Habt alle ein schönes Wochenende