Sport bereitet mehr Probleme als dass er hilft

Hallo zusammen,

unser Sohn (8) ist ein absoluter Bewegungsmensch, immer in Bewegung. Und hat eine ADHS-Diagnose. Demensprechend frustrierend läuft die Schule. Ich weiß schon nicht mehr, wo man mit ihm hin kann, wo er auch mal Erfolgserlebnisse hat. Deshalb und auch weil Sport für ADHSler immer empfohlen wird, spielt er nun Fußball und ist seit einem Jahr beim Karate.

Leider geht es dort munter weiter mit Misserfolgen. Beim Karate, wo es ja viel darum geht, die Techniken sauber zu lernen, träumt er sich weg oder spielt an seinem Gürtel und wird permanent angezählt (irgendwie auch verständlich, weil es den Trainer nervt).

Beim Fußball ist es schlimmer: Hier bekommt er ebenfalls kaum mit, was der Trainer sagt und kann dementsprechend in den Spielen nix umsetzen. Hinzu kommt, dass inzwischen auch seine Mannschaft genervt von seinem Verhalten ist und nun langsam beginnt, ihn entweder anzumeckern oder auszugrenzen.

Mein Sohn selbst bekommt das inzwischen auch mit, dass man ihn ausgrenzt, er möchte beide Sportarten aber unbedingt weitermachen. Ich habe da wenig Hoffnung, dass sich was bessert und mein Mutterherz blutet sehr, ihn immer wieder in den Situationen zu sehen. Ich kann ihm da nicht helfen, außer ihm zu erklären, dass das eine zum andern führt. Mir fällt aber auch langsamt nichts mehr ein, wo vielleicht auch mal ein Erfolgserlebnis haben könnte. Habt ihr Tipps für mich? Sollen wir sprichwörtlich „am Ball“ bleiben oder doch lieber anderes ausprobieren (und wenn ja, was?).

Danke!

:sparkling_heart:lich willkommen hier !

Ich habe mal vor drei Jahren thaiChi für die Entspannung versucht , aber die ganzen Bewegungsabläufe und die Konzentration darauf inc eben auffallen Mangels nicht immer ganz zu hören zu können , haben mir Frust und viel Energie gekostet und mich eher traurig über mich gemacht und entspannend war das dann auch nicht.
Vielleicht kann man das mit Karate vergleichen ?
Ich habe früher viel Ballsportarten gemacht , war auch nicht schlecht aber ich weiß erst seid der ADHS Diagnose, warum mich früher Spielzüge zb überfordert haben und warum ich nie ganz an mein Potential kam weil kurz vorher ich was Verpeilt habe . Beim Fußball war ich im Tor am besten aufgehoben , weil meist die Sicht auf alles und weniger Spielzüge . Wenn dann musste ich nur den ersten Anspieler wissen .

Wenn ich es mir heute aussuchen dürft wäre es bestimmt BMX , Mountainbike, Bouldern und Parcours fände ich auch voll cool .

Habe vor einiger Zeit mal kurz im Verein Tischtennis gespielt , dass fand ich auch sehr ADHS freundlich . Weil schnell und laut und faxen auch erlaubt :adxs_crazy:

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Hallo Nelumba_Nucifera!

Vielen lieben Dank für deine Nachricht! :blush:

Da sind ein paar tolle Ideen. Gerade BMX oder Mountainbike könnte ich mir gut für ihn vorstellen. Und auf Tischtennis wäre ich gar nicht gekommen. Wir probieren das mal aus.

Mein Gedanke beim Fußball war, dass da ja auch Teamgeist hintersteckt, was ich für ihn gut gefunden hätte. Aber davon müsste ich mich dann verabschieden. Wobei er es ja ist, der unbedingt Fußball spielen möchte - eben weil alle Klassenkameraden das ja auch machen. Aber eine zweite Sache dazu nehmen (z. B. statt Karate), bei der er dann Erfolge hat, ist ja wirklich eine gute Möglichkeit.

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Ich fand beim Tischtennis den zwischenmenschlichen Kontakt als sehr gemeinschaftslich . Man spielt ja auch für den Verein .
Dieses schnelle beim Tischtennis hat irgendwie reagieren statt nachdenken verlangt und es gibt so lustige und coole Ballsituationen wo man dann gemeinsam stauen und lachen kann .

Auf vielen Schulhöfen sind doch Tischtennisplatten. Geht doch da einfach mal ne Runde spielen , dann siehst du ja ob es was ist .

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Liebe @August_15 das mit dem Tisch Tennis ist mir z.B. auch schon durch den Kopf gegangen, ich kann mich gut daran zurück erinnern, wieviel Spass uns das als Kinder gemacht hatte.

Aber auch Dart hatte uns schon als noch kleine Kinder sehr viel Spass bereitet.

Ausserdem Skifahren und Schlitteln, unvergesslich wie schön das für uns Kinder war.

Naja, mit dem Skifahren und Schlitteln wird ja heutzutage immer mehr zum Problem, weil es halt leider nicht mehr solche Winter gibt, wie wir sie als Kinder noch erleben durften.

Was mir noch einfällt, ist das wir damals, als Kinder vom Lande, Fussball eigentlich garnicht sooo ernst genommen hatten, da gab es noch sogenannte „Grümpel Tuniere“, wo es in erster Linie um den gemeinsamen Spass ging, statt darum wer jetzt eigentlich der Sieger war.

Aber solche Dinge verschwinden heute glaube ich immer mehr, anscheinend geht es beim Sport, selbst bei den kleinsten, meistens nur noch um den Wettbewerb.

Was meiner Meinung nach auch sehr oft vergessen wird, ist das auch Musik durchaus mit Sport verglichen werden kann.

Einer meiner Brüder lernte das Schlagzeug spielen, und das wurde dann zu seinem persönlichen Sport.

Er konnte garnicht genug davon kriegen, er hat jeden Tag freiwillig geübt und gespielt.

Jedenfalls glaube ich persönlich, dass es für Adhs Kinder extrem wichtig ist, dass der Spass im Vordergrund steht, und nicht der Wettbewerb, heisst wer der beste ist.

Und was auch oft vergessen wird, ist vielleicht auch, dass sowas wie Schach oder Dame ect. interesannter sein kann als Fussball oder so.

Was mir sonst noch einfällt wäre Tennis, immerhin stamme ich aus dem Land von Roger Federer. :heart:

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Hallo, kann mich sehr gut reinversetzten in das Thema, weil es mir ähnlich ging.

Ich habe jeden Tag Sport gemacht und habe mich auf Sportarten begrenzt in denen nicht irgendwelche Taktiken oder sonstiges nachvollzogen werden muss.

Für mich war es viel Fußball. Ich habe die Aufgaben in den Trainingseinheiten nie verstanden. Wollte einfach nur spielen und mich auf meine Intuition verlassen.

Später habe ich den Vereinssport verlassen und mich Freizeitgruppen angeschlossen in denen einfach nur gespielt wurde.

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Tut mir leid zu hören, dass es deinem Sohn so geht :confused:

Nimmt dein Sohn ADHS-Medikamente?
Die könnten ihm helfen

An Sportarten wäre evtl. Bouldern ne Option oder vielleicht Squash?
Weiss nicht ob man Squash bereits in diesem Alter spielen kann, aber das wäre ein intensiver Sport (immer in Bewegung und zwar schnell)

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Kann nachvollziehen wie es deinem Kind geht. Dieser gesellschaftliche, eher passive, nicht direkte Ausschluss ist ekelhaft. Gesellschaftlich aber akzeptiert.

Mir hat es über Jahrzehnte die Lust a Sport genommen. Mittlerweile (seit der ADHS-Diagnose) bin ich alleine aktiv und bin froh meine Ruhe zu haben und das typische Vereinschaos.

Mit dem Trainer sprechen? Vielleicht gibt es in der Region Vereine für neurodiverse Familien die da Sportgruppen vermitteln können wo mehr Akzeptanz herrscht?

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Wir hatten bei uns mit dem Mannschaftssport im letzen Jahr ebenfalls den Effekt, dass der bewegungsliebende Sohn (auch 8 Jahre alt) die Aufgaben nicht umsetzen konnte. Das kommt immer nach etwa einem Jahr, wenn es in den Sportgruppen dahingeht, sich nicht mehr einfach nur zu bewegen, sondern sportspezifische Fähigkeiten zu lernen. Da muss man dann aufpassen was derdie Trainerin sagt und versuchen das umzusetzen, also konzentriert bleiben. Es gibt Kinder mit ADHS, die ein ausgesprochenes sportliches Talent haben, denen gelingt das Umsetzen einfach, weil sie nur einmal zuschauen müssen. Allen anderen fällt es nicht zu und sie müssen arbeiten. Wenn bei euch das (sportliche) Lernen nicht gut klappt, wie Du es beschreibst, ist der Nachmittagssport im Grunde die Verlängerung der Misserfolgserlebnisse des Schultages.

Auf jeden Fall ist es ratsam, die Medikation bis in den Nachmittag zu verlängern, also nicht nur den Schultag abzudecken. Erfolge oder eben Misserfolge im Sport zahlen ebenso auf das Selbstvertrauen ein, wie schulische Erfahrungen. Ist es nicht möglich, den Nachmittag mit Medikation besser abzudecken, dann unbedingt einen Sport suchen, der geringere Leistungs- und soziale Anforderungen stellt: Schwimmen, Leichtathletik (im Breiten- und Freizeitsport), Kinderyoga, Klettern.

Die Sportwissenschaft ist ohnehin davon überzeugt, dass es Kindern nicht schadet, mehrere Sportarten auszuprobieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch als Erwachsene noch sportlich aktiv sind, war dadurch signifikant höher als bei Kindern, die über Kindheit und Jugendzeit nur einen Sport (leistungsmäßig) ausgeübt hatten. Finde ich perspektivisch für ADHS als Copingstrategie im Erwachsenenalter total wichtig.

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Sport ist die beste Behandlungsmethode nach (allerdings weit nach) Stimulanzien und passender Psychotherapie.
Alleibe mit Sport lässt sich ADHS in der Stärke, wie du es beschreibst, aber auf keinen Fall behandeln.

Wie bei allem anderen auch muss es aber eine Sportart sein, die der Betroffene intrinsisch mag.

Bekommt dein Sohn Medis?

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Und da sind wir übrigens bei einem Klassiker: Man fängt als ADHSler viele Sachen an. Man führt sie oft bis selten weiter. Entweder das Interesse sinkt oder es wird sehr spezifisch was im Konflikt mit der Lernkurve (unten) wiederum die Lust nimmt.

Ohne den spezifischen Aspekt würde es weiterhin Freude machen. Vielleicht kommt irgendwann später der intrinsische Antrieb für sportspezifische Fähigkeiten. Irgendwann bedeutet entweder die Selbstsicherheit ist über das bisherige so gestiegen, dass man sich die nächsten Schritte wagt oder man fühl sich insgesamt bereit weil man nun alles erfasst hat. Das braucht aber mehr Zeit und neurotypische verstehen das nicht und schließen andere aus. „Fahrpläne“ für neurotypische Menschen können daher limitierend und frustrierend sein, vor allem wenn es wie hier bei dem Sport um nichts wichtiges geht.

Ich habe mich eben Lachenmeiers Erklärung der Lernkurve bei ADHS erinnert und das mal nachgeschaut. Bestätigen kann ich, dass ich meine Zeit brauche um das Wissen zu sammeln und zu einem Bild zusammenfüge, dass ich es am Ende umfangreicher beherrsche als die „Einsen“ vorher.

@August_15 Deinem Kind wird es leider immer wieder so gehen. Ich kenne diese lange, niedrige nicht steigende Lernkurve selbst und habe sie bereits vor meiner Diagnose festgestellt. Weil das immer so sein wird, auch zukünftig mit dem gesellschaftlichen Ausschluss würde ich es mit dem Aufbau eines gesunden Egoismus versuchen: Du machst den Sport für dich, nicht für die anderen. Du sollst Spaß haben, aber anderen keinen Schaden hinzufügen. Die anderen sollen über dich reden, am Ende wirst du es vielleicht besser können als die anderen und dann werden sie schweigen.

Vielleicht hilft es wenn er mitten in einer Anfängergruppe einsteigt? Dann hat er noch bisschen mehr Zeit um da reinzukommen. Ich hätte mir das als Kind oft gewünscht mehr Zeit und Zuspruch zu haben.

Was meinen die anderen?

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@Pedro ja mehr Zeit und mehr Zuspruch, auf jeden Fall, nur leider gibt es das so selten.
Meine Kinder hatten in der Mittelstufe mal einen sehr guten Sport Unterricht, der Sportlehrer war sehr geduldig und einfühlsam, hatte die Kinder nie unter Druck gesetzt, sondern ehr versucht die sozialen Fähigkeiten, wie Zusammenhalt, Mitgefühl usw. zu stärken, und das hatte allen Kindern wirklich Spass gemacht.
An der Oberstufe war das dann leider schon wieder anders, da wurden die die nicht Top Fit in allem waren dann wieder ausgegrenzt.
Und am Gymi hatte eins meiner Kinder dann sogar so einen Sportlehrer der die Kinder fast schon militärisch trimmen wollte, für mein Kind war das der Horror.
Und Sportverein war für beide Kinder nicht geeignet, jedenfalls nicht Fussball oder ähnliches.
Kampfsport wie Karate ging eine Zeit lang gut, war aber irgendwie über längeren Zeitraum auch nicht so das wahre.
Von daher, ja es ist wirklich schwer da was zu finden, ich kenne das auch von mir, obwohl ich mich sehr gerne bewege, könnte ich es in einem Verein nicht lange aushalten.
Höchstens vielleicht in einem Wander Verein, oder in einem Rad Sport Verein.
Ich mag halt z.B. auch keine Sport Art in geschlossenen Räumen, bin lieber draussen an der frischen Luft.
Naja, es ist und bleibt echt schwierig. :person_shrugging:t3:

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Was mir gerade noch einfällt, es gibt ja heutzutage sogar „Qiditch Vereine“, Sorry habe es höchstwahrscheinlich gerade falsch geschrieben, jedenfalls dieses Spiel aus den Harry Potter Romanen, kennt das jemand?, besser gesagt, spielt das jemand hier von euch Leuten im Forum?.
Und wenn ja, wie ist das so?, und ab welchem Alter kann man damit beginnen?.

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Ich habe mir dafür auch einen Sinn zurechtgebastelt. Ich bin immer der, der doof fragt und damit denen hilft die es vielleicht auch nicht verstanden haben und sich nicht trauen nachzufragen :relieved:

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Korrektur damit es Sinn ergibt:

„Fahrpläne“ neurotypischer Menschen können für ADHSler daher limitierend und frustrierend sein, vor allem wenn es wie hier bei dem Sport um nichts wichtiges geht.

Fahrplan bedeutet: Nach einem Jahr musst du für die sportspezifischen Fertigkeiten bereit sein. Ansonsten bist DU nicht gut und normal genug

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Hallo,

erstmal vielen Dank für alle die Antworten. Es sind so viele Dinge dabei, auf die ich nicht selbst gekommen wäre oder die ich noch nicht wusste. Ich werde mich damit jetzt mal eingehend beschäftigen.

Kurz zur Info, weil einige fragten. Mein Sohn bekommt Medikinet (15 mg) seit dem 2. Halbjahr der ersten Klasse, nachdem das erste Halbjahr eine Katastrophe war. Testung und Auswertungen zogen sich, sodass er sich das 1. Schuljhar als komplett defizitär erlebt hat, obwohl wir als Eltern und auch die Lehrerin (wir hatten so Glück mit ihr!) uns doll reingehängt haben für ihn, um ihm nicht die Motivation zu nehmen. Ist uns mehr oder weniger geglückt. Die Negativerfahrungen sitzen immer noch und wir sind immer noch dabei, das mit positiven Rückmeldungen auf alles was gut klappt, zu „überschreiben“. Jetzt im 3. Schuljahr scheint Medikinet nicht mehr so gut zu wirken (evtl. müssen wir auf 20 mg) hochgehen oder eventuell ein anderes Medikament ausprobieren. Da haben wir einen Termin im Oktober.

Was ich an all euren Rückmeldungen so toll finde: Man sieht bei euch als direkt Betroffene, dass ihr im Lauf der Zeit eure ganz eigenen Strategien gefunden habt, mit eurem ADHS umzugehen und das tröstet mich etwas, dass mein Sohn da auch seinen Weg gehen wird.

Ich finde sowohl die Suche nach Alternativen als auch die Stärkung seines Selbstwerts und seiner Selbstwirksamkeit (so wie es Pedro schreibt) super hilfreich. Ich werde auf jeden Fall berichten, wenn wir eine Lösung für uns gefunden haben und bis dahin einfach alle Tipps berücksichtigen!

Ganz lieben Dank! :hearts:

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Mein Kind kann grundsätzlich nur mit Medikamenten Sport machen (Elvanse wirktvzum Glück lang genug), man merkt aber trotzdem dass er eher hinten dran hängt und ich frag mich oft wie lang das noch gut geht.
Aktuell spielt er Feldhockey im Verein und wird bei Spielen am wenigsten eingewechselt. Das tut mir oft so leid für ihn, will er doch auch gut spielen können und was fürs Team leisten. Aber noch scheint es zu gehen und er will dort hin.
Beim Schwimmverein gibt es eine Hobbygruppe, das ist richtig super weil man da auch einfach ohne Leistungsdruck hin kann.
Ansonsten mag er Mountainbike (leider gibts nur wenig Strecken bei uns dafür) und gelegentlich Skateboard. Problem ist halt: um geile Tricks zu können muss man üben.

Grundsätzlich kann ich aber sagen: das Kind hat soooo viel Energie. Nach 20km wandern würden alle anderen Kinder um uns herum todmüde ins Bett fallen, bei uns ist es trotzdem ein unglaublicher Kampf ihn ins Bett zu kriegen.

Medikinet wirkt bei meinem Sohn mal gerade so bis Schulschluss; für die Hausaufgaben bringt es uns schon nix mehr. Sport findet ja meistens in den Nachmittags/Abendstunden statt und da haben wir erst recht keine Wirkung mehr. Ich muss aber auch sagen, dass er nicht gut isst, solange die Medis wirken und erst ab nachmittags alles in sich reinstopft, was er in die Hande kriegt.

Beim Fußball ist es bei uns dasselbe wie bei euch beim Feldhockey. Mein Sohn möchte unbedingt dahin und übers lange Wochenende Anfang Oktober auch mit in ein Trainingscamp. Ich habe die Tortur schon vor Augen, aber kann und möchte ihm das nicht ausreden. Das finde ich manchmal schwierig: Zu sehen, dass die nächste Schlappe auf ihn zukommt und ihn trotzdem lassen müssen. Ich muss warten, bis er selbst entscheidet, das Handtuch zu werfen. Vielleicht beißt er sich auch durch und übersteht diese Zeit und wird zu einem späteren Zeitpunkt akzeptiertes Teammitglied.

Was er ziemlich gut hinbekommt ist Skateboardfahren. Damit er aber richtig üben kann (mit Rampen und so) müssen wir nur jedesmal recht weit fahren - bei uns im Dorf gibt es keine guten Möglichkeiten dafür. Aber zur Not fahre ich mit ihm alle paar Tage in den Skatepark.

Und das mit der Energie ist bei uns auch so! Während andere Kinder schon nörgeln und nach Hause wollen, marschiert er ohne zu murren weiter und hat auch noch Spaß dabei. Da sind viele unserer Freunde neidisch drauf. Muss man auch immer mal hervorheben! :blush:

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Ich habe in meiner Kindheit viele Sportarten ausprobiert, doch hatte oft ähnliche Schwierigkeiten. Mittlerweile mache ich mehrmals pro Woche Krafttraining, das gefällt mir persönlich ganz gut. Man ist an keine Vereinszeiten gebunden und hat sein Programm, welchem man selbst nachgehen kann. Man muss auch keine komplexen Abläufe abrufen oder aufnehmen sondern kann sich voll auf die Ausführung konzentrieren. Man sieht (vor allem am Anfang) auch wie schnell man sich verbessert, was ein guter Motivator sein kann. Für mich ist es mittlerweile ein kleiner Anker geworden im Leben, der mir Struktur und Aktivität bringt. Natürlich kann man ein Kind schlecht ins Gym schicken, aber mit Bodyweight-Übungen lässt sich einiges machen, vor allem bei Bedarf. Eventuell hilft es ihm auch, sich damit passiv in anderen Sportarten zu verbessern.

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Ich kann leider auch aus persönlicher Sicht sagen, dass ich sportlich ne ziemliche Niete war/bin.

Hab einiges probiert, ging immer nach hinten los.

War ganz schrecklich im schulsport. Habe mich immer wie der letzte looser gefühlt und wurde auch so behandelt. Ich hab oft versucht alles zu geben, motiviert zu sein, aber belohnt wurde meine motivation und anstrengung höchstens mit einer 4 aufm Zeugnis. Irgendwann habe ich mich damit abgefunden, dass ich einfach nen looser bin. → man merkt, wie sehr das auf mein Selbstbewusstsein ging.

Ich habe bisher tatsächlich nur einen einzigen sport gefunden, in welchem meine Defizite keine rolle spielten und nie wirklich ein thema war. Es sei denn jemand fragte mich interessiert zu meiner Behinderung und war schlicht neugierig.
Bogenschießen.
Vereine gibt es überall. Tatsächlich habe ich mich dort verstanden gefühlt, war teil des vereins, kein Außenseiter, sondern wurde als mensch einfach so genommen, wie ich war.

Das war wirklich balsam für die seele und hat mein Selbstbewusstsein schon gestärkt.
Man gratulierte sich hin und wieder, wenn man einen echt guten schuss hatte, lachte zusammen, wenn der Pfeil weit außerhalb der zielscheibe war und suchte im rasen Zusammen nach pfeilen, falls sich einer vergraben hatte.
Kein spot, keine Häme, nichts dergleichen.
Das betrifft viele bogenvereine tatsächlich.
Mein Verein damals war ein verein für behindertensport, es gab rollifahrer, sehbehinderte. Welche mit adhs, nen autisten, wir hatten einen jungen mit down-syndrom dabei. Es war wirklich bunt gemischt, alle altersstufen, hautfarben, ethnien, viele unterschiedliche Behinderungen…
Ich war einfach teil der community, statt sonderling.

Ich weiß nicht, wie sehr das deinem sohn mit dem bewegungsdrang funktionieren wird.
Versuch macht klug, würde ich sagen. Viele vereine bieten nen kostenloses schnuppertraining an.

Der sport funktioniert halt nicht mit rennen und hektik, sondern mit ruhe und konzentration. Wenn der pfeil in die scheibe soll, muss man sich halt ordentlich hinstellen und konzentrieren. :wink:
Damals wusste ich von meiner adhs nichts, aber es war nen Volltreffer für mich und ich bin dabei geblieben, wenngleich ich aktuell nicht mehr im Verein bin, aus gründen.

Ich wünsche dir jedenfalls viel erfolg. :hugs:

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