Wenn das Thema vielen offenbar so leicht von der Hand geht, dass es primär als Frage nach Verein oder Software o.ä. gesehen wird, fühlt man sich bald als „besonders schwerer Fall“, wenn man das Grauen nachvollziehen kann. Aber da kommt doch ein Full House an Baustellen zusammen:
Überhaupt mal einen Anfang finden trotz Fristen und autoritärem Druck von außen. Jede Zeile der nicht enden wollenden Formulare macht theoretisch einen neuen Berg an Aufgaben auf. Das ist schon vor dem Start abzusehen, denkt man… Häufchen zusammensuchen, evtl. nicht alles finden, Selbstvorwürfe wg der Häufchen und überhaupt…, Visionen vom nächsten Großputz, unaufschiebbar dringende Besorgung eines ganz neuen Ordnersystems und dringend das Leben ändern. Sich trotzdem unzureichend fühlen und zur Sicherheit prokrastinieren.
Jede Taxi-Quittung hat evtl. eine Geschichte hinter sich: Ach ja, bei dem Termin war damals dies und das. Wenn ich was anderes gelernt hätte oder andere berufliche Entscheidungen getroffen, wie sähe es dann jetzt aus? Und was, wenn das Ergebnis lautet, es ist etwas nachzuzahlen, was dann?
Berater und Freunde (oder Foristen…), die man fragt, finden alles ganz einfach und man solle doch nur XYZ machen, was aber nur das Gefühl verstärkt, sich wie ein Alien zu fühlen. Also schämt man sich vorsorglich doch besser allein.
Die Erklärung ist eben mindestens so komplex wie die jeweiligen Lebensumstände und die individuelle Ausprägung des Störungsbilds. Und viele der Bedenken scheinen noch nicht mal übertriebener Perfektionismus, sondern jedes Vergessen oder jeder Fehler wird potentiell sanktioniert. Und wie sich dann verteidigen, etwas mit ADHS? Wie peinlich, denkt man da.
Vielleicht eine Geschäftsidee: eine Software oder App, die auch die nicht-finanziellen Themen schon über das Jahr aufnimmt und die richtige Ansprache wählt, Typ A, B oder C: zB ab und an mal Fleißsternchen vergibt und unterwegs mit passenden Bildern motiviert, je nach Typ mit guten oder schlechten Aussichten. „Steuererklärungsprobleme gefährden Ihre Gesundheit.“ oder „So könnte Ihr Wochenend-Ausflug im Fall einer Rückerstattung auf Instagram aussehen.“ „Ruhig ein- und ausatmen… Nur weil Sie sich gerade wie ein Komplettversager fühlen, sind Sie das noch lang nicht. Einfach das nächste Papier in die Hand nehmen… Ja, sehr gut.“
Oder je nach Wertesystem auf den Staat schimpft oder aber lobt für den Kindergarten, den man durch die Kirchensteuer mitfinanziert hat.
Ich sehe da einen weisen Avatar als Hologramm. Man könnte dann aussuchen, ob eher Yoda oder zB der Protagonist der letzten Serie, die man geguckt hat, statt die Steuererklärung zu machen. Und der könnte sich dann vermutlich sogar selbst absetzen… In ein paar Jahren wird alles gut, @theunfedmind. Die Merlin-Version der WISO-Software steht in den Startlöchern…