Stimulanzien (Elvanse, MPH) am Wochenende pausieren (zur Vermeidung von Toleranzentwicklung?)- Erfahrungen

Hallo,

ich hatte schon in dem Thread, als ein/e Teilnehmer/in danach fragte, gesagt, dass es eigentlich umgekehrt laufen muss.

Also nicht präventiv Wochenendpausen, ohne überhaupt zu wissen, ob man zu der Minderheit gehört, die wirklich (über das erste Vierteljahr hinaus) ein Problem mit Tolerenzentwicklung hat.

Wenn man dann tatsächlich feststellt, dass es so ist, kann man dann schauen wie man damit umgeht. Aber doch nicht auf Verdacht!

Ich habe mal gelesen, ich glaube es war ein Artikel von Meinrad Ryffel oder irgendwo im Buch von Krause und Krause („ADHS im Erwachsenenalter“), es gebe einige wenige Betroffene, die wiederkehrend Toleranzentwicklung beobachten und deswegen alle paar Monate von MPH auf Amfetamin und wieder zurück wechselten.

Piero Rossi (der vor einigen Jahren einen Blog zusammen mit Martin Winkler betrieb) wiederum schrieb einmal, es werde öfters Toleranzentwicklung gemeldet von Leuten, die Retard-MPH oder Retard-Amfetamin nehmen, aber fast nie wenn sie unretardiertes MPH oder Amfetamin nehmen. D. h. die Umstellung auf unretardiert könne helfen.

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Weiß man sonst etwas darüber ob es überhaupt eine steigende Toleranzentwicklung gibt und ob solche Pausen dem sinnvoll entgegen wirken?

Hier steht schon, dass es sinnvoll sein kann:

Hab kurz Inventur gemacht: 48 x 10 mg. Das sollte für 7 Tage reichen.

Ich bin eine von denen die Elvanse nicht durchgehend nehmen können und am Wochenende oder nach Gefühl ein zwei Tage pausieren . Das hatte mein Arzt bei mir ziemlich schnell festgestellt und mir dann empfohlen. Ich habe an den Pausetagen keine zusätzlichen „Probleme“ nur mehr ADHS und nehm dann auch mal noch auf Bedarf etwas Medikinet

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Da ich ja, wie in meinem Thread berichtet, bis Dienstag MPH-Pause halten muss, werde ich dann mal berichten, ob sich für mich etwas an der subjektiven Effektivität vom Medikinet geändert hat.

Ich glaube nicht so wirklich an die Toleranzentwicklung. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir die Wirkung auch über längere Zeit (1 Jahr, 3 mal täglich Medikinet adult, nicht 1 Tag Pause) erhalten bleibt.

Allerdings mit 2 Anmerkungen:

1 = Es ist für mich sinnvoll, manchmal morgens mit der 1. Kapsel etwas abzuwarten. Wenn ich aufstehe, Medikinet einwerfe, dann paar Bissen Essen und Kaffee hinterher … wenn ich das zu oft mache, da hatte ich schon den Eindruck, dass die Wirksamkeit abnimmt.

Es ist also, denke ich, schon gut, wenn zumindest im Laufe von 24 h die Substanz nahezu komplett vom Körper eliminiert wird. Denke, das ist sinnvoller, als tageweise Breaks. Und viel praktikabler.

2 = Die Nebenwirkungen (Zunahme der Herzfrequenz beispielsweise) wurden weniger mit der Zeit. Ich habe mich dabei ertappt, wie ich dadurch für mich eine mögliche Toleranzentwicklung ins Spiel (gedanklich) gebracht habe. Das ist natürlich nicht das Gleiche.

Zu Elvanse kann ich nichts sagen. Jedenfalls scheint ärztlicherseits schon viel Bedenken bzgl. Toleranzentwicklung zu bestehen, von solchen Empfehlungen habe ich oft gehört.

Nur mal kurz mein Eindruck nachdem ich jetzt ungefähr 10 Monate auf meiner idealen Dosis laufe:

Von einer Toleranzentwicklung kann meiner Erfahrung nach keine Rede sein.
Kurz nachdem ich Zuhause war, Experimentierte ich zwar kurzzeitig mit einer kleinen Erhöhung (bildete mir ein etwas mehr „Schub“ zu brauchen), dies stellte sich jedoch als negativ heraus weswegen ich wieder auf meine ideale Dosierung zurück ging.

Weiß ehrlich gesagt nicht wo dieses Wochenende Break herkommt.

Ich mein, ADHS hat man ja 24/7 und nicht nur unter der Woche auf der Arbeit / der Uni / whatever…

Wenn ich das Elvanse nicht in meiner eingestellten Dosis von 3 x 20ng nehme, bin ich nahezu 0 Leistungsfähigkeit und meine Symptome schlagen voll durch.
Merke ich jeden Abend wenn die Wirkung nachlässt.
Oder wahlweise wenn ich morgens noch keinen wirkpegel habe.

Ja, jeder Jeck ist anders.
Jedoch werde ich für meinen Teil nicht so ein Wochenend Auslass Ding machen.
Einfach weil ich auch am Wochenende funktionieren können möchte.

Und mal ganz ernsthaft:
Ich muss das Wochenende wieder lange Strecken mit dem Auto fahren.
Da wäre es absolut fahrlässig wenn ich das bewusst ohne Medikamente machen würde :zipper_mouth_face:

Ist mir das Risiko einfach zu groß…

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Aus welchem Grund? Weil sich sonst eine Toleranz entwickelt?

Im Grunde wollen wir doch alle diesen Honeymoon der Anfangsphase zurück haben. :adxs_happy:

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Nein im Gegenteil . Es baut sich wohl nicht schnell genug ab .

Wie merkst du das?

Ja die Anfangsphase mit Concerta und Venlafaxin war bei mir damals in meiner Situation kurz vor dem Nervenzusammenbruch schon so was wie ein „Honeymoon“, beim allerersten mal als ginge die Sonne auf, dass werde ich nie vergessen.

Trotzdem passierte was immer passiert, nach einer gewissen Zeit merkt man das auch solche Medikamente nur begrenzt wirken, und dann wird man sehr schnell wieder von der Realität eingeholt.

Und dann merkt man schliesslich, jedenfalls in meinem persönlichen Fall, dass man trotz Concerta und Venlafaxin trotzdem immer noch depressiv bleibt, dass die anfangs positive Wirkung ständig immer mehr nachlässt.

Dann fängt man an hoch zu dosieren, weil man ja eben dieses Gefühl des „Honeymoon“ zurück haben möchte, dann geht es wieder eine Zeit lang besser, bis halt auch das dann sehr schnell nicht mehr wirkt.

Ausserdem fällt einem immer mehr auf, dass man in Wahrheit immer noch am strampeln ist, dass man trotzdem immer noch Sachen vergisst, sich trotzdem immer noch To Do Listen schreiben muss, die Konzentration trotzdem noch zu wünschen übrig lässt.

Und man merkt das diese Medikamente halt auch keine Wunderpillen sind, denn zu einem anderen Menschen machen können mich ja diese Medikamente auch nicht.

Und dann wird mir entgültig klar, ich muss eben schon selbst an mir arbeiten, wenn ich an mir was zum positiven verändern möchte.

Dann dosiert man wieder runter, dabei fällt einem dann auf das dass bei Venlafaxin keine gute Idee ist, man spürt sofort sowas wie einen Entzug.

Und die Depressionen kommen doppelt und dreifach zurück, du möchtest nur noch in einem dunklen Zimmer auf dem Bett rum liegen, und kurz gesagt: es geht dir so richtig beschissen.

Und plötzlich merkst du, da stimmt was nicht, diese Symptome sind Anzeichen für eine Sucht, und dann begreifst du das du im Begriff bist in eine Sucht von einem Anti-Depressiva rein zu rutschen.

Und dann ärgerst du ich, weil dir bewusst wirst, dass das was du anfangs als „gut“ für dich angesehen hast garnicht „gut“ für dich ist.

Sondern ganz im Gegenteil, dass du nun sogar dadurch eine neue Sucht entwickelst, und verdammte Sch**sse, dass ist etwas was ich überhaupt nicht gebrauchen kann, im Grunde ist dass das schlimmste was es für jemanden wie mich mit einer „Suchtveranlagung“ gibt.

Ausserdem hast du inzwischen Bluthochdruck bekommen und das ist alles andere als ein Spass.

Also beschliesst du zuerst mal das Venlafaxin langsam auszuschleichen, was sich für dich zu einer echten Tortur entwickelt.

Die Depressionen kehren zurück, und Juhu, sogar noch um ein Vielfaches schlimmer, als bevor du diese Medikament einnahmst.

Und plötzlich wird dir klar was für eine Sch**sse du dir da eigentlich aufgehalst hast, aber jetzt musst du da durch, dass Zeug langsam ausschleichen, und dann entgültig absetzen, und nachher nie mehr so was nehmen, dass wurde mir dort schlagartig klar.

Und mein Blutdruck bleibt immer noch hoch, die Depressionen sind wie gesagt wieder voll zurück, alles in allem, eigentlich nur beschissen.

Also hilft nur eins, entgültig die Reissleine ziehen und auch das Concerta absetzen, denn immerhin bin ich inzwischen über fünfzig, und ich möchte gerne noch ein Weilchen leben, und nicht bevor ich meine Rente erlebe in einer Schuhschachtel drin liegen, dann lieber auch das Concerta absetzen.

Und dann kam die härteste Zeit die ich nach meinem Burnout durchgemacht habe.

Durch den Entzug von Venlafaxin kamen meine Depressionen doppelt und dreifach zurück, ich war nur noch ein Häufchen Elend, am Boden zerstört, und das sehr lange und sehr heftig.

Ohne das Concerta verstärkten sich wieder meine Adhs Symptome, besonders die Impulsivität und die Konzentrationsschwäche war wieder zurück.

Aber auch meine Antriebsschwäche war zurück, ich musste mich wieder extrem aufraffen um überhaupt irgendwelche Sachen hinzubekommen.

Und meine Aufschieberitis war so schlimm wie in meinem ganzen Leben niemals zuvor.

Alles in allem habe ich drei Jahre gebraucht um aus diesem Sumpf wieder raus zu kommen, mich wieder an die Oberfläche zu kämpfen, ich bin buchstäblich durch die Hölle gegangen.

Und das ganz allein, ohne irgend jemand der mir dabei hätte helfen können.

Ich wollte aber auch alles alleine machen, da meine Lebenserfahrung schon sehr früh gezeigt hatte: „verlässt du dich auf andere, dann bist du verlassen“, also klemme deine Po Backen zusammen und kämpfe dich wieder nach oben.

Und das ist mir gelungen, und ich bin verdammt solz darauf das ich inzwischen wieder gut klar komme, und das auch ganz ohne Medikamente.

Von daher: ich brauche dieses Gefühl des „Honeymoon“ inzwischen nicht mehr, ganz im Gegenteil, denn ich habe gelernt mit mir selbst Frieden zu schliessen.

Ich bin wie ich bin, ich mache Fehler, ich bin nicht perfekt, ich vergesse mal was, ich schiebe Dinge auf, und bla bla bla diese ganzen Adhs Symptome die ich halt habe, aber im Grunde habe ich eigentlich nur das was vermutlich sieben Milliarden andere Menschen auf diesem Planeten auch betrifft, ich bin halt einfach nur ein Mensch. :person_shrugging:t3:

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Schöner Text, Abrissbirne :slight_smile:
Auch wenn der inhalt heftig ist.

Ich pausiere die medis dieses weekend gerne, weil ich mit freunden ne stadtreise mir essen und trinkem mach.
Und ui, die medis waren nicht perfekt und sie überfordern mich, weil ich mich schwer tue die wirkung einzuschätzen.
Aber ohne medis… nervös, krieg den kopf nicht ruhig,motorisch nervöser, negative gedankenspiralen, antriebslos und einfach depressiv verstimmt ohne es genau nennen zu können (ja, meine situation ist belastend im moment, aber nicht erst seit heute morgen)
Ja, emotionen sind wieder mehr da, aber nur sie negativen. Ich muss richtig dagegen ankämpfen und aktiv positiv dagegen steuer

War ich so, bin ich so ohne medis?
Heilige scheisse, wenn ja, wie hab ich das solange ausgehalten?

Für mich kommt ein regelmässiges unterbrechen im moment nicht in frage.

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Gegenfrage:
Woher solltest du wissen dass es

  1. Auch anders geht?
  2. Wie es sich anfühlt wenn es anders ist?

Aber ja, ich weiß genau was du meinst :wink:

Bzgl einschätzen:
Da kann dir u.a. auch Fremdbewertung bei helfen.
Sprich die Außenwirkung.

Wobei hast du denn Schwierigkeiten?

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Gestern Elvanse ausgelassen. Wie oben erwähnt hab ich da den ersten Tag keine verstärkte ADHS-Symptomatik. Heute Medikinet adult genommen. Gefällt mir irgendwie gar nicht. Irgendwie fühle ich mich getrieben, will aber lieber nichts tun.

Kann sein dass ich ans Elvanse gewöhnt bin und der Körper rebelliert.

Mal gucken wie die Folgetage sind.

Bitte auch den Appetit gut beobachten.

MPH ist als Appetitkiller bekannt.
Kann sich auch erst nach ein paar Tagen bemerkbar machen.

Wenn du gar nichts mehr runter bekommen solltest oder massive Schwierigkeiten damit hast, unter Wirkpegel etwas zu essen, bitte spätestens mit dem Arzt sprechen und einen Wechsel anregen.

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Hast du denn bei Elvanse eine Toleranz entwickelt die weiter fortschreitet?

Bei vielen stagniert das ja, dann würden Pausen gar kein Sinn machen :thinking:

also… wenn ich einen tag elvanse auslasse, geht noch. bin ein bischen launischer und grundsätztlich etwas verpeilter. am 2. tag ohne elvanse schlagen alle meine adhs symptome komplett durch und je nachdem wo ich im zyklus stehe, ist das echt ziemlich mies.
kann mich auch schlecht aufraffen und bin sowas von unorganisiert, dass ich mich extrem stresse und dann einfach mitten am tag in ne panikattacke rutsche.
ich habe mich jetzt über das letzte halbe jahr so sehr an elvanse und die wirkung gewöhnt, dass ich mein altes ich gar nicht mehr haben will und ich einfach so gar nicht funktionsfähig bin ohne. mit elvanse habe ich endlich einmal das gefühl im leben, ich selbst sein zu können.
das gibt mir einfach so viel lebensqualität zurück und ich schaffe es tatsächlich mehr und mehr aus der depression zu kommen, was ich einfach nie für möglich gehalten hatte am anfang. manchmal rekapituliere ich das gesamte letzte jahr, seit ich meine diagnose habe, (das ist jetzt gut nen jahr her.) und bin immer wieder verblüfft und irritiert über den absolut krassen unterschied. heute ist absolut kein vergleich zu letztem jahr. :exploding_head:

also… eine längere pause käme aktuell für mich absolut gar nicht in betracht. ich komme aktuell mit 30mg ganz gut klar. manchmal könnte es etwas mehr sein, meistens eher richtung pms-zeit und regel… da schlägt hin und wieder mal mehr etwas durch. wenns wirklich mies ist, behelfe ich mich mit koffein, das federt das ganze ein bisschen ab. (da ich meine medis momentan vom hausarzt bekomme, bis ich beim psychiater einen platz habe, kann ich jetzt schlecht einfach mir was höheres verschreiben lassen. bin auf der warteliste beim psychiater und ich hoffe, ich muss nicht mehr allzulange warten.)

ich finde es zu riskant für meine eigene psychische/emotionale stabilität, eine pause zu machen. ich habe noch nicht genügend coping skills entwickelt, als dass ich mir das erlauben könnte. die baue ich mir gerade auf und nutze dafür aktiv die medikamente bei. ohne die könnte ich das nicht bewerkstelligen.

es ist für mich einfach echt beeindruckend, wie krass der unterschied ist und wie viel mir das hilft. einerseits freut mich das total, andererseits finde ich das auch total schockierend, weil ich dann immer wieder festestelle, was ich mal für eine person war und jetzt nicht mehr sein will. :face_with_peeking_eye: :grimacing:

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Ich weiss, dass es grundsätzlich wirkt, das hat mir auch meine Freundin bestätigt.
Muss aber wieder mal nachfragen, im Moment braucht sie Abstand von ADHS.

Ich habe jetzt verschiedene Dosen MPH (18 - 54) sowie Elvanse (10-20) ausprobiert und ich glaube bei allen eine Wirkung zu verspüren. Nur finde ich, dass der Unterschied z.T. einfach sehr minim ist. Sprich, zwischen 18 und 27 MPH fühle ich keinen grossen Unterschied. Bei Elvanse war es für mich deutlicher (10mg zuwenig, 20mg eher zuviel).
Bei MPH war der erste Versuch mit 54mg zuerst gut dann negativ und beim zweiten Versuch (leider nur nen Tag) fand ich die Wirkung gut.
Aber auch dann ist die Wirkung nicht konstant und ich finde sehr stressanfällig.

Das ist der erste Punkt, der mir Schwierigkeiten bereitet. Der zweite ist Abzugrenzen was jetzt die Wirkung der Medis ist und was sind bereits Ergebnisse von verbesserter Achtsamkeit, Psychoedukation etc.
Klar, zweiteres war evtl. erst möglich durch ersteres.

Kann ich schwer beurteilen. Nehme 50er, hab dann hin und wieder 60/70 für 1-3 Tage probiert. Wirkte besser meinem Empfinden nach. Dazu kommen aber auch andere „Einflüsse“ bei mir wie das Wetter.

Experiment abgebrochen. Hab gestern echt versucht mich zu überwinden etwas auf die Reihe zu bringen. War echt schwer trotz Med. adult.

Habe mir für 6 Uhr einen Elvanse-Wecker gestellt, dann noch eine 45 Minuten gedöst und bin 15 Minuten vor dem geplanten Wecker gut gelaunt aufgewacht. Fühle mich mehr wie ich selbst.

Prinzipiell werde ich Elvanse-Pausen nur an Krankheitstagen oder an verregneten/verschneiten Wochenenden machen.