Studie über Symptome bei Erwachsenen / Differenzierungsprobleme / Medikamentenwirkung

Nachdem ich das erst im „Elvanse Eindosierungs“ Thread posten wollte, denk ich das ist besser als separater Post sinnvoll.

Gibt es denn schon eine konkrete Studie die nicht nur die diagnoserelevanten Symptome aufzählt, sondern auch die „peripheren“ Symptome wie RSD oder generell emotionale Dysregulation - und das vor allem im Zusammenhang mit der therapierbarkeit durch gängige ADHS Medikamente?
Oder die diesbezüglich generell eher Erwachsene im Fokus hat, bei denen die ursprünglichen Symptome möglicherweise aufgrund von maladaptiven Strategien und „maskieren“ ganz anders aussehen können als bei Kindern?

Mein Problem am Anfang war vor allem (wenn ich das auch jetzt bei schon Elvanse deutlich weniger habe und einige Fragen sich da auch gerade klären):

Woran merke ich denn nun bitte subjektiv , ob ein Medikament objektiv wirkt. Und falls es wirkt, ob es zu viel oder zu wenig wirkt.??

Wie soll man die Medikamentenwirkung objektiv bewerten, wenn man die meisten Symptome - aufgrund einer fehlenden Diagnose - sein ganzes Leben lang irgendwelchen anderen Ursachen zugeordnet hat: Trauma („kein wunder dass ich ständig wegen allem Angst habe, wenn ich so ein chaotisches, unsicheres Elternhaus hatte“), Intelligenz („ich denk halt so schnell, dass ich stolpere und ander verstehn mich nur deshalb nicht, weil sie nicht schnell genug sind“), Abhängigkeiten finanzieller oder emotionaler Natur („Ich würd das ja anders machen, aber ich kanns mir nicht leisten“), „objektive“ Stressoren ("zuviel arbeit/zu wenig arbeit/zuviele Hobbies) etc.

  • und die ja nicht sofort alle magisch verschwinden, weil man jetzt „was dagegen nimmt“…?

Woran merk ich denn nun, ob ich mich besser konzentrieren kann, wenn ich weiss dass ich grad an einem Projekt arbeite, dass mich sowieso interessiert und ich (immerhin) schon weiss, dass ich dann ADHS typisch weniger Probleme mit der Konzentration habe?

Oder wenn ich mich nur zum arbeiten motivieren kann, wenn ich genug Stress habe, aber sowieso ständig viel zu viele viel zu knappe Deadlines von meinem Chef kriege, die genug Stress verursachen?

Oder ob mein Rededrang generell niedriger ist, weil ich den ganzen Tag alleine vorm Rechner sitze und niemand zum Reden habe?

Und warum ich dann immer noch am Wochenende nicht zur Ruhe komme / depressiv werde, weil wir ein Haus renovieren und wir drei Kinder haben und ich seit Jahren zuviel Arbeite und keine Zeit für meine Hobbies habe und sofort das Gefühl habe ich komm zu gar nichts und werd eh nicht fertig…
sind das nicht sehr objektive Stressoren, bei denen JEDER gestresst wäre, mit oder ohne ADHS?

Bin ich jetzt gerade UNTER oder ÜBER dosiert…weil ich den ganzen Tag anstatt zu Arbeiten (100% homeoffice) hier im Forum abgehangen bin ?

Oder ist das eigentlich ein gutes Zeichen, weil ich sowieso noch 15 Überstunden bis zum Ende des Monats abbummeln könnte und alle Arbeit die ich dringend erledigen muss schon seit 3 Tagen erledigt habe und anstatt mich trotzdem zu stressen (weil ja jederzeit ne Katastrophe kommen könnte) und eben nicht aus nie endender „Man weiss ja nie“-Angst trotzdem keine Pause machen kann?

Oder prokrastinier ich damit nicht einfach trotzdem nur all die anderen Dinge, die objektiv wichtiger sind als hier meine Meinung kundzutun, aber eben nicht besonders dringend (zum beispiel die berufliche Vorsorge)…?

Welches Medikament wirkt denn nun am zuverlässigsten gegen Prokrastination?
Oder prokrastinier ich gar nicht weil das Medikament gar nicht wirkt, bin überdosiert oder unterdosiert und deshalb einfach im hyperfocus modus gerade, weil mich das Thema so fasziniert?

Woher soll ich denn bitte schön wissen, wie sich „normal“ anfühlt, wenn:
A) Meine Freundin ADHS hat.
B) Alle drei Kinder ADHS haben.
C) die Freunde meiner Kinder ADHS haben.
D) Mein bester Freund ADHS hat.
E) Mein Chef und mein Kollege ADHS haben.
Nicht weil ich jetzt Hobbypsychologe geworden bin, sondern weil sich gleich und gleich eben gern gesellt und 10 % der Bevölkerung auch kein allzu kleiner Heuhaufen ist um sich gegenseitig zu finden.

Im Wiki steht zum Beispiel bei Motivation:
„Wir vermuten, dass die Motivierbarkeit stärker auf die Befriedigung eigener Bedürfnisse ausgerichtet ist als bei Nichtbetroffenen.“

Erleb ich bei meiner Freundin und einigen ADHS Freunden durchaus so.
Ich werd dagegen zu 99% davon motiviert, Sachen für andere zu tun.
Inklusive Sachen, die ich nie für mich selber machen würde, aufgrund mangelnder Motivation.

Ich würd das aber schon durchaus als „Befriedigung eigener Bedürfnisse“ bezeichnen.
Nicht weil alle dann immer so dankbar sind und sich revanchieren, sondern vor allem, weil ich mich dann nicht um Sachen kümmern muss, die mir schwer fallen.
Wenn ich einfach was für jemand anders mache, dass der nicht gerne selber macht, muss ich nicht priorisieren zwischen den hundert Sachen, die ICH gerne machen würde.

Aber auch da:
Ist das jetzt ein ADHS Symptom bei mir oder eher ein comorbides?
Ergo. Kann ich da mit Medikation ne Verbesserung erwarten oder nicht?

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Erstmal zum Thema RSD:

Das ist kein „offizielles“ Symptom. Eher wohl eine Hypothese.

Beim Begriff Rejection Sensitive Dysphoria handelt es sich um ein nicht genauer definiertes und theoretisch unfundiertes Konstrukt. Veröffentlichungen zu RSD beschränken sich daher auf Artikel in einem anekdotischen Stil, welche zumeist auf William Dodson Bezug nehmen, sodass wissenschaftliche Untersuchungen zu RSD nicht bestehen.

Das einzige Medikament was da hilfreich sein soll, ist Clonidin.

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Man würde da von „primären“ und „sekundären“ Symptomen sprechen - die sich dann auch zu Komorbiden Störungen entwickeln.

Ich selbst weiß nicht, ob es Studien darüber gibt, dass eine Behandlung mit Stimulanzien sich auf die sekundäre Symptomatik auswirkt.

Meine Erfahrung allerdings sagt - ja, tut sie! Wie weit ist sicher individuell unterschiedlich und manchmal benötigt es auch noch eine Verhaltenstherapie dazu.

@UlBre kann da sicherlich etwas zu sagen.

Die meisten beurteilen das subjektiv „nach Gefühl“, was nicht immer gut gelingt.

In Studien bewertet man das mit Tests. Tests um die Aufmerksamkeitsspanne und Konzentration zum Beispiel überprüfen. Sonst könnte man das nicht beurteilen.

Auch setzten manche Kliniken und Ärzte Tests dafür ein - bei Erwachsenen hab ich das jedoch selten erlebt. Bei Kindern öfter!

Dann gibt es noch Fragebögen. Ich schau mal, ob ich welche finde!

Das alles spielt da natürlich trotzdem mit rein! Du bist ja nicht „nur“ ADHS!! Das wäre ja viel zu einfach!
Die menschlichen Baustellen sind immer sehr komplex!

Hier gibts auch online einen Fragebogen - ich glaube da wird zwischen Erwachsenen und Kindern nicht differenziert.

Und hier gibts einen Fragebogen für Kinder. Kinder nehmen die Veränderung oft selbst nicht wahr (Erwachsene aber manchmal auch nicht!) deshalb füllen sowohl Lehrer als auch Eltern solche Fragebögen aus.

Gibts aber für Erwachsene auch.

Als ich mich hier im Forum angemeldet hatte war ich auf der Suche nach richtigen Tests (um Aufmerksamkeit und Konzentration zu testen) - konnte mir hier jedoch auch niemand weiterhelfen.

Danke, würde mich schon interessieren.
Ich finde es schon auch echt ne Herausforderung sowas wirklich genauer zu untersuchen, wenn so viele Faktoren mit reinspielen, die in einem klinischen Setting nicht vorkommen, oder durch das klinische Setting verfälscht werden.

Mir ist nach dem posten dann auch irgendwann noch völlig einleuchtend klar geworden, dass ich zwei Tage hintereinander nur 5 Stunden schlaf gekriegt habe.

Das erklärt zumindest für heute schon nochmal die erhöhte ADHS Symptomatik.

Und ich finde es zwar schon auch immer wieder erstaunlich, wie oft ich bei den sekundären Symptomen dachte „Ah, ok, ich dachte das wäre nur typisch für mich…“.

Mittelfristig werd ich auch schon nochmal ne ASS Diagnose anstreben, einfach um das auszuschliessen, mich nervts schon auch echt, dass ich immer alles so ganz klar sortiert haben will und es so schwer akzeptieren kann, dass man das nicht alles so einfach kategorisieren kann.

Aber generell ist mir auch aufgefallen, wie oft ich (leider eben erst im Nachhinein) so ADHS-Primär-Symptom-Kausalketten sehen kann, die dann zu sekundären Symptomen führen bei mir.

Meiner Freundin geht das alles leider hauptsächlich auf den Sack, weil ich das halt nicht nur bei mir mache.
Was ich eben auch nicht nachvollziehen kann, weil mich das einfach total froh macht, wenn ich scheinbar komplexe „kann man halt nicht ändern“ Probleme auf einfache Lösungsmöglichkeiten zurückführen kann.
Weil man eben sehen kann, welches ADHS primärsymptom verantwortlich ist.
Womit wir wieder bei den Fruchtfliegen wären:
90% aller meiner sozialen Probleme lassen sich mit dieser problematischen Erregungskurve erklären.
Aber bei vielen bin ich dann eben trotzdem noch unsicher.
Schaff ichs nicht bei Ärzten anzurufen, weil ich einfach soziophob bin, oder liegt es mehr daran, dass ich Angst habe nicht ernst genommen zu werden, oder dass ich abgelehnt werde, oder stresst es mich einfach tierisch, dass ich dann zurückrufen muss (weil ich das prompt vergesse und es mir erst wieder Abends einfällt) wenn keiner rangeht oder zu einer bestimmten Uhrzeit dran denken muss?

Und da wärs eben dann eher hilfreich das diagnostisch oder mit Hilfe eines VT abklären zu müssen, statt zu hoffen, dass das einfach mit der Medikation weggeht.
Wäre es nur das planen/organisieren, gäbs ja ne Chance, aber gegen soziophobie würde dieselbe Medikation vermutlich eher nicht helfen.

Das ist jetzt auch nur ein Beispiel, ich such da jetzt gar nicht konkret zu jeder Unklarheit ne Antwort…

Also - bei diesem ganzen Dilemma fällt mir ein - mach was mit Achtsamkeit. Medikamente können etwas helfen - aber am hilfreichsten ist’s in solchen Fällen an den „Denkgewohnheiten“ zu arbeiten. Bzw damit aufzuhören - was nicht geht.

Aber - mit dem Sein was gerade ist - und wie fühlt sich das an? - das ist einfach und führt die Aufmerksamkeit in den Körper.

Empfehlung auch: Eckart Tolle zum Beispiel. Oder Byron Katie. Is quasi dasselbe in grün.

Ok, ich versuch das nochmal etwas strukturierter aufzulisten, welche Symptome ich habe und bei welchen ich die Wirkung von Medikamenten gut oder schlecht wahrnehmen oder gar nicht wahrnehmen kann.
Also nochmal zum Kontext: Ich nehm gerade bis zu 70mg Elvanse und das ist hier auch ein bisschen einfach Dokumentation für mich selbst, da jeder hier vielleicht bisschen andere Symptome hat oder die anders priorisiert. Geht mir eben hauptsächlich darum, anhand konkreter Beispiele nachvollziehen zu können, welche Erwartungshaltung ich gegenüber der Medikation haben kann, was diese spezifischen Symptome angeht, bzw. im Folgeschluss, wie ich überhaupt eine „zuviel“ oder „zuwenig“ Wirkung feststellen kann, wenn ich noch am Eindosieren bin…

Und weil das schon wieder sooo viel ist, mach ich mal für jedes Symptom einen eigenen Post, das macht das antworten vielleicht leichter. Wenn mich das Forum denn lässt…
Here we go:

  1. Innere Unruhe / Stressgefühl ohne EINDEUTIGEN konkreten Zusammenhang
    Insgesamt bin ich ja sehr froh über die (hoffentlich) objektive Verbesserung was emotionale Stabilität und innere Ruhe angeht, die ich momentan schon recht eindeutig Elvanse zuordnen kann.
    Das war und ist schon nach wie vor auf meiner Liste der bei mir zu behandelnden Symptome auf Nr.1.
    Das geht glaub ich bei mir auch Hand in Hand mit dem nächsten Symptom:
  1. Generelle Anxiety / sich unter Strom fühlen um ständig potentielle Katastrophen abwenden zu können.
    Die generelle Anxiety ist auch so gut wie nicht mehr wahrnehmbar.
    Das wird auch oft beschrieben als „Nebenwirkung“, einiges kommt sicher auch wirklich daher, dass man besser in der Lage ist konkret auf konkrete Probleme zu reagieren anstatt einfach nur überfordert zu sein, aufgrund von mangelnder Motivation/Planungsfähigkeit etc.
    Aber einiges ist glaub ich auch wirklich nur diese Fehlleistung des Gehirns, die unbestimmte Unruhe irgendeiner konkreten Gefahr zuordnen zu wollen.
    Ergo: Keine Unruhe, Keine Gefahr.

Ich bin ja generell nie ganz sicher, wieviel bei mir tatsächliche medikamentöse Wirkung und wieviel einfach nur situationsbedingt kein Problem ist, aber wir hatten durchaus in den letzten 2-3 Wochen 2-3 Situationen in der Familie, die bei mir auch sehr viel mehr Anxiety auslösen hätte können (Gesundheitsprobleme vom Kind, finanzielle Engpässe), als das dann der Fall war.

  1. Probleme mit der Regulierung der Aufmerksamkeit.

Generell merk ich bei der Aufmerksamkeit bei mir nicht wirklich so einen massiven Unterschied.
Weder beim zuviel noch beim zu wenig. Bei Medikinet hatte ich das sogar eher noch schlimmer.

Ich hab tendenziell sowieso eher ein Problem mit Hyperfokus (zum Beispiel beim stundenlangen Verfassen von Forumsbeiträgen). Ich mach halt dann trotz Hyperfokus Flüchtigkeitsfehler, weil ich was überlesen habe oder was falsch erinnert habe oder gar nicht erinnert habe.
Wenn das zum Beispiel am Anfang eines Projekts passiert, kann das durchaus auch mal genauso fatale Folgen haben („Tolles Referat, leider war das nicht das Thema“), wie für jemand anders konstante Unaufmerksamkeit.
Aber ich finde das - sowohl mit als auch ohne Medikation - wesentlich schwerer quantifizierbar, als die komplette Unaufmerksamkeit (vor sich hinträume), die ich von anderen Menschen mit ADHS kenne und ich (behaupte ich mal) so gut wie nie habe.
Hängt vermutlich auch mit dem AHDS Typ zusammen, aber für die medikamentöse Wirkung sollte der doch eigentlich keine Rolle spielen, oder?

Ich find das aber auf jedenfall bei mir extrem schwer zu abstrahieren von der aktuellen Situation: Langweilt mich die Arbeit weniger bin ich deshalb weniger ablenkbar, oder ist die Arbeit gerade objektiv weniger langweilig für mich?
Hab ich grad wirklich etwas sehr wichtiges zu tun (zum Beispiel diesen Beitrag schreiben), oder denk ich eben das ist wichtig, weil das eben gerade zufällig eins meiner Langzeit-Hyperfixationen ist und ich deshalb im Hyperfokus bin?

Für mich wäre es auf jedenfall vor allem ein Indiz dafür, dass die Medikamente einen Effekt auf die bessere Aufmerksamkeitsregulation, wenn ich ein Thema auch einfach mal liegen lassen könnte.
Und das kann ich nach wie vor nicht besonders gut, es sei denn es gibt nen wirklich triftigen Grund dafür.
Oder ist es halt doch ein Indiz dafür, dass ich überdosiert bin gerade…?
Gibts dazu Erfahrungen hier im Forum?

  1. Soziale Situationen /Soziophobie /RSD

Ich fühl mich in sozialen Situationen immer noch ziemlich unwohl, aber auch da würd ich behaupten, dass sich das grad möglicherweise aufgrund der Medikation etwas weniger nach Phobie anfühlt, sondern eher nach Überforderung und Unsicherheit.
Dass ich überfordert bin, hab ich früher schon oft damit in Verbindung gebracht, dass mein Gehirn eben viel zu aktiv ist und sich in sozialen Situationen viel zu viele mögliche Interpretationen ausdenkt und zuviele potentielle Konflikte findet.
Oder dass es so gelangweilt und ungeduldig ist aufgrund von viel zu vorhersehbaren Konversationen („Na, wie gehts?“ „jaja, muss ja“ „und das wetter blablabla“) und es dann wahnsinnig viel Energie kostet, nicht reinzuplatzen oder zu sagen was ich wirklich denke und daher die Angst vor sozialen Situationen kommt.

Warum es sich evtl. weniger nach Gefahr anfühlt jetzt, obwohl sich an dem, was in meinem Gehirn abgeht eigentlich nicht viel verändert hat, könnte ich jetzt zum Beispiel also nicht sagen.

RSD Ist ja sowieso kein offizielles Symptom, aber es fühlt sich auch nicht reduziert an: Ich hab vielleicht nicht mehr dieses starke „Alarmalarm“ Gefühl, wenn ich in einer unangenehmen sozialen Situation bin, die erfordert, dass ich irgendwas tue.
Aber der Grund warum ich das immer noch so unangenehm finde, ist vermutlich schon die Sorge, jemand auf den Schlips zu treten oder dass das eigene Befinden nicht respektiert wird oder das ich dann nicht mehr gemocht werde?
IWas ich halt sowieso nicht ganz verstehe, weil es mir im Grunde genommen eigentlich meistens schnurzpiepegal ist, wie Leute mich finden, es sei denn das könnte direkte, negative Auswirkungen auf mich haben. „Angst vor Zurückweisung“ ist für mich eigentlich was konkreteres.

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  1. Gedächtnis

Ne kurze Forumssuche hat ergeben, dass es nicht viel Erfahrungsberichte zum Zusammenhang Gedächtnis/Medikation gibt, vielleicht ist das auch einfach was, was nicht gut anspricht auf die gängigen Medikamente?
Ich bau zwar sowieso mein „externes Hirn“ immer weiter aus, aber wenn dann mein Handy mal nicht lädt über Nacht, weil das Kabel nicht drin steckte, dann hab ich gleich nen ganzen Rattenschwanz an Problemen, weil mein Gedächtnis eben ohne Unterstützung nicht viel beiträgt…

Auch da ist es oft schwer nachzuvollziehen, was den wirklich Gedächtnis und was was anderes ist: Ich bekomm im Hyperfokus modus auch einfach nichts mit und dann hat meine Freundin mir zwar was gesagt, aber was ich nicht höre, kann ich ja auch nicht vergessen, das ist dann ja kein Gedächtnisproblem, oder?
Aber wenn ich Abends nicht mehr weiss, was ich morgens noch wusste und geplant hatte und wenn ich nicht mehr weiss was ich im Zimmer wollte und wenn ich bei Mathe immer noch schwierigkeiten habe, wenn ich mir für eine Aufgabe mehr als 3 Zahlen merken muss…
Ist das dann eigentlich überhaupt etwas, was mit Medikation bei irgendjemand krass besser geworden ist?

  1. Motivation/Follow through/Task switching

Was Motivation angeht wurde ja auch schon zur genüge berichtet, was ich auch finde:
Sachen anzufangen, die nicht viel Spass bringen geht zwar manchmal leichter, aber macht auch nicht wirklich mehr Spass …
Was ich aber schon meine zu merken, ist dass es einfacher ist Sachen zu Ende zu bringen WENN ich mich denn dann mal aufgerafft habe.
Also dann nicht die Arbeit nach der Hälfte liegen lassen, weils einfach soooo langweilig ist.
Aber auch da ist es schwierig nachzuvollziehen, bei welchem Medikament oder bei welcher Dosis das am besten funktioniert finde ich.
Ich hab ja einfach nicht immer diesselben Aufgaben am Tag und sowas wie Haushalt viel mir noch nie so schwer, da hab ich meine Routinen und wie und wann ich Sachen mache reicht mir eigentlich als Motivation.
Ja, es gab schon in der Zeit seit ich angefangen habe mit Stimulanzien diverse Momente von „Das wollte ich seit Ewigkeiten machen und jetzt hab ichs einfach gemacht“.
Aber ohne den Langzeitvergleich könnte das schon auch noch ein Placebo Effekt sein, weil „jetzt bin ich ja medikiert, jetzt muss ich mir das auch beweisen, dass ich mehr schaffe als vorher“.

  1. Depressivität / Dysphorie bei Inaktivität

Ein Hauptsymptom bei mir war ja, dass ich zwar ständig geklagt habe, dass ich keine Zeit für meine Hobbies habe, aber es am schlimmsten war WENN ich dann eigentlich mal Zeit hatte.
Ich bin zwar zeitlich überfordert, aber mittlerweile weiss ich auch, dass vieles davon vermeidbar wäre.
Alles was „nur“ Spass macht, oder „nur mir“ Spass macht, fühlte sich halt nur noch sinnlos an. Warum genau wusste ich auch nicht, da hätte ich zwar ein Dutzend Theorien, aber da denk ich halt generell schon, dass das eher ein Problem für die Therapie ist, als für Medikamente.
Ich bin ja nicht wirklich depressiv. Meine Hobbies WÜRDEN mir ja durchaus Spass machen - wenn ich wüsste wie ich sie priorisieren könnte.
Letzten Endes ist das ja schon das grosse Problem bei mir mit dem ADHS: Ich funktionier seit Jahren nur noch mit Müh und Not, weil ich insesamt überfordert bin und keine Strategien habe zum Nein sagen, weil ich mich ständig minderwertig fühle im Vergleich zu all den „Normalen“ da draussen, weil ich nicht unterscheiden kann, ob ich jetzt körperlich oder geistig erschöpft bin, weil die Signale nie parallel laufen bei mir.
Trotzdem hab ich das generelle Gefühl momentan weniger ungllücklich zu sein, auch wenn ich nicht mehr Sachen mache für mich, oder Sachen die Spass machen.
VIelleicht ist das ja auch nur ein Effekt davon, dass ich mich emotional vielleicht einfach generell gerade nicht mehr so doll auf und ab bewege und mir die unteren Enden der Stimmungskurve nicht mehr so schlimm vorkommen und ich daher die oberen Spitzen dann auch nicht so doll vermisse?

Wie ist eure Erfahrung denn mit Hobbies und Freizeit? Merkt ihr da eine direkte, unmittelbare oder auch eher nur eine indirekte/langfristige Wirkung durch Medikamente?

Ich finde sehr schön, wie klar du das alles formuliert hast.

Zur letzten Frage kann ich nur sagen, dass sich das auch bei mir unter der bisherigen Medikation noch nicht verändert hat. Ich jammere seit Jahren oder Jahrzehnten, dass ich keine Zeit für mich (meine Interessen) habe und sehe in den letzten Wochen deutlich, dass die zeitliche Überforderung definitiv oftmals vermeidbar wäre, wenn ich anders aufgestellt wäre. Dann kommt hinzu, dass ich denke, ich darf mir erst Zeit für mich nehmen, wenn ich die wichtigen Sachen alle erledigt habe (haha, also nie?) bzw. alle anderen versorgt sind. Dann kommt bei mir noch hinzu, dass alles irgendwie eins ist. Mein Leben ist gar nicht unterteilt in Arbeit, Familie, Freunde, Freizeit usw. sondern es hängt alles komplett zusammen und vermischt sich (was auch damit zu tun hat, dass ich selbständig tätig bin und daher viel zu viele Freiheiten besitze, dass selbst einzuteilen und an den meisten Tagen von zu Hause aus arbeite. Ich versuche seit vielen Jahren mir einen Stundenplan für mich zu erstellen, in dem auch Freizeit eingetragen ist und was genau ich dann mache. Es gelingt mir nicht. Mein Plan ist super durchdacht, aber sobald ich sage, ab heute setze ich ihn um, ist schon der erste Eintrag des Tages hinfällig, weil ich mir wieder selbst eine neue Hürde auferlegt habe oder so…

Aber vielleicht kann man das auch üben, ob mit oder ohne Medikation: einfach ein Date mit sich selbst ausmachen um xy zu machen-

Vielen Dank, dass du deine Gedanken teilst.

Gerne, ist ja auch alles einfach ein Prozess und passend zum Rest meiner Persönlichkeit fällt es mir auch hier leichter, mich dazu zu motivieren, sowas durchzuziehen, wenn ich nicht das Gefühl habe, dass ich es NUR für mich mache…:slight_smile:

Was mir zu Punkt 7 auch noch einfällt, gilt auch generell für alles rund ums spät-diagnostizierte ADHS: Da is sooooviel schief gelaufen, weil ich nicht wusste was das Problem ist, dass ich jetzt das Gefühl habe, dass ich alle Probleme sofort und am besten übermorgen gelöst kriegen muss.

Ich mein, das Gefühl keine Zeit zu haben ist zwar schon sehr typisch ADHS, aber vieles liegt aber eben auch nur an der späten Diagnose und daran, dass ich ein paar Sachen nie gelernt habe:
Wie priorisiere ich, was zu tun ist, wie teil ich mir meine Zeit und Energie dafür ein und wie haushalte ich mit meinem Geld…
Da bin ich eben jetzt überall so weit im Minus, dass einfach tatsächlich faktisch keine Zeit ist.

Und da muss ich mir eben tatsächlich jetzt erstmal überall bisschen Luft schaffen, was eben nicht alles in ein paar Wochen oder sogar Monaten funktioniert.

Die Tatsache, dass mich das nicht rotzunglücklich macht gerade, ist schon auch echt nicht zu vernachlässigen.

Es geht mir halt immer mal wieder ein Licht auf, weil ich jetzt eben weiss, dass ich mich nicht damit stressen muss etwas unbedingt so hinzukriegen, wie das alle anderen ja auch hinkriegen, sondern dass ich eben gewisse Stützen oder Hilfen brauche oder einfach andere Tools finden muss, die für mich besser funktionieren.

Wie zum Beispiel ne Haushaltsapp, die sich mit meinem Bankkonto verbindet und automatisch alle Einnahmen und Ausgaben in verschiedene Bereiche sortiert, und in dem ich mir dann dafür Budgets erstellen kann… OHNE dass ich jeden Kassenzettel aufheben und dann in eine Tabelle eintippen muss.

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Das mache ich mit ynab. Geht aber in Deutschland nicht mit allen Banken automatisch. Ich habe Ing und Revolut - die funktionieren. Das ist wirklich die einfachste und komfortabelste Budgetmethode sie es gibt. Für mich war es am Ende die einzige die auch auf Dauer funktioniert hat.

Tipp: zusätzliches Konto bei Revolut anlegen für die flexiblen Kosten.

Selbst in Revolut allein kann man Kategorien anlegen und sieht wo das Geld geblieben ist (das allein hilft aber keinem wirklich- helfen tut nur budgeting).

Andere Lösung: mein Sohn macht’s aktuell so, das er sich jede Woche Geld auf das Revolut Konto bucht zum ausgeben.

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Das ist ein totaler Teufelskreis. Je mehr ich im Minus war desto mehr hab ich gearbeitet. Weniger Schlaf, schlimmere ADHS Symptome und dadurch noch weniger Kontrolle über Geld - also noch mehr minus und noch mehr Arbeit.

Ohne das Hilfsmittel (die App) hätte ich das nie ändern können.

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Oh, danke für den Tip!
Ich hab heute schon den ganzen Tag damit verbracht und brauch erstmal ne Pause, aber ich bin noch nicht so hundert prozent überzeugt von den Apps die ich mir bisher angesehen habe, also schau ich mir die gern noch an.

Mein Problem ist grad leider so ein bisschen, dass meine Freundin halt nicht mitzieht.
Wir sind seit 20 Jahren zusammen und haben immer noch kein Gemeinschaftskonto.
Ich hab das reguläre Einkommen, daher gehn davon die meisten Fixkosten ab, sie hat das Budget für die „flexiblen“ Ausgaben.
Aber sie hat auch noch ADHS und macht nichts aktiv dagegen und daher vermischen sich unsere Budgets ständig und dann ist es ein ständiges Gerangel darum wessen schuld es jetzt war oder was jetzt wichtige Ausgaben waren und nicht…

Ich hab zwar in der Vergangeheit schon auch paar Scheissentscheidungen getroffen finanziell, aber sie durchaus auch…

Solange wir nicht zu doll ins Minus rutschen oder keine grossen Sonderausgaben haben läuft das auch leidlich, aber es crasht halt ständig und trotzdem ist ihr ihre Autonomie wichtiger als das Gesamtwohlergehen.
Das is nicht nur alles ADHS, aber ich versuch mich eben jetzt auf Lösungen zu fokussieren, die eben NICHT nur funktionieren, wenn man neurotypisch ist.

Die Mathematik ist ja nicht wirklich schwer: EInnahmen-Ausgaben=Budget…:slight_smile:
Die Umsetzung ist eben das Problem…
Ich mein, ich hab jetzt zwar heute medikamentös gesprochen schon das Gefühl gehabt, dass ich entweder über oder untermedikamentiert war, weil ich stundenlang hyperfocus hatte…aber der war eben tatsächlich grösstenteils produktiv und auf etwas das mir normalerweise hauptsächlich Bauchschmerzen und Fluchtinstinkte beschert.
Und ich bin jetzt nicht komplett frustriert und deprimiert, weil es „ja eh nix ändern wird“.

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