Super-Easy oder fast unmöglich

Hallo in die Runde,

Ich bin erst jetzt mit Mitte 40 auf dem Weg zur Diagnose und da fehlt mir die eine oder andere Erkenntnis aus jungen Jahren.

Seit ich mich mit ADHS beschäftige merke ich bei mir, dass im Grunde genommen alles gut läuft, solange mir die Dinge ohne großen Aufwand „zufliegen“. Sobald ein bisschen Aufwand dazu kommt (auf den Punkt an Dinge denken, etwas erarbeiten, oder Ähnliches) fühlt es sich wie Schwerstarbeit an und wird fast unmöglich. Dazwischen ist wenig zu finden.
Das belastet mich, weil darunter Aspekte im Job und auch in der Freizeit leiden.

Geht es euch auch so?
Wie geht ihr damit um?

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Mir ging es auch immer so: entweder läuft alles wie am Schnürchen, oder es ist ein super Krampf.

Allerdings glaube ich nicht, dass es an den Schwierigkeiten lag, die da waren, sondern daran, dass es manchmal halt eben leicht war, und man die Schwierigkeiten einfach lösen konnte.

Was mir sehr auffälllt, dass an Tagen, wo es einem schwer fällt, eben die Sicht, die Bewertung anders ist.
Nehmen wir an, es gibt eine Aufgabe: Kompost wegmache. Man findet kein Kompostgefäss, man sollte ihn in Garten bringen. Eine an für sich einfache Tätigkeit wird deswegen als schierig empfinden, weil es Nebentätigkeiten gibt, die man unangenehm findet.
Eine Aufgabe verschachtelt sich ja.
So sehe ich an mir, die ganz einfache Tasks - kann ich erledigen, alles andere kann liegenbleiben, weil ich was suche nuss, was im Keller holen soll, was wegwerfen soll, aber kein abfallsack da ist u.s.w u.sf.

ich kenn diese Ambivalenz.
Wenn ich am Abend schwimmen möchte, ist es zu mühsam aufs Velo zu steigen, das Wetter ist zu kalt, zu warm, der Weg zu lang, die Hoffnung, dass jemand im BAd ist, denn ich kenne fehlt.
An einem guten Tag hab ich einen Funken zu gehen, und ich gehe…

Keine Ahnung, wie man diese Schwankungen in Griff bekommen kann.
Vielleicht gibt es Medis, aber nur Anitdepressiva, helfen da nicht. Ich nehme Escitalopram, sie helfen mir zwar zu mehr Energie i.a., aber für die beschriebenen Schwankungen halfen sie mir nicht.
Aber immerhin fühle ich ich nicht depressiv, aber eben oft unfähig, meine Sachen zu erledigen, eine Ungewissheit, die permanent STress bringt.

Im Job war es insofern besser, als dort die Aufgaben klar waren, und ich meinen Job im IT-Bereich gerne machte.
Alles was man nicht so gerne macht, ein Kampf.
Wenn man in einer Situation ist, wo man das mal checkt, dann sieht man auch, warum man die Altlasten angesammelt hat - nämlich, weil es unmöglich war, diese zu lösen. So sitzt man auf ihnen, und kämpft…
Vieles ist dann Selbstakzeptanz, man muss sich dann aufs wichtige Konzentrieren - ich sage immer - den Keller räumen, können dann meine Nachkommen.
Nun wär’s schön, wenn ich es schaffen würde, mein Homebüro einigermassen wohnlich hinzubekommen…
Nun versuche ich quasi in einer Abfallmulde, meine SAchen so zu haben, dass ich dort noch die Übersichthabe, das wichtige zu erledigen (Zahlungen, Steuer u.s.w. )
Was ja noch interessant ist, resp. eben tragisch, dass unsereins oft das Problem hat, Zeugs wegzugeben - für mich trifft das eben zu. So stapelt sich das Büro mit sehr viel Papier, was ich wohl einfach wegschmeissen könnte. Aber es sind extreme Widerstände, dies zu tun.

Eine Diagnose kann wohl helfen an eine richtige Medikamentierung zu kommen, was vielleicht, hoffentlich hilft, zu mehr Konstanz zu kommen…
Viel Glück!

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Ja, das kenne ich. Es gibt Angelegenheiten, da kann ich mich festbeißen, also auch absurd hohen Aufwand treiben, und andere, wo mich jedes Hindernis gleich entmutigt.

Herzlich willkommen, @cubistica ! :adxs_knuddel:

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Es ist genau diese Entmutigung.
Manchmal bin ich , oder falle ich in Energie und Stimmunglagen, wo mir selbst das Wechseln des Printerpapier fast unerträglich ist-
Ich hab das beobachtet, dass der Angstlevel sehr hoch ist, im Glauben auch, dass ich etwas kaputt machen könnte, ja fast die fixe Idee habe, dass es irgendwie „nicht geht“, oder nicht direkt geht nur mit Verschachtelung -als „dass es kompliziert“ wird, und ich „keine Zeit habe“ - es ist wirklich ein qualvoller Zustand. (Obwohl rational völlig unerklärlich).
DAnn kann das Lächeln einer Person, mich ev. grad in einen anderen Zustand bringen. Der Kontakt mit Personen ist einer der besten postiven Trigger (natürlich auch in negativer Richtung sehr „wirksam“).
Aber auch das kann ich nicht steuern. Ich könnte ja telefonieren oder so, aber das schaffe ich aus dieser Art von Zuständen nicht, es ist mir zu unangenehm. (Im Geschäft gab es halt immer Kollegen, die da waren, und wo man sich irgendwie austauschen konnte, was echt hilfreich ist).

Ja genau das mit dem blockiert sein kenne ich auch nur zu gut. Etwas geht nicht wie gewollt und man schwankt zwischen Verzweiflung und Wut. Aber statt jemand zu fragen, um Hilfe zu bitten oder einfach nur Bescheid zu sagen, dass es ist, wie es ist, klappt nicht in dem Moment. Das führt immer wieder zu Problemen.

Das funktioniert bei mir auch nur bedingt, wenn ich in den Momenten positiv angesprochen werde. Nicht selten kommt dann ein ärgerlicher Rechtfertigungsschwall aus mir raus und ich bin meinem Gegenüber völlig ungerecht.

Wie oft hatte ich schon mit dem Probleme, mich verzettelt zu haben, aber nicht nach Hilfe gefragt zu haben.
Ich befasse mich ja jetzt sehr intensiv mit diesem Thema der „Blockaden“. Man steckt eben a) so drinnen, hat wohl immer nach das Gefühl man schafft es. Und wenn der Termin da ist. Dann halt die „Katastrophe“.
Es ist ja schon möglich, mal ein Brainstroming zu machen „wo stehe ich?“. Dennoch ist es für mich sehr, sehr schwierig, die Ängste zu überspringen, und das zu machen, was man sinnvollerweise sollte, als mit den Leuten reden, den Standort beschreiben, nachfragen, was man tun könnte - ob man die Aufgabe vielleicht anders formulieren kann, u.s.w.
Ich bin oft sehr angehaftet in meinem Mindset. Ich hatte gerade ein löngeres Mail an meine Schwester geschrieben. Bei mir sind es tief liegende diffuse Ängste, die oft irrational sind, nicht erklärbar, die Dominanz und Last der Ängste,

Ich weiss zum Beispiel, wenn ich z.B schwimmen gehen, oder joggen. Aber aus einem Gefühl man hat keine Zeit, man müsste anders. Geschweige denn, „es ist kalt draussen“, „es regnet“, „Da Velo ist unangenehm zu gebrauche u.s.w.“
Es für mich total schwierig, diese Ängste zu abstrahieren, so ähnlich als hätte man ein Bier vor sich, und man denkt es sei Pisse drin. Einfach eine Angst, die alles blockiert. Durchaus mit einem Gefühl von Ekel vergleichbar.
DAzu kommen noch andere SAchen, man könnte ja z.B jemand fragen, ob er mitkommt… (macht man halt auch nciht).
Und dass gerade die „Idealperson“ sich meldet, super, dass Du gerade anrufst, ich wollte gerade… das ist doch ziemlcih selten.

Sicher kann man an den Rahmenbedingungen arbeiten…
Ich wollte diese Woche ja zum Coiffeur… immer noch nicht angerufen. Heute rentiert es sich nicht mehr, da es unwahrscheinlich ist noch einen TErmin diese Woche zu bekommen…
So ein Bullshit, aber warum telefoniere ich nicht???
Die Ängste sind da, spürbar, man weiss es ist Bullshit, trotzdem ist es schwierig solche Ängste zu überwinden. Vielleicht sind sie gerade deswegen so schwierig zu überwinden, weil sie so irrational sind, wie Angst statt Bier Pisse zu trinken.

Agressiv werde ich nicht, es ist mir einfach oooberpeinlich, ich fühle mich gedemütigt.
Oft bin ich dann aber noch überrascht, wenn die Leute durchaus freundlich und wohlwollend sind.
Das kann ich im Vorfeld eben nicht spüren, es ist ja immer die Angst getadelt zu werden. Warum???

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Vielleicht kann das uns motivieren…

Du sprichst mir grad sehr aus der Seele. Und mein Gegenüber argumentiert dann trotzdem…. Ja wenn du weißt, dass dein Verhalten in die Eskalation führt, dann mach doch einfach….

Und ich weiß nicht, wie ich ihm klar machen soll, dass es für mich in dieser Situation nicht „einfach“ ist….

Heute hatte ich eine interessante Beobachtung., pkto „Blockade“.
Ich hatte nicht gerade einen Super-Easy-Tag. Am Morgen konnte ich mit wenig Begeisterung ein paar einfache Haushaltarbeiten bewältigen, wie meine Lieblingsarbeit - den Teppichboden auf den Knieen wischen. Ich persönlich verwende nie den Staubsauger. Auf eine Art finde ich es faszinierend, wieviel Dreck man aufsammelt. Zudem hilft mir die absolut simple Tätigkeit manchmal zu Ideen zu kommen, die manchmal sogar „funken“ (was ja wichtig ist, Funke, Inspiration und das innere Gefühl, in die Gänge zu kommen).

Am Nachmittag verfiel ich, wie oft, in ein eine Phase von empfundener Interesselosigkeit die sehr unangenehm war.
Da versuche ich mir manchmal Inpulse zu geben, indem ich youtube-Videos anschaue. Ein kurzes Video kann Wunder bewirken, wenn es mir gefällt, wie das verlinkte, gibt mir einen Kick.
Heute empfand ich alles Videoinhalt, als „schal“ oder sogar „belastend“, was den Zustand eher verschlimmert.

Daraufhin ging dann mit dem Hund raus. Ich fühlte mich auf dem Spaziergang dann wirklich unpässlich, und hatte total Angst, dass mich der Hund zu meinem Freund führt - die Türe war dort offen. Eine Begegnung wäre mir fast unerträglich gewesen.
Der Hund ist lustig, er möchte manchmal Bekannte besuchen und wählte heute diese Route.

Ich war froh wieder zu Hause zu sein und legte mich dann etwas hin. Ich möchte ja nicht den ganzen TAg verpennen… aber manchmal fühle ich mich liegend, ohne etwas zu tun, fast am wohlsten. Ich möchte auch nicht schlafen, es ist eher, so eine Art fühlen.
Nach einer Weile, stand ich wieder auf. Ich spürte -ganz leicht, - dass sich etwas verändert hatte. Ich dachte an die Wäsche, die noch in der Maschine war und ging diese holen und aufhängen.
Danach schaffte ich es auch, das gesammelte Moos auf meinem Vordach zu verteilen.
moos
(Wenn es windet, fällt oft Moos von den Bäumen an Boden, und wenn es viel hat, sammle ich es - um auf meinem Veloständer anzusiedeln).

Es ist unerkärbar - es gibt einen ganz winzigen Unterschied, ob es „einem grausam ankackt“, oder ob man BLOCKIERT ist, letzeres ist kaum zu überwinden.

Ich bin auf der Suche, nach zuverlässigen „Mitteln“ mich zu entblockieren.

In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass ich es schon mit EFT versuchte, eine Kopftechnik, die effektiv die GEfühle ändert. Nur passierte es mir nicht selten, dass ich in „schlimmere“ GEfühle kam. (Ist halt alles heikel, wenn man etwas versucht und nicht in Begleitung eines Therapeuten).
Was mir manchmal noch hilft, es gibt eine Stab-Übung, was vom Akppunkteur meiner Freundin empfohlen war.
man steht jeweils 2Minuten auf dem Stab - unter den Zehen, Fussballe, Fusshöhle, Fersen, dann zweiter Fuss, also 16 Minuten.
Oft bewirkt es eine kleine Verbesserung.
Was mir auch manchmal hilft, die Anwendung von Zahnseide. Anscheinend kann es wirken, wenn man sich auf etwas Fokussieren muss. Man ist ja dann ganz auf die Aktion konzentriert.

Ich denke mir, ein Trick ist wirklich etwas zu tun, was auf Grund der Tätigkeite eben die Aufmerksamkeit voll auf sich zieht. Das kann natürlich auch Sport sein, wie joggen. Nur der Weg dorthin…
Vieleicht zuerst Stab, dann eine Runde EFT, dann der Versuch ins Schwimmbad… es kann klappen - aber der Wille etwas zu tun, muss natürlich vorhanden sein.
Aber das ist es ja: Bei Blockaden ist es ja nciht so, dass der Wille grundsätzlich nicht da ist.