Hallo in die Runde,
mir ist heute (wieder einmal) das Thema Tagträumen/Wegträumen auf die Füße gefallen. Ich bin in einem Gespräch an einem unbedeutenden Detail falsch abgebogen und habe dadurch ein wichtiges Detail verpasset. Ich muss nicht weiter erwähnen, dass dann die übliche Kaskade losging: … tausendmal sorry sagen, sich falsch fühlen, nicht richtig zu sein und erst mal nicht in der Lage zu sein, an etwas anderes zu denken.
In Gedanken habe ich da nur die alles oder nichts Option im Kopf. Wobei ich in mit der Alles-Option immer wieder in diese Art von Situationen laufe, weil ich das nicht regulieren kann und nicht merke, wenn ich für mich ohne Kommunikation nach aussen wegdrifte. Dadurch bringe ich mich in Schwierigkeiten und mit dem Ärger geht es mir auch nicht gut.
Mit der Nichts-Option würde es sich anfühlen als ob ich alles was mir Freude bereitet abschalten. Ich bin nicht mehr ich und kann mich im Grunde auch gleich aufgeben. Dann könnte eine Maschine meinen Platz übernehmen, weil dann Kreativität, Spontanität und Witzigkeit unwichtig ist, was für mich auch mit dem Tagträumen zu tun hat.
Gedanklich sehe ich da nur einen Ein/Aus-Schalter, das zieht mich heute richtig runter.
Kennt ihr das?
Wie geht ihr damit um?
Was hilft euch, da einen Mittelweg zu finden bei dem das Wegdriften in Situationen, in denen es wirklich Sch*** ist, verringert wird, ohne dass generell verschwindet?
Schon mal Danke für eure Hilfe.
LG
Liebe Cubistica,
ich denke, viele kennen das von dir beschriebene wegdriften mitten in Gesprächen.
Was ich noch nicht ganz verstehe, ist folgendes:
Was meinst du damit? Ich kann mir gerade nichts darunter vorstellen. Möchtest du das ein bisschen ausführen?
Vielleicht erst mal: ich kenne das zu gut, dass man während eines Gesprächs wichtige Dinge verpasst, oder nicht wirklich aufnimmt, weil die Gedanken… ja, halt so ADHS-Dinge machen Ich bin da, zum Glück, inwzischen recht schmerzbefreit, hebe die Hand und sage „Hi Leute, wie war das nochmal? Bitte wiederholen!“.
Ich hoffe, dass mir die Medikamente da etwas helfen werden. Aber ich habe schon festgestellt, dass mein „Gedankenstrom“ sehr, sehr mächtig ist. Der sagt zu meine Medis: komm mal her, wir werden schon sehen, wer der Gewinner ist
Nimmst du Medikamente? Macht das für dich einen Unterschied?
Hallöchen,
Danke für die Antwort.
Ich fange mal hinten an. Ich nehme Medis und sie helfen mir, aber sie verhindern es nicht. Mit der Erkenntnis, was ADHS alles macht, kann ich mir vieles Rückwirkend erklären, aber verpasse den Moment wahrzunehmen, ab dem ich wegdrifte. Dadurch verpasse ich dann auch, was ich verpasst habe. Und es ist oft zufällig, ob es auffällt und wenn, wann es auffällt, dass ich was verpasst habe.
So wie du beschreibst, der Gedankenstrom reisst mich dann einfach mit und ich bin in Bruchteilen von Sekunden gedanklich ganz woanders. Meistens gab es im Gespräch ein Stichwort, was das auslöst. Reize von aussen kann ich mit Medis besser auf Abstand halten.
Mit den Optionen meine ich meine Strategien, damit umzugehen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich einen Mittelweg finden kann, mit dem ich gut leben kann. Weil ich nicht weiß, wie ich den Moment des Wegdriftens für mich besser bemerken kann.
LG
Liebe Cubistica,
magst du vielleicht mal versuchen zu erklären, wie dein Ein/Aus-Schalter funktionieren würde? Ich kann mir nichts vorstellen unter einer Strategie, welche quasi dieses wegdriften ausschalten kann. Das interessiert mich wirklich, vielleicht kann ich das auch nutzen
Vor allem warum du meinst, dass du beim Nutzen dieser Strategie denkst, dass du nicht mehr Du wärst. Würde man solch eine Strategie nicht nur dann anwenden, wenn sie benötigt wird? Also gerade bei solch wichtigen Gesprächen? Dann wärst du so „anders“ ja nur zeitweise?! Oder wärst du grundsätzlich „umgepolt“?
Hm… ich kenne das genau so, wie du es beschreibst. Das fiese am Wegdriften ist, dass man es (meistens) erst bemerkt, wenn es eben schon geschehen ist. Und dann so (innerlich): Hä? Was? Verdammt! Und natürlich dazu dass Gefühl, dass alle anderen um dich herum alles so supi-dupi mitbekommen und organisieren können…
Damit bist du nicht alleine
Dankesehr.
Das mit dem An/Aus ist im Prinzip der Wechsel zwischen den beiden Optionen.
Ich habe da heute Nachmittag mal etwas mehr Medis genommen, um zu schauen, ob ich bisher nicht gut dosiert bin. Diese “etwas mehr” hat tatsächlich so einen An/Aus Effekt. Wenn die Dosis so ist, dass ich mich noch wohl fühle aber auch einen Benefit von der Wirkung habe, ist das Wegdriften trotzdem da und macht mir Stress. (heute Morgen)
Heute Nachmittag mit etwas mehr habe ich keine. Stress, aber fühle mich wie ein absolut spass-befreites Arschloch.
Also An/Aus.
Ich hätte da gern so einen Lautstärke Drehknopf, mit dem ich je nach Situation unterwegs sein könnte. Und das besser abgestuft einstellen kann, wie und wann ich es möchte. Ausserhalb der Wirkzeiträume der Medis.
Meine Befürchtung ist aber, dass genau mein Problem ein so fundamentales ADHS Problem ist, für das es wenig Lösungen gibt. Und ich damit leben muss immer wieder zu hören: “streng dich doch mal an”.
Wobei ich aber die Hoffnung nicht aufgebe, irgendwann eine gute Strategie zu finden.
Ja, ich kenne es und habe es auch schon selbst erlebt
Und wie gehst du damit um oder hast du dich damit abgefunden und dem ganzen Stress, der da mitkommt?
Ja, ich habe dami größten Teils abgefunden
Und fühlst du dich immer noch schlecht deswegen?