Tests ohne Therapeuten durchführen?

Hallo,

ich war heute zum zweiten Mal beim Psychotherapeuten/Psychiater bzgl. eines ADHS-Tests im Erwachsenenalter.

Nun hat er mir ein paar Fragen gestellt und dann gesagt, dass ich den Testbogen ausfüllen soll - das kann ich entweder noch in der Praxis machen, oder zuhause. Da die Wartezeit heute etwas länger war, habe ich mich dazu entschieden, den Bogen mitzunehmen.

Im Endeffekt ist es eine ganze Sammlung an Bögen und ich bezweifle irgendwie, dass ich alle davon selbst ausfüllen muss/soll. Er sagte nur zu mir, dass ich es bearbeiten/ausfüllen soll und dann zurücksenden. Er würde es dann auswerten.

Inhalt:
WURS-K, ADHS-DC, ADHS-SB, WR-SB, WRI

Die beiden SB-Bögen, sind ja Selbstbeurteilungen und der WURS-K ist lt. Text auch an mich gerichtet. Die anderen sind doch eigentlich zusammen mit dem Therapeuten, der diese dann anhand meiner Antworten entsprechend ausfüllt und dann anschließend bewertet, oder?

Bin mir ziemlich unsicher was ich davon genau halten soll, oder ist das „gängige Praxis“, dass sowas selbst ausgefüllt wird?

Vielen Dank!

Tja, natürlich sind die diagnostischen Interviews (also in denen steht „Fragen Sie den Patienten xy, achten Sie bei der Antwort auf xy…“) eigentlich nicht zum selber ausfüllen und diese einfach ausfüllen zu lassen, macht auch keinen Sinn. Die Güte dieser Tests im wissenschaftlichen Sinne wird (wurde) ja in Studien überprüft, in denen sie vom Psychiater ausgefüllt und bewertet wurden… aber bei mir war es genauso :sweat_smile: habe eine Mischung aus Patienten-Fragenbogen und Interview-Fragebogen bekommen.
Ich würde mal sagen: Wenn zusätzlich auch ein Gespräch stattfindet, kann es trotzdem ein „guter“ Diagnoseprozess werden, auch, wenn das mit dem selber ausfüllen nicht ganz korrekt ist.

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Der Test besteht ja nicht darin, dass du Bögen ausfüllst und der Arzt entscheidet dann, ob du ADHS hast oder nicht.

Du kannst sie einfach nach bestem und Gewissen ausfüllen und später im Gespräch Unklares noch einmal ansprechen. Sie dienen also eher als Leitfaden für das diagnostische Interview, dem zentralen Diagnoseinstrument bei ADHS.

Hier wird sich der Diagnostiker ein genaueres Bild von dir machen, sich deine Lebensgeschichte von dir erzählen lassen, dich zu deinen aktuellen Problemen befragen und dich und dein Auftreten beobachten (Stichwort Wender-Utah-Kriterien).

Nach dem Interview sollte er für sich schon relativ klar haben, ob es in Richtung ADHS geht oder nicht.

Wichtig ist auch ein IQ-Test, bei dem ein heterogenes Profil einen Hinweis auf ADHS geben kann, z.B. bei schwächeren Ergebnissen in den Bereichen Arbeitsgedächtnis und Arbeitsgeschwindigkeit.

Zuguterletzt sind Zeugnisse jedes Lebensalters aussagefähig, vom Kindergarten bis zum letzen Arbeitszeugnis.

Also: Ausführliches diagnostisches Interview, IQ-Test, Zeugnisse/Entwicklungsberichte. Alles andere, z.B. Konzentrationstests, haben nur eine begrenzte Aussagekraft und daher mMn entbehrlich.

Es sieht mal wieder danach aus, dass der Arzt dich seine Arbeit machen lassen will. :adxs_lach:

Dann hätte ich die Diagnose nie bekommen sollen. Schulzeugnisse hatte ich nicht. Doch vom Gymnasium (Note 1), Studium (Note 1,7), ein Arbeitszeugnis ( Note 1). Was hätten mir diese denn gebracht?

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Danke für eure Antworten!

Also fülle ich alles soweit ich kann und es beurteilen kann aus, auch wenn es eigentlich „Interviewfragen“ sein sollten?

Also ein Gespräch bzw zwei hatten wir ja schon geführt, nicht lange, aber er meint es geht halt schon in die Richtung.

Naja IQ-Test etc existiert nicht. Hatte beim ersten Termin schon Zeugnisse aus der Grundschule vorgelegt. Alle anderen sind mMn unbedeutend. Obwohl man daran vielleicht erkennen könnte, dass die Leistungen halt nicht soo super waren. Aber sowas kann man ja auch erfragen.

Auch wenn es ja eig nur Leitfäden sind, ergibt das mMn aber auch eher Sinn, wenn eben ein Interview geführt wird, da ein Fachmann sowas anders beantwortet als ich selbst. „Ja“ und „nein“ kann ich locker beantworten. Aber wo ist die Grenze zwischen „mäßig“ und „deutlich“ und „stark“ ausgeprägt. Ich tendiere da eher immer zu weniger zu „stark“, weil „es gibt bestimmt Leute die trifft es schlimmer…“ Obwohl das vielleicht sogar schon stark ausgeprägt ist.

Ich hoffe einfach, dass er wissen wird, was er tut …

Nu, schlimmer geht immer.
Vielleicht kriegst du die Diagnose und bekommst Medikamente. Wenn du Glück hast helfen sie dir sehr und profitierst davon. Dann ist es auch egal, wie schwer es bei dir ausgeprägt ist. Und Leid ist Leid, na na na😂

Ach weisste, füll doch einfach alles aus, so gut Du kannst und zerbrich Dir nicht den Kopp über das Problem, das der Arzt dann damit hat, einen Fragebogen auszuwerten, den er selbst hätte ausfüllen müssen. Dafür hat dann der Arzt ja seinen Kopp, den er sich zerbrechen kann.

Viel Erfolg :slight_smile:

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Danke nochmals für die Antworten!

Das habe ich jetzt auch gemacht, nach bestem Wissen und Gewissen, auch wenn da manchmal Unsicherheit dabei war. Gerade bei den „Ja/Nein“ Antworten.

Im Endeffekt geht es mir halt auch um eine qualitative Diagnose … gefühlt habe ich mehr Ahnung von dem Thema als mein Arzt. Aber was tut man nicht alles, um irgendwie eine schnelle Diagnose zu bekommen …

Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass ich es habe, nur die Ausprägung ist die Frage und dafür ist halt mehr notwendig als einfach nur die Bögen auszufüllen und ein Arzt der die Fragen vom Bildschirm abliest und sie mir stellt …

Ich glaube kaum, dass man das bei einer Testung wirklich genau rausbekommt. Ich denke eher, dass du mit der Zeit selbst merkst, wo deine ADHS-„Schwerpunkte“ liegen…

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@Unknownguy
Letztendlich musst Du Dein eigener Experte werden.
Dafür ist ADxS.org ja gedacht.

Hallo,

ich wollte mich mal zurück melden. Hatte heute wieder einen Termin und der Psychiater hat auch den Test soweit ausgewertet. Er sagte generell Hyperaktivität und Impulsivität eher weniger ausgeprägt, die Aufmerksamkeit wohl höher. Viel mehr hat er dann nicht gemacht, außer halt ein Rezept ausgestellt mit Elvanse 20mg (hätte auch Medikinet nehmen können).

Nächster Termin ist dann im Dezember und dann mal schauen.

Ich muss mich erstmal noch weiter einlesen bzgl. „Dosierung“ und Einstieg ich glaube irgendwo wird hier ja auch erwähnt, wie man es noch feiner dosieren kann um die für sich richtige Menge herauszufinden.

@Unknownguy
Zumindest hast du jetzt einen Pillendoc.
Manche Ärzte wollen garnichts rausgeben weil AD(x)S ja garnicht existiert.

Ist zwar wenig professionelle Unterstützung für Deine Sorgen, aber Zumindest ein Anfang. Mit der Diagnose kannst Du Dir wenigstens eine Therapie suchen. Die genauso wie das Medikament nicht die Lösung sondern nur ein Werkzeug ist.

Ja das denke ich mir auch - ich muss es dann selbst irgendwie einschätzen ob es besser oder schlechter wird oder generell wie es wirkt. Da bin ich mir aktuell noch ein wenig unsicher, ob ich das dann richtig einschätzen kann oder nicht. Vor allem wie es wirkt, wann es wirkt, wie ich es merke etc. Irgendwie habe ich noch nie bewusst ein Medikament wahrgenommen.

Aber ich denke in Kombination mit Therapeuten lässt sich das ggf. ganz gut regelt, aber erstmal einen in der Gegend finden, der auch gerade das Thema drauf hat.

Wo finde ich denn hier den Thread bzgl. Dosierungen einteilen und sowas? Hatte da mal grob was gelesen, aber irgendwie finde ich den nicht mehr.

Die Ärzte haben das Problem, dass die Krankenkasse für eine Diagnose nur wenig zahlen, so dass ein Arzt, der es so macht wie es die Richtlinien vorsehen, fast für lau arbeitet. Manche machen es dann trotzdem, manche nehmen für die Diagnose privates Geld, und andere, wie dieser, lassen dann eben den Kunden für sich arbeiten.

Da du eigentlich keine Zweifel hast, ist das hier auch nicht so schlimm. In anderen Fällen könnte es schon Nachteile haben - nicht weil dann falsch-positive Diagnosen entstehen, das würde nach einer Zeitlang auffallen, sondern weil viele von uns eben nicht nur ADHS haben, sondern noch andere Störungen, die dann eventuell übersehen werden.

Na gut, aber mit dem Ergebnis kannst du jetzt eigentlich zufrieden sein. Werd selbst zum Experten, wie Ulbre schon sagt. Alles Gute!

Danke @Falschparker - ich glaube unsere Antworten haben sich auch zusätzlich noch überschnitten, daher hattest du meine vorherige Antwort glaube ich nicht mehr gesehen.

Ja einersetis habe ich keine Zweifel und wenn ich mich mit anderen Vergleiche, kann es eben sein. Andererseits, wenn man etwas bei Google sucht was eigentlich harmlos ist, diagnostiziert man sich selbst das „Schlimmste“ - um es mal so auszudrücken. Aber es würde eig vieles erklären, auch wenn es eben nicht so stark ausgeprägt ist - allerdings kann ich es ja auch nicht beurteilen wie es „normal“ ist. Das ist halt immer das Dilemma.

Nun gut ich probiere es aus und werde dann irgendwie meine Erfahrung berichten können. Morgen Mittag kann ich das Elvanse abholen und dann Donnerstag vmtl. das erste Mal einnehmen (weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, das noch um 13:30 Uhr einzunehmen). Ich bin jedenfalls aufgeregt und kann es auch kaum erwarten, aber möglicherweise überschätze ich die Wirkung auch ein wenig. Mal abwarten. Im Sommer sind Prüfungen und wenn da besseres Lernen und Konzentration drin ist, ist es auf jeden Fall super.

Jetzt informiere ich mich jedenfalls nochmal ein wenig über alles und ich denke das werde ich in nächster Zeit sowieso mehr tun müssen.

Wie es wirkt bei dir, kann aber weder der Arzt noch ein Therapeut beobachten, die sind in deinem Alltag ja nicht dabei. Da bist du selbst gefragt und falls du hast dein (Ehe-) Partner oder deine Kinder.

Lernen und Konzentration, klar, das ist was man erwartet. Bei mir war es auch Gelassenheit und weniger Streit mit meiner Frau und meinen Kindern, was mich positiv überraschte.

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Leider nicht, da kann ich nur selbst beobachten. Und generell wird die Diagnose eher im kleinen Kreis bleiben, wenn überhaupt (aus Gründen). Ja richtig, das kann nur ich beurteilen - ich bin gespannt.

Das sind tatsächlich die größten Schwierigkeiten die ich habe, eig schon immer. Gerade Lernen und Konzentration klappt bei mir nicht - bin so schnell abgelenkt und mache etwas was mir mehr Spaß macht, oder eben wo ich mich weniger konzentrieren muss. Das war auch das, wo man dann iwann mal gelesen hat "das klingt nach mir … setze dich mal weiter mit dem Thema ADxS auseinander … und schon hat man einen Hyperfokus auf das Thema …

Auf die anderen positiven „Nebenwirkungen“ bin ich auch gespannt - vielleicht komme ich ja auch mehr aus mir raus, da ich eher zurückhaltender und eher weniger auf Konfrontation aus bin.

Ja, das kann ich nur empfehlen!

Du meinst bestimmt diesen Thread hier:
https://adhs-forum.adxs.org/t/elvanse-eure-dosierung/

Da du 20mg. verschrieben bekommen hast, würde ich tatsächlich zunächst damit probieren, es könnte sein, dass 20 für dich passen.
Die Einnahme um 13:30 Uhr könnte sich eventuell auf deinen Schlaf auswirken, daher würde ich es deutlich früher nehmen.
Und bitte beachte, dass sich die positiven Veränderungen, falls gegeben, mit der Zeit entfalten.

Auch wenn man Elvanse ohne Essen nehmen kann, würde ich dir empfehlen, was davor zu essen. Und lass den Kaffee für den Anfang weg.