Also prinzipiell hätte ich auch Podcast oder ähnliches empfohlen, aber um es mal ganz plump zu sagen ist ja hier eigentlich die Aufgabenteilung das Problem dass sich auf Dauer eher lohnen würde anzugehen.
Ich kann den Frust und die Wut auf jeden Fall nachempfinden. Ein schwieriges Thema, das in wahrscheinlich jeder Beziehung irgendwann aufkommt.
Das ist die eine Sache, die andere Sache ist wenn man dann nicht aus eigener Motivation nachholt was einem fehlt!
Auch wenn es natürlich schwieriger ist als wenn es schon so beigebracht wurde, wir Menschen können auch im Erwachsenenalter noch lernen wenn wir denn wollen. Aber das Wollen ist ja leider dann oft das Hindernis.
Vielleicht hat er noch nie darüber nachgedacht dass dich das stört, wenn seine Mutter sich auch nie beschwert hat.
Er hat viel stärker ausgeprägtes ADHS (falls man das so sagen kann?) oder anders ausgeprägtes. Seine Strategie war jedenfalls immer stur zu sein. Ich meine er hat zwanzig Jahre lang in einer Wohnung alleine gelebt, die er einfach nie geputzt hat und in die halt Keiner rein durfte. Bei uns darf auch Keiner in sein Zimmer. Für ihn sind diese Sache so anstrengend und schwierig, dass er beschlossen hat sie nicht zu machen. Und wenn ich will. dass wir nicht zwischen Müll und Dreck leben, muss ich sauber machen, denn er hat nichts dagegen in Müll und Dreck zu leben. Er würdigt den Unterschied auch null, sieht also gar keinen Grund.
Es macht jedenfalls keinen Sinn darüber nachzudenken, ob er etwas davon tun sollte. Es wird nie passieren. Entweder ich komme damit klar oder lass mich scheiden, was ich ja nicht will.
Und ich denke mich halt richtig in Rage beim Putzen. Und das ist noch ätzender als die Tätigkeit eh schon ist.
Gäbe es denn finanziell die Möglichkeit dass ihr bzw du jemanden zur Unterstützung ranholen kannst? Derjenige könnte dann die Aufgaben übernehmen die dir besonders schwer fallen.
Ich finde nicht dass es in Ordnung ist sich da einfach stur zu stellen und auf dem „stärkeren“ ADHS auszuruhen. Wenn man alleine lebt ist es egal, aber in einer Partnerschaft oder Gemeinschaft funktioniert so ein egoistisches Verhalten nur auf Kosten der anderen.
Wenn er wirklich nicht kann muss irgendwie ein Ausgleich geschaffen werden.
Dass es an dir hängen bleibt obwohl du ja sogar auch große Schwierigkeiten damit hast musst du so nicht hinnehmen.
Das mag ja alles sein. Dann kann ich mich noch mehr aufregen, mich mit ihm streiten. Er wird dann richtig aggressiv aus Verteidigung usw. Ich habe ein paar mal diesen Ansatz gewählt und mir ging es so richtig schlimm dann.
Das ist einfach kein Lösungsweg.
Ich wollte damit Bezug nehmen auf das was ich vorher geschrieben habe, dass dann irgendwie anderweitig Entlastung für dich her muss.
Tut mir leid wenn das nicht so rüberkam. Du musst natürlich nicht weiter bei ihm pushen wenn es nutzlos ist.
Also Beispielsweise eine Haushaltshilfe, wenn finanziell möglich. Ansonsten muss es auch andere Möglichkeiten geben!
Aber jeder Mensch muss ja auch mal was im Haushalt machen. Und dann ist es halt total doof, wenn man ab dem ersten Handgriff wütend ist und es einem den Tag verhagelt. Wie bei einem kleinen Kind, das sein Zimmer aufräumen soll.
Manchmal hilft mir bei so etwas Kontrastverschiebung in die andere Richtung… Ich erzähle mir dann, dass es in den 1950ern noch schlimmer gewesen wäre und wir heute „vergleichsweise“ gut dran sind.
Rein handwerklicher Trick, natürlich, zur zielgerichteten Selbstmanipulation. Zur Ungerechtigkeit als solcher ist ja schon einiges geschrieben, das ich eigentlich auch so sehe…
Absolut. Aber du sagst ja selbst dass sich daran nichts ändern wird.
Vielleicht wirst du auch nicht mehr so wütend wenn du nicht mehr ständig überlastet bist.
Ansonsten kann wohl nur irgendeine Art von Ablenkung funktionieren oder ein „Rebranding“.
Vielleicht schaffst du es irgendwann es als Akt der Selbstliebe zu sehen.
Wie wäre es mit einem Headset zum Telefonieren? Ich hasse putzen ebenso, weil es sich wie notwendige Freizeitsverschwendung anfühlt. Aber wenn ich nebenbei telefoniere, ist es plötzlich was soziales, gemütliches, das ich mir „gönne“. Außerdem geht die Zeit echt schneller vorbei und freuen sich meine Eltern
Ich nutze für Tagesroutinen wie Zähne putzen, Haare kämmen etc die finch app. Auch für wöchentliche Aufgaben, wie Blumen gießen, Müll etc.
Das geht mal mehr mal weniger.
Ansonsten klappen Sanduhren ganz gut für mich um in die Aufgabe zu kommen, ich nehme mir 5 Minuten aufräumen vor, drehe die Sanduhr und meistens mache ich etwas mehr und wenn nicht, habe ich die 5 Minuten etwas gemacht.
Das klappt auch nicht immer, gerade in Wochen wo viel los ist bei mir, kann man alles vergessen…da brauche ich eher ein Tag nix machen und das auch zu dürfen, ohne schlechtes Gewissen. Ein Tag später klappt es dann auch wieder besser.
Ich bin irgendwie fasziniert, dass manche Menschen für sowas banales Unterstützung brauchen (nicht böse gemeint!! )
Selbst ohne Medikamente habe ich dafür wohl noch „zu gut“ funktioniert es käme mir im Traum nicht in den Sinn, morgens nicht die Zähne zu putzen, die Haare nicht zu kämmen, meine Skincare nicht zu machen etc.
Das ist bei mir absolut routiniert, ich habe jeden morgen die selbe Reihenfolge. Seit bestimmt 13 Jahren. Und selbst wenn die Reihenfolge mal wegen irgendwas unterbrochen werden sollte, bringt mich das nicht aus der Fassung und ich mache einfach weiter, Hauptsache die Sachen sind morgens erledigt.
Vielleicht liegt es auch an meiner Eitelkeit und dass ich mir jeden Tag sehr viele Gedanken um mein Aussehen mache
Nein, du hast den Schlüssel gefunden: Routinen, Gewohnheiten.
Hat jeder, kann jeder, auch ADHSler. Ich wette, auch @PinkBrainfog hat irgendwelche Routinen, die funktionieren.
Mit ADHS ist aber das Einüben neuer Gewohnheiten eine riesengroße Herausforderung, weil die Neuroplastizität des Gehirns (das „Lernen“, das hier nicht Vokabeln meint) beeinträchtigt ist.
Je größer der Abstand von ToDos ist (mehrere Tage / Wochen) desto schwieriger wird ist es ohnehin, Routinen einzuüben (nicht nur, aber auch bei ADHS).
Man kann auch aus Gewohnheiten und Routinen wieder rausfallen. Umstände, Überlastung, Alter, Hormone, Komorbidität. Was immer.
Siehe den anderen Thread: Müll rausbringen.
Muss zwei-, dreimal blöd laufen und dann ist da ein Häufchen und die Selbstverständlichkeit ist weg - und das Häufchen wird zu Haufen und die „Einfachheit“ wendet sich gegen sich selbst.
Mir ist es bei Müll noch nicht passiert, aber bei einer anderen Tätigkeit, die anderen auch selbstverständlich ist.
Geholfen hat mir u.a. ein Vergleich mit Fahrstuhl-Phobie: kein Thema für mich, aber Betroffene würden lieber die Treppen in den 10. Stock nehmen als über die Schwelle zu gehen. Kann man nur versuchen, sich reinzuversetzen, wenn man es nicht kennt.
Vielleicht schaffen wir alle zusammen die Transferleistung, dass eben gar nichts zu „banal“ ist, um ein Problem zu werden. Dann wäre auch die Scham nicht so groß, sich Hilfe zu suchen.
Hey,
Ich hab jahrelang in Schichten gearbeitet und hatte mächtig Probleme mit den allg. Routinen. Bin auf Arbeit gekommen und dachte, huch…Zähne vergessen zu putzen, aufgrund von Nachtdiensten hatte ich eh alles in meinem Zimmer, also überhaupt nicht schlimm.
Und Haare kämmen am Morgen, ja, ging auch unter… Haare zu einem Dutt, da kann man auch mal Haare vergessen zu kämmen. Da ich selten offene Haare trage, fällt das auch nicht auf. Klar ist es nicht schön für Kopfhaut und co, es ging aber irgendwie auch so.
Ich hab einfach meine komplette Energie in der Klinik gelassen und hab Zuhause meine komplette Struktur verloren. Die Hilfsmittel haben geholfen, egal welche Reihenfolge, ich konnte checken ob ich alles habe.
So geht mir das auch mit Blumen gießen und co, es hilft mir etwas den Überblick zu behalten und solche Aufgaben nicht zu vergessen, bzw sie einfach zu übersehen.
Ich arbeite jetzt in einer Praxis, keine Schichten, keine Dienste mehr. Damit komme ich deutlich besser klar, und kann meine Routine besser umsetzen. In Zeiten, in denen viel los ist, geht aber auch da ab und an mal etwas durcheinander. Es gehört bei mir dazu, ich werde immer chaotisch sein, mal mehr mal weniger.
Mein Zimmer auf Arbeit ist manchmal chaotisch, dennoch vertrauen mir Patient, ich investiere lieber Zeit mit ihnen, als mein Zimmer aufzuräumen. Und wenn ein Patient nicht kommt und ich Luft habe, räume ich auf.
Mir fällt es auch manchmal schwer die Dinge zu akzeptieren, mich zu zwingen und mich zu verurteilen habe ich zu lange gemacht, deswegen übe ich mich eher, das Beste daraus zu machen. Weniger Dinge besitzen…so gut es geht.
Guten Tag, ich bin neu und lese mich gerade durch die Tips zum Wohnung Sauberhalten und aufräumen und Du hast vollkommen recht, es ist gut, so wenig wie möglich zu besitzen. Und das sage ich, die aus einem riesengroßen Bauernhaus kommt, wo alles aufgehoben wurde . Ich habe sogar meine Tassen reduziert, damit ich spätestens, wenn die dritte Tasse benutzt wird, abwaschen muss. Mehr kann sich da nicht ansammeln. Das einzige, was ungefiltert wohnen darf, sind meine Bücher. Aber dazu gibts Regale und wenn sie rumliegen, finde ich es sogar schön.