Hallo zusammen,
Neben meinen eigenen ADHS-Baustellen beschäftigen mich die meiner Tochter sehr. Vielleicht kann mir jemand ein bißchen Input geben und mir helfen, meine Gedanken zu sortieren.
Meine Tochter hat mit 6 eine umfassende Diagnostik durchlaufen. Dabei wurden ihr eine Angst und eine Zwangsstörung attestiert. Ich hatte schon damals den Verdacht, sie könne auch ADHS haben, das hat sich aber in der Diagnostik nicht bestätigt.
Problematisch dabei war, dass meine Tochter schon immer sehr, sehr schüchtern war und sich in unbekanntem Umfeld vollkommen anders verhält als in vertrauten Situationen. Bzw. war und ist das bei ihr sehr vom Gegenüber abhängig, vor der Psychologin, die die erste Diagnostik gemacht hat, hatte sie Angst und hat sich verhalten wie ein Mäuschen. Ich habe das natürlich auch angesprochen, mir wurde aber gesagt, dass es kein ADHS sein könne, wenn sie in der Lage ist, sich z. B. einen ganzen Kindergarten-/Schultag anzupassen und nur daheim anders sei.
Letztendlich hat sie die Diagnose aber doch noch erhalten, weil die Psychiaterin, zu der wir dann gegangen sind, das aufgrund der Fremdbeobachtung dort für induziert hielt und der Psychologe, an den sie uns weiterführend überwiesen hat (in Ö findet die Diagnostik durch klinische Psychologen statt) diese Diagnose dann gestellt hat. Allerdings quasi nur aufgrund seiner Beobachtung ihres Verhaltens vor Ort.
Jedenfalls gab es dann Versuche mit Medikation, die aber alle ihre Zwänge verstärkt haben. Darum hab ich das irgendwann vorerst auf Eis gelegt.
Sie geht in Therapie, aber vorrangig wegen der Zwänge und Ängste.
Sie hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, es geht ihr immer besser, trotzdem gibt es viel, was mich immer wieder an ADHS denken lässt, es ist nur nicht „klischeehaft“ ausgeprägt.
Mittlerweile sind wir umgezogen und die neue Psychiaterin zweifelt die ADHS-Diagnose stark an. Hat mir nun diverse Fragebogen mitgegeben (für mich und die Schule) und wenn es nach denen ginge, ist sie ja auch komplett unauffällig. Mal nur als Beispiel, wenn da die Konzentration abgefragt wird, sie KANN sich wunderbar konzentrieren, WENN ihr das Thema zusagt. Sie hat Freunde, trotzdem sind Sozialkontakte für sie ein schwieriges Thema, das mit vielen Selbstzweifeln behaftet ist, aber diese Kämpfe finden in ihrem Inneren statt. Usw. usf.
Ich habe momentan Angst, ihr Chancen zu verbauen, wenn ich da nicht dranbleiben und das mal endgültig GUT abklären lasse. Vielleicht würde es ihr mit der passenden Medikation ja noch viel besser gehen. Aber andererseits bin ich froh, dass sie sich so toll stabilisiert hat und immer weiter Fortschritte macht und möchte sie nicht durch eine erneute umfassende Diagnostik stressen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr eure Gedanken dazu mit mir teilt