Hi,
habs ja schon an anderen Stellen geschrieben:
Ich habe die Doppeldiagnose ADHS und ASS.
Los ging es übe die ADHS- Diagnose.
Da war es bei mir so, dass ich im allgemeinen Screeningbogen mich nicht entscheiden konnte, auf welcher extremen Seite ich das Kreuz machen soll.
Also beispielsweise bei Frage:
„Lieber Party oder Lesen?“
hat ein Teil von mir bei Party ein fieses Gänsehaut-Abwehr-Gefühl und will nichts mehr als in Ruhe zu Hause ein Buch lesen oder Fernsehen, während gleichzeitig der andere Impuls schreit „Party-Party-Party, wann geht’s los?!“
Das war bei einem sehr hohen Anteil der Fragen so. Ich habe also die Kreuze jeweils ganz links und ganz rechts gesetzt.
Das gab dann zwar das Problem, dass diese Bögen dann nicht numerisch auswertbar sind, jedoch haben die Diagnostiker dann direkt interpretiert und zugeordnet.
Ich wollte nur sagen:
so ungefähr kann sich Autismus und ADHS gleichzeitig anfühlen:
Totale Sozialphobie auf der einen Seite und ein teuflisch lachender ADHS Impuls, den genau das kickt, den Autisten in dieses soziale Umfeld zu schmeißen, wo er immer Angst vor hat.
Dadurch musste ich aber auch zwangaläufig lernen, mit Menschen spontan umgehen zu können, so dass man mir das heute fast nicht mehr anmerkt.
Dennoch ist da auch heute immer noch dieser deutliche Anteil, der mich lieber an meiner Lieblingskneipe vorbei als hineingehen lässt, weil ich da länger nicht war und nicht weiß, ob jemand drin sitzt, den ich kenne.
Neue Menschen (wirklich und nicht nur oberflächlich) kennenzulernen ist immer noch extrem aufreibend.
Ich muss jeden einzelnen erst „studieren“auf seine speziellen Bedürfnisse, damit ich sein Verhalten richtig einschätzen und mich „benehmen“ kann.
Erst dann fühle ich mich in neuen Gruppen wohl.
ADHS glaubt mir jeder, Autismus nur Menschen, die sehr eng um mich sind und mich in meinen selbstisolierenden Grübelphasen und meiner Vorsicht, in neue Situationen zu gehen, kennen.
Und die wiederholten und stereotypischen Verhaltensweisen in Form von Spezialinteressen sind da,
aber durch die Sprunghaftigkeit von ADHS immer unterbrochen und daher nicht so typisch.
Ich lese zum Beispiel sehr gerne Wikipedia-Artikel und habe da mehrere Spezialthemen, die immer ein paar Monate halten, bis ein Thema „zu Ende“ ist und dann geht es zum nächsten.
Das dann oft gepaart mit diesem Hyperfokus des ADHS.
Manchmal ist es Astrophysik, dann Frühmittelalter, dann die Zeit vor den Dinosauriern, wo sich aus den Synapsiden bereits Säugetiervorfahren entwickelt haben.
Quasi überall, wo etwas noch nicht richtig ist, wo eine Lücke klafft, da will ich wissen, was los ist, um die für mich zu schließen.
Es muss „fertig“ sein, damit der Autist Ruhe gibt.
Und dann kann das nächste Thema kommen. Es muss dann aber auch etwas kommen, das mich in dieser Weise beschäftigt, sonst fühle ich mich leer und depressiv.
Damit will ich sagen, dass sich die stereotypischen Verhaltensweisen des Autismus mit gleichzeitigem ADHS eventuell anders darstellen.
ADHS will das ja immer unterbrechen, weil man lieber wieder etwas anderes machen möchte und nicht bei der Sache bleiben kann.
Hab manchmal auch das Empfinden von einem Switch, also dass der Autist bei einem Spezialinteresse das ADHS zurückdrängt und die Führung übernimmt.
Wenn es mir gelingt, ins Arbeiten zu kommen, komm ich auch nicht wieder so schnell davon los.
Es ist also alles etwas untypischer, als bei reinen Autisten und reinen ADHSlern.
Da muss man bei sich selbst also auch genauer hinschauen, was für Impulse es gibt.
Ich habe wie gesagt das ganz deutliche Empfinden von zwei starken inneren Impulsen, die sich oft widersprechen und sich streiten, wer jetzt die Führung übernimmt
und meinen bewussten Umgang damit, beide als das wahrzunehmen und ihnen zu sagen, dass sie sich mal gehackt legen können und ich sage, wo es lang geht, nicht die Impulse.
(Elvanse hilft da natürlich, weil dieses unbewusste ADHS Chaos im Kopf sortiert wird und ich meine Gedanke besser ordnen kann).
Naja, viel von mir,
ich wollte nur versuchen, die einen Einblick in das Innere eines Doppeldiagnostizierten zu geben.
Vielleicht kann man sich dass dann besser Vorstellen, wie sich die Doppeldiagnose AuDHS anfühlen kann.
Es ist halt alles nicht so „typisch“, wie die Einzeldiagnosen.
Ich finde wie gesagt aber auch nicht, dass es sich wie ein und das selbe Spektrum anfühlt, weil bei mir ja ganz klar zwei verschiedene Treiber am Werke sind.
Das ist aber ja auch nur mein subjektives Empfinden und insofern anekdotisch und nicht wissenschaftlich valide.