Hallo Ihr Lieben,
mal wieder ein Thema, dass mich schon sehr lange beschäftigt und wofür ich einfach keine Lösung finde.
Vorneweg bin ich der Ansicht, dass hier wirklich viele Dinge ineinander greifen. Aber ich fange erstmal mit der Oberfläche an xD.
Also, ich habe einen wirklich sehr loyalen, verlässlichen, resilienten, intelligenten und fürsorglichen Ehemann (und hübsch ist er auch noch :D). Soviel dazu. Nur seine Fürsorglichkeit überfordert mich an vielen Stellen.
Er stellt mir einfach so viele Fragen am Tag.
Das äußert sich wie folgt:
Hast du Hunger
Hast du Durst
Ist dir kalt
Welches Brötchen willst du
Welchen Essensteller willst du
Welche Soße willst du
Was möchtest du Essen
Musst du auf Toilette (wenn wir unterwegs sind)
Möchtest du das haben
Welchen Film möchtest du gucken
Wie soll er sich die Haare schneiden lassen
Wie soll er sich den Bart trimmen
Was er anziehen soll
Soll die Katze draussen bleiben
Soll ich dir was aus dem Kühlschrank holen
Ich fahre einkaufen, brauchst du was
Soll ich nochmal den Kamin anmachen
Soll ich nochmal Holz holen?
Welche Fahrstrecke er nehmen soll
Welches Parfüm er nehmen soll
usw usw.
Und das sind nur die Standardfragen! Es tut sich ja noch wesentlich mehr auf im alltäglichen Zusammenleben.
Gemeinsam Projekte planen? Horror. Alles muss verglichen, spekuliert und diskutiert werden in einem sehr hohen Ausmaß.
Zusätzlich fragt er sich auch laut selbst Dinge, während ich daneben sitze, wie:
Soll ich jetzt noch was essen?
Soll ich jetzt das Programm umschalten?
Mach ich lieber das kleine oder große Licht an?
Soll ich jetzt ins Bett gehen?
Und ich denke mir, DU musst doch wissen, wie deine Befindlichkeit ist und daraufhin deine Entscheidung treffen. Auf meine Frage hin, ob er die Frage mir oder sich selber stellt meint er, er würd das einfach mal so in den Raum werfen. Wenn ich antworten möchte kann ich das tun ansonsten könnte ich ja auch einfach nicht reagieren und nichts sagen.
Aber was ist das denn bitte?
Dem ein oder anderen mag das jetzt vielleicht lächerlich vorkommen, was ich auch verstehen kann… Und ich weiß auch, das Konsens für das gemeinsame vorankommen, sei es kurz oder langfristig, unabdingbar ist nur lösen manche Fragen bei mir direkt eine Kette weiterer Fragen in meinem Kopf aus, die es erst dann mal gilt, für mich zu klären um auch richtig drauf antworten zu können. Und oft ist mir das sehr anstrengend.
Ich kann einfach nicht gut intuitiv antworten.
Der andere Hase im Pfeffer ist meiner Ansicht nach aber, dass mein Mann versucht alles 1000% richtig zu machen bzw. es mir recht zu machen oder selber für sich das Gefühl haben möchte, es wasserdicht richtig gemacht zu haben, sprich, dass es keinerlei Möglichkeiten für eine eventuelle Beanstandung zulässt.
Das schließe ich aus seinen Gedankengängen, die er zu seinen „Alltagsfragen“ hat. Natürlich kann ich mich auch irren.
Aber hier ein Beispiel von heute Morgen:
Er hatte Aufbackbrötchen gekauft, einmal normal und einmal Roggen.
Ich esse am liebsten die normalen oder einfach dann das, was da ist.
Er ist am liebsten Roggen. Dazu ist er sehr auf Qualität bedacht.
Dann fragt er mich zwei Minuten nach dem Aufstehen, Tisch war schon gedeckt, welches Brötchen ich haben möchte.
Ich habe einfach nicht verstanden, warum er die Frage stellt. Die Brötchen liegen auf dem Tisch und jeder kann sich nehmen, was er mag.
Man muss dazu sagen, mental bin ich im Moment nicht in der besten Verfassung und wach war ich auch noch nicht.
Mir war das einfach in dem Moment zu viel, jetzt ausgiebig drüber nachzudenken, welches Brötchen ich möchte, zumal ich mich ja schon entschieden hatte. Aber durch die Frage wurde halt eine Option in den Raum geworfen und dann wusste ich auf einmal nicht mehr was ich wollte.
Und das passiert oft, ich weiß, was ich möchte und äußere das auch und wäre dann auch zufrieden. Nur wird es selten einfach stehen gelassen sondern immer mit einem „Aber es gibt ja noch Option A,B,C,“ garniert. Ich bin ein genügsamer Mensch, ich brauche nicht noch zehn andere Möglichkeiten. Oder es werden die Vor- und Nachteile aufgezählt, das bringt mich zusätzlich auch noch ins schleudern.
Es geht mir einfach darum, wenn ich etwas möchte oder auch nicht möchte, sage ich das. Ich bin ein erwachsener Mensch und kann meine Bedürfnisse äußern.
Ich fragte Ihn, warum er mich fragte, wegen dem Brötchen. Er sagte, weil die Aufbackbrötchen von der und der Marke damals mir nicht geschmeckt haben und es ja schade ist, das Brötchen dann einfach liegen zu lassen und nicht zu essen und weil er mich ja vorher nicht fragen konnte, welche Brötchen ich möchte, weil ich noch geschlafen hatte.
Er wollte dann auch wissen, ob er zukünftig dann nur noch die Pappbrötchen (er merkte noch an, dass diese eine sehr niedrige Qualtität aufweisen) für mich holen soll, somit sollte ich mich dann festlegen.
Warum soll/muss ich mich jetzt festlegen? Ich esse das, was da ist. Ich bin weder mäkelig noch bestehe ich auf die immer gleichen Produkte.
Und klar, ich möchte auch keinen Mist essen, ist ja nett, dass er mir dazu noch den Hinweis gegeben hat aber was zum Teufel soll ich JETZT damit anfangen?
Das war mir alles zu viel.
Und das ist jetzt nur ein Beispiel.
Mir ist das sowieso schwierig intuitiv zu denken und zu sprechen. Intuitives Handeln ist hingegen kein Problem, da bin ich spitze drin.
Nur habe ich das Gefühl, dass dieses ständige übermäßige ausloten und der von außen einströmende Entscheidungsdrang und Auswahl an weiteren Optionen mich in meiner Autonomie einschränkt. Ich bekomme ja gar nicht die Chance meine Selbstbestimmung auszubauen, und das hält mich unten. Ich mag das nicht.
Klar ist vieles lieb gemeint, nur wenn man erkennt, welches Ausmaß an Gedanken sich dahinter verbirgt, denke ich einfach nur HÄÄÄÄÄ? Warum?
Warum man es nicht einfach mal „einfach“ sein lassen.
Unsere Kommunikation ist generell sehr schwierig, dies aber von beiden Seiten aus.
Wir kommunizieren auf so einer unterschiedlichen Ebene. Er kann Dinge auch nicht einfach auf den Punkt kurz erklären, das strengt mich manchmal wirklich an. Und kommt von Hölzchen aufs Stöckchen usw…Ich mein, ich kenn das auch aber nicht so extrem. Er erzählt mir dann eine halbe Stunde etwas und ich fasse diese eine halbe Stunde in einem Satz zusammen und frage ihn dann, ob er genau das gemeint hat. Meistens ja. Aber egal…das ist halt eine andere Baustelle.
Auch denke ich, dass er sich regelrecht scheut, selbständig Entscheidungen ohne meine Absolution zu treffen. Es kommt ja drauf an, was es ist, da muss man dann auch unterscheiden. Er verneint konsequent alle meine Vermutungen und somit komme ich mir danach wie der schäbigste Mensch vor.
Wenn ich das jetzt hier auch noch einmal lese, denke ich " Oh Man, aber sonst habe ich keine Probleme". Aber es ist ein Problem.
Ich würde gerne wissen wollen, ob:
Ich bescheuert bin? Im Internet habe ich natürlich nichts zu dem Thema „Mein Partner stellt mir zu viele Fragen“ gefunden XD.
Jemand sonst das erlebt hat oder kennt?
Man das nachvollziehen kann?
Hat das Kind einen Namen und gibt es offizielle Informationen darüber?
Ich eine zu negative Grundeinstellung zu Menschen habe xD?
Kompromiss ist nun, dass ich dann einfach immer sage zu ihm: „Ich weiß es nicht“
Nur das gefällt mir keineswegs. Da vermute ich auch bei mir tatsächlich einen Trigger. Wenn ich als Kind gesagt habe „Ich weiß es nicht“, wurde man böse mit mir.
Nunja…entschuldigt, dass es etwas länger geworden ist. Mir ist das auch etwas unangenehm, das öffentlich zu schreiben, nur weiß ich da einfach nicht weiter und finde dazu einfach nichts. Ich möchte halt einfach wissen, was dahinter steckt und wie ich am besten damit umgehen kann.
Denn wenn ich ihm sage, dass er aufhören soll mir immer zwölftausend Fragen zu stellen am Tag, fühle ich mich danach auch doof weil ich sehe, dass es ihn traurig macht…
Und ja, weniger denken würde ich auch gerne aber mein Hirn sagt NEIN.
Ich danke euch im Voraus und hoffe, dass ich mich jetzt nicht als Verrückte identifiziert habe. Danke Herz