Umgang mit Gefühl, anders zu sein — Akzeptanz oder Relativierung

Ich finde das thema unglaublich spannend.

So würde ich es auch beschreiben. Früher war “anders” eine bewertung und negativ. Anders, Komisch, Alien, usw. Das hat sich aber vor allem durch meine AuDHS Diagnose geändert. Vorher habe ich schon viel Therapie oder Coaching gehabt, aber erst mit den Diagnosen kam wirkliche Akzeptanz für das anders sein. Und das finde ich nicht mehr negativ sondern wie eine Beschreibung. Ich bin Anders. Die Gesellschaftliche Norm unterscheidet sich von mir. Das ist weder positiv noch negativ. Erst Systeme, die auf die Norm ausgerichtet sind, lösen Probleme aus, die dann (oft) negativ für mich sind. Ich hab gemerkt, wie viele “anders” sind, auf verschiedene Arten. Da sind viele individuelle Menschen, die sich alle anders fühlen und dadurch entsteht auch eine Gruppe. :smiley:

Das hat mich hart getroffen - weil ich es so sehr fühle. Algorithmen und KI bestimmen so viel von unserem Verhalten online und was einem selbst am Herzen liegt oder wo man viel Zeit reinsteckt, wird vielleicht nie von mehr als 5 Menschen gesehen, weil die passenden Keywords gefehlt haben.
Manchmal fehlt mir bei Gruppen kindliche Neugierde oder Begeisterungsfähigkeit - es wird irgendwie nur über TV-Sendungen oder sowas geredet. Und wenn ich das nicht schaue, kann ich nicht mitsprechen. Smalltalk Themen sind auch nicht mein Spezialgebiet - also fühle ich mich da absolut unpassend.

Ich hab mehrere “Lösungsansätze” um damit umzugehen

  1. Intensiveren Kontakt nur zu Leuten, bei denen ich das Gefühl nicht habe. Die sind meist auch irgendwo im ADHS oder Autismus Spektrum.
  2. Maskieren - für irgendwas muss das jahrelange maskieren ja gut gewesen sein. :smiley: Wenn es sein muss, dann schlüpfe ich bewusst in eine Rolle. Für mich eine passende Metapher sind Videospiele. Ich geb meinem Sims-Charakter einfach einen Punkt mehr bei Charisma oder schalte den Selbstbewussten Gang ein. Dabei bin ich der Sims-Charakter :smiley: Irgendwie funktioniert das, zumindest ein bisschen. Ich hab dann auch das Gefühl, die Interaktion ist ein Spiel, wenn es schlecht läuft starte ich neu - das machts entspannter. Das möcht ich auch mit Smalltalk “lernen” bzw. etablieren, sodass ich mich challenge: Wie lang kann ich den gegenüber mit langweiligen Themen zum reden bringen? Wie viele Fragen kann ich stellen bevor es komsich wird? :smiley: Ist glaub ich weird formuliert aber egal.
  3. Nicht verstecken wollen, dass ich anders bin. Die Kinder in der Grundschule haben es gemerkt, also werden es die Erwachsenen bestimmt auch merken. Also statt verstecken & anpassen um jeden Preis, lieber ein bisschen mehr ich selbst sein und im Zweifel “zu viel” sein. Das sorgt dafür, dass sich Leute selber aussortieren oder ich merke, dass die cool sind und intensiverer Kontakt schön wäre.
  4. Mild mit mir sein. Vor allem, wenn ich mich frage, warum andere schneller, besser, weiter sind. Und Social Media Pausen. In die Natur gehen und durchatmen. Fahrrad fahren hilft da auch irgendwie.
  5. Immer und überall sagen, wenn ich mich komisch fühle mit der Interaktion.
    Zum Beispiel grad denk ich, wen interessiert was ich schreibe? Hilft das überhaupt irgendwem (Ja, mir auf jeden Fall)? Und ich sammel die beweise, wenn es Leute gibt, denen meine Erfahrungen helfen.
    Vor allem im Berufskontext sammele ich Feedback, das ich bekomme und speicher es ab - weil ich sonst zu schnell vergesse, was geschrieben oder gesagt wurde.
    Aber auch wenn ich jemandem ne Nachricht schick und das gefühl habe, mir fehlen die richtigen worte um das so zu formulieren, dass es nicht negativ aufgenommen wird. Dann sag ich das direkt vorher dazu und bitte um Verständnis, erkläre meine Gedanken nochmal mehr. Vielleicht ein bisschen Oversharing, aber bisher hat das halbwegs gut geklappt, zumindest in der Familie und bei Freunden.

Danke für eure Ansichten und Beiträge, ich hab mich hier schon so oft wiedererkannt, das ist der Wahnsinn. :blush:

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Wie wäre denn der Satz: Blind sein ist keine geistige Behinderung.

Mir fällt da gerade der gehörlose Comedian ein, der noch dazu ziemlich schwul ist. Der hat mit Sicherheit einiges Traumatisches erlebt. Ihm fehlt auch ein Sinn, so wie dir. Etwas, was von Natur aus allen „All-Sinnigen“ suspekt ist. Das hat aber nichts mit euch zu tun. Sondern damit, dass viele sich einfach nicht die Zeit nehmen, mal einen Gedanken weiter zu denken.

Noch ein Beispiel. Ich bin Elektriker (ich sage bewusst nicht -in). Mein ganzes Berufsleben war ich eigentlich die einzige Frau unter Männern. Das ist doch klar, dass ich alleine deswegen immer im Fokus war. Etwas exotisches. Und was mir alles unterstellt wurde. Hochgeschlafen, Kampflesbe, Zweifel an meiner Arbeit, usw. Konstante Mikroverletzungen? Ja, schon irgendwie, aber nicht wirklich. Mir war mit Beginn meiner Ausbildung klar, dass genau das passieren wird. Und ich war stärker, besser, frecher und vor allem unangepasst.

Also, das mit den Rückschlägen stimmt und gilt für alle.

Aber was will denn dein Partner? Du sollst sozial angepasster sein? Damit er sich mit einer blinden Freundin unter Leute wagt? Damit du in seiner „Gruppe“ integriert" wirst? Sorry, wenn mein Ton scharf ist. Aber das triggert mich gerade sehr.

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:heart:lichen Dank für deine goldig lieben Worte. :people_hugging:

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Muss ich mal ausprobieren. :rofl:

… (weiblicher) Elektriker ohne in, so wie sich’s gehört. :joy:

Ist sicher nicht einfach. Ich mache ja auch IT, das ist immer noch was ziemlich männliches. Da habe ich es mir aber ausgesucht, so wie du. Das fällt deutlich leichter.

Rational gesehen volle Zustimmung, hab das auch immer so praktiziert bzw. so gut es eben ging. Durch die Mikroverletzungen im Zusammenhang mit den nicht freiwillig ausgesuchten Behinderungen gewinnt aber langsam der Frust gegen die Ratio.

Nein Stopp, bevor hier ein falsches Bild aufkommt und die Triggerlawine losgeht. Er hat nicht mal eine Gruppe in dem Sinne. Im Prinzip funktioniert er sozial genau wie ich, also hat einzelne Individuumsfreunde, die ich auch alle kenne. Der Unterschied ist seine Resilienz und Frustrationstoleranz, er kann mit sozialen Gruppenkontexten leichter umgehen, auch wenn sie nicht seine erste Natur sind. Er hat ein positiveres Weltbild. Er wünscht sich, dass ich das auch so gut kann, damit ich glücklicher bin und mein negativer werdendes Welt- und Menschenbild nicht zwischen uns steht. Also ich soll sozusagen sozial angepasster fühlen. Performen tue ich unter Leuten ganz passabel, ich betreibe sogar besser Konversation als er.

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Liebe @tamaracha , von ganzem Herzen, nur für Dich, denn wie bereits gesagt, Du bist ein absolut liebenswerter und absolut wertvoller Mensch, und das wie gesagt „haargenau so wie Du bist“. :heart::people_hugging:

Und auch wie bereits von mir gesagt: „an Dir ist NICHTS falsch, sondern ganz im Gegenteil, Du bist gerade deshalb weil Du so bist wie Du bist so ein besonders liebenswerter und wertvoller Mensch wie Du bist“, und NICHTS was irgendwelche Menschen „plaren“, wird jemals IRGENDWAS daran ändern können, dass DU ein absolut liebenswerter und wertvoller Mensch bist.

Weder heute, noch morgen, noch übermorgen, noch in Zukunft!, und deshalb bitte ich Dich darum, dass Du Dich bitte nicht von irgendwelchen Leuten verunsichern lässt, die man heutzutage ja in Wirklichkeit sehr oft nicht mal persönlich kennt.

Aber lasse Dich bitte auch nicht von Leuten die Du persönlich kennst NICHT „auf irgendeine Art und Weise verunsichern“, sondern im Gegenteil, stehe zu Dir selbst, denn wie gesagt, Du hast es nicht nötig Dich von Leuten verunsichern zu lassen, denn dazu bist Du nämlich viel zu taff für diese Welt, und das in so vielerlei Hinsicht, dass irgendjemand Dir überhaupt jemals, nicht mal im entferntesten, irgendwie die Stirn bieten könnte. :heart::flexed_biceps::people_hugging:

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Genau. Dann ist klar, dieses Anders gehört so integral zu einem, das lässt sich nicht abstreifen, sondern nur akzeptieren, integrieren und ein guter Umgang damit finden. Und man reibt sich weniger an Anforderungen und Erwartungen auf, die kaum oder nur mit einem Riesenaufwand zu schaffen wären. Ich bin schließlich auch nicht Maler geworden. Blind sein als Solches fühlt sich z.B. überhaupt nicht schlimm an, sondern dass es den Umgang oder Zusammenarbeit mit anderen oft erst mal so kompliziert macht.

Naja, mir bleibt ja noch die Epilepsie als potentieller Andersgrund. :wink:

Danke, ganz genau. Das fuckt mich so was von ab.

Ja, so geht es mir auch. Ich gehe sehr spielerisch und experimentierfreudig an vieles heran, möchte aber auch gut werden in dem, was ich mache. Ich muss alles durchanalysieren, klebe aber nicht an Lehrbüchern oder Schemata. Hoffentlich macht das ein bisschen Sinn an der STelle. Außer bei meinen paar Lieblingsmenschen laufe ich von Kindheit an mit dem permanenten Gefühl herum, die anderen nicht überfordern zu dürfen, keine zu weiten Gedankensprünge, Querverbindungen oder Analogien zu ziehen, weil ich das Gegenüber damit abhänge. Und durch diese ständige Handbremse im Kopf bleibt schnell die Freude am Austausch auf der STrecke.

In der Pubertät fand ich es besonders schlimm. Plötzlich hat jeder ganz genau abgewogen, was man noch sagen darf um weiterhin cool zu sein. Es war so verdammt krampfig mit den anderen Jugendlichen, alles war auf einmal peinlich, scheiße, ach was weiß ich. Lustige Wortspiele etc. gingen plötzlich nicht mehr, Musik war auch nur ganz bestimmte Richtungen akzeptiert. Ich hatte überhaupt nicht nachvollziehen können, was da los war, bin weiter offen und verspielt geblieben, was dort mein sozialer „Todesstoß“ war.

Unter Erwachsenen ist das deutlich besser geworden, aber diese komische Ängstlichkeit und Risikoscheue nehme ich trotzdem wahr.

Fällt mir inzwischen sogar leichter, weil ich eher Fragen stelle. Da muss man gar nicht so viel für wissen. :wink:

Deine Tipps werde ich mir nochmal zu Herzen nehmen. Manches davon mache ich auch schon, könnte es aber noch mehr ausbauen.

Ach menno, mir fehlt der Schlüssel, dieses Maskieren spielerisch zu sehen. Vor einem Jahr oder so waren wir genau an so einer Überlegung, dass ich so etwas wie Avatare oder Personas entwickeln soll, sowohl für die Gegenübers als auch für mich. Ich würde es so gern einfach tun, in diese Rollen schlüpfen. Normales Schauspielern fällt mir nicht schwer. Aber wenn ich es in einer echten sozialen Situation einsetzen soll, streubt sich alles in mir dagegen und Wut kommt hoch. Wenn ich meinem Gegenüber-Avatar Argumente erzählen soll, die ich selber schwachsinnig finde, aber ich weiß, dass das Gegenüber sie hören will, kommen Wut und Verachtung für diejenigen, die lieber Lügen-Avatare wollen und nicht mich. Voll bescheuert, ich weiß. Wenn es etwas wie Masking-Coaching geben sollte, würde ich das machen.

Das wär doch mal was, wenn Autisten Masking-Kurse für andere geben würden.

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Liebe @tamaracha , ich weiss gerade nicht wie ich es anders sagen kann, ausser „ich fühle Dich“.

Und so wie ich leider oftmals bin, da es mir schwerfällt mit anderen Menschen zu kommunizieren, fällt mir gerade eine Anekdote ein, die ich versuchen will, irgendwie, einigermassen wieder zu geben, in der Hoffnung, dass irgendwer versteht wie meine Gedankengänge sind.

Jedenfalls habe ich letzhin eine Doku zu einem meiner Lieblingsschaffenden im Bereich des Films, heisst über einen Hollywood Filmemacher gesehen, nämlich den Menschen namens Tim Burton.

Jedenfalls wurde in dieser Doku, es war glaube ich eine Doku bei ARTE, ziemlich schnell klar, dass auch Tim Burton schon immer „anders“ als viele andere war.

Und jedenfalls hat dieser Mensch namens Tim Burton es geschafft, trotz seines „anders sein“ ein wirklich „besonderer“, oder eben gerade „wegen seines aussergewöhnlichen Andersseins“ es geschafft, "seine ganz eigene Kunst realisieren „zu dürfen“, sondern NEIN, „man lies ihn damals sogar frei arbeiten“, und DAS wohlgemerkt damals sogar anscheinend unter den Fittichen wie z.B. einem grossen Studio wie Walt Disney, zumindest wenn ich das richtig verstanden hatte, da meine Aufmerksamkeitsspanne ja leider schon immer sehr kurz gewesen ist. :sweat_smile::exploding_head:

Wie auch immer, jedenfalls hatte ich persönlich, als ich die Doku über diesen kreativen Menschen sah, schlichtweg den persönlichen Eindruck, dass dieser Mensch einer von uns ist, heisst eventuell ein Adhsler „sein könnte“.

Natürlich ist es möglich das ich mich dabei total irre, und „behaupten möchte ich NICHTS“.

Aber wie auch immer, meine persönlichen Lieblingsfilme von ihm sind bis heute: „Edward mit den Scherenhänden“ und der Film über „Ed Wood“.

Und ausserdem habe ich irgendwie immer das Gefühl gehabt, dass ich mich Tim Burton sehr nahe fühle, besonders auch was seine Liebe gegenüber dem Filmstar Vincent Price betrifft.

Und die Werke von Edgar Allan Poe haben mich damals bereits im Alter von knapp 14 schon sehr begeistert, und dann natürlich ebenso die Filme mit Vincent Price.

Wie auch immer, leider bin ich wieder abgeschweift, jedenfalls bin ich heute der Meinung, dass es komplett falsch ist wenn man sich in der Welt „falsch“ fühlen sollte, oder müsste weil man anders ist.

Sondern sogar im Gegenteil!, denn WAS wäre unsere Welt eigentlich für ein trauriger Ort, hätte es nicht schon immer Menschen gegeben die „anders“ als die „grosse Masse“ sind.

Wieviele neue Entdeckungen, wieviele Kontroversen, wieviele Diskussionen, wieviele Revolutionen, wieviele Neuerungen, wieviele Pioniere, wieviele Streitpunkte, wieviele Gedankenanstösse, wieviele Gedankenexperimente, wieviele kulturelle Errungenschaften, und so weiter, und so weiter, hätten vielleicht nie stattgefunden, oder erst viel später, oder wären vielleicht sogar bis heute nicht passiert, gäbe es keine Menschen wie uns, wo anders fühlen, anders denken, und eben einfach „anders“ sind, als es die Mehrheit der Menschheit anscheinend ist.

Letztendlich ist des Rätsels Lösung wahrscheinlich einfacher, und vor allem richtiger, wenn sich die gesamte Menschheit endlich mal eingesteht, dass es Menschen wie uns einfach braucht.

Und wenn sich die Menschheit deshalb endlich mal eingesteht, dass es falsch ist wenn sie „gegen uns kämpfen“, statt uns alle endlich als vollwertige Menschen anzuerkennen, was wir nämlich sind.
:flexed_biceps::heart:

P.s.
Schlussendlich tendiere ich persönlich dazu das es bei Deinem Thema, jedenfalls wie gesagt aus meiner persönlichen Sicht, schon wichtig ist das man lernt sich selbst so zu akzeptieren wie man ist, und das die Zeiten in denen man sich für sein „Anderssein“ meinte „schämen zu müssen“, endlich als ein falsches und zerstörerisches Relikt aus längst vergangenen Zeiten habdeln sollte, und NEIN nicht handeln „sollte“, sondern ein und für alle Mal aus den Denkmustern verschwinden muss.

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Tim Burton ist super. :wink:

Und noch ein weiteres Anders … Ich brauche dringend Assistenz beim Aufbau meiner Selbständigkeit mit den verschiedenen Drumherum-Aufgaben, weil ich alleine komplett untergehe und mich auf nichts richtig konzentrieren kann. Nun habe ich keine Kraft, Menschen anzuleiten, die im Grunde nur als Roboter da sind und geistig nicht wirklich voll anwesend. Hingegen gibt es mir Energie, wenn zumindest ein bisschen Interesse am Inhalt, Motivation und etwas Lernfähigkeit da sind. Damit fühle ich mich leider schon wieder als Abweichler, wo heute vieles so auf Austauschbarkeit, beidseitigen Selbstschutz und Distanz ausgelegt ist. Eigentlich müsste ich aber ein guter Arbeitgeber für ADHSler sein.

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Ich finde zwischen fühlen und einer Meinung gibt es noch einen großen Unterschied. Sozial angepasstes fühlen klingt irgendwie schrecklich finde ich , weil es deine Gefühle ja quasi als weniger wichtig oder „nervig“ betitelt .

Was er vielleicht meint, ist ein wenig mehr „Frieden“ mit anderen Verhaltensweisen zu finden .

Vielleicht als Beispiel… Mein Partner kann sich kilometerweit höllisch über 90km/h Fahrer vor ihm aufregen .

Ich bin zwar gleicher Meinung aber rege mich nicht auf. 1. weil es dadurch nicht schneller wird. 2. weil es bestimmt keine persönliche Absicht gegen uns ist 3. denke ich , dass es Gründe geben kann 4. denke ich , dass es Gründe geben kann warum auch ich mal 90km/h fahre.

Ich finde vieles kritisch wie es aktuell im Weltgeschehen oder auch zwischenmenschliche so läuft und doch denke ich, das letztendlich jeder Ursachen und Gründe hat warum er so ist und es nicht ändern kann oder will und die Verantwortung selber dafür trägt . Ich versuche an Dingen, die ich bei anderen Menschen eh nicht ändern kann mich nicht ganz aufzureiben um meinen eigenen Frieden daran nicht zu verlieren , weil ich auch in unfriedlich nichts daran ändere. Irgendwie versuche ich es mit Beobachten und benennen ohne mich darin ganz zu verrennen . (Klappt natürlich oft auch nicht)

Ich glaube dein Freund wünscht sich für dich einfach nur mehr Frieden in Dingen die du nicht ändern kannst . aber deswegen fühlst du nicht sozial angepasst , denn was du kritisierst bleibt ja weiterhin deine Meinung und bleibt bestehen .

Wenn wir es hier nicht wüssten , würde es keiner bemerken , dass du nicht sehend bist.

Jetzt weiß ich nicht ob ich es so schreiben kann??? Aber ich glaube Sehend hättest du sicherlich vieles an Problemen weniger, aber du wärst ja trotzdem so wie du bist und ich glaube grade die Problematik, die du hier beschreibst wäre trotzdem da, weil es ja auch deine Persönlichkeit und Character ist und vielleicht auch eine Form der Neurodivergenz die unabhängig zu dem nicht sehen können vielleicht bei dir besteht . Wobei ich mir vorstellen kann das die evtl. „Neurodivergenten Kanäle“ nochmal eine andere Feinfühligkeit haben, die durch das nicht sehen können „trainiert“ wurde.

Du musst im Gegensatz zu uns noch mehr empfinden und mittragen und helfen dass ein „normaler“ Umgang mit dir geschehen kann. Ich würde in echt, mit dir ja auch nicht einfach so umgehen können, aus Unsicherheit und fehlendem Wissen und der anderen Art von Kommunikation, die ich nicht kenne. Selbst wenn wir in allem anderen so gut miteinander klarkämen wie hier , gäbe es denn Weg meiner Anpassung bis zum normalen miteinander, den du spürst und mitträgst. Egal wieviel Mühe ich mir geben würde oder wie gut ich es hinbekäme ist es glaube ich kaum möglich das es einfach so funktioniert.

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In allen genannten Punkten gebe ich dir Recht. Auch dass vermutlich die Blindheit das neurodivergente Potential vermutlich nochmal extra geschärft hat, das sonst vielleicht noch unterm Radar geblieben wäre. Und auch dass mein Freund sich mehr Frieden für mich wünscht.

Eins finde ich hast du richtig toll erkannt, nämlich dass ich im direkten Kontakt am Anfang sehr viel mittrage und sozusagen das Gegenüber in die Richtung coachen muss. An uns hängt viel Verantwortung für das Gelingen bei der Anbahnung. Deswegen mache ich das auch so gern online, weil man da erst mal ohne die Blindheit starten kann. Gerade habe ich wieder mit jemand telefoniert, für den das auch eine überraschende Information war. :wink: Die Reihenfolge macht viel aus bzgl. Erwartungshaltung und Einordnung. Es kann auch sinnvoll sein, die Blindheit bis zum Bewerbungsgespräch zu verschweigen.

Dieses „Coaching“ finde ich eigentlich nicht schlimm, wenn Leute einfach Fragen stellen. Die dürfen naiv sein, es dürfen auch immer dieselben sein. Schlimmer ist eher sogar, wenn nicht gefragt und nicht dazugelernt wird. Zum Beispiel wenn du jetzt schreiben würdest: „Aber das muss sich doch schlimm anfühlen. Wenn ich mir das vorstelle und die Augen zumache, ist das total schlimm …“ Andere von etwas zu überzeugen, was sie nicht glauben wollen, da fehlt mir die Kraft dazu.

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Ich sehe da sehr viel “wenn, dann”, was auf Dauer nicht gesund sein kann.

Verstehe mich bitte nicht falsch, ich werde nur sehr offen und deutlich kommunizieren, was ich meine.

Wenn du das Gefühl anders zu sein nicht annehmen kannst, kannst du den Grund für dein andersein auch nicht annehmen.

Es ist kein “wegrationalisieren” wenn du eine Erklärung für deine Gefühle findest. Du hast ADHS, du denkst und fühlst anders. Damit hast du deine Erklärung ja schon. Warum also suchst du weiterhin nach einem Grund, wenn du den Grund schon hast? Verstehst du, was ich meine?

Auch wenn du sagst, dass du das Gefühlt nicht mehr wegrationaliesieren willst, machst du genau das, indem du nach einem rationalen Beweis suchst (den du ja auch schon hast). Das Gefühl zu akzeptieren ist der wichtigste Schritt. Ich verstehe, dass du es los werden willst, aber je mehr du dich versuchst davon zu entfernen, desto mehr klammert es sich an dir fest.

Ich habe zum Beispiel auch oft das Gefühl, nicht dazu zugehören. Das Gefühl ist schlimm, ich habe aber gelernt, es auszuhalten. Ich brauche nicht nach einem “warum” suchen. Die Gründe kenne ich ja eigentlich schon.

Ich glaube, dass es viel damit zutun hat, dass der Mensch Kontrolle braucht. Und wenn man sich auf die Suche nach Gründen begibt, muss man nicht fühlen und hat die Kontrolle zurück - an einem potentiellen Grund ließe sich ja arbeiten. So ist oder war es bei mir auch der Fall.

Ich weiß nicht, ob ich irgendwann vom Thema abgewichen bin, aber das waren gerade meine Gedanken dazu.

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Nur kurz zur Klarstellung: Ich habe keine ADHS-Diagnose, sondern k-PTBS, Epilepsie und Hochbegabung, soweit sich dies bei Blinden mit den herkömmlichen Diagnostikverfahren feststellen ließ. Das ist mein Anders-Mix.

Das Gefühl an sich könnte ich gut annehmen. Die Effekte davon schon weniger. So wie ohne Epilepsie ja immer mal versucht wird, einen doch zum Alkoholtrinken umzustimmen, steht auch manchmal im Raum, dieses Anders durch Umdeutung der Situationen abzumildern und somit auch die unliebsamen Effekte. Mit einem „gesicherten“ Anders könnte ich wie beim Alkohol klar sagen, dass das Anders sich nicht ändern wird und ich stattdessen für alle angemessen damit umgehen muss.

Gerade beim Thema Traumata schwingt so ein bisschen die Hoffnung mit, es wäre zu einem gewissen Grad reversibel durch Heilung. Das stimmt auch, aber wie groß wäre dieser erreichbare Grad …

Vielleicht ist es so: Etwas „gehardcodetes“ könnte ich akzeptieren, zugefügte Traumafolgestörungen eher schwierig.

Eine bloße Erklärung wäre natürlich noch kein wegrationalisieren, das stimmt. Wegrationalisieren wird es dann, wenn durch Gedankenkorrektur das Gefühl geändert werden soll. So funktioniert KVT. Beispiel: „Du übergeneralisierst Einzelerlebnisse. Wenn du das nicht tust, fühlt es sich weniger ungerecht an und du empfindest weniger Hilflosigkeit und mehr Optimismus. Puff, Gefühlsknoten aufgelöst.“

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