Ich finde das thema unglaublich spannend.
So würde ich es auch beschreiben. Früher war “anders” eine bewertung und negativ. Anders, Komisch, Alien, usw. Das hat sich aber vor allem durch meine AuDHS Diagnose geändert. Vorher habe ich schon viel Therapie oder Coaching gehabt, aber erst mit den Diagnosen kam wirkliche Akzeptanz für das anders sein. Und das finde ich nicht mehr negativ sondern wie eine Beschreibung. Ich bin Anders. Die Gesellschaftliche Norm unterscheidet sich von mir. Das ist weder positiv noch negativ. Erst Systeme, die auf die Norm ausgerichtet sind, lösen Probleme aus, die dann (oft) negativ für mich sind. Ich hab gemerkt, wie viele “anders” sind, auf verschiedene Arten. Da sind viele individuelle Menschen, die sich alle anders fühlen und dadurch entsteht auch eine Gruppe.
Das hat mich hart getroffen - weil ich es so sehr fühle. Algorithmen und KI bestimmen so viel von unserem Verhalten online und was einem selbst am Herzen liegt oder wo man viel Zeit reinsteckt, wird vielleicht nie von mehr als 5 Menschen gesehen, weil die passenden Keywords gefehlt haben.
Manchmal fehlt mir bei Gruppen kindliche Neugierde oder Begeisterungsfähigkeit - es wird irgendwie nur über TV-Sendungen oder sowas geredet. Und wenn ich das nicht schaue, kann ich nicht mitsprechen. Smalltalk Themen sind auch nicht mein Spezialgebiet - also fühle ich mich da absolut unpassend.
Ich hab mehrere “Lösungsansätze” um damit umzugehen
- Intensiveren Kontakt nur zu Leuten, bei denen ich das Gefühl nicht habe. Die sind meist auch irgendwo im ADHS oder Autismus Spektrum.
- Maskieren - für irgendwas muss das jahrelange maskieren ja gut gewesen sein.
Wenn es sein muss, dann schlüpfe ich bewusst in eine Rolle. Für mich eine passende Metapher sind Videospiele. Ich geb meinem Sims-Charakter einfach einen Punkt mehr bei Charisma oder schalte den Selbstbewussten Gang ein. Dabei bin ich der Sims-Charakter
Irgendwie funktioniert das, zumindest ein bisschen. Ich hab dann auch das Gefühl, die Interaktion ist ein Spiel, wenn es schlecht läuft starte ich neu - das machts entspannter. Das möcht ich auch mit Smalltalk “lernen” bzw. etablieren, sodass ich mich challenge: Wie lang kann ich den gegenüber mit langweiligen Themen zum reden bringen? Wie viele Fragen kann ich stellen bevor es komsich wird?
Ist glaub ich weird formuliert aber egal.
- Nicht verstecken wollen, dass ich anders bin. Die Kinder in der Grundschule haben es gemerkt, also werden es die Erwachsenen bestimmt auch merken. Also statt verstecken & anpassen um jeden Preis, lieber ein bisschen mehr ich selbst sein und im Zweifel “zu viel” sein. Das sorgt dafür, dass sich Leute selber aussortieren oder ich merke, dass die cool sind und intensiverer Kontakt schön wäre.
- Mild mit mir sein. Vor allem, wenn ich mich frage, warum andere schneller, besser, weiter sind. Und Social Media Pausen. In die Natur gehen und durchatmen. Fahrrad fahren hilft da auch irgendwie.
- Immer und überall sagen, wenn ich mich komisch fühle mit der Interaktion.
Zum Beispiel grad denk ich, wen interessiert was ich schreibe? Hilft das überhaupt irgendwem (Ja, mir auf jeden Fall)? Und ich sammel die beweise, wenn es Leute gibt, denen meine Erfahrungen helfen.
Vor allem im Berufskontext sammele ich Feedback, das ich bekomme und speicher es ab - weil ich sonst zu schnell vergesse, was geschrieben oder gesagt wurde.
Aber auch wenn ich jemandem ne Nachricht schick und das gefühl habe, mir fehlen die richtigen worte um das so zu formulieren, dass es nicht negativ aufgenommen wird. Dann sag ich das direkt vorher dazu und bitte um Verständnis, erkläre meine Gedanken nochmal mehr. Vielleicht ein bisschen Oversharing, aber bisher hat das halbwegs gut geklappt, zumindest in der Familie und bei Freunden.
Danke für eure Ansichten und Beiträge, ich hab mich hier schon so oft wiedererkannt, das ist der Wahnsinn.