Umstellung von Medikinet retard auf Ritalin LA Kind

Hallo,
meine Tochter ist 12 Jahre alt und wir haben im Januar angefangen mit MPH einzudosieren. Sie hat schnell darauf reagiert und es ging in der Schule auf einmal alles leichter.

Daraufhin bekam sie Medikinet 20mg retardiert. Da wir den Eindruck hatten das es nicht ganz ausreicht hat uns die KJP 30 mg retardiert verschrieben. Nach der Schule oder spätestens am Nachmittag kam täglich ein starker Rebound.

Da man hört und liest das das bei Medikinet wohl öfter vorkommt und das Essen in der Früh auch nicht so reichlich ausfällt haben wir jetzt Ritalin bekommen, ebenfalls 30 mg.

Heute mit der 2. Einnahme war es allerdings gar nicht gut. Sie war nach 2 Stunden zittrig und weinerlich, alles hat sie gestört. War wütend und kam gar nicht klar. Klagte über kalte Hände und Füße und meinte sich kann sich sprachlich nicht ausdrücken.

Ich fand den Zustand schrecklich und sie sagt das die Tablette gar nichts geholfen hat.

Müssen wir da erst ein paar mehr Tage durch und es bessert sich dann?

Hätte man beim Wechsel auch erst eher wieder niedrig anfangen sollen und langsam hochgehen? Vielleicht einfach Zuviel mg?

Habe jedenfalls schon bedenken es ihr morgen zu geben, ich will nicht das es ihr wieder so schlecht geht.

Hat jemand Erfahrung bei der Umstellung, ich ha her jedenfalls das ritalin besser vertragen wird. Vielleicht muss ich mich auch nur noch etwas gedulden

Auch, wenn Medikinet Retard und Ritalin LA beide eine 50:50 Zusammensetzung haben (50% sofort / 50% verzögerte Freisetzung des Wirkstoffs), ist die Verteilung eine andere.

Die Grafik mit den Wirkkurven kennst du schon?

Vielleicht wäre ein niedrigerer Einstieg besser gewesen.

30mg nur 1x morgens schreit schon nach Rebound ab Mittag.
Und ist das wirklich die optimale Dosis?

Wie wurde vorher überhaupt eindosiert bis es 20mg wurden?
Wurde da mit 5mg begonnen und wöchentlich beobachtet?

Vielleicht sollte auch mal über eine zweite Tageseinnahme mit dem Arzt gesprochen werden.

Die soll (rechtzeitig vor Wirkende der 1. Dosis eingenommen) die Wirkkurve oben halten. Die ADHS Problematik ist ja den Rest des Tages auch noch da und wirkt sich aufs soziale Leben, Hausaufgaben usw. aus.

Hier könnte eine niedrigere 2. Dosis den Körper langsam wieder entwöhnen.

Von 100km/h → 0 ist der Aufprall härter als von 30km/h → 0.

Die Findung der optimalen 1. Dosis und der Wirkdauer scheint mir aber zunächst mal wichtiger.

Ihr könnt es mal versuchen mit der Kapsel aufmachen und nur 2/3 der Kügelchen auf einen Löffel geben mit z.B Apfelmus. Nicht draufbeißen und Wasser nachtrinken! Vielleicht ist die Dosis einfach zu hoch für den Anfang.

Ja die Eindosierung hat mit 5 mg begonnen und wurde dann nach einer Woche auf 10 mg gesteigert und 15 mg. Bis sie uns 20 mg retard gaben. Nach 4 Wochen war die Dosis dann fest.

Erhöht auf 30 mg hat man dann da es nicht auszureichen scheint wobei mir immer mehr klar wird das die Erhöhung da wohl falsch war und wirklich eine 2. Gabe sinnvoller gewesen wäre.

Die heftigste Wirkung kam gestern bereits nach 2 Stunden das trifft von der Kurve her die erste Spitze. Sich wieder ein Zeichen das es Zuviel ist dachte ich. Nach 2 Stunde sollte sie noch nicht im Rebound sein.

Machen denn 20 oder 30 mg wirklich so deutliche Unterschiede? (Wären ja pro Einzeldosis „nur“ 5mg mehr. Kann sich das schon so auswirken das es Zuviel ist.

Momentan ist die KJP im Urlaub. Jetzt überlege ich lieber wieder Medikinet zu geben. Davon hätte ich noch 20 mg auch da. Kann man da denn hin und her wechseln?

Ob ich da dann wirklich die optimale Menge erwische? Kann man die überhaupt teilen? Sind da alle Kügelchen gleich ummantelt? Bei Medikinet ist es ja unterschiedlich?

Wenn die 30er Ritalin LA nicht funktioniert und du noch 20er Medikinet Retard da hast, könnte man das probieren bis die Ärztin zurück ist.

Wer weiß. Vielleicht reichen die ja dann sogar schon.
Noch sind Ferien. Das machts entspannter.

Ritalin LA öffnen und aufteilen würde ich nicht machen.

Sowohl Medikinet Retard, als auch Ritalin LA haben unterschiedlich überzogene Pellets in der Kapsel, sonst gäbe es keine verzögerte Freisetzung.

50% nicht-retardiert für sofortige Freisetzung im Magen / 50% retardiert für verzögerte Freisetzung ab Dünndarm.

Ja ich dachte mir auch das das Teilen eher nicht ganz so funktionieren würde.

Die Umstellung hatten wir extra für die Ferien geplant um es genau beobachten zu können. Jetzt fühlt es sich nur eher wieder nach Stillstand an bzw. wieder ein Schritt rückwärts da ich dachte von Medikinet wegzukommen und mit Ritalin einen besseren Erfolg zu haben.

Wurde es nach den ersten 2h mit dem Ritalin LA dann eigentlich besser, oder eher schlechter / der Zustand hielt an?

Wenn es nicht besser wurde, könnte die zweite Phase der Freisetzung (addiert sich zum Rest der ersten Phase auf) zu viel sein.

Hier in einem anderen Thema ist unten ein Link mit paar Grafiken. Die mit den 4 Höckern finde ich ganz gut dafür.

1 x Retard wären die ersten zwei Höcker.
Eine zweite Gabe Retard wären die letzten beiden Höcker.

Hab z.B. damals mit nicht-retardiertem MPH angefangen und kam bei 20mg aus. Das wurde dann 40mg Ritalin Adult (=LA).

Als zweite Dosis reichte mir dann aber die Hälfte.
Ich kam bei 10mg nicht-retardiert aus. Das wurde dann 20mg Ritalin Adult (=LA).

Abends nahm ich dann nochmal eine halbe nicht-retardierte Tablette, also 5mg.

So lag meine Tagesdosierung dann bei 40-20-(5).
Der Tag war gut abgedeckt, mit Rebound gabs keine Probleme und schlafen klappte auch.

Sollten dem Kind 20mg Ritalin LA (oder auch Medikinet Retard) reichen, könnte man es als zweite Dosis (halbe Stunde vor Wirkende der ersten Dosis) mit 10mg Ritalin LA (oder auch Medikinet Retard) versuchen.

Vielen Dank für die ganze Mühe das veranschaulicht vieles und gibt mir weitere Einblicke in das Thema die mir noch fehlen.

Als sie das erste Mal die 30 mg ritalin LA genommen hat (sie nimmt nur 1 Tablette morgens) ging es ihr nicht schlecht sie sagte aber das sie keine Wirkung spürt wie bei Medikinet 30 mg. Nach 6 Stunden hatte sie einen kurzen Rebound von ein paar Minuten in denen sie weinerlich war, das konnten wir gut abfangen mit begleiten und ablenken.

Als sie es gestern zum 2. Mal nahm 10:15 hatte sie nach 2 Stunden 12:15 den weinerlichen, wütenden und alles ist doof und stört Einbruch, die Hände haben gezittert sie fühlte sich unruhig und hatte kalte Hände und Füße und meinte sich sie kann sich nicht so gut ausdrücken.

Es wurde danach kurz besser und als wir um 14:00 loswollten ging es noch einmal los. Nicht schlimmer nicht besser eher gleichbleibend. Als wir dann um 15:00 bei der Oma waren wurde alles gut und sie fühlte sich besser und hatte noch einen tollen Tag. Mega Redefluss am Abend (weiß nicht ob das eine Rolle spielt. War nur besonders auffällig

Dinge, die noch nicht genannt worden sind:
Wenn die Wirkung von 20mg tatsächlich nicht ausreichend war, dann wären 25mg Medikinet retard eigentlich der sinnvollere nächste Schritt gewesen (nicht 30mg).
Wenn Medikinet retard gut funktioniert hat (auch das Essen etc), gibt es keinen Grund da was zu ändern, da man in 5mg Schritten dosieren kann.
Die 2. Dosis sollte 30-45 min vor de erwarteten Wirkende genommen werden. Wenn das mit den Essenszeiten nicht passt, kann die 2. DOSIS AUCH Ritalin LA sein.
Die 2. Dosis hat meist die Höhe von 2/3 bis 1/2 der vorherigen Dosis. Muss aber auch ausprobiert werden, was im konkreten Fall die passende Dosis ist.

Und als zweites: Nicht ausreichende Wirkung ist etwas anderes als nicht lang genuge Wirkung.nicht ausreichende Wirkung ist eine zu geringe Wirkung während der Wirkzeit des Medikaments. Nicht lang genuge Wirkung ist eine Wirkzeit, die zur kurz für den eigenen Tag/den gewünschte Abdeckungszeitraum ist.
Bei ersterem die Dosis erhöhen. Bei letzterem eine weitere Dosis einnehmen (oder auf eine länger wirksame Formulierung wechseln)

Der Grund des Wechsel war tatsächlich das sie nicht ausreichend gegessen hatte und das wohl mit Ritalin nicht so das Problem ist wenn das Frühstück etwas geringer ausfällt. Und wir bei Medikinet diesen schlimmen Rebound hatten am Nachmittag oder nach der Schule gleich.

Überall hörte man dann das Medikinet häufig die schlimmeren Nebenwirkungen hat: das verunsichert dann noch zusätzlich.

Das es Medikinet in 25 mg retard gibt wurde mir nicht gesagt ich dachte das sind dann immer 10er Schritte.

Wann genau erkenne ich denn das Ende der Wirkung? Ich kann das oft gar nicht erkennen. Meist wenn sie dann schon im Rebound ist aber dann ist es zu spät.

Das wird man wahrscheinlich irgendwo zwischen Stunde 4-6 nach der Einnahme durch Beobachtung / Lehrer Feedback, oder auch durch Gespräche mit dem Kind eingrenzen können.

Dann müsste man es einfach mal ausprobieren und schauen, wie es nach der zweiten Tagesdosis wieder die nächsten 4-6h läuft.

Laut Hersteller zwar bis zu 8h Wirkung, aber die wird eher selten erreicht. Meist ist die Wirkstoffkonzentration leider vorher schon unterhalb des therapeutisch wirksamen Pegels abgesunken, ab wo dann die ADHS Symptomatik verstärkt zurückkommen kann.

Nur eine Idee:

Beobachtungsbereich Beschreibung
Antrieb & Motivation Will das Kind Aufgaben beginnen oder vermeidet es sie?
Konzentration Kann es sich fokussieren oder schweift es häufig ab?
Frustrationstoleranz Wie reagiert es auf kleine Misserfolge oder Rückschläge?
Körperliche Unruhe Zappelt, steht häufig auf, läuft herum oder wirkt körperlich angespannt?
Emotionale Reizbarkeit Wird es schnell wütend, traurig oder emotional instabil? Sozialer Rückzug?
Sprache & Impulsivität Plappert es viel, unterbricht andere, redet impulsiv oder wechselt ständig das Thema?

Bewertungsskala (pro Bereich):

  • 0 = unauffällig
  • 1 = leicht auffällig
  • 2 = deutlich auffällig
  • 3 = stark belastend

Beispielhafte Anwendung:

  • Morgens / Mittags / Nachmittags / Abends ausfüllen
  • Muster und Veränderungen im Tagesverlauf erkennen
  • Hilfreich zur Rückmeldung an Ärzte oder Therapeuten
1 „Gefällt mir“

Vielen Dank da werd ich mir gleich mal heute Abend eine Tabelle erstellen und mit Einnahmezeiten versehen und es noch etwas besser dokumentieren.
Danke für die Hilfe. Es fühlt sich gut an wenn man Fragen stellen kann. Tatsächlich fühlt man sich nämlich oft allein mit all dem Dingen im Alltag.

Nach einem weiteren Versuch heute mit der Einnahme. (Tochter wollte es sich nochmal probieren) kamen wir nach 2 Stunden nach Einnahme wieder an den gleichen Punkt wie gestern. Die Dosis oder eben Medikation scheint für uns so noch nicht zu passen.

Werde es morgen mal mit den alten Medikinet nochmal versuchen aber nicht die 30 sondern nur 20 mg und dann gegebenenfalls 5 mg unretardiert nachgeben, in der Hoffnung den Rebound abzuflachen. Das Go der KJP habe ich letzte Woche dafür auch bekommen es so zu versuchen.

2 „Gefällt mir“

Vielleicht nicht der Ärztin unter die Nase reiben, aber wenn da nicht ausreichend Infos vermittelt, oder ein Infoblatt oder sowas an die Eltern übergeben wird, dann muss man halt selber auf die Suche gehen :adxs_kp:

https://kinderarzt-giessen.de/#

Auf der Seite gibts auch viele Infos.
Vor allem im Hauptmenü im Downloadbereich.

Da stammt auch diese eine Grafik mit den 4 Höckern her.
Hab‘sch „ausgeleihmopselt“ :adxs_rot: :shushing_face:
3 „Gefällt mir“

Danke das ist prima schau ich mir heute gleich mal durch. Ja es dauert glaub ich einfach bis man da vollständig fit im Thema drin ist und auch seine Erfahrungswerte gesammelt hat. Wir sind noch am Anfang aber ich bleib einfach mal hoffnungsvoll und es wird alles werden

2 „Gefällt mir“

Vielleicht reichen ihr ja auch 20 mg Ritalin und die 30 mg sind zu viel und man würde nach ca. 6 std mit 10 mg Ritalin verlängern. Der Tag wäre abgedeckt der Rebound konnte bei 10 mg in der zweiten Dosis wesentlich milder sein und gut wäre es.

es wäre oft eh sinnvoller mit 10 mg anzufangen bei Ritalin und lieber wenns nicht reicht am nächsten tag 2 x 10 mg = 20 mg zu versuchen statt mit 30 mg einzusteigen. Langsam kennenlernen und herantasen finde ich besser

Ja ich denke auch das es einfach zu viel war. Die KJP hat 30 mg verschrieben da sie die bei Medikinet auch genommen hatte und die Wirkung war damit in der Schule gut. Wenn sie wieder vom Urlaub zurück ist muss ich auf jedenfall noch einmal hin und das besprechen.

Gestern hab ich mich dann auch nicht mehr getraut ihr die alten Medikinet 30 mg zu geben sondern nur 20 mg und das war ok. Sie sagt aber auch das sie nichts von der Wirkung gemerkt hätte. Ist aber ein entspannter Ferientag gewesen. Wenn sie da nicht viel machen muss merkt man es vielleicht auch nicht ganz so sehr.

Wollte dann zum abfedern noch 5mg am frühen Nachmittag geben aber meine Tochter wollte nicht, meinte es sind ihr zuviele Tabletten und Zuviel Umstellung. Sie kommt sehr schlecht mit neuen Dingen zurecht. Aber ohne es zu versuchen wissen wir es eben auch nicht.

Der Rebound blieb zumindest aus und sie selbst meinte nur ein kurzes ungeduldigeres Gefühl gehabt zu haben.

War da Autimus mit bei, weil sie so schlecht mot neuem zurecht kommt?

Wenn sie keinen Rebound hatte aber ausgeglichen war ist das gut.

Übrigens 25 mg Medikinet bedeutet 20mg + 5 mg nehmen =25 mg

könnte sich besser passen wenn die 30 mg zu viel sind.

Wenn aber die Medis mehr im Hintergrund wirken und alles gut funktioniert ist das der Zustand der grundsätzlich bei uns bei der Medikation angestrebt wird.

Aber das alles für jemanden einschätzen zu müssen ist nicht leicht, denn selbst mir ist es bei den Eindosierungen nicht immer leicht gefallen zu wissen was richtig ist und brauchte für mich Geduld.

Hast du eine Idee wie du es ihr beibringen könntest oder über die zitronigen Schluckhilfen für Tabletten z.B. mal nachgedacht? Die schmeckt nach zitrus könnte vielleicht auch eine Idee sein.

Ich kann mir gut vorstellen, das du manchmal schon nach Ideen suchst oder