Hallo miteinander,
Schön, wieder hier zu sein und danke für die Begrüßung von euch.
Nun möchte ich doch ein paar, oder auch mehrere Zeilen hier lassen und einmal runter schreiben, wie es unserem Großen und uns in den letzten Jahren so gegangen ist und wie nun unsere Gegenwart aussieht.
Zur Vorgeschichte: Sohn (19) wurde mit 7 auf ADHS getestet und diagnostiziert. Medikation eingestellt. Dazu aber auch „Maßnahmen“.
Wechsel der Grundschule zur Förderschule (Kl. 2-4), zurück zur Regelschule (Gesamtschule bis Kl. 10). In der Zeit allerlei Hilfen von Ergotherapie, Psychotherapie, Familienhilfe (nur für ihn), regelmäßige Gespräche mit seinem Arzt, in 2018 dann psyiatrische Ki-Ju Psychiatrie, davon 4 Wochen stationär und im Anschluss 3 Monate ambulant.
Das ist erstmal das grobe Ganze. Kann sein, dass ich noch etwas vergessen habe. In so vielen Jahren verpufft manches in den Hintergrund.
Wenn ich bisher so zurück blicke und reflektiere, war das „sinnvollste“ im Sinne von hilfreich von all den Maßnahmen die Klinik tatsächlich.
Danach hatten wir eine vergleichsweise ruhige Zeit über eine längere Strecke.
2020 wurde unser 4. Kind geboren und der Große blühte richtig auf. Er war zu der Zeit 15 (wurde 16) und freute sich, lt. eigener Aussage darauf, DAS nochmal zu erleben.
Eigentlich hatte ich in dem Alter schon die Pubertät erwartet, vor der ich mich sorgte aber: sie blieb aus.
Mit 16/17 absolvierte er ein FSJ. Der Berufswunsch war ihm klar aber um sicher zu sein, probierte er sich erstmal praktisch aus. Fanden wir gut. Haben wir gerne unterstützt.
Nach dem FSJ begann die Ausbildung zum Kinderpfleger, die er aktuell noch bis zum Sommer mit Abschluss macht.
Es könnte eigentlich somit alles ganz gut sein. Ich möchte sagen, dass ich froh bin, ihn bis hierhin so begleitet zu haben, wie wir es haben. Auch wenn es oft hart war, Tränen flossen, es eine insgesamt sehr herausfordernde Zeit gewesen ist, in der ich manchmal nicht mehr wusste, was wir tun sollen.
Irgendwie ist es gegangen…
… nun hat sich zu Pfingsten letztes Jahr ein neues Level aufgetan.
Der Große klaute den Ersatzschlüssel meines Mannes und fuhr den Neuwagen (ohne Fahrerlaubnis) zum wirtschaftlichen Totalschaden!
Die Versicherung übernahm bis auf Glasbruch nicht’s denn: innerhalb der Familie. Pech gehabt.
Wir kamen also aus dem Pfingstwochenende zurück und fanden weder Kind noch Auto vor. Stattdessen eine Unfallmitteilung auf der Terrasse liegend, unter einem Blumenpott geklemmt.
Kind eine Woche nicht auffindbar.
Irgendwann ein Anruf einer Mutter, die dann doch mal mitteilt, das mein Kind dort sei. (Randnotiz: auf so eine Idee, eine andere Mutter erst nach einer Woche zu informieren muss man erstmal kommen!)
Als unser Sohn dann endlich zurück war, haben wir das Thema sachlich nüchtern aber klar UND deutlich kommuniziert. Vorallem, was wir nun erwarten.
Unsere „Erwartung“ war: überlege dir, wie Du diese Situation in Ordnung bringen kannst. Das kann ein Nebenjob sein (er ist Schüler, die Zeit ist da) oder was auch immer.
Was dann passiert, hat mir dann die Sprache doch etwas verschlagen.
Es passierte: NICHTS.
Ich wartete drei Monate, vier…
Irgendwann setzte ich ihm eine Deadline.
Inzwischen war es August und ich hab ihm gesagt, dass er keine Bleibe mehr hat, wenn er bis zu den Herbstferien (Oktober) nicht Irgendwie in Bewegung kommt um diese Situation zu klären.
Es kam nicht’s. Stattdessen wurde er frech, vorlaut und fühlte sich noch angegriffen.
(Ganze 3 Monate hat der Wagen in der Werkstatt verbracht um wieder fahrbereit zu sein)
Kurzum: mir ist zur Deadline die Hutschnur „geplatzt“. Ich habe ihm etwas Zeit gelassen ein paar Dinge zu packen und ihm gesagt, er darf wieder kommen, wenn er die Verantwortung für das übernimmt, wofür andere hier arbeiten gehen. Was er in 20 Minuten einfach zu Schrott fährt (mal abgesehen davon was ihm und/oder anderen hätte passieren können…).
Das Vertrauen war für mich leider komplett zerstört.
Es war in all den Jahren immer schwer mit dem Vertrauen zu ihm. (Durch permanent lügen, ständig klauen…)
Aber irgendwo war für mich ganz insgesamt eine Grenze erreicht, die ich nicht länger übertreten lassen wollte. Und konnte.
Inzwischen ist er ausgezogen.
Er hat die Zeit nämlich nicht genutzt, um sich Gedanken zu machen oder sich - wie man vielleicht denken könnte -, einen Nebenjob zu suchen oder irgendwas in Richtung „ich schaue, was ich meinen Eltern anbieten kann“. Nein. Er nutzte dies dann, um seine gewonnene Freiheit gleich zu festigen. Suchte sich ein Zimmer zur Miete, beantragte Gelder, beauftragt einen Anwalt für den Unterhalt und vieles mehr…
Das alles konnte er innerhalb kurzer Zeit.
…Ein Nebenjob ging dagegen nicht.
Im Nachgang muss ich sagen: ich glaube, dieses Drama hat er genau SO herbei geführt. So gewollt.
Ich als Mutter?
Finde es in erster Linie: nieder schmetternd. Traurig. Enttäuschend.
Aber auch: befreiend.
Ich schreibe das jetzt aus einer gewissen Distanz-Perspektive. Aufgearbeitet mit Gesprächen. Mit viel Reflexion auch mir selbst gegenüber.
Und auch, wenn es sich lieblos liest, das bin ich nicht! Ich habe 18,5 Jahre alles erdenkliche für dieses Kind getan. Ich liebe ihn. Und daran wird sich auch nicht’s ändern.
Aber Liebe bedeutet manchmal auch Loslassen. Bedeutet auch, für die eigenen Grenzen einzustehen.
Liebe ist für mich auch, einem mündigen „Erwachsenen“ zu zeigen, wo seine Verantwortung anfängt und meine endet.
Aktuell sind wir in einem „losen“ Kontakt. Er hat seine Medikation (im Sommer '24) abgesetzt, möchte sie nicht mehr nehmen. (Das ihm das nicht gut tut sehe ich, muss aber seine Entscheidung und seinen Weg akzeptieren)
Momentan kommt es mir vor, als wäre das im späteren Stadium die Pubertät, die in jüngeren Jahren fehlte.
Liebe Grüße
Seelenspiegel