ich hab erst vor paar Wochen Diagnose bekommen, danach startete ich sofort mit Elvanse 30 mg.
Am Anfang ging es mir ungewöhnlich gut. Wenn die Wirkung nachließ, hatte ich kaum Nebenwirkungen. Während der Wirkung erste paar Tage nur Herzrasen und Bluthochdruck, sowie Mundtrockenheit. Danach sind Nebenwirkungen weg. Ich dachte schon, dass alles prima ist, aber…
Jetzt wirkt Elvanse nicht so richtig. Ich spüre gar nichts, kaum Fokus, Ruhe und keine Stimmung.
Wenn die Wirkung nachlässt, bin ich körperlich und geistig erschöpft.Ich kann sogar diese 2 Wochen kein Sport machen. Ich bin sowohl sauer als auch traurig. Wegen emotionale Schwankungen und unendliches Jammern habe ich Probleme in meinen aktuellen Beziehungen.
Wenn ich die Einnahme unterbreche, kehren Symptome verstärkt zurück. Ich bin apathisch, will gar nicht machen, sogar kaum aus dem Bett woanders hin. Volle Anhedonie und Apathie.
Ich habe dann ständig Wunsch, die Tablette einzunehmen als ob ich süchtig(! Angst) wäre.
Ich kann mich übersteuern und etwas machen. Mein Willenskraft ist aber nicht unendlich. Ich möchte mich einfach gut fühlen.
Ich habe gelesen, dass ich wahrscheinlich unterdosiert bin. Ich habe Dosis geteilt und 45 mg pro Tag genommen. Wieder alles perfekt. Aber danach wenn die Wirkung nachgelassen hat…
So schlimm fühle ich mich nie in meinem Leben.
Welche Erfahrungen hatten Sie? Passt mir Elvanse vielleicht nicht? Oder sogar hab ich kein ADHS?
Wie kommen Sie mit Ihrem Partner klar? (Ja, Unterstützung usw. aber sie muss auch mein Negativ nicht ertragen, das verstehe ich. Wie kann ich mich besser verhalten und kontrollieren?Das ist ein schmerzhaftes Thema)
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich mehrere Antworten kriege)) Vielleicht hilft mir was mal)
Zum einen ist es normal, dass man seine Dosis erstmal hoch steigern muss. 30mg Elvanse war lange zeit die geringste Verfügbare Dosis (jetzt ist es 20mg), du bist also eher am unteren Ende des Dosisspektrums. Normalerweise dosiert man Stimulanzien so lange hoch bis 1 oder 2 Dosen hintereinander keine Verbesserung gebracht haben. Hat dein Arzt dir das so nicht verordnet, hat er vermutlich keine Ahnung. Bei Amphetaminmedikamenten setzt der „steady state“ ab dem man die Wirkung halbwegs akkurat beurteilen kann nach 3-5 Tagen ein. Elvanse wirkt auch bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich lang und bei Amphetaminmedikamenten ist die Wirkungsdauer auch Dosisabhängig. Damit kann es natürlich schon sein, dass man dann recht zügig in einer Unterdosierung ist. Auch eine Dosisanpassung ein paar Wochen nach der initialen Eindosierung ist laut der ADXS Beiträge normal.
Auf der anderen Seite sind insbesondere Amphetamine durchaus euphorisierend, jedoch nicht für immer. Nach einer Dosissteigerung kommt es erneut zu einer deutlicheren Wahrnehmung dieser Hochstimmung.
Jetzt weiß ich natürlich nicht, was du mit „gut fühlen“ meinst aber ein echtes glücklich sein oder gut fühlen kann nicht durch Medikamente hervorgerufen werden, sondern diese sollen einen Befähigen seinen Alltag in einer Art und Weise zu gestalten, dass man nicht ständig leidet und eben auch häufiger positive Momente hat.
Das ist aber kein Dauerzustand, es sei denn man nimmt Drogen und auch dann muss es bekanntermaßen zu einem Ende kommen.
Meiner Ansicht nach ist es wichtig, ein realistisches Ziel für die Medikamentöse Behandlung zu haben und wenn man mit seinem Zustand nicht zufrieden ist sich Hilfe zu holen. In deinem Fall ist sicher auch eine Psychotherapie sinnvoll, da es hier ja offensichtlich innere Konflikte gibt, die es aufzulösen gilt.
Ich würde in jedem Fall eine Dosisanpassung beim behandelnden Arzt ansprechen. Anfängliche positive Erfahrungen sind ein mittelmäßiges Indiz für ADHS, man kann sich hierauf aber wegen der euphorisierung nicht verlassen, aber es ist eben auch nicht ungewöhnlich, dass man Nebenwirkungen hat, insbesondere in der falschen Dosis, wo es ja durchaus auch unterschiede zwischen den Medikamenten gibt. Ist Elvanse langfristig nicht tragbar, gibt es ja auch alternativen.
Aus meiner persönlichen Erfahrung mit Medikinet muss ich sagen, dass der rebound Effekt, insbesondere am Anfang, schon echt elendig ist, und dass man da durchaus eben auch stärkere Symptome von bekommt. Bei mir ist es mit der 2. Halbtagesdosis am Mittag dann besser geworden, aber, wenn ich mir Stress mache, weil ich gerade nicht so gut kann wie vielleicht sonst, bringen auch die Medis nichts mehr
Ich hatte unter der Eindosierung von Medikinet Adult auch so meine Höhen und Tiefen.
Wenn die Wirkung irgendwann normal gut wirkt denkt man zunächst es wirkt nicht mehr.
Bestimmte Höhen und Tiefen und Beschwerden des Lebens bleiben bestehen wie bei jedem anderen Menschen auch .
Durch die Medikation nimmt man es aber oft intensiver wahr.
Dann kommen natürlich Nebenwirkungen und der Rebound dazu .der Rebound war für mich auch ne ganze Zeit unangenehm (auch für meinen Partner)
Mit Therapie habe ich aber an mir arbeiten können so dass ich vieles besser in den Griff bekam.
Mit der Medikation geht die Arbeit eigentlich erst richtig los.
Später mit Elvanse hatte ich auch einige Probleme bis es lief.
Es kann dauern bis alles stimmig ist und läuft , und die Medikation ist nur ein Baustein von vielen.
Vielen Dank für die Antwort
Ja, das hab ich mal gelesen. Aber was denn mit Blutdrucksteigerungen und Herzrasen? Ist die Dosis höher, so kriegt man logischerweise Blutdruck noch höher und Herzschlag noch schneller? Oder lassen Nebenwirkungen nach Dosisanpassung nach? Was ist Ihre Erfahrungen damit?
Grüße
Denys
Bei mir haben die Nebenwirkungen über die ersten 6 Wochen signifikant nachgelassen - hier aber auch eine leichte Einbuße der Wirksamkeit soweit ich das beurteilen kann. Ich hatte große Probleme mit Koffeinwechselwirkungen in den ersten Wochen.
Interessanterweise erzeugt eine unterdosierte Anwendung häufig auch eigene Nebenwirkungen. Hierzu gab es auch von anderen Berichte: Elvanse: Symptome bei Über- oder Unterdosierung - sortiert und strukturiert 💊
Ich persönlich reagiere sehr stark auf Konzentrationsprobleme und (u. A. dadurch entstehende) Langeweile, da ich weiß, dass ich dazu neige solange zu prokrastinieren, bis ich einen Nervenzusammenbruch habe, es sei denn ich setze mich eben unter druck um das zu vermeiden. Das führt bei mir eben zu Stress und deshalb machen sich auch Unterdosierungen häufig negativ im Bezug auf den Blutdruck. Ich habe es auch schon mal geschafft, vor der Einnahme jeglicher ADHS-Medikamente bei mittelmäßigem Stress beim Abendessen einen Blutdruck von 175/95 zu bekommen.
Insgesamt würde ich sagen, dass man es probieren muss, es sei denn es gibt starke Nebenwirkungen oder Blutdruckanstieg. Ein einmalig leicht erhöhter Blutdruck ist aber nicht lebensbedrohlich und davor Angst zu haben, führt wahrscheinlich zu mehr Blutdruck
Reizbarkeit etc. sind ja auch eher ADHS-symptome, die man durch die Turbulenzen bei einer Fehldosierung eben stärker mitbekommt.
Ich möchte natürlich nicht, dass Elvanse als Zauberpille wirkt.
Ich glaube, dass das was ich jetzt beschreibe für Sie halt nicht neu ist)
Mir fehlt eigentlich nicht Willenskraft oder Diszipline. Es ist mir eher schwierig, sich physisch auf etwas konzentrieren, oder länger dran bleiben. Ich werde extrem viel abgelenkt. Landes Dranbleiben macht mich extrem müde, sodass ich quasi “einschlafen” kann.
Ich weiß, das ich fähig bin, Dinge rechtzeitig zu erledigen, kann aber nicht, was mich in ein inneres Konflikt steuert.
Ich hatte mal so ein perfekten Perioden, dass ich mich wie ein Superhero fühlte. Ich könnte 12 Stunden ohne Pause etwas lernen, ich habe mit Sport angefangen, ich hatte so viel Motivation und so viele Ideen, dass ich ein Buch schreiben wollte.
Ich dachte dass ich ein Philosoph und und und.
Jetzt verstehe ich, dass das komisch und gar nicht in Ordnung war.
Unter “sich normal fühlen” verstehe ich kein Hirnnebel, keine Schläfrigkeit, keine Ablenkung, längeres Dranbleiben, und zumindest stabile und gute Stimmung( d.h. irgendwo in der Mitte).
Ich bin körperlich schwächer geworden, obwohl ich regelmäßig Sport mache und mich gesund ernähre, also wünschenswert auch ein körperlicher Tonus.
Große depressive Störung (glaube so heißt’s idk.)
war soweit ich’s verstanden habe falsche Diagnose. Fluoxetin hat mich stabilisiert, aber ich hatte weder Emotionen noch Glücksgefühl, wie ein Roboter.
Werde Versuchen, das Problem mit meinem Psychiater zu lösen. Ich frage nach Psychotherapie. Ich glaube das wäre hilfreich.
Die euphorisierte Stimmung tritt eigentlich bei jedem am Anfang auf und das ist ja auch in Ordnung, man sollte das nur nicht mit dem Therapieziel verwechseln und die Dosis nicht „darauf“ einstellen.
Ein reduzierter Muskeltonus gehört mit zu den Wirkungen einer korrekten Dosis, auch wenn das ja nicht direkt mit Schwäche gleichzusetzen ist.
Ich wünsche Ihnen weiter viel Erfolg und evtl hilft es ja sich etwas weniger Sorgen zu machen
Könnten Sie bitte Ihre Erfahrungen mit Rebound erzählen? Was haben Sie gemacht, um sich besser zu fühlen? Wie haben Sie sich mit Ihrem Partner verstanden und was haben Sie dafür getan?
Therapie ist für mich besonders interessant. Welche Verbesserungen haben Sie festgestellt?
Also als erstes, wir duzen uns eigentlich alle hier
Im Rebound kammen die ADHS Symptome plötzlich extrem wieder. Ich war Reizüberflutet, extrem empfindlich auf alles, schnell extrem genervt so wie ich es nicht kenne und dann unfair in meinen Äußerungen, eine Phase wurde ich auch sehr depressiv.
Ich habe den Rebound als Nebenwirkung mit der Hoffnung auf Besserung akzeptiert. Genug essen und trinken.
Im Rebound am besten alleine sein und Ruhe oder irgendwie ablenken. Also aus dem Kontakt mit meinen Partner gegangen oder keinen Kontakt angefangen. Er hat es irgendwann verstanden , dass es immer nur eine kurze Phase ist. Meist war nach 30 min das schlimmste vorbei. Rebound mit unret. Medikinet abpuffern.
Das Depressive ging mit dem Wechsel von 2x 5mg Medikinet Adult auf 10mg Medikinet Adult weg ( das depressive ist manchmal eine Nebenwirkung bei 5mg) und natürlich durch die Therapie.
Therapie hat viel bei mir verbessert. Verständnis für mich selbst , ein paar Dinge verarbeitet , neu Handlungsoptionen entwickelt etc…
Aber im Bezug zu ADHS bleiben einfach manch Dinge wie sie halt sind.
Für mich war Therapie insofern sinnvoll ein gesunderes Selbstbild zu entwickeln, also, dass man eben nicht jeden Tag und jeden Moment im gleichen Maße „Verfügbar“ oder leistungsfähig sein muss und es eben auch langfristig nichts bringt, sich hierzu unter Druck zu setzen. Das musste ich erst kognitiv verstehen und dann auch annehmen lernen.
Für mich war es häufig der einzige Ausweg aus der totalen Dysfunktion, mich zu Sachen zu zwingen und hierzu unter Druck zu setzen, jedoch ist dies natürlich sehr zehrend und führt langfristig eben auch dazu, dass man noch weniger Reserven hat.
Es ist ja auch nicht so, als ob man eine Verantwortung hat, in jedem Moment perfekt zu reagieren und die emotionalen Regulationschwierigleiten seiner Mitmenschen zu kompensieren - wir sind ja auch nur Menschen und ein Anspruch an Perfektion kann hier nicht bestehen. Vielmehr muss man ja einen Weg finden, indem beide mit der Situation zufrieden sind, sonst kommt man eben langfristig in die Situation, dass man garnicht mehr in der Lage ist im bisher üblichen Rahmen für seine Mitmenschen da zu sein und dann hat man sich ja ein Eigentor geschossen.
Beispielsweise kommt es bei mir beim Rebound zu einem sehr abgeschlagenen Auftreten, was bei meinen Bezugspersonen eben auch häufig zu Sorgen (und damit auch Diskussionen) führt. Hier ist wohl Kommunikation und (in meinem Fall) etwas Distanz hilfreich.
Das beschränkt sich natürlich nicht auf die Medikamentenwirkung aber da ist im allgemeinen der individuelle lösungsorientierte Ansatz einer Psychotherapie am besten geeignet um dies zu erörtern.
Bei Angstproblemen der Mitmenschen (wir in meinem Fall beschrieben), kann hier auch ein vertieftes eingehen auf diese Problematik bzw. einer Therapie für diese Person hilfreich sein, je nach Ausprägung.