Unterdrückte Kreativität und ihre schädlichen Auswirkungen auf das ADHS-Gehirn

Der Titel ist von additudemag:

Zitat:

Menschen mit ADHS sind von Natur aus neugierig, impulsiv, chaotisch, sensibel und verspielt. Wenn wir versuchen, im Gegensatz zu dem zu leben, was wir sind, und uns mit ungeheurer Energie bemühen, etwas zu sein, was wir nicht sind und offen gesagt auch nie sein werden, schadet uns das. Dieser Kampf erinnert mich an etwas, das Albert Einstein sagte:

„Jeder ist ein Genie, aber wenn man einen Fisch nach seiner Fähigkeit beurteilt, auf einen Baum zu klettern, wird er sein ganzes Leben lang glauben, dass er dumm ist.“

Die Entscheidung, unsere angeborene Kreativität anzunehmen, fühlt sich nicht nur gut an, sie heilt auch unser geringes Selbstwertgefühl und gibt uns mehr Selbstvertrauen. Wir fühlen uns besser gerüstet, dem Leben zu begegnen, wenn auch auf unsere eigene einzigartige und chaotische Weise. Und wenn wir in Harmonie damit leben, wer wir sind und wie wir geschaffen wurden, entwickeln wir ein tiefes Wissen, dass wir im Grunde ganz und gut sind, so wie wir sind.

Die Zeilen haben bei mir wirklich ins Schwarze getroffen und machen’s vielleicht auch bei dem ein oder andern, der hier herumwuselt. :slight_smile:

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Die Frage ist halt, warum ADHSler so kreativ sind. Falls wir so kreativ sind, weil wir aufgrund unseres Botenstofffehlers im Hirn und dem daraus resultierenden Dopaminmangel ständig Stimulation und Dopamin brauchen und uns diese Stimulation durch kreatives belebtes impulsives Denken holen und uns damit quasi selbst stimulieren, indem unsere Gedanken alle paar Sekunden abschweifen und wir uns quasi von einer Mini-Stimulation zur nächsten hangeln und dadurch unruhig und unkonzentriert sind, dann wäre es tatsächlich ungesund, zu versuchen, sich per Verhaltenstherapie oder ähnlichem dazu zu bringen, sich der Kreativität und den restlichen ADHS-Eigenschaften nicht mehr hinzugeben, weil das Ungleichgewicht im Hirn durch die Verhaltensänderung verstärkt werden würde.
Daher ist auch Verhaltenstherapie ohne Medikamente fragwürdig. Man läuft Gefahr, sich zu verbiegen und dem Hirn nicht das zu geben, was es braucht, nur um in die Gesellschaft zu passen.

Falls man dieses Ungleichgewicht im Hirn aber lösen kann, indem man das Dopamin länger erhält und durch Stimulanzien wie Elvanse sogar zusätzlich Dopamin ausschütten lässt, dann könnte der große Bedarf nach weiterer Stimulation wegfallen und unser Denken und Verhalten weniger gestört und weniger unkonzentriert und weniger kreativ sein, sodass es nicht ungesund wäre, die Kreativität nicht mehr zu haben, sobald das gesunde Gleichgewicht in unserem Hirn durch Medikamente wieder hergestellt wird.
Somit wäre die Kreativität „nur“ ein positiver Nebeneffekt unserer Störung und eigentlich eine unruhige und ungesunde Notlösung unseres Hirns, das eigentlich nur seine Störung kompensieren will, was sich auch in der Kreativität ausdrückt. Und diese Kreativität muss natürlich ausgelebt werden, damit man das Hirn die Kompensationsarbeit auch machen lässt. Alles was zum gesunden Gleichgewicht beiträgt ist wichtig und gesund. Man muss eben nur einen Weg finden, der zum Einen möglichst gut und effizient funktioniert (zB Medikamente oder kreative Berufe,…) und zum anderen nicht gesellschaftlichen oder anderweitigen physischen Schaden anrichtet (Kriminalität etc.).
Die Lösung ist wahrscheinlich, etwas zu tun, was unser Gleichgewicht im Hirn herstellt und gleichzeitig physisch und gesellschaftlich gesund ist. Viele Gefängnisinsassen sind unbehandelte ADHSler. Die haben bei der Aufgabe versagt, da sie mit ihrer Kriminalität zwar kurzweilig das Gleichgewicht im Hirn herstellen konnten, aber dafür eben gesellschaftlich und physisch bzw komorbide psychisch Schaden bekommen und angerichtet haben. Da steckt ja viel mehr dahinter.

ADHS-Künstler hingegen (viele Musiker und Bühnenmenschen), die sehr erfolgreich werden, haben einen kreativen Weg gefunden, der sowohl gut fürs Gleichgewicht im Hirn ist, als auch gesellschaftlich erwünscht und somit allgemein gesünder ist, auch wenn das Showbusiness auch Schattenseiten wie zB starke Dopamin-Up-und-Downs hat, an denen auch etliche Künstler zerbrechen.

Das ist zumindest meine Theorie und die Essenz aus dem, was ich bisher las.

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Ich vermute es hat eher mit der Reizfilterschwäche zu tun.
Wir bekommen sowohl über unsere Sinne eine grosse Anzahl an Reizen und Eindrücken als auch eine Vielzahl von assoziativen Gedanken in unserem Gehirn. Bei einem Nicht-ADHSler funktioniert die Filterung, und sowohl die Sinneseindrücke als auch die Assoziationen die in unserem Verstand entstehen werden recht schnell dahingehend gefiltert, das nur die Daten übrigbleiben die unser Verstand benötigt um eine Aufgabe zu erledigen.
Bei uns erzeugt das zum einen oft eine Reizüberflutung ( bspw ein ungutes Gefühl im Supermarkt, also auch die Unruhe im Kopf.
Die positive Seite davon ist aber bspw. das wir viel mehr von einem Thema mental wahrnehmen können. auch zuerst unübliche Methoden bleiben bestehen und werden nicht weg gefiltert. Wir haben also ein stärker ausgeprägtes laterales Denken (um die Ecke denken) das es uns oft ermöglicht neue Lösungen für Probleme oder Aufgabestellungen zu finden wo ein nicht ADHSler eher in festgefahrenen Bahnen denkt.
Das führt dann auch zu dem Mehr an Kreativität.

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Klingt auf jeden Fall auch plausibel. Dopaminmangel führt zu Reizüberflutung und Reizüberflutung zu Kreativität. Plus vielleicht das was ich sagte mit der Dopaminausschüttung durch Eigenkompensation des Hirns durch Stimulation.

@Daria also ich bin so eine von denen die hier rumwuselt, ich glaube das ich nach meiner Diagnose einen extrem grossen Fehler gemacht habe, nämlich das ich dachte ich müsste von diesem Moment an alles daran setzen um endlich ein normaler Mensch zu werden.
Rückblickend hat glaube ich auch meine Therapeutin nicht wirklich darüber nachgedacht wie wichtig es eigentlich wäre in einer Therapie zu lernen, dass man jetzt erst Recht lernen muss sich selbst zu akzeptieren, um mit dem was einem tatsächlich zur Verfügung steht besser umgehen zu können, also seine Stärken zu erkennen um darauf aufzubauen zu können, statt zu probieren wie ein Fisch auf Bäume zu klettern, also ein Mensch zu werden der man niemals sein kann.
Ich weiss ja garnicht wie ein Leben ohne Adhs ist, also woher soll ich jetzt plötzlich, trotz Medikamenten, Diagnose, Therapie usw. wissen wie es ist sich wie ein Nicht Adhs’ler zu verhalten?.
Ich habe viel zu viel Zeit in die falsche Denkweise investiert, ich kann einfach nie wie ein Normalo werden, daran ändert auch Methylphenidat nichts, es hatte mir zwar damals geholfen ruhiger und konzentrierter zu werden, nicht mehr wegen jedem Blödsinn zu schnell auszurasten, das alles ist auch schön und gut, aber ein grundsätzlich anderer Mensch wurde ich trotzdem nicht, mein Gehirn wird eben trotzdem nie wie bei einem Normalo funktionieren, ich werde immer eine Adhs’lerin bleiben, ob ich will oder nicht.
Deshalb will ich jetzt endlich damit aufhören mich selbst zu bekämpfen, sondern einfach versuchen das beste aus dem zu machen was mir zur Verfügung steht.

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Oh, na da erkenne ich mich aber gerade wieder! Habe mich exakt dabei ertappt vor ein paar Tagen. Ich habe anscheinend seit Start Medikamente und Diagnose versucht der produktivste und geordnetste Mensch der Welt zu werden… und mir irgendwie keine Minute gegönnt, mein Hirn einfach mal seine chaotischen hirnlichen Dinge einfach machen zu lassen und mich selbst okay zu finden…bin ja trotzdem noch ich, nur eben mit Diagnose als Bonus

Dazu mal ein (sinngemäßes) Zitat von Dr. Martin Winkler: Stimulanzien sind nicht dazu da, uns besser zu machen, uns sondern echter zu fühlen.

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Ich bin auch grad auf dem Weg mich selbst zu optimieren, keine Ahnung ob das gesund ist und endet vielleicht auch in Burnout, ich habe einfach Angst davor meinen Job zu verlieren und wieder in meine Sucht abzudriften. Ich lande auch immer wieder in eintönigen, recht anspruchslosen Jobs. Ich habe meiner Chefin erzählt welche Probleme ich habe und sie versucht etwas Abwechslung in meinen Arbeitsalltag zu bringen. Gestern kam ein Kollege in mein Büro als ich die Arme im Nacken hatte und auf den Bildschirm starrte. Er sagte scherzhaft „Das sieht nach schwerer Arbeit aus“. Ich antwortete „Ich denke nach“. War nichtmal gelogen :wink:

Ich weiß nicht ob ich ein kreativer Mensch bin, jedenfalls habe ich bisher nichts damit anzufangen gewusst und besondere Talente habe ich auch nicht. Ich glaube würde meine Kreativität eintauschen wenn ich dafür wie ein normaler Mensch funktioniere würde. Mit fällt es momentan extrem schwierig mich so zu akzeptieren wie ich bin. Ich habe keine konkreten Suizidgedanken, aber manchmal stell ich mir vor wie es wäre tot zu sein und keine Probleme mehr zu haben.

Ich hab mich viel zu lange selbst optimiert und nur funktioniert und habe oft das Gefühl, mich dabei verloren zu haben
Ich empfinde mich selbst als extrem unkreativ, zumindest im herkömmlichen Sinne
Habe absolut keine künstlerischen Ambitionen, außer vielleicht Musik. Aber ich hatte nie das Durchhaltevermögen, ein Instrument zu lernen oder einem Chor beizutreten, was ich mir eigentlich immer wieder wünsche.
Wobei Letzteres eigentlich eher daran scheitert, dass mir das Angebot da zu spießig ist oder zu weit fortgeschritten, meine Stimme ist leider auch nicht so toll
Während eines Klinikaufenthaltes war ich mal Teil einer kleinen Band, die sich zusammen gefunden hat. Da war ein Profimusiker dabei und einige andere hatten ihre Instrumente mit, ein paar weitere Leute wie ich hab dann einfach mitgesungen. Das hat mir extrem viel Spaß gemacht.

Mir fällt dazu wieder ein Meme ein, das ich mal gesehen habe und das mir sehr im Gedächtnis geblieben ist:
„wenn du eine Pflanze hast, die nicht richtig wachsen und blühen will, gibst du denn der Pflanze die Schuld oder fragst du nicht vielleicht, ob sie am falschen Platz steht und ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden?“

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Ja kann ich absolut nachvollziehen. Ich liebe Musik, aber kann nicht bei Normalos mitreden weil ich einen eher besonderen Musikgeschmack habe. Ich wollte schon immer mal Piano lernen finde aber keinen richtigen Zugang, ich klimper auf meiner Tastatur rum und wenns nicht direkt nach Mondscheinsonate klingt verliere ich die Lust. Wenn ich Kohle hätte würde ich mir einfach ein E-Piano kaufen, aber ich habe Angst dass ich die Geduld verliere und das Geld dann zum Fenster rausgeschmissen hätte.

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Das mit dem Erkennen der Bedürfnisse ist halt auch eine Sache für sich… :slight_smile:

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Ich habe mir damals von meinem ersten selbst verdienten, Geld ein E Piano gekauft
Es war nicht ganz umsonst: meine Tochter hat später darauf Klavierspielen gelernt :smiling_face:
@Pete_Sahad
Ich glaube, man kann die auch mieten, wäre das eine Option?

Jup….

Hierzu müsste man ja erstmal genau definieren was Kreativität genau ist. Kreativität wird häufig nur auf die darstellenden und bildenden Künste bezogen. Allerdings ist Kreativität vielleicht einfach nur eine besondere Flexibilität und auch Mathematiker/innen oder Handwerker/innen können in ihrem Bereich als besonders flexibel und kreativ auffallen und sind deswegen dann auch besonders gut in ihrem Bereich. Ich würde sogar annehmen, das Kreativität alle Menschen irgendwie haben, den einen wird es im laufe des Lebens nur mehr abtrainiert. Bei kleinen Kindern kann man Kreativität nämlich durchweg beobachten und ich denke nicht unbedingt, dass es eine ADHS spezifische Eigenschaft ist. Eventuell können sich ADHs ler nur nicht so gut Gesellschaftlichen Regeln und Normen anpassen und haben mehr Defizite in anderen Bereichen und müssen daher mehr ihre Kreativität einsetzen um dennoch dazu zu gehören.

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Das scheint mir eine wichtige Frage zu sein, was Kreativität eigentlich ist
Definiert ist es wohl als: „schöpferische Kraft“
Ich hab das immer so definiert, dass es darum geht, etwas Neues zu erschaffen.
Und das ist etwas, was mir vollkommen abgeht
Was ich gut kann, ist quasi interdisziplinär zu denken und Erkenntnisse aus einem Themenbereich oder auch aus mehreren zusammenzufassen und auf andere zu übertragen
Auch kann ich ganz gut um die Ecke denken und bin anderen in irgendwelchen Lösungsfindungsprozessen meistens mehrere Schritte voraus
Was gerade im beruflichen Umfeld nicht immer gut ist, weil die anderen mir dann nicht folgen können und ich leider nicht in der Lage bin, diese dann abzuholen

Was genau ist schöpferische Kraft? Wann fängt sie an?

Schöpferisch kann sein unterschiedliche Informationen so zu ordnen, dass eine Beziehung zwischen den Informationen hergestellt werden kann.

Schöpferische Kraft kann sein einen Stuhl zu bauen der sich in besonderer Weise von den anderen Stühlen abhebt.

Schöpferische Kraft kann sein, auf der Bühne eine Rolle zu spielen und dieser Rolle mit der eigenen Person leben einzuhauchen.

Und eventuell existiert sie so gar nicht, weil das Rad häufig nicht neu erfunden wird und ideen durch Zeiten und Kulturen kreisen. Im Grunde existiert sie aber auch doch, da sie neu in dem Gehirn des Schöpfers entsteht. Er aber diese Idee dennoch nur Schöpfen konnte, weil bereits schon durch Vorschöpfungen, vorarbeit zur Schöpfung des aktuellen Schöpfers, geleistet wurde.

Wäre schon eine Option, aber momentan ändern sich eh grad wöchentlich meine Interessen, aktuell lese ich alles zum Thema ADHS und schaue auch Videos zum Thema. Aber ich komme sicher bald wieder auf die fixe Idee Piano spielen zu lernen, vielleicht habe ich bis dahin auch Geld :wink:

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Mich würde ja mal interessieren, ob es hier Leute gibt, die ihre Kreativität tatsächlich ausleben können, am besten noch damit Geld verdienen.

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Nix für ungut, aber das kann nur jemand fragen, der von sogenannten “Kreativberufen” keine Ahnung hat.

Bitte definiere mal “Kreativität”
und dann definiere “Kreativität ausleben”.

Mich macht das sauer.

Warum?

Als Kreative die jahrelang nur stockend umsetzen konnte, weil sie ADHS hat, und nicht, weil man als Künstlerin per se “nur macht, was man möchte” oder “eh nicht wirklich arbeitet” oder ähnliches. Ständig damit konfrontiert, dass ADHS-Zuschreibungen wie faul oder unmotiviert dann eben zu “Künstlerin” wurden. Nicht witzig.

Die erste Frage ist immer: “Ach, und davon kann man leben?” (Vielleicht zielt die Frage in Wahrheit danach ab, ob auch der oder die Fragende selbst also “davon” leben könnte… in der Fantasie ein Lotterleben in Farbe zu führen oder sowas… beides gleich schlimm, wenn man seinen Beruf ernst nimmt.)

Nicht weniger witzig, dass meine Talente oder Interessen (vielleicht ist das dasselbe) in die gestalterische Richtung gehen, denn mit Vernunft-Berufen oder -Tätigkeiten hat man als so gepolter ADHSler leider verloren (da dann arbeitsunfähig da motivationslos). Künstler = oft brotlos. Und selbst viele andere Kreativberufe heißen oft: viel Engagement, wenig Kohle. Sucht man sich das freiwillig aus? Fraglich.

Habe einen “Kreativberuf” erlernt. Habe auch Kunst studiert (ja, mit Abschluss, und ja, das heißt mehr als nur ein bissl mit Acrylfarben bunte abstrakte Flächen passend zu einem Kundensofa zu gestalten lernen. Ja, da lernt man verdammt viel Theorie und ja, es gibt eine Diplomarbeit zum Abschluss).
Habe in unterschiedlichen “Kreativberufen” gearbeitet.

Kunst machen oder gestalten oder designen oder malen oder tanzen oder musizieren oder whatever - das sind alles Berufe, in denen man nicht darauf wartet, von der Muse geküsst zu werden, sondern das rennt alles nach Arbeitsabläufen.

Bezeichne ich mich selbst als kreativ?
Ich hasse dieses Wort. Also: nein.

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Ich hab gar nicht von sogenannten Kreativberufen gesprochen, das war eine vollkommen offene Frage.