Die Frage ist halt, warum ADHSler so kreativ sind. Falls wir so kreativ sind, weil wir aufgrund unseres Botenstofffehlers im Hirn und dem daraus resultierenden Dopaminmangel ständig Stimulation und Dopamin brauchen und uns diese Stimulation durch kreatives belebtes impulsives Denken holen und uns damit quasi selbst stimulieren, indem unsere Gedanken alle paar Sekunden abschweifen und wir uns quasi von einer Mini-Stimulation zur nächsten hangeln und dadurch unruhig und unkonzentriert sind, dann wäre es tatsächlich ungesund, zu versuchen, sich per Verhaltenstherapie oder ähnlichem dazu zu bringen, sich der Kreativität und den restlichen ADHS-Eigenschaften nicht mehr hinzugeben, weil das Ungleichgewicht im Hirn durch die Verhaltensänderung verstärkt werden würde.
Daher ist auch Verhaltenstherapie ohne Medikamente fragwürdig. Man läuft Gefahr, sich zu verbiegen und dem Hirn nicht das zu geben, was es braucht, nur um in die Gesellschaft zu passen.
Falls man dieses Ungleichgewicht im Hirn aber lösen kann, indem man das Dopamin länger erhält und durch Stimulanzien wie Elvanse sogar zusätzlich Dopamin ausschütten lässt, dann könnte der große Bedarf nach weiterer Stimulation wegfallen und unser Denken und Verhalten weniger gestört und weniger unkonzentriert und weniger kreativ sein, sodass es nicht ungesund wäre, die Kreativität nicht mehr zu haben, sobald das gesunde Gleichgewicht in unserem Hirn durch Medikamente wieder hergestellt wird.
Somit wäre die Kreativität „nur“ ein positiver Nebeneffekt unserer Störung und eigentlich eine unruhige und ungesunde Notlösung unseres Hirns, das eigentlich nur seine Störung kompensieren will, was sich auch in der Kreativität ausdrückt. Und diese Kreativität muss natürlich ausgelebt werden, damit man das Hirn die Kompensationsarbeit auch machen lässt. Alles was zum gesunden Gleichgewicht beiträgt ist wichtig und gesund. Man muss eben nur einen Weg finden, der zum Einen möglichst gut und effizient funktioniert (zB Medikamente oder kreative Berufe,…) und zum anderen nicht gesellschaftlichen oder anderweitigen physischen Schaden anrichtet (Kriminalität etc.).
Die Lösung ist wahrscheinlich, etwas zu tun, was unser Gleichgewicht im Hirn herstellt und gleichzeitig physisch und gesellschaftlich gesund ist. Viele Gefängnisinsassen sind unbehandelte ADHSler. Die haben bei der Aufgabe versagt, da sie mit ihrer Kriminalität zwar kurzweilig das Gleichgewicht im Hirn herstellen konnten, aber dafür eben gesellschaftlich und physisch bzw komorbide psychisch Schaden bekommen und angerichtet haben. Da steckt ja viel mehr dahinter.
ADHS-Künstler hingegen (viele Musiker und Bühnenmenschen), die sehr erfolgreich werden, haben einen kreativen Weg gefunden, der sowohl gut fürs Gleichgewicht im Hirn ist, als auch gesellschaftlich erwünscht und somit allgemein gesünder ist, auch wenn das Showbusiness auch Schattenseiten wie zB starke Dopamin-Up-und-Downs hat, an denen auch etliche Künstler zerbrechen.
Das ist zumindest meine Theorie und die Essenz aus dem, was ich bisher las.