Ur-Instinkt - ADHS oder doch etwas anderes?

Hallo Zusammen,

wenn ich versuche mittags zur Ruhe zu kommen bzw. Versuche einen Mittagschlaf zu machen ist es so, dass ich eigentlich alles mitbekomme was um mich herum geschieht. Auch ist es so, dass wenn ich doch Bilder in meinem Kopf bekomme, was in Richtung träumen geht, mich sofort etwas zurück in den Wachzustand zurück holt:

Entweder zuckt irgendein Muskel stark, meine Augen bewegen sich oder ein Reiz von außen holt mich zurück. Ich schaffe es quasi nie in den Schlaf zu kommen.
Generell träume ich selbst nachts sehr selten und habe einen sehr flachen Schlaf.
Auch weiten sich teilweise meine Pupillen und ich nehme mehr Licht wahr bei geschlossenen Lidern.

Ich habe auch jetzt erst gemerkt, dass ich sehr bewusst meine körperlichen Impulse „festhalte“ bzw. „unterdrücke“. Wenn ich dies bewusst nicht mache, zappeln meine Füsse, teilweise Hände oder auch andere Körperteile unkontrolliert. Ist das RLS?

Ist das der Urinstinkt, der ständigen Angst vor Gefahren (Jäger in der Steppe)?

Sollte dies Mithilfe von Medikation besser werden ?
Könnte dies auch was anderes wie ADHS sein?

Mein Reizfilter ist sehr schlecht. Unter Elvanse funktioniert das manchmal für einen Tag, dass er besser wird. Ab dem zweiten Tag ist das aber auch schon wieder schlechter (habe ich in anderen Posts schon erwähnt).

Momentan mit MPH unretardiert das Filterproblem in niedriger Dosis (3x5mg) weiterhin vorhanden. Habe zusätzlich nun Bupropion 150mg seit 4 Tagen. Finde ich bis dato auch wirkungslos. An Tag eins hat es gefühlsmäßig kurz gewirkt.

Nach 3 Wochen stationärer kann ich nun wenigstens nachts wieder einigermaßen schlafen.

Urin stinkt! Hihihi :face_with_hand_over_mouth:

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Ok sorry, das ist wenig hilfreich

Schonmal Entspannungstaktiken versucht? Atemübungen? Autogenes Training?
Ohropax? Schlafmaske?

Alles Tropfen auf den heißen Stein, aber die Kombi aus kleinen Hilfen, Placebo und Ritualisierung wirkt manchmal schon Wunder.

Mit MPH konnte ich lange nicht wirklich Mittagsschlaf machen, erst jetzt nach über einem Jahr habe ich manchmal den paradoxen Effekt auf dem Peak der Wirkungskurve so müde zu werden, dass ich mich hinlege.
Was die Reizfilterung angeht hilft es mir mehr in anderen Situationen. Abends beim Einschlafen sollte die Wirkung für die meisten schon vorbei sein.

Ob es jetzt ein Ur-Instinkt ist oder nicht: dein Körper scheint unter Strom zu stehen und in Alarmbereitschaft zu sein.
Da würde ich mir deine Stressfaktoren nochmal genauer ansehen und nachhaltiger an Entspannung arbeiten

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Vielen Dank für die rasche Antwort,

es gibt glaube ich nichts, was ich nicht schon probiert habe. Oropax und Schlafmaske sind Standard bei mir, aber selbst damit erreiche ich nichts. Ich nehme die Geräusche trotzdem noch wahr auch wenn sie noch so leise sind, und selbst Licht nehme ich mit Schlafmaske wahr.

Meditation und Entspannung bringen teils was, aber auch immer nur zu dem Punkt an dem ich kurz wegdrifte - dann kommt der übliche Mechanismus und holt mich zurück.

Ich bin auch überhaupt nicht stressresistent. Und oft erzeugt Entspannung bei mir mehr Stress als Entspannung.

Reizfilter ist eben so eine Sache - ich nehme trotz allem jedes Geräusch oder jeden Reiz wahr. Und wenn ich Mal nicht im selben Moment den Reiz wahr genommen habe, kann ich mein Hirn dabei beobachten wie es paar Sekunden später rekapituliert, was um mich rum passiert ist.

Ich vermute bei mir ja weiterhin auch eine Histaminproblematik, die ich hoffentlich die Tage untersucht bekomme.
Das kollidiert immer wieder mit Medikamenten, sodass ich eigentlich immer unter Stress stehe und es kaum einen Zeitpunkt am Tag gibt, an dem ich davon befreit bin. Wobei die Medikamente ja sowieso nur sehr begrenzt wirken :pensive:

Auch Kurzzeitgedächtnis ist bei mir sehr schlecht. Auch haben sich bei mir auch viele Themen wie Neid, Perfektionismus, Selbsthass usw. entwickelt.

Vielleicht würde es helfen, statt Oropax und Schlafmaske deinem Gehirn etwas zu geben, was es beruhigt. Ich mein, auch wenn du alle Geräusche abhälst, bleibt der Alarmzustand in deinem Kopf ja trotzdem erhalten („Da muss doch was sein, auch wenn ich im Moment nichts höre“) und dein Hirn gibt dann dem Gehörsinn den Auftrag, sich noch mehr anzustrengen, noch genauer hinzuhören. Und dann wirkt selbst das kleinste Geräusch viel stärker, als es eigentlich ist.

Gleiches gilt für die Augen.

Also statt völliger Stille lieber dem Gehör etwas zu hören geben, was dem Gehirn signalisiert: „Keine Gefahr“. Es gibt ja extra Musik zum Einschlafen etc.

Für die Augen statt Schlafmaske ein Bild aufhängen, das Geborgenheit und Sicherheit ausstrahlt. Es gibt für den Menschen kaum etwas, was ihm mehr Angst macht, als mit offenen Augen gar nichts sehen zu können. Da sind alle Sinne in Alarmbereitschaft.

Nur ein Vorschlag.

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@Trumppy vielleicht hilft dir auch ein monotones Geräusch?

Ich pendel immer zwischen Podcasts, Regengeräuschen, und Brown Noise hin und her - white noise ist mir zu knatschig - pink Noise ist super beim arbeiten.

Es geht ja darum das richtige Maß an Stimulation zu finden und beim einschlafen hilft mir das sehr gut :v:t2:

Die klassische SetzdichMeditation ist für viele AD(H)Sler*innen oft zu stimulationsarm…ich habe jetzt gelesen, dass man versuchen soll die Augen dabei offen zu lassen.

Andererseits kann vieles meditativer für dich sein, als die klassische Variante - spazieren gehen, Ausmalbücher etc.

Dabei muss ich an buddhistische Mönche denken, die den Hof fegen - das ist auch Meditation :v:t2:

Vielen Dank für die vielen Tips:

Meditationsmusik habe ich schon öfter versucht, gerade in Nächten wo es ganz schlimm war. Ergebnis war, dass ich 6 Stunden lang Musik gehört habe ohne Einschlafeffekt. Auch nasse Handtücher habe ich schon versucht, Ergebnis ähnlich.

Rauschen werde ich Mal ausprobieren.

Malen lenkt mich kaum ab. Laufen funktioniert oft. Aber der Effekt hält oft keine 5 Minuten an und schon steigt mein innerer Stress wieder an.

Wie gesagt bei normalen Therapien kann ich schon auch in diesen Modus kommen, in dem gern ein Teil in mir einschlafen möchte, aber ein anderer mich immer wieder zurück holt. In diesem Zug habe ich auch oft den Gedanken, dass ich es nicht kann - manchmal sind mir auch die Gedanken fremd bzw. ich bin mir fremd und es macht den Eindruck, als ob nicht ich das bin der da denkt sondern mein Unterbewusstsein.

Ist sowas eine Form von Depersonalisierung bzw. Persönlichkeitsstörung? Ich bin mir oft selbst fremd leider und habe oft das Gefühl keine Kontrolle über mich zu haben.

Ich spüre eben auch jede Kleinigkeit, trockene Augen, kribbeln an Händen, Füßen und Armen sehr intensiv. Sehr oft spüre ich selbst meinen eigenen Herzschlag.

Mein Stresspegel ist immer enorm hoch.

Ich weiss, dass ich als Kind grosse Angst vor dem Sterben hatte und es nicht verstehen und akzeptieren konnte dass ich Sterben muss. Ich habe dies auch heute noch nicht recht akzeptiert, es oft aber so äußer als ob ich es akzeptiert hätte.

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Nur ein Impuls, den ich grade hatte - wenn dein Körper wenig Schlaf und Ruhe bekommt ist das doch sicher total anstrengend und kräftezehrend.

Was du da schilderst hört sich sehr nach Erschöpfungssymptomen an, also vielleicht eher nach einer Folge und nicht der Ursache für deine Schlaflosigkeit?….Klingt auch hart nach Überlebensmodus…

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Hast du dich mal mit dem Thema Zwangsgedanken und Handlungen auseinander gesetzt? Sowas lässt sich therapeutisch behandeln, ich kenne eine ganze Hand voll Leute, die damit mittlerweile gut leben -und schlafen - können

Wenn du Angst vor dem Sterben hast, würde ich die Schlafmaske auf alle Fälle weglassen.

Wenn ich wach werde und kann gar nichts sehen, bekomme ich manchmal Panik, ich wäre lebendig begraben oder sowas.

In diesem Modus fühle ich mich auch sehr oft in den Nächten, in denen es ganz schlimm ist. Und da habe ich wie beschrieben auch keinerlei Möglichkeiten bewusst einzugreifen. Selbst die härtesten Schlafmittel konnten mich nicht zum schlafen bringen.

Noch nicht konkret. Ich habe mich nur diesbezüglich auf der hormonellen Ebene damit auseinandergesetzt. Histamin ist bei mir ein großes Thema, welches ja für Ängste, Zwänge usw. Verantwortlich ist.
Aus dieser Spirale sehe ich gar keine Möglichkeit auszubrechen, wenn ein körpereigener Stoff für solche Gedanken verantwortlich ist.

Diese Angst ist momentan nicht vordergründig da. Aber ja das mag sein. Ist halt nur so, dass ich dann von kleinsten Lichtquellen schon getriggert werde.

Wie schon beschrieben, sind in mir zwei Teile, die nie zur Ruhe kommen. Und beruhigt sich der eine, ist der andere gestresst, beruhigt sich der andere das selbe Spiel.
Ich konzentriere mich den ganzen Tag eigentlich nur auf mich.

Manchmal habe ich am Tag so Momente, wo ich diesen Umschwung spüre. Der hält aber nur für wenige Augenblicke.
Und das alles ist hier momentan in einer psychiatrischen Einrichtung, wo ich dem Leben da draussen noch nicht Mal ausgesetzt bin. Kommt die ganze Verantwortung mit Job etc. wieder dazu, kann ich mir nicht vorstellen wie ich das jemals gemeistert bekomme.

Ich habe durch einen Tatort vom Weißen Rauschen erfahren und ausprobiert. Dort war es schon vor Jahren mal Thema.

Als ich dies jedoch beim Anpassen meiner individuellen Earplugs dem Hörakustiker berichtete, fand der das gar nicht gut und riet mir dringend davon ab. Auch wenn man sich besser konzentrieren kann, ist es wohl für das Gehör extrem schädlich.

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Oh! Danke für den Hinweis! Da muss ich mich wohl nochmal einlesen :persevere:

Hat er zufällig auch was zu Brown Noise gesagt? :sweat_smile:
Bei white noise kann ich mir das auch vorstellen ….ich höre ja auch lieber dunklere Töne …. Im Bezug auf AD(H)S geht es wohl vor allem darum, dass das was man hört monoton sein sollte, um sich zum lernen oder arbeiten zu stimulieren …also wasserrauschen tuts auch

Nein, dazu hat er nichts gesagt und ich wußte damals auch gar nicht, was es in der Richtung alles gibt.

Aber eigentlich geht es doch in erster Linie darum, sich auf ein alles übertönendes Geräusch konzentrieren zu können, das alle anderen Störgeräusche übertönt.
Das ist bei mir auf jeden Fall so.

Wenn ich zu viele Geräusche um mich herum habe, werde ich wahnsinnig, aber ein einziges eintöniges mir angenehmes Geräusch hilft mir bei der Konzentration. Das gleichmäßige Geräusch der Waschmaschine beruhigt mich total.

Ich habe das braune Rauschen nun ausprobiert:

Es beruhigt mich etwas ja, dann kommt ein Punkt in mir der sich kurzzeitig anfühlt wie langeweile und dann kommt danach direkt wieder die körperliche Unruhe und der Stress steigt wieder. Das ist dieser Umschwung-Moment den ich beschrieben habe.

Ich stehe wie gesagt unter Dauerstress und das macht mich komplett kaputt…

Melatoninspray?
Binaurale Musik (Theta!)?
Hörbücher zum einschlafen? Irgendwas mit ner schön beruhigenden Stimme?

White Noise sollte schon eher leise gehört werden. Es geht um Verdeckung leiser Geräusche, nicht um Verdeckung aller. Sonst hätte der Akustiker natürlich recht.

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Danke für die weiteren Tips, das habe ich alles schon probiert. Melatoninspray hat eine einmalige Wirkung, wenn ich es am nächsten Tag wieder nehme, wirkt es schon nicht mehr oder stark abgeschwächt wie ungefähr jedes Medikament (egal ob Schlafmittel oder ADHS Medikation)

Solche akustischen Themen wie Musik oder Hörbücher/Traumreisen bringen leider nichts. Ich bin nämlich nichtmal in der Lage den Traumreisen wirklich zu folgen oder mir diese vorzustellen, da ich ständig bei meinen körperlichen Reizen oder Reizen von aussen bin. Gedanken machen generell funktioniert bei mir daher sehr begrenzt, weil mich alles ständig einnimmt.

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Könnte es sein, dass du unbewusst Schlaf, zur Ruhe kommen, Meditation etc mit einem (vll verdrängten) Trauma in Verbindung bringst und aus Angst, das nochmal zu durchleben bei Nacht (da die Bilder in Ruhe eher zu uns durchdringen als tagsüber), schläfst du dann nicht?

Weißt du, ich persönlich bin ein extrem Adhsler, das H im Adhs ist bei mir gigantisch gross. Ich könnte niemals meditieren. In der Reha mussten wir das versuchen, ich bin innerlich fast explodiert auf der Yogamatte :grimacing:

Zum schlafen muss mein Handy/ Tablet streamen, irgendwas muss akustisch die Stille untermalen, sonst schlafe ich nicht ein. Mich stört es allerdings nicht, ich kenne es nicht anders.
Aber: ich weiss wenn die Nacht kommt, mich nichts ablenkt, es still wird drum herum, dann höre ich das Innnere umso lauter, dann fange ich an zu grübeln, zB über irgendetwas, was mich aktuell belastet. Und dann ist an Schlaf überhaupt nicht mehr zu denken. Mein Handy muss dann bei mir sein, wenn auch nur als „Hörspiel“, ich höre eh nicht genau hin …

Daher kam mir der Gedanke, ob es bei dir ähnlich, aber vielleicht in noch stärkerer Ausprägung, sein könnte, wie bei mir?

Liebe abendliche Grüße für dich :first_quarter_moon_with_face:

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Ich weiss nicht, ich kann mich mit dieser Trauma Thematik nicht so sehr identifizieren. Mir ist viel passiert im Leben, ja, aber wenn ich körperlich einigermaßen mich fühle, dann habe ich damit keine Probleme und denke auch nicht darüber nach bzw. das macht mir keine Sorgen.
Bei mir steht immer die körperliche Empfindlichkeit und die Empfindungen im Vordergrund.
Gedanken sind eigentlich immer nur: „Ich kann nicht mehr“, „Ich halts nicht aus“. Bei diesen fühle ich mich manchmal auch so entfremdet, dass sich eben anfühlt wie wenn das nicht ich bin der da denkt, sondern mein Unterbewusstsein.
Und es mischt sich dann wenn es ganz schlimm ist immer mit Gedanken, die in Richtung aufgeben gehen.

Grübeln ist für mich irgendwie ein fremder Begriff, weil ich eben so dauerpräsent bin. Diese ständige übertriebene Wachheit, nie zur Ruhe kommen.
Ich bin auch kaum in der Lage von mir aus über Themen zu sprechen oder proaktiv Themen anzustoßen, da mir das Nachdenken einfach ziemlich verwehrt ist.

Alles ist zu viel für mich. Am liebsten würde ich einfach nur noch liegen,nichts mehr essen, nichts mehr tun, weil alles zu viel ist. Ja hört sich nach Depression an, aber ich kann auch aktiv sein und alle möglichen Beschäftigungen etc. Machen aber das führt nur zu weiterer Belastung.

Medikamente machen diese Empfindungen immer schlimmer, aber auf der anderen Seite bräuchte ich sie weil diese Reize mich auch ständig stressen. Aber sie wirken ja nicht Mal richtig bzw. nicht lange.

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