Verhalten der Ärzte - Wie ist es euch bei Diagnostik und bei einer etwaigen Odysee zuvor ergangen? Erfahrungsberichte?

Also, ich habe mich erst mit 34 Jahre überhaupt mit meinen psychischen Auffäligkeiten angefangen zu beschäftigen und nur weil ich eine sehr schlimme Depression bekommen habe.
Die Therapie sollte mir eigentlich bei der seit Baby existierten Zwangsstörung helfen. Die Depression war weg, da ich SSRI genommen habe.
Die Therapeutin sagte bereits bei der zweiten Sitzung, ich solle mich unbedingt wegen AD(H)S testen lassen.
Ich habe dies sehr lange verzögert, da ich damals einerseits AD(H)S nicht als Krankheit akzeptiert habe, kein Bock das Ganze in die Wege zu leiten hatte und dachte, dass mir die Diagnose eh nichts bringt.
Obwohl mein Mann, meine Therapeutin und Psychiater (sowie die Klinik, die mich getestet hat) fest davon überzeugt sind, dass ich AD(H)S habe, will ich es immer noch nicht akzeptieren.
Jetzt bin 37 Jahre und nehme seit Dezember 2019 Simmulanzen, warte aber noch auf das wohl gepriesene Wunder der Heilung.

Hat man dir Heilung versprochen?

Und: Warum kannst du die Diagnose nicht akzeptieren?

Eigentlich hast du dann richtig Glück gehabt , dass die sofort den Riecher hatten.

Das du es nicht akzeptieren kannst , da kann dir keiner bei helfen und es wird auch nicht das Wunder der Heilung mit Stimulanzien geben . das ist ja das doofe.

Es geht um ein Verständis was man rückwirkend und fürs aktuelle Leben bekommt .
Man versucht anders mit sich umzugehen.
Man versucht Dinge zu installieren , damit die Symptome einem das Leben nicht so schwer machen .
Stimulanzien helfen , aber umsetzen muss man immer noch alles selber.
Es geht um die Akzeptanz wo ADHS eine das Leben beschwert oder eben auch nette Besonderheiten beschert.

Für mich ist die Diagnose trotzdem wie ein Wunder , weil sie mich von destruktiven Gedankengängen erleichtern konnte, die sonst immer noch wie die Pest an mir haften würden.
Für mich ist Sie wie ein Wunder weil ich zumindestens nun weiß warum vieles so ist und ich wenigsten Chancen habe etwas zu verändern.
Und ohne diese Diagnose hätte ich nie alle diese Foren gefunden , wo Menschen mich einfach verstehen und ich sie verstehe .
Wo ein User ehrlich schreibt das er seit 10 Jahren was aufschob und jetzt erst erledigt hat, dann bin ich erleichtert sowas zu lesen und nicht damit alleine zustehen.
Es gibt mir dich Chance darauf zu achten therapeutisch die richtigen Wege zu suchen um nicht wieder in eine Odysee zu landen und vor allem hat die Diagnose mich davor bewahrt.

Für mich ist die Diagnose auch wie ein Wunder, auf das ich schon nicht mehr zu hoffen gewagt hatte.
Und Du, @allmighty, bist gute 10 Jahre jünger- freu Dich darüber! Bei mir wurde es ab 40 deutlich schlimmer.

Ich kann mir seit der Diagnose so vieles verzeihen, bekomme rückwirkend ein anderes Bild von mir (und auch von einigen, die mich ertragen mussten) und gehe nun mit neuem Mut Veränderungen an.
Seit der Einnahme von Elvanse fallen mir Verhaltensänderungen viel leichter. (Aber ich nehme es auch erst seit 2 Wochen…)

Hier im Forum wirst Du viele Tipps finden, die Dir dabei helfen, mit ADHS besser klar zu kommen.
Bei mir ist es definitiv so, dass ich viele Vorteile durch meine Neurodiversität habe.

Allein schon, dass hier Menschen sind, die das gleiche mitgemacht haben oder mitmachen, ist so erleichternd für mich.

Volle Zustimmung!

Gegen die vermeintliche „Fachkompetenz“ diverser Psychiater, die ADHS als Modediagnose bezeichnen, kommt man übrigens gegenüber Betroffenen mit Verdacht, Fremdverdacht auf ADHS nur schwer an… die vermeintliche Fachkompetenz ist das Goldene Kalb zu dem die Ahnungslosen, die Desorientierten, die Labilen und die Gesellschaft insgesamt beten…

…eine gewisse Selina hat mir mal vorgeworfen, ich hätte ihr „unprofessionell“ ADHS attestiert. Hab zwar Medizin studiert, bin aber kein Psychiater… keine Chance gegen die „Fachkompetenz“ von Dr. med anzukommen…

Vielen Dank für die Antworten.
Es ist nun mal so, dass jeder anders ist.
Mir persönlich bringt es nicht viel zu wissen, dass andere z.B. Die selben Zwänge habe, denn die Angst ist da und vor allem die fest verankernden Gedankenmuster.
Warum ich an meine ADxS zweifle ist, weil ich einige Sachen die typisch für die Störung sind, bei mir nicht zutreffen. Z.B. Ich verspäte mich niemals, ich hasse Unordnung und alles hat sein Platz, wichtige Sachen erledige ich sofort etc. und auch weil mein Neurologe mir damals gesagt hat, dass mein EEG unauffällig sei, daher glaube er nicht an die Diagnose.

Natürlich wäre eine falsche ADHS Diagnose Auch nicht hilfreich.
Woraus haben die denn bei dir auf ADHS geschlossen ? @allmighty

Weiß ich nicht genau. Ich sollte mehrere Fragebögen ausfüllen, mein Mann auch. Dann war ich ein Tag in der Klinik, habe mit mehreren Ärzten irgendwelche Gespräche geführt, dann irgendwelche Tests am Computer gemacht, dann kam die Diagnose.
Ich mache ein Vorstellungsthread auf, dann stelle ich mich etwas detailliert vor.

@allmighty ich mag auch keine Unordnung und war früher eigentlich bei Pünktlichkeit ganz unauffällig.

Ich kenne auch noch jemanden mit ADHS, der Ordnung sehr liebt.

Für mich sind solche „untypischen“ Eigenschaften eher ein Zeichen, dass man merkt, dass es einem einfach besser geht, wenn Ordnung herrscht… so in dem Sinne, dass man von seiner eigenen Unordnung so genervt war, daß man es eben jetzt wichtig findet, ordentlich zu sein. Wenn einem etwas wichtig ist, kann man ja bei ADHS den Fokus dann halten…

Bei der Pünktlichkeit weiß ich nicht… aber keiner mit ADHS hat alle Symptome, die möglich sind.

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Das kann natürlich auch bei ADHS vorkommen, Stichwort Überkompensation. Ich selbst komme z.B. aus Angst vor negativem Feedback eher zu früh irgendwohin hin. Da hat jeder seine individuellen Kompensationsmuster (ein Chaot und Aufschieber bin ich aber).

Auch finde ich es nicht ungewöhnlich, an der Diagnose zu zweifeln, das mache ich auch immer mal wieder.

Irritierend finde ich allerdings, dass du offenbar gar nicht weißt, was FÜR die Diagnose spricht. Wie kann man da eine Diagnose akzeptieren?

Habe jetzt erst deinen Vorstellungsthread gefunden und da schilderst du doch sehr detailliert, was bei dir alles für ADHS spricht.

Das, was aus deiner Sicht dagegen spricht, könnten mE Kompensationstrategien sein, vielleicht spielen dabei ja auch Zwänge eine Rolle?

Beim Thema „Dinge sofort erledigen“ schilderst du ja, warum du es machst: Sie lassen die sonst keine Ruhe. Das ist bei ADHS ganz typisch. Unerledigtes muss weg, weg, weg…

Leider schaffen es viele von uns trotzdem nicht, die Dinge sofort zu erledigen, zumindest nicht durchgehend.

Auch gibt es durchaus ADHSler, deren Wohnung sehr aufgeräumt ist, weil sie sonst im Chaos versinken würden - bei denen sich das Chaos aber in anderen Bereichen des Lebens zeigt.

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Ich habe zwar keine Diagnose, aber das sind bei mir auch unter anderem die Gründe, wieso ich bei mir kein adhs vermute, dafür aber „nur“ Hochsensibilität.

Auch leide ich nicht unter fehlendem Zeitgefühl oder Vergesslichkeit, was ja starke Symptome bei adhs sind.

Lediglich Impulsivität (emotionale Reizbarkeit ) und ständiges Grübeln ( ist damit das Chaos im Kopf bei adhs gemeint ? ) begleiten mich.

Wenn du oder dein Umfeld keinen Leidensdruck haben, erübrigt sich die Frage sowieso. Der müsste erstmal vorhanden sein und dann braucht es einen erfahrenen Diagnostiker, der ADHS feststellt. Man selbst oder wie hier im Forum können nur mutmaßen.

Ob bei @allmighty ein Leidensdruck vorhanden ist, ist mir ehrlich gesagt nicht ganz klar. Unabhängig davon scheint es aber mehr Argumente für als gegen ADHS zu geben.

Hallo zusammen,
vielen Dank für die Rückmeldungen.
In meinem Vorstellungsthread habe ich Schusselchen erklärt, warum ich so an die Doagnose zweifle.
Wie für mich typisch, habe ich Schwierigkeiten meine Gedanken richtig auszudrücken. Ich bin ein Mensch, der immer zweifelt. Ich finde die goldene Mitte nie, d.h. die Aussage meines Neurolgen damals wegen des EEG und die erwähten Abweichungen lassen mich daran anzweifeln, d.h. wenn alles nicht zu 100% irgendwo passt, dann zweifle ich an die Richtigkeit. Entweder 100% oder nicht.
Ob ich Leidensdruck habe und hatte, ja enorm. Die Ordnung nach draußen kompensiert das Chaus im Kopf, denn da herrscht alles andere als Ordnung. Die Wand und der Nebel machen mich wahnsinnig, die ständige Langweile, das ständige Grübeln, die Ängste und ständige Überforderungen finde ich auch nicht so prickelnd. Ich habe 34 Jahre versucht, selbst irgendwie da raus zu kommen, habe Medikamente gehasst und ich dachte, die nehmen nur die ganz Verrückten. Bin dankbar, dass die Depression damals gekommen ist, sonst hätte ich wahrscheinlich nie Hilfe gesucht.
Auch im sozialen Beraich muss ich immer wieder mit Schwierigkeiten kämpfen. Neben meinem Studium habe ich Aushilfsjobs gemacht, wo Freundlichkeit und Verstellen nicht nötig war. Ich war bei allem was ich tat gut und wurde mehr oder weniger akzeptiert. Im meinem jetzigen Beruf hatte ich am Anfang sehr große Schwierigkeiten bis man mich so richtig kennengelernt hat. Denn ich hasse small tolk, kann nicht lachen, wenn es mir nicht danach ist, meine Emotionen sieht man mir ständig im Gesicht, bin wirklich sehr direkt und offenbar sorge ich oft mit meinen Fragen für Verwirrung usw. Dass ich fast alle um mich herum für Vollidioten halte, hilft auch nicht viel (na ja das behalte ich natürlich meistens für mich).Vieles davon kann ich jetzt steuern, was mir aber so was von die Kraft raubt. Bei Unbekannten wirke ich offenbar unfreundlich, kalt und arrogant. Naja hat lange gedaurt, bis ich geschnallt habe, was jetzt angemessen ist und was nicht, was ich mir erlauben kann und bei wem, aber jetzt kann ich es gut. In meinem Beruf bin ich trotz winzige Bemühungen sonst sehr gut, verstehe nicht warum sich die Kollegen so viele Mühe machen, bei mir klappt alles fast automatisch. Ich warte aber auch oft, bis sich die Dinge von alleine erledigen.

Alles, was du schreibst, klingt wie aus einem ADHS-Lehrbuch, das mit dem ewigen Zweifeln, dem Ganz-oder-garnicht, der Small-Talk-Aversion…

Es könnte sich aber (mindestens) genauso im Hochbegabten-Lehrbuch finden, gerade die Smalltalk-Aversion und der Perfektionismus. Ich hoffe, das ist als mögliche Erklärung auch mal auf den Tisch gekommen.

Dass Dir vieles leichter fällt als Deinen Kollegen, passt m.E. zum Beispiel eher in die Schublade Hochbegabung. Das ADxS-Klagelied ist (abseits von Hyperfokus) ja eher, sich mehr als andere anstrengen zu müssen für ein ansatzweise gleiches Ergebnis.

Und dass Du Deinem Umfeld nicht sagst, wie hoch der Vollidiotenanteil ist, spricht ja in gewisser Weise auch für vorhandene Impulskontrolle.

Wie @Addy_Haller schon geschrieben hat: Den Impuls, Dinge umzusetzen, mag man bei beiden Besonderheiten haben. Aber bei ADxS fehlt es - früher oder später - eben an den Exekutivkompetenzen.

Andrea Brackmann hat in ihrem neuesten Buch gerade wieder darauf hingewiesen, dass bei HB viele ADxS-Diagnosen falsch sind, weil die Symptome vielfach ähnlich sind.

Ich will mich gar nicht in Ferndiagnosen üben oder Expertendiagnosen anzweifeln. Und natürlich kann auch beides vorliegen (im Sinne von „Läuse und Flöhe“). Aber manchmal wird die andere - vielleicht ja sogar alleinige und passendere - Erklärung eben gar nicht mehr in Betracht gezogen. Die Gefahr, dass bei einer zuerst erfolgten ADxS-Diagnose die Hochbegabung übersehen wird, scheint mir dabei größer als bei der anderen Reihenfolge.

Ich finde es jedenfalls immer schwierig, wenn das Fehlen von Symptomen schlicht mit Überkompensation erklärt wird. Wer keine Probleme hat, Ordnung zu halten oder pünktlich zu sein, überkompensiert nur etc. Manchmal erinnert mich das in zarten Ansätzen an @toastbrots Erleben von „Sie wehren sich gegen die Diagnose. Das ist ein Zeichen, dass sie stimmt.“

Wenn man sich dauerhaft nicht in etwas wiederfindet, sollte man m.E. vorsorglich nochmal weitersuchen; so schön es auch wäre, anzukommen.


Danke für dein Feedback,
Hochbegabung denke ich nicht, da laut IQ Test ich zu den Vollidioten gehöre.
Du kannst mir glauben, dass bis vor ein paar Jahren, wußte jeder was ich von ihm halte. Hat mir nicht viele Freundschaften gebracht. Viele konnten damit absolut nicht klar kommen, andere haben das Gespräch gesucht. Ich habe gemerkt, dass mir dies enorm schadet, daher reisse ich mich jetzt meistens zusammen.
Bei jeder Tätigkeit brauche ich tatsächlich mehr zeit als andere um die Sachen zu verstehen. So bals ich die Zusammenhänge und Abläufe ein Mal verstanden habe, dann bin ich meistens sehr gut darin. Was mir auch hilft ist, dass ich sehr scharfe Wahrnehmung und Menschenkenntnis habe. Ich sehe/höre/rieche Sachen viel intensiver als mein Umfeld, Änderungen erkenne ich auch sofort.
Ich hasse diese Eigenschaft von mir, Leute sofort abzustempeln und mich für was besseres zu halten. Ich will es nicht und ich arbeite daran. Bin auch ein Mensch der Widersprüche, d.h. empfinde ein sehr großes Selbsthass, andererseits bin ich sehr selbstbewußt. Wie das geht weiß ich selbst nicht.

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Als Link-PS zum Beitrag davor: <LINK_TEXT text=„Hochbegabung: Verborgene Talente maskieren sich als Stress & Angst … gst-panik/“>Hochbegabung: Verborgene Talente maskieren sich als Stress & Angst</LINK_TEXT>

Du kommst in Deinen bisherigen Beiträgen übrigens nicht sehr vollidiotisch rüber… :wink: Wie auch immer: Schön, Dich hier zu lesen.

Und wie findet man heraus, ob man ADHS oder Hochbegabung hat oder beides?

Danke für den Link,
habe den Text überflogen. Tatsächlich bis auf zwei Punkte passt alles zu mir, allerdings würden auch viele der Punkte z.B. bei Asperger Autisten auch sehr gur passen, aber auch bei ADHSlern.
Ich glaube, dass es unmöglich ist bestimmte Merkmale nur einer Krankheit zuzuordnen.