Verschlimmerte Symptome während ADHS Diagnostik

Hallo liebe ADXS-Community,

Zunächst einmal möchte ich einen großen Dank aussprechen, dass es einen Ort wie diesen hier gibt. Sowohl die Website selbst als auch dieses Forum hier haben mir bereits sehr geholfen und das Gefühl gegeben nicht allein zu sein :heart:

Nun zu meinem Anliegen: Ich befinde mich seit Anfang letzter Woche in der Diagnostik bei einem Arzt und Psychotherapeuten, der ADHS aus eigener Erfahrung kennt. Ich hatte bisher zwei Sitzungen, die Gesprächsform abliefen und mich ordentlich geschlaucht haben, weil ich schon einige schwierige Situationen v.a. Auch aus der Kindheit und Jugend thematisieren musste. Dabei habe ich wohl auch ordentlich gezappelt :see_no_evil:

Nach der zweiten Sitzung sagte mir der Therapeut, dass ich wohl den richtigen Verdacht hatte, dass es ADHS sein könnte und dass er in seinem Kopf die Diagnose schon gesichert habe. Aber wegen eventueller Komorbiditäten bedarf es noch weiterer Sitzungen.

Nun habe ich die nächste Sitzung erst in 2 Wochen und ich bemerke wie sehr mich die Einheiten selbst als auch die teilweise bestätigte Diagnose aufgewühlt haben. Ich bin seitdem noch chaotischer, vergesslicher und überforderter und meine Gedanken hören gar nicht mehr auf zu kreisen. Vor allem denke ich die ganze Zeit: ja, und jetzt???

Mir ist schon klar, dass sich das „und jetzt?“ vermutlich in den nächsten Sitzungen ergeben wird. Aber mich würde interessieren, ob ihr ähnliche Gefühle hattet und ob sich bei euch während der Diagnose auch Symptome verschlimmert haben?

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Hallo @Dachshund

Das du deine Symptome mehr fühlst kann daran liegen das du dich nicht mehr maskierst so wie du es wahrscheinlich vorher getan hast. Außerdem bist du nun bestimmt fokussierter auf die Symptome.
Ich finde das jetzt nicht so ungewöhnlich.

Meine Diagnose kam eher zufällig. Ich bin eigentlich wegen Depressionen in die Institutsambulanz gegangen. Da hab ich dann die Diagnose ADHS-I und eine ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung und Depressionen bescheinigt bekommen.

Schon schräg.

Ich denke du solltest das alles erstmal auf dich zukommen lassen. Solltest du Medikamente bekommen dauert die eindosierung auch etwas.

Halt durch! Es wird ein längerer Weg der sich aber auszahlen wird!

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Ich habe im Kopf Monologisiert, was ich alles erzählen und Fragen will, das hat mich, gefühlt, fast verrückt gemacht und um den schlaf gebracht. Meine Therapeutin hatte mir dann den Tipp gegeben, alles aufzuschreiben um einfach die Gedanken los zu werden. Das waren jeden Tag 1 -2 Seiten, irgendwann bin ich sogar dazu übergegangen und habe nur noch Stichworte aufgeschrieben, für ein und die selben Gedankengänge, weil es soviel war.
Falls dies dein Problem sein sollte, ich kann es nur empfehlen. Sofort alles aufschreiben in ein Heft und in den Schrank verbannen und das solange bis Stück für Stück ein wenig Ordnung im Kopf herrscht.
Menschen wie wir haben soviel Gedanken, die manchmal einfach nur uns selbst schaden, am handeln hindern und uns am voran kommen hindern.

Raus mit dem Mist… mir hat es geholfen.

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Hallo @Dachshund

Ich bin seit kurzem dabei, bei mir ADHS wahrzunehmen und habe mich 4 Tage nach der Erkenntnis hier im Forum angemeldet - artig die App dafür geladen und 1x gespendet. Was ich hier gelesen habe, war für mich wie ein klar geschliffener Spiegel. Ebenso die erneute Lektüre meiner Schulzeugnisse. Ich bin zusätzlich mit ASS diagnostiziert. Ist nicht schön. Habe aber in 11 Tagen einen Termin beim Psychiater, der sich damit auskennt und mir Fragebögen gibt und daran die Diagnose erstellen kann. Er tut es nicht, wenn die Anzeichen unklar sind, dann schickt er mich weiter in eine Ambulanz.

Sei so, wie du bist mit eben all deinen Ecken und Kanten. Ich finde, ein mehreckiges, geometrisches Gebilde sieht interessanter aus als eine Kugel. Rund kann jeder :point_up: und schreibe dir auf, was dich bewegt - wie vom @schlingelprinz angeraten wurde.

Ich bin auch im Prozess und mache mir Notizen über mein Verhalten. Hier das aktuelle Beispiel, aufgeschrieben habe ich es gestern. Ich wünsche dir alles Gute und halte uns mal auf dem Laufenden!

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Hast du schön gesagt. :slight_smile:

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Ein Beitrag wurde in ein neues Thema verschoben: "Stress und subdepressive Zustände: Verstärkte Ausprägung individueller Symptome

Vielen Dank für eure Antworten! :heart:

Hier ein Update: Ich dufte netterweise gestern Abend noch mal zu meinem Therapeuten und er hat mir probeweise Medikinet für 3 Tage mitgegeben. 10mg und 20mg.

Ich sollte heute morgen nach dem Frühstück 10mg nehmen und noch mal 10mg nach dem Mittagessen. Wenn die Wirkung nicht ausreicht soll ich morgen 20 und 20 nehmen. Morgen Abend habe ich dann noch mal einen Termin bei ihm um zu berichten, wie es war.

Ich habe mir den ganzen Abend Sorgen gemacht, dass mich das Medikinet möglicherweise aufputscht und ich am Ende doch gar kein ADHS.

Long story short: 40 Minuten nach der Einnahme dachte ich plötzlich „Warum ist es so still in meinem Kopf?. Ein bisschen so als würde man auf einer Party Ohrenstöpfel reintun. Habe dann gemerkt, dass ich insgesamt ruhiger war. Die Wirkung ist nur leicht, aber trotzdem spürbar. Auf die Konzentration hat es bisher keine Auswirkungen aber ich denke ich werde morgen mal ausprobieren, wie mit 20mg ist. Nebenwirkungen habe ich bisher keine. Mein Hals ish etwas trocken aber bei mir auch eine Erkältung im Anflug, daher kann ich nicht genau sagen, ob das von dem Medikament kommt.

Hallo Dachshund,

herzlich willkommen auch von mir! Liest sich gut an was du schreibst! :adxs_wub:

Hallo Dachshund,

wie ist es Dir inzwischen ergangen? An welchem Punkt bist du inzwischen?

Ich habe Dir einmal meinen eigenen Beitrag verlinkt, da er sich grob ums gleiche Thema dreht:

https://adhs-forum.adxs.org/t/regression-nach-einer-diagnose/19803?u=gartenfee

Vielleicht können wir der Sache ja gemeinsam auf die Spur kommen!

Liebe Grüße,
Gartenfee

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Hallo @Gartenfee

Danke für deine Nachfrage. Mir geht es mittlerweile recht gut. Ich habe meine Diagnose erhalten (wenn auch nicht von dem Arzt bei dem ich ursprünglich war - lange Geschichte), habe eine Therapie begonnen und bin in den letzten Zügen meiner Einstellung auf Elvanse.

Die Diagnostik war sehr aufwühlend für mich und genauso wie du, habe ich am Ende auf nicht Erleichterung oder Genugtuung verspürt. Das hat sich dann eher schleichend im Laufe der letzten Monate eingestellt.

Im Rückblick hatte ich glaube ich so eine Art Hyperfokus auf meine eigenen Symptome - zusätzlich zu dem Hyperfokus den ich sowieso auf das Thema ADHS hatte :sweat_smile: und auch immer noch habe :see_no_evil:

Das Gedankenrasen ist nach der Diagnose drastisch zurückgegangen bzw hat sich wieder aufs normale ADHS Maß zurückgebildet :rofl: Elvanse hat dann geholfen meinen Kopf zu ein bisschen ruhiger zu kriegen so dass ich nicht mehr von meinen eigenen Gedanken überfordert bin. Insgesamt bin ich sehr zufrieden, wie das Medikament wirkt auch wenn es natürlich nicht alle Probleme los. Aber meinem konstant hohem Stresslevel hat es sehr gut getan :blush:

Ich habe allerdings das Gefühl, dass meine ADHS Symptome nach wie vor ausgeprägter sind als vor der Diagnose.
Ich führe das jetzt auch darauf zurück, dass man einfach weniger maskiert. Ich war mir ehrlich gesagt vorher gar nicht im Klaren WIE SEHR ich maskiert habe. Meine Therapeutin meinte letztens zu mir, dass mein ADHS ja wirklich stark ausgeprägt ist (ich so: ups! Ich dachte das wäre nur leicht) und dass ich ständig so angespannt bin, dass sie sogar den Druck um Raum spüren kann.

Das Wissen um die Diagnose und auch die Therapie helfen mir zudem dabei ein bisschen netter zu mir zu sein, einfach mal was wegzulachen statt mich für Kleinigkeiten fertig zu machen. Und ich versuche mich jetzt auch mehr so anzunehmen wie ich bin und nicht wie meine sein zu müssen. Ist zwar noch ein langer Weg, aber es geht aufwärts :blush:

Ich hoffe, am Ende wirst du für dich eben ebenso guten Weg finden. Es dauert halt leider bis sich alles anfängt so halbwegs zu fügen :woman_shrugging:t2: